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Ausgabe: | 1926 Nr. 15 |
Spalte: | 401 |
Autor/Hrsg.: | Zwingliana. Mitteilungen zur Geschichte Zwinglis und der Reformation. 1925, Nr. 2. (Bd. IV |
Titel/Untertitel: | Nr. 10.) 1926 |
Rezensent: | Bossert, Gustav |
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Theologische Literaturzeitung 1926 Nr. 15.
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Zwingliana. Mittellungen z. Gesch. Zwinglis u. d.
Reformation. 1925 Nr. 2. Zürich: Berichthaus. Fr. 1.50.
Die Schaff hauser Ehegerichtsordnung von 1529,
welche Jakob Wipf mitteilt, zeigt, wie schnell die
bischöfliche Jurisdiktion von der Obrigkeit ersetzt wurde
und wie streng diese vorging. Die fünf Mitglieder des
Ehegerichts waren dem kleinen Rat entnommen, ein
Laie war Obmann, ein Pfarrer Mitglied. Seit 1561
wurde die Ordnung alljährlich von der Kanzel verlesen.
Das älteste Protokoll geht von 1530—37. Hurerei bei
Weltlichen und Geistlichen wird scharf bekämpft, Ehebruch
mit Bann, Ausschluß vom Abendmahl, Amt und
Pfründe, mit Haft und Geldbuße bestraft. — O. Erhard
veröffentlicht Zwinglis Brief an den Rat von
Kempten vom 6. März 1530, in dem sich Zwingli über
die Verdächtigung des Kemptener Predigers Joh. Seger,
als habe er in Marburg nachgegeben, beschwert. Es
galt Kempten für seine Sache zu gewinnen. So zeigt der
Brief die Auswirkung des Marburger Gesprächs im
Süden. — Die Buchdruckerarbeit Froschauers in der
Fastenzeit 1522 galt, wie G. Kuhn nachweist, der
Fertigstellung der von Leo Jud übersetzten Paraphrasen
des Erasmus zu den Paulinen für die Frankfurter Messe.
Die Arbeit drängte, das Fasten wurde unterlassen; damit
war der Anlaß zum Fastenstreit gegeben. — Zu Zwinglis
französischen Bündnisplänen äußert sich W. Köhler.
Scharfsinnig weist er nach, daß die Epistola Huldrici I
Zwingli de foedere Gallico (bei Schuler-Schulthess 8,
416 ff.) nicht schon Anfang 1530 ausgearbeitet ist, wie
Max Lenz in „Zwingli und Landgraf Philipp" (Zeitschrift
für Kirchengeschichte Bd. 3, 1879) annimmt,
sondern erst im Juni 1531 übergeben wurde, während
am 22. Febr. 1530 Zwingli dem französischen Gesandten
nur einen schnell verfaßten, jetzt verlorenen Entwurf
überreichen ließ. Der Plan war auch gegen die fünf
katholischen Orte gerichtet, sehr zum Verdruß der auf
ein Schiedsgericht bedachten Züricher, deren Zaudern
Zwinglis Absichten ebenso vereitelte wie die Zurückhaltung
der Franzosen. — H. E. spricht sich aus
über den glücklichen Fund Schottenlohers in der Münchener
' Bibliothek, wonach Zwinglis letztes Geisteserzeugnis
sich ausweist als ein Gedicht zur Verherrlichung
der von Zwingli erreichten Vereinigung zwischen
Zürich, Straßburg, Hessen, Konstanz und Bern; es sollte
in Froschauers Wandkalender von 1532 erscheinen.
Fünf Tage vor seinem Tode brachte Zwingli dieses Gedicht
selbst noch in die Druckerei seines Freundes. Der
Kalender wurde vernichtet. — Friedrich Hegi veröffentlicht
ein Bildnis des Bischofs Hugo von Konstanz
aus einer in Donaueschingen befindlichen Predella und
bespricht die bis jetzt bekannten Porträte dieses Kunstfreunds
.
Horb. G. Bosse rt.
Jahrbuch für Brandenburgische Kirchengeschichte. Hrsg. im
Auftr. d. Vereins f. Brandenburg. Kirchengesch, von Walter
Wendland. 20. Jahrg. Berlin: M. Warneck 1925. (190 S.)
gr. 8«.
Auch dieser Jahrgang zeichnet sich durch Mannigfaltigkeit und
Bedeutsamkeit der Beiträge aus. Wilh. Schuh ring veröffentlicht
aus den Akten der Berliner Propstei das lange vermißte Antwortschreiben
des Kurfürsten Joachim II., Frankfurt a. M. 8. März 1539,
auf die Bitte des Rats von Berlin und Cölln vom 15. Febr. um Freigabe
des Abendmahls unter beiderlei Gestalt auf Ostern. Viktor
Herold bringt den 1. Teil einer umfänglichen Arbeit: „Zur ersten
lutherischen Kirchenvisitation in der Mark Brandenburg 1540—45",
enthaltend die Voraussetzungen und Ergebnisse der Visitation. Th.
Wo t senke ediert 14 Briefe des Feldpropstes Lampert Gedicke aus
den Jahren 1724—1730 an den Gothaer Kirchenrat Ernst Salomo
Cyprian, neben dem Dresdener Löscher den Führer der lutherischen
Orthodoxie, Zeugnisse für den furchtsamen Widerstand der Lutherischen
gegen die Unionsbestrebungen des Königs, mit interessanten
Urteilen auch über Francke und Spener. Curt Horn bietet den
2. Teil seiner Abhandlung über die patriotische Predigt zur Zeit
Friedrichs des Großen, den schlesischen und ostpreußischen Prediger-
kreis umfassend. A. Parisius teilt den ausführlichen Bericht des
Oranienburger lutherischen Ortsgeistlichen über die letzten Stunden
des Prinzen August Wilhelm von Preußen, des nächstältesten Bruders
Friedrich des Großen (12. Juni 1758) mit, wonach der Prinz reumütig
und gläubig und nachdem er seinen Feinden vergeben verschieden ist.
