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Ausgabe:

1919 Nr. 2

Spalte:

277

Autor/Hrsg.:

Hilling, Nikolaus

Titel/Untertitel:

Die preußischen Gesetze über die Vermögensverwaltung der katholischen Kirche 1919

Rezensent:

Sehling, Emil

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277

Theologifche Literaturzeitung 1919 Nr. 23/24.

278

Hilling, Prof. Dr. Nikolaus: Die grundlegenden Gefatze des
Preußifchen Staatskirchenrechts. (Quellenfammlung f. das
gelt. Kirchenrecht, 12. Heft.) (69 S.) 8°. Bonn, P. Han-
ftein 1917. M. 1 —

--Die Vereinbarungen zwifchen dem Hl. Stuhle und den

Regierungen über die Neueinrichtung der Diözefanverfaffung
im Deutichen Reiche (m. Ausnahme Bayerns). (Daslelbe,
13. Heft.) (104 S.) 8°. Ebd. 1918. M. 1.50

--Die preußifchen Gcfetze über die Vermögensverwaltung

der kathol. Kirche. (Dasfeibe, 14. Heft.) (98 S.) 8".
Ebd. 1918. M. 1.50

Die .Quellenfammlung für das geltende Kirchenrecht1
von HiHinc fchreitet rüftig vorwärts. In Heft 12 finden
wir die Grundlegenden Gefetze des Preußifchen Staatskirchenrechts
, vor allem einen Auszug aus dem Allgemeinen
Preußifchen Landrecht, aus der Preußifchen Ver-
faffuno- und der Ordensgefetzgebung (während die Mai-
cefetzgebung als nicht mehr geltendes Recht fortgelaffen
HL). Die rechtlichen Beftimmungen — es find nicht bloß
,Gefetze' — über die Vermögensverwaltung der katholi-
fchen Kirche in Preußen enthält das Heft 14. Gegliedert
hat der Verf. den Stoff nach den drei Rechtträgern, den
Kirchengemeinden (das ift der umfangreichfte Teil), den
Gefamtverbänden der kathol. Kirchengemeinden und den
Diözefen. Heft 13 bringt die Vereinbarungen zwifchen
Rom und den deutfchen Regierungen über die Neueineinrichtung
der Diözefanverfaffung im Deutfchen Reiche
(mit Ausnahme Bayerns); das find die Zirkumfkriptions-
bullen für Alt-Preußen (De salute animarum) mit dem
Interpretativbreve Quod de Fidelium und der Kabinets-
Ordre über die ftaatliche Sanktion für Hannover; Impensa
Romanorum Pontificum mit der fanktionierenden Kabi-
netsordre; für die Staaten der Oberrheinifchen Kirchenprovinz
Provida sollersque, und Ad Dominici gregis cu-
stodium mit dem Breve ,Re sacra' und der Sanktions-

HiiTch, Maxim.: Konftruktion oder organifatorifche Ethik. Heft 1:

Der Weg zur neuen Gemeinfchaft. Mit e. Anhang: Der Ego-
ordre des Königs von Württemberg. Angefügt ift das ismus als fittl. Grundprinzip. (61 S.) 8°. Leipzig, O. Hill

Anfchauung entfpringenden Pantheismus hat entwickeln
helfen (XXVff). Von befonderem Intereffe find auch die
hiftorifchen Ausführungen über Chriftian Wolfis eindringende
Spinoza-Kritik, über Leffing's Pantheismus
(fehr fein abwägend!) fowie über die Nachwirkungen der
Streitfchriften. Wahrfcheinlich gemacht wird (S. CXIV),
daß Kant fich feinen Begriff vom Spinozismus unter dem
Einfluß Jacobi's gebildet hat. — Es wäre fehr erwünfcht,
daß die Publikation durch eine Sammlung der auf den
Theismus des 19.Jahrhunderts bezüglichen Hauptfchriften
(im Auszug) ergänzt würde.
Göttingen. Titius.

Sulzer, Georg: Religion und Chriltentum. (VII, 214 S.) 8°. Zürich,
Buchhandlg. d. Schweiz. Grütlivereins 19-18. M. 5 —

Diefes Büchlein ift nicht, wie der Titel erwarten läft, eine
Unterfuchung über das Verhältnis von Religion und Chriftentum,
fondern eine durch allgemeine Erwägungen religionswiffenfchaft-
licher und religionsphilol'ophifcher Art unterbaute milde Werbe-
fchrift für eine Reform des Chriftentums ,durch den Okkultismus
oder die Wiflenfchaft vom Überfinnlichen'. Diele Wiflenfchaft,
die uns nach des Verfaffers Urteil ,die Hebere Überzeugung ver-
fchafft, daß der Menfch nach dem Leibestode fortlebt und fich
nach feinem Ziel, der Gotteskindfchaft, weiter entwickelt, eröffnet
uns die Ausficht auf die Wiederherftellung eines lebendigen, die
Lebensführung beherrfchenden und die Religiofität auf eine
höhere Entwicklungsftufe hebenden Glaubens, der mit der Zeit
Gemeingut der chriftlichen Völker werden kann und endfchließlich
in der ganzen chriftlichen und nichtchriftlichen Welt fiegreich
durchringen muß'.

Die vorbereitenden Betrachtungen über das Wefen der Religion
und des Chriftentums, die dem Büchlein den Namen gegeben
haben und einen verhältnismäßig fehr breiten Raum (143 von
214 Seiten) einnehmen, ziehen durch ihre fchlichte Natürlichkeit
an. Dem Forfcher haben fie nichts Neues zu fagen.

Breslau. Heinrich Scholz.

Schreiben des Kardinalftaatsfekretärs Rampolla an die
deutfchen Bifchöfe bzw. Domkapitel betr. die Bifchofs-
wahlen vom 20. Juli 1900. —

Auch diefe drei Bändchen werden ihren Hauptzweck,
der lernbegierigen Jugend als Grundlagen für kirchenrechtliche
Übungen zu dienen, auf das befte erfüllen.
Erlangen. E. Sehling.

Die Hauptlchriften zum Pantheismusflreit zwifchen Jacobi und
Mendelsfohn. Hrsg. u. m. e. hiftorifch-krit. Einleitg.
verfehen v. Heinr. Scholz. (Neudrucke feltener philo-
foph. Werke. Bd. VI.) (CXXVIIII, 364 u. 22 S.) gr. 8°.
Berlin, Reuther & Reichard 1916. M. 17.50

Die hier vorliegende Ausgabe verdient allen Dank;
handelt es fich doch um eine Gruppe von Schriften, die
für den Übergang vom Deismus zum Pantheismus, wie
er in der deutfchen idealiftifchen Philofophie ftattfand,
von großer Bedeutung gewefen find. Es find 1. M. Mendelsfohn
, Morgenftunden (Vorlefung 13—15), 2. Jacobi,
Lehre des Spinoza in Briefen an Mendelsfohn, 3. Mendelsfohn
, An die Freunde Leffings, 4. Jacobi, Wider M.s
Befchuldigungen. Zu gründe gelegt find die Textformen
letzter Hand, alles philofophifch irgendwie in Betracht
kommende aus den früheren Ausgaben ift mit größter
Genauigkeit in den kritifchen Apparat aufgenommen.
Ferner wird eine ausführliche, in die Probleme tief eindringende
Einleitung gegeben. Das ftärkfte Motiv des
Jacobifchen Kritizismus wird gegenüber dem Spinozi-
ftifchen .Rationalismus' in feiner Betonung der Priorität des
Lebens vor dem Denken und im Übergewicht der unmittelbaren
, gefühlsmäßig bedingten An fchauungüber alle Schlüffe
erblickt, ohne daß ihm doch eine präzife Formulierung
gelungen fei (S. XXXII ff.). Mit feiner Kritik.daß der Pantheismus
konfequent im Atheismus endigen müffe, ift Jacobi erft
in der wiffenfehaftlichen Theologie des 19. Jahrhunderts
(wenigftens ihrer Hauptlinie) und im Pofitivismus durchgedrungen
, während er im Goethefchen Zeitalter eben
durch feine Beftreitung einen aus der Tiefe intellektueller

mann 1918. M. 1.80

Ein in der .freigeiftigen Bewegung in Mannheim' gehaltener
Vortrag, als erftes Stück einer Reihe. Der Sinn des Titels tritt
deutlicher hervor in dem Anhang ,der Egoismus als fittliches
Grundprinzip', der in Wahrheit ein früherer Vortrag desfelben
Verfaffers ift. Die Benützung der großen Ethiker im Dienft feines
Grundgedankens gefchieht nach der Regel: ,ich ziehe das was
ich bei Kant (Spinzoa, Schopenhauer) zutreffend halte, heran, übergehe
aber das, was ich für verfehlt erachte, mit Stillfchweigen.'
So werden fie wie auch Simmel, Lipps, E. v. Hartmann, zu Kronzeugen
für Maxim. Hirfch. Egoismus ift das einzig klare Prinzip
in der Ethik, doch würde man beffer ,Ionismus' vom italienifchen
,io' fagen. Der fich verftehende Egoismus führt zu dem Gedanken
der .Gleichberechtigung'. ,Der vernünftige Egoift, diefes merkwürdige
Lebewefen, wendet fich an alle vernünftige Einzelnen
auf der ganzen Erde' (19). — Auch die lernbegierigften Lefer
werden durch die Gleichfetzung von egoiftifch, individualiftifch,
autonom, naturaliftifch an der innneren Berechtigung diefer Ethik
zweifelhaftwerden. Wenn nicht, dann an folgendem Satz:,Die Lehre
von der Unfähigkeit des Verftandes, auf unferen Willen beftimmend
einzuwirken (fog. Determinismus), ift eine Abfurdität, der ich jedes
Gehör verweigere', trotzdem gerade die großen Vertreter der von
mir gelehrten ,naturaliftifchen Ethik zugleich die Haupturheber
der determiniftifchen Tollheit find'. Von der intellektuellen Freiheit
' der armen ,Determiniften' fcheint der Vf. nichts gehört zu
haben. Die Freunde der Verantwortlichkeit aber werden vor
diefem Gegner des Determinismus fich zu fchützen wiffen.
Tübingen. Th. Haering.

Meifter Guