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Ausgabe: | 1922 |
Spalte: | 551 |
Autor/Hrsg.: | Richter, Julius |
Titel/Untertitel: | Jahrbuch der Vereinigten Deutschen Missionskonferenz 1922 1922 |
Rezensent: | Bornemann, Wilhelm |
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Theologifche Literaturzeitung 1922 Nr. 25.
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Eine Überfetzung ferbifcher Heiligenleben, wie fie
ihre Geftalt durch den Ausgleich verfchiedener Überliefe-
rungen im Laufe des 19. Jahrh.s gewonnen, wird hier geboten
. Ihre Einreihung in eine Sammlung von Über-
fetzungen, die u. a. eine folche der Epideixis des Irenaus,
von Tertullian Adv. Praxean, der äthiopischen Discalie
enthält, rechtfertigt fich durch deren Charakter als Denkmäler
, in denen das religiöfe Ideal des ferbifchen Volkes
zur Ausprägung gelangt. Eben hierfür ift bezeichnend
das Vorwiegen von Herrfchern und großen Kirchenmännern
unter diefen ferbifchen Heiligen. Die Verfchmelzung von
Nationalem und Christlichem tritt darin zu Tage. Daher
für das Verftändnis diefer Viten wertvoll, ja unentbehrlich
, der vorausgefchickte Abriß der ferbifchen Gefchichte.
Göttingen. N. Bonwetsch.
Jahrbuch der Vereinigten DeutCchen MifTionskonferenz 1922 herausgegeben
von Julius Richter und Strümpfei. (66 S.) 8°. Gütersloh,
C. Bertelsmann.
Dies reichhaltige Heft enthält dichtgedrängt: i. willkommene Cber-
fichten über Miffionskonferenzen, Miffionsereigniffe und Miffionsliteratur
von 1921 fowie über wichtige Miffionsadreffen 2. einige gefchäftliche Berichte
, und 3. mehrere wertvolle Auffätze, von denen ich den inter-
effanten, aber fragmentarifchen von Julius Richter über ,Theofophie und
Anthropofophie' und den fehr beachtenswerten von Knak-Berlin über
,Eigenart und Kraft der auf dem Boden der deutfchen Reformation er-
wachfenen Miffion' ausdrücklich hervorhebe.
Frankfurt a. M. W. Bornemann.
Verhandlungen der XIV. Kontinentalen MifTionskonferenz. (122 S.)
8°. Bremen, A. Guthe 1921.
Die Kontinentale Miffionskonferenz in Bremen, 1866 begründet
und in der Regel dann alle vier Jahre zufammentretend, hat 1921 zum
erftenmal nach dem Kriege ftattgefunden. Die Zufammenkunft der Vertreter
der evangelifchen Miffionsgefellfchaften Dänemarks, Schwedens,
Norwegens, Finnlands, Hollands, der Schweiz — nicht Frankreichs —
mit den Leitern der meiden deutfchen Gefellfchaften gab Gelegenheit
zu bedeutfamen Verhandlungen, über die in diefer Schrift eingehend
berichtet wird. Die Mitteilungen über die gegenwärtige Lage der evangelifchen
Miffion auf den verfchiedenen Arbeitsfeldern und daheim, die
im Mittelpunkt ltanden, find ein wertvoller Beitrag zur Kirchengefchichte
der Gegenwart. Unter den anderen Vorträgen ift der des Miffions-
direktors J. W. Gunning Oegstgeest über das Thema „Die Stellung der
Miffion zur Regierung" von befonderem Intereffe.
Güttingen. Carl Mirbt.
Theologifche Arbeiten aus dem Rheinifchen Wiffenfchaftlichen Prediger-
Verein. In Gemeinfchaft mit den übrigen Vorftandsmitgliedern
herausgegeben von Prof. D. Simons. Neue Folge. 19. rieft.
(164 S.) 8°. Neuwied a. Rh., I. Meincke 1922.
