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Ausgabe:

1928 Nr. 2

Spalte:

35-37

Autor/Hrsg.:

Braun, Joseph

Titel/Untertitel:

Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung 1928

Rezensent:

Koch, Hugo

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Theologische Literaturzeitung 1928 Nr. 2.

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sich A. Merk über den neuentdeckten Kommentar Eph-
raems zur Apostelgeschichte aus. Dieser Kommentar
gehört, wie der zum Diatessaron und der zu den Paulus-
briefen zu den nur armenisch erhaltenen Werken des
svrischen Kirchenvaters und ist 1921 durch P. Akinian
herausgegeben worden, nachdem man ihn kurz zuvor
unter Führung von F. C. Conybeare in einer ziemlich
schlecht erhaltenen Handschrift der Wiener Mechitha-
ristenbibliothek entdeckt hatte. Die Lücken konnten aus
zwei weiteren Codices der gleichen Bibliothek wenigstens
teilweise ergänzt werden, und noch etwas weiter
halfen die Scholien, die unter dem Namen Ephraems in
einer ebenfalls armenisch erhaltenen, schon lange gedruckten
und auch schon von manchen neuzeitlichen
Forschern ausgebeuteten, Katene gehen. Die nach S.
42, 1 von Lake in Aussicht gestellte Übersetzung der
Arbeit Ephraems ist nunmehr erschienen als Schluß von
Part I Vol. 3 von F. J. F. Jackson and K. Lake, The
Beginnings of Christianitv 1926.

Merk handelt von Entdeckung und Ausgabe des
Kommentars, dann über seine Sprache, die von Ephraem
befolgten Grundsätze der Auslegung, weiter von dem
Bibeltext, der ihm vorgelegen hat, und endlich über die
dem Kommentar voraufgeschickte Einleitung und das
eigentümliche Inhaltsverzeichnis, die er beide ins Deutsche
überträgt.

Der Kommentar zeigt ganz die Art, die wir aus der
Auslegung der paulinischen Briefe kennen. Er ist sehr
kurz gehalten und behandelt ziemlich willkürlich einzelne
Gegenstände und Fragen, an denen Ephraem gerade
Anteil nimmt. Der sachliche Ertrag ist unerheblich
genug. Neuigkeiten wie die üleichsetzung des Lukas
mit Lucius von Cyrene AG 13, 1 oder die Datierung der
Abfassung des vierten Evangeliums vor der des Epheser-
briefs haben nichts Überzeugendes. Merk stellt mit
Recht fest, „daß es Ephraem nicht immer gegeben ist, die
richtige Verbindung der geschichtlichen Tatsachen zu
erfassen" (S. 57). Lehrreicher ist der Kommentar für
das Studium der Textgeschichte. Er bestätigt erneut den
Zusammenhang zwischen dem syrischen und dem westlichen
Text, ohne freilich zur Lösung des Rätsels etwas
beizutragen.

Güttingen. VC. Baue r.

Braun, Joseph, S. J.; Der christliche Altar in seiner geschichtlichen
Entwicklung. 2 Bde. München: Alte Meister
Guenther Koch & Co. 1924. (XXIII, 756 u. XVI, 704 S. m. 130
Textabb. in Strichätzung, 708 Abb. in Autotypien auf 371 num.
Tat. [darunter 43 Doppeltaf. [ u. 6 Tat. im Text.)

Rm. 145—; Lwd. 175—.

Wäre ich gefragt worden, ob ich die Besprechung
dieser beiden Bände übernehmen wolle, so hätte ich sie
als nicht zuständig abgelehnt. Da sie mir aber, und zwar
erst vor Kurzem, einfach zugingen, nahm ich dem
Herausgeber dieser Zeitung den schweren Pack ab und
versuche nun das Werk anzuzeigen, nicht als „Rezensent
", sondern als einfacher Berichterstatter und Bewunderer
der darin geleisteten Riesenarbeit und der
prachtvollen Ausstattung. Gegenstand des Werkes ist,
wie der Verf. selber im Vorwort ausspricht, „nicht nur der
christliche Altar als solcher, nach allen bei ihm in Betracht
kommenden Beziehungen, das altare fixum wie
das altare portatile, sondern auch die zum Altar gehörende
Ausstattung". Und „Ziel des Werkes ist nicht
eine bloße Zusammenstellung von Materialien, sondern
eine Geschichte der Entwicklung des Altares unter umfassendster
Ausnützung aller noch vorhandenen Quellen
dieser Geschichte, also sowohl der schriftlichen, wie
z. B. der Bestimmungen der kirchlichen Gesetzgebung,
der liturgischen Bücher, der Schriften der Kirchenväter
und Kirchenhistoriker, der Erörterungen der Liturgiker
und Kanonisten, der Angaben der Biographen und Chronisten
, der Notizen der Inventare und ähnlicher [Schriftstücke
, Verzeichnisse?], als auch der monumentalen,
der Altarinschriften, der bildlichen Wiedergaben des Al-

