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Ausgabe: | 1924 |
Spalte: | 201-202 |
Autor/Hrsg.: | Hume, Robert Ernst |
Titel/Untertitel: | The Thirteen Principal Upanishads translated from the Sanskrit with an Outline of the Philosophy of the Upanishads and an annotated Bibliography 1924 |
Rezensent: | Glasenapp, Helmuth |
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201
202
University of Pennsylvania. The University Museum. Publications
of tfic Rahylonian Scction. I. Vol. I Nr. 2: Selccted Sumerian and
Babylonian Tcxts by Henry Frederick Lutz, Harrison Research
Fellow in Scmitics. 2. Vol. X Nr. 4: Sumerian Liturgics and Psalms
by Stephen Langdon, Professor of Assyriology at Oxford University
. Philadelphia: Published by the University Museum 1919.
(S. 13-133 u. Taf. XLVIII CXLI und S. 229-351 u. Taf. LXXI
-CV.) 4".
1) Die erste Publikation hat einen bunten Inhalt:
Die ersten 95 Nummern enthalten sumerische und babylonische
Briefe aus der Zeit der 3. Dynastie von Ur bis
zur Kossäerepoche. Dann folgen (bis Nr. 103) sehr
wichtige Überreste eines sumerischen Oesetzbuches, die
inzwischen von Scheil und Ungnad behandelt worden
sind. Den Rest bilden Hymnen, Gebete, Beschwörungen,
medizinische Rezepte und Schultexte aus allen Perioden
der babylonischen Geschichte. Besonders wertvoll ist
eine ziemlich umfangreiche Tafel mit Auszügen aus der
Labartu-Serie, die unsere bisher bekannten Rezensionen
nicht unwesentlich ergänzt. — Die Edition der Texte ist
wohl im allgemeinen zuverlässig, wenn zuweilen auch
ziemlich böse Verlesungen vorkommen (z. B. gerade in
der Labartu-Tafel, die allerdings ziemlich undeutlich geschrieben
zu sein scheint). Die Übersetzung von ausgewählten
Stücken steht aber keineswegs auf der Höhe.
Auf diesem Gebiete wird L. noch mancherlei zulernen
müssen.
2) Der Vielschreiber Langdon hat hier wieder eine
Anzahl sumerischer Liturgien und Gebete ediert und auch
übersetzt. Daß aber trotz dieser Bearbeitung keineswegs
alle vorhandenen Schwierigkeiten beseitigt sind, weiß
jeder, der sich mit der Übersetzung sumerischer Inschriften
hat herumplagen müssen. Was den Inhalt der
Texte anbelangt, so enthalten sie außer Gebeten an bestimmte
Gottheiten auch einige Klagepsalmen über die
Zerstörung verschiedener Städte. Als merkwürdig hebe
ich hervor eine Inschrift aus der Kossäerzeit (Nr. 12),
die nach den spintisierenden Deutungen der babylonischen
Gelehrten allerlei Kultgegenstände mit verschiedenen
Göttern identifiziert; z. B. „die Tamariske ist
Anu; das Palmhcrz ist Tammuz . . .; das Silber ist
Ann; das Gold ist Enmescharra; das Kupfer ist Ea; das
Blei ist Ninmach" usw.
Berlin. Bruno Meißner.
Hume, Robert Em est: The Thirteen Principal Upanishads
translated froin the Sanskrit with an Outline of the Philosophy
of the Upanishads and an annotated Bibliography. London:
Oxford University Press 1921. (XVI, 540 S.) 8°.
Hume bietet eine gut lesbare Übersetzung der
13 ältesten Upanishaden in Vers und Prosa. In der
Einleitung betont er seine Abhängigkeit von Max Müller
und Paul Deussen, und wenn er den Übertragungen
dieser Forscher gegenüber auch das eigne Urteil wahrt,
so ist doch seine Gesamtauffassung namentlich von der
Deussen'schen auf's stärkste bestimmt worden.
Die gegen Deussen's Anschauungen in neuerer Zeit immer stärker
geltend gemachten Bedenken haben fast nirgends Berücksichtigung
gefunden, außer Shankara scheint der Übersetzer keinen anderen indischen
Kommentator zu kennen, die abweichenden Interpretationen
Ramanuja's, Madhva's (der in der Bibliographie mit Mädhava verwechselt
wird) und anderer Exegeten sind nirgends herangezogen
worden. Die Bibliographie weist zahlreiche empfindliche Lücken auf,
»o werden Oeldner's wertvolle Übertragungen im „Reügionsgeschicht-
üchen Lesebuch" (1908) ebenso wenig erwähnt wie die wichtige
Abhandlung von Lüders (Sitz. Ber. Preuß. Akademie 191n) und manches
andere. Im Lichte der neuen, von H. Jacobi in seinem epochemachenden
Werke „Die Entwicklung der Oottesidee bei den Indern" (1923)
dargelegten Anschauungen über die Lehren der Upanishaden — welche
Hume allerdings noch nicht bekannt sein konnten — wird die in der
Einleitung vorgetragene Auffassung heute einer weitgehenden Revision
unterzogen werden müssen.
Gleichwohl behält Hume's Übertragung ihren Wert.
Dank ihrer ansprechenden Form wird sie sich in der
englisch-redenden Welt etwa den Platz erwerben, den
Deussens „Sechzig Upanishads" bei uns auch heute
noch besitzen; sie wird vermöge der Hingabe und Begeisterung
, mit der sie geschrieben ist, den Nichtindo-
logen in den Geist des altindischen Denkens einführen
und den Upanishaden in weiteren Kreisen Freunde gewinnen
.
Berlin. H. v. Glasenapp.
Schmitz, Prof. D. Otto: Der Freiheitsgedanke bei Epiktet
und das Freiheitszeugnis des Paulus. Ein religionsgeschichtlicher
Vergleich. Gütersloh: C. Bertelsmann 1923. (80 S.) 8°. —
Neutest. Forschungen, 1. Reihe, Paulusstudien. 1. Heft.
O. Schmitz eröffnet mit dieser Vorträgen entwachsenen
, durch zahlreiche Anmerkungen bereicherten Abhandlung
über den Freiheitsgedanken bei Epiktet und
das Freiheitszeugnis des Paulus eine neue Reihe von
„Paulusstudien", die selbst wieder Glieder einer größeren
Sammlung „Neutestamentlicher Forschungen" bilden
. Der Sinn dieses Unternehmens ist deutlich der, ein
neues Programm der wissenschaftlichen Arbeit aufzustellen
und durchzuführen, dessen methodische Voraussetzungen
nur gestreift, dessen Gegenwartsbedeutung
wohl angedeutet, dessen Richtung aber erst aus dem
Charakter dieser Untersuchung als des ersten Beitrags
zu seiner Erfüllung kenntlich wird. Sie ist der Versuch,
eine neue Art des religionsgeschichtlichen Vergleiches
auf das Gebiet der lirchristlichen Probleme anzuwenden.
Ihre selbstverständliche Grundlage ist zunächst genaue
Erhebung des geschichtlichen Materiales, nicht nur im
Sinne einer statistischen Aufreihung von Aussagen, sondern
auch in dem Sinne eines Begreifens aus einheitlichem
Gedankenzusammenhange; und das geschieht bei
diesem speziellen Probleme mit jener Sorgfalt und Umsicht
, che aus anderen Arbeiten des Verfassers bekannt
sind. Die Untersuchung geht so vor, daß sie zuerst „die
Eigenart" des Freiheitsgedankens bei Epiktet, danach
seine „Ausprägungen im Verhältnis des Einzelnen zu
sich, zu anderen und zu den Schicksalsmächten" erörtert
(S. 11—30). In der gleichen Weise werden
dann die paulinischen Gedanken dargestellt (S. 31—49).
Auf dem Grunde dieser Schilderungen erhebt sich im
dritten Teile der Versuch, beide „Gebilde" in „morphologischer
Betrachtungsweise" miteinander zu vergleichen
(S. 50—69).
Man kann den thetischen Schilderungen des Verfassers
weithin zustimmen und wird doch der Synthese
des Vergleiches gegenüber Bedenken methodischer und
sachlicher Art nicht unterdrücken können. Der Verfasser
gesteht einmal, daß bei Epiktet wie bei Paulus
die innere Fragestellung grundverschieden sei; und er
zieht dennoch nicht die Folgerung aus dieser richtigen
Beobachtung, dann auf einen nur auf diese speziellen
Begriffe beschränkten Vergleich zu verzichten. Oder soll
etwa das Wörtchen „Freiheit" allein diesen Vergleich
tragen können? Anders wäre es freilich, wenn der Gedanke
der Freiheit bei beiden von der gleichen sachlichen
Ursprünglichkeit wäre. Aher so gewiß Epiktets Philosophie
eine Philosophie der Freiheit ist, so problematisch
ist diese Sachlage bei Paulus. Vielleicht wird der Verfasser
, der in Lutherschen Worten über die Freiheit
eines Christenmenschen unmittelbare und genaue Bestätigung
paulinischer Gedanken findet, das nicht ganz
gelten lassen; aber er kann es nur deshalb, weil der
meines Erachtens grundverschiedene Ansatz in dem paulinischen
und reformatorischen Verständnis der Freiheit
verkannt wird. Was dem einen Herz der Wahrheit des
Evangeliums ist, ist dem andern Gewand, in das er es gelegentlich
auch einmal zu hüllen liebt. Wenn der Verfasser
auf solchen Sachverhalt wenig eingeht, so ist
das zum Teil der „morphologischen Betrachtungsweise"
zuzuschreiben. Denn sie, die nicht unmittelbar aus dem
Gegenstand erwachsen ist, wie doch zu fordern wäre,
sondern auf ihn „angewandt" werden soll, setzt von
vornherein beide „Gebilde" auf das gleiche Niveau und
in den gleichen Rang, den sie doch nicht haben; sie
wird sodann dem Problem der historischen Kontinuität
nicht immer gerecht. Nur bisweilen taucht die Er-