Dr. E. Barnikol-Bonn fetzt feine Studien zur Gefchichte der
Brüder vom gemeinfamen Leben (ZThK 1917 Erg.-H.; vgl. Theol. Arb.
17. 1917: Luther in Magdeburg und die dortige Brüdcrfchule) fort in
einer Gefchichte des Magdeburger Briiderhaufes auf Grund umfallender
Heranziehung, forgfältiger Nachprüfung und vielfach neuer Deutung des
urkundlichen Materials. Ed. Simons, deffen Tod die rheinifche Kirchen-
gefchichtsfehreibung als einen außerordentlichen Verluft beklagt, gibt
eine Ergänzung feines Marburger Univ.-Programms 1912 (Fafttage i. d.
alten calvinifchen Kirchen): Bittmeffen, Fall- und Bettage am Niederrhein.
Urfprünglich von Fall zu Fall durch die Gemeinden, meift die Synoden
angeordnet, fpäter monatlich bzw. vierteljährlich gehalten, in Notzeiten
vermehrt, werden die (Büß- u.) Bettage unter obrigkeitlichem Einfluß
immer mehr reduziert, im Clevefchen feit 1773, in Jülich, Berg, Köln
feit 1815 auf den bekannten ftaatlichen allgemeinen B.- u. B.-Tag Mittwoch
n. Jubilate, durch die Kurie auch für die Katholiken eingeführt. Wertvolle
Ergänzungen und Berichtigungen zu Lüttgerts Ev. Kirchenrecht
in Rheinland und Weftfalen bietet auf Grund der rhein. Prov.-Synodal-
Protokolle die Darftellung des Kampfes der rheinifchen Synoden um die
Presbyterialvcrfafl'ung 1835—53 von Johs Graeber, der zeigt, wie die
Forderung der Selbftändigkeit (die Prov.-Syuode Inhaberin der Kirchengewalt
) trotz aller ftaatlichen Befchneidung der Rhein. K.-Ordnung niemals
geruht hat. F'ritz Pfähler (Das Gewiffen als religiöfes Phänomen)
befürwortet, kritifch von Schenkel, Biedermann, Otto ausgehend, nicht
das Gefühl, fondern das Gewiffen, das er als Synthefe irrationaler und
rationaler Momente mit leifem Überwiegen der irrationalen bezeichnet,
als die fpezifiifch-religiöfe Funktion zu fetzen. Th. Buugenberg beantwortet
die Frage: Dürfen wir auf ein Leben nach dem Tode hoffen?
vom fittlich voll erfaßten Gedanken der Persönlichkeit und des chrifüichen
Gottes aus.
Aachen. Alfred Zilleffen.
Freiburger Diözelan-Archiv. Zeitfchrift des Kirchengefchicht-
lichen Vereins für Gefchichte, chriftl. Kunft, Altertums-
und Literaturkunde des Erzbistums Freiburg mit
Berückfichtigung der angrenzenden Bistümer. Neue
Folge. 42. Band (der ganzen Reihe 49. Band.).
(192 S.) 8°. Freiburg, Br., Herder & Co. 1921. Gz. 4,5.
Das Necrologium Friburgense 1916—26 bietet außer
etwa den Lebensläufen von Hansjakob und Erzbifchof
Nörber und beim genauen Lelen dem Einblick in das
Schickfal mancher Geiftlichen während des badifchen
Kulturkampfs wenig Intereffe für weitere Kreife. Bezeichnend
ift für den katholifchen Begriff der guten
Werke die Hervorhebung von Schenkungen und Stiftungen
durch den Verfaffer Prof. Mayer in Freiburg.
Dr. Alex. Schnütgen, Bibliothekar an der Staatsbibliothek
in Berlin, zeichnet vornehmlich auf Grund des Mone-
Briefwechfels im Karlsruher Generallandesarchiv den
kirchlich-politifchen Kreis um Franz Jofeph Mone, den
langjährigen Vorfteher jenes Archivs bis 1871. Man lernt
den ganzen literarifchen Verkehr Mones kennen, der in
hervorragender Weife die Intereffen des Katholicismus
in Baden vertritt und gewiffermaßen dem Zentrum dort
vorarbeitet. Sehr zu beachten ift die Beleuchtung der
Verhältniffe der Univerfitäten Marburg und Heidelberg
vom katholifchen Gefichtspunkt aus, befonders der Übergang
der ftiftungsmäßig katholifchen Univerfität Freiburg
in eine allgemeine wiffenfehaftliche Bildungsanftalt, weil
fich der Bedarf an katholifchen Gelehrten mit ent-
fprechender Wiffenfchaftlichkeit gar nicht decken ließ.
Eine für die Kunftgefchichte, aber auch für die
Marienlegende hervorragend wichtige Arbeit bietet der
frühere Schlettftadter Bibliothekar und Archivar Dr. Jofeph
Clauß, derzeit Pfarrkurat in Denzlingen bei Freiburg,
über den Pfaffenweiler Marienteppich auf Schloß Heiligenberg
mit 10 Tafeln und 26 Textabbildungen, wobei das
Urteil über die frühere Behandlung des Gegenftandes
durch Fredegar Mone, der fonft immer Fridegar heißt,
wie in der vorhergehenden Abhandlung über feinen Vater
Fr. Jof. Mone, fehr ungünftig ausfällt. Der Verfaffer gibt
eine fehr eingehende Gefchichte der Legende von Mariä
Himmelfahrt, deren Alter er fehr hoch hinauf rückt, und
ihre weitere Entwicklung bis ins 15. Jahrhundert. Er weift
nach, daß das Kunftwerk im Klofter Gnadental zu Bafel
in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts entftanden
ift und bei der Aufhebung des Klofters 1529 mit der
Äbtiffin und altgläubigen Nonnen nach Marburg kam.
Wie es nach Pfaffenweiler gelangte, ift nicht mehr feft-
zuftellen. Dagegen hat Clauß den Verkauf der Gobelins
an die fürftliche Herrfchaft von Fürftenberg nach Heiligenberg
durch den Pfarrer von Pfaffenweiler aufgeklärt.
Die Erklärungen der Bilder im Einzelnen find anfpreohend.
Mit Recht ftellt Clauß die Arbeit der Gnadentaler
Nonne hoch.
Pf. Heizmann erzählt die Gefchichte der Wallfahrt
zum heiligen Blafius in Kohlenbach nach Einführung der
Reformation in dem markgräflichen Mußbach 1556.
PI. Ginter behandelt die Baugefchichte der Kirche von
Schultern 1722/23 und ijGylyi.
Stuttgart. G. Boffert.
Böckenhoff, Prof. Dr. Karl: Kathoiifche Kirche und
moderner Staat. Neubearb. v. Prof. D.A. M. Koeniger.
(208 S.) gr. 8°. Köln, J. P. Bachem 1920. Gz. 1,5.
Groß, Bifchof Jofef: Grundlätzliches über Staat, Kirche
und Schule. Aus einem Vortrage in der letzten Konferenz
der Bifchöfe. (32 S.) i6°. Warnsdorf i. Böhtm,
Ambrofius Opitz.
Böckenhoff ift 1917 geftorben. Die neue Autlage
mußte einerfeits neuere päpftliche Verordnungen, befonders
den benediktinifchen Codex, andererfeits die durch die
Revolution veränderte Lage berückfichtigen. So hat der
4. Abfchnitt, der die Trennung von Staat und Kirche
behandelt, zu den bisherigen 3 Kapiteln (Wefen und
Folgen der Trennung; die grundfätzliche Ablehnung der
Trennung durch die Kirche; Schwierigkeit der Durchführung
des Trennungsprinzips) ein viertes erhalten: die