} tares auf Malereien und Skulpturen sowie namentlich des
I reichen Bestandes an Altären und Altarausrüstungsstücken
aus der Vergangenheit". Bis zum 14. Jahrhundert
hat der Verf. hierin möglichste Vollständigkeit
angestrebt. Vom ausgehenden Mittelalter an aber mußte
j er wegen der Überfülle des Erhaltenen notwendiger-
! weise eine Auswahl treffen und die für die Entwicklung
j wichtigen und bezeichnenden Erscheinungen- heraus-
j heben. Das war namentlich bei den mittelalterlichen Re-
! tabelbauten und vollends bei dem „Wald von Retabeln"
aus nachmittelalterlicher Zeit, zumal unter der Herrschaft
des Barocks (II. Bd.) notwendig. Natürlich wur-
j den außer den Quellen auch die Bearbeitungen der Ge-
I schichte des Altars seit dem Ende des 16. Jahrhunderts
I herangezogen, ihre Angaben an den Quellen nachgeprüft
und, wo es nötig war, berichtigt. Daß der Verf.
auf Studienreisen durch ganz Europa den Stoff gesammelt
und sich so eine lebendige Anschauung vom
Entwicklungsgang des Altares in den verschiedenen
Ländern verschafft hat, würde man aus dem Werke und
seinen Abbildungen erkennen, auch wenn er es nicht
ausdrücklich bemerkte. Diese Abbildungen — über 800
an Zahl — bestehen zum größten Teil aus bisher un-
j veröffentlichten, vom Verf. selbst aufgenommenen, im übrigen
aber aus weniger leicht zugänglichen Denkmälern,
| und stellen geradezu eine Geschichte des Altares im
1 Bilde dar. Für die Geschichte der Altarausstellung (im
j IL Bd.) werden namentlich aus Spanien bisher noch
! nicht gehobene Schätze vorgelegt. Bei den schriftlichen
Quellen sind stets die Fundorte nach den neuesten Aus-
] gaben angeführt.

Nach dieser Methode und unter diesen Gesichtspunkten
behandelt der I. Band die Namen des Altares,
den Unterschied von altare fixum und a. portatile in
Gegenwart und Geschichte; das Material des a. fixum,
S die Form des Altars (Tisch-, Kasten-, Block-, Sarkophagaltar
), die mensa, die dekorative Ausstattung des stipes,
Zahl, Ort, Art der Aufstellung, Richtung der Altäre;
das a. portatile, sein Material, seine Gestalt und Größe,
sowie seine Weihekreuzehen, seine Arten, seine Ausstattung
, seine Beschaffenheit in den östlichen Riten;
! hierauf das Altargrab in Gegenwart und Vergangenheit,
j seine Arten, seinen Verschluß, seinen Inhalt, seine Gestaltung
im Osten, seinen Ursprung; endlich die Altarweihe
in Gegenwart und Vergangenheit und die Symbolik
des Altars.

Der II. Band stellt die Ausstattung des christlichen
j Altares dar: die Altarbekleidung (Namen, Alter, Ver-
i wendung im Mittelalter und später, Bekleidungen aus
Zeug, aus Metall, Vorsatztafeln aus Holz, Ikonographie
der Altarbekleidung); die Altarvelen (Alter und Dauer
ihrer Verwendung, Beschaffenheit und Befestigung,
Fastenvelen, Altarvelen in den östlichen Riten, Charakter
und Zweck der Velen); Leuchterbank und Altar-
| stufen; Altarciborium und Altarbaldachin; die Retabeln
(und ihre Ikonographie); Reliquienaltar und Sakraments-
j ahar (Aufbewahrung des Aller heiligsten); die Altarschranken
.

Wie schon diese gedrängte Inhaltsangabe erkennen
j läßt, ist in den beiden Bänden ein Riesenstoff bewältigt
— neben den Inhaltsverzeichnissen erleichtern guteSach-
und Standortregister seine Erfassung — und man kann
den Herrn Verf. zur Vollendung des" Werkes nur bestens
beglückwünschen. Daß er auch kritisch zu Werke gegangen
ist, zeigen beispielsweise seine Ausführungen I,
S. 574 ff. über die Unzulänglichkeit der aus vorkaro-
lingischer Zeit für die Aufbewahrung des Sakraments
auf dem Altare vorgebrachten Stellen, oder seine Dar-
| Regung I, S. 51 ff., daß die Arkosolgräber nicht dazu
bestimmt waren, als Altar zu dienen. Ursprünglich wollte
der Verf. auch das für den Gottesdienst erforderliche
Altargerät (Altarlinnen, Gefäße, Kreuz, Leuchter u. a.)
in das Werk einbeziehen, sah sich aber bei dem Urnfang,
! den es unter seiner Hand annahm, genötigt, es für einen
I besonderen Band auszuscheiden, um so dann womöglich