Endlich schildert Eberhard Teufel nach Akten des Herrnhuter
Archivs die Beziehungen zwischen Herrnhut und Sorau in der Niederlausitz
1727—1745; das kirchenfeindliche Auftreten des im August
1727 von Zinzendorf entsandten Christian David hat die Verstimmung
der Sorauer Pietisten gegen Herrnhut verschärft.
Zwickau i. S. O. Clemen.
Kobe, Pfr. F.: Die Reformation in der Grafschaft Wertheim.
Zum 400jähr. Bestehen d. evang. Kirche daselbst, 1524—1924.
Wertheim a. M.: E. Buchheim Nachf. in Komm. 1924. (X, 68 S.
m. Abb., 3 Taf.) gr. 8°. Rm. 1.50.
Die schon in annähernd 2000 Stück abgesetzte
Geschichte der Reformation in der Grafschaft Wertheim
ist flott und volkstümlich geschrieben. Auf Grund der
Literatur und handschriftlicher Aufzeichnungen von H.
Rud. Kobe erzählt er von dem Grafen Georg und seinen
Helfern Jakob Strauß und Franz Kolb, vom Bauernkrieg
und von Eberlin von Günzburg; der Ausgang des Wertheimer
Grafengeschlechts und der Übergang Wertheims
an das Haus Löwenstein gab der von Würzburg betriebenen
Gegenreformation Gelegenheit zu scharfen Ein.
griffen und führte zu schweren Kämpfen um die Existenz
der evangelischen Kirche bis 1648 bezw. 1674.
Beigefügt ist der Wertheimer Ratschlag vom Jahr 1524,
das erste evangelische Bekenntnis der Stadt Wertheim,
verfaßt von Franz Kolb. Es wäre erwünscht gewesen,
wenn nicht bloß die Herrschaft und die Stadt, sondern
auch die Dörfer etwas mehr berücksichtigt und wenigstens
ihre ersten evangelischen Pfarrer mit Namen und
Heimat genannt worden wären. Auch die Geschichte
der Klöster hätte ausführlicher sein dürfen, ohne daß die
Volkstümlichkeit gelitten hätte.
Horb. Q. Bossert.
Johannes vom Kreuz. Des Heiligen Johannes vom Kreuz sämtl.
Werke in 5 Bdn. Neue deutsche Ausg. v. P. Aloysius ab
Immac Gonceptione u. P. Ambrosius A. S. Theresia. Bd. 2 u. 3.
München: Theatincr Verl. 1924. (XVI, 186 u. IV, 141 S.) 8°.
2: Rm. 4.50; 3: Rm. 4.30.
Es war an der Zeit und ist erfreulich, daß die Werke des
Joh. vom Kreuz aufs Neue in deutscher Übersetzung erscheinen und
so einem weiteren Kreis von Interessenten in einem Augenblick zugänglich
werden, in dem man die Bedeutung der viel zu sehr vernachlässigten
, strengen und herben spanischen Mystik schärfer sieht
Und sich hoffentlich auch von deutscher Seite aus ihr ernsthafter
als bisher zuwenden wird. Soviel ich urteilen kann, sind die bisher
vorliegenden Bändelten , die übrigens auch geschmackvoll gedruckt
und ausgestattet sind, sorgfältig und gut übersetzt. Bedauerlich ist
nur, daß das 1924 erschienene französische Werk von Jean Baruzi,
Jean de la Croix et le probleme de 1'experience mystique nicht mehr
benützt worden ist, weil dort von der „Liebesflamme" wie auch übrigens
vom „geistlichen Gesang", wie mir scheint, bewiesen wird, daß
die zweite Redaktion dieser Werke, die in die spanische kritische Ausgabe
aufgenommen ist, und die auch die vorliegende Übersetzung
hat, eine apokryphe Trivialisierung ist.
Breslau. E. See berg.
Angela von Follgno. — Gesichte und Tröstungen der seligen
Angela von Foligno. Nach ihren eignen Worten aufgezeichnet von
Bruder Arnaldus, O. F. M. Aus d. Latein, neu übertr. v. Jan
van den Arend. 1.—4. Tsd. Mainz: Matthias-Grünewald-Verl.;
Auslfg.: H. Rauch, Wiesbaden, 1924. (165 S.) kl. 8°. => Religiöse
Geister, Bd. 15. geb. Rm. 2.40.
In, soviel ich sehe, guter Übersetzung wird uns hier das berühmte
Dokument der Frömmigkeit der Angela von Foligno dargeboten
, das für die Franziskanermystik des 13. Jahrhunderts wie für
die Erscheinung der Mystik überhaupt so wichtig ist. Kurze Anmerkungen
des Übersetzers und ein knappes Nachwort, das die bisherigen
Ausgaben registriert, sind beigegeben.
Breslau. E. Seeberg.
Hoff mann, Prof. D. Georg: Die griechisch-katholische Gemeinde
in Breslau unter Friedrich d. Gr. Breslau: W. G.
Korn 1925. (107 S.) gr. 8°. Rm. 3.50.
Noch während des ersten schlesischen Krieges war
Friedrich IL darauf bedacht, zur Erweiterung der schlesischen
Handelsbeziehungen eine Messe in Breslau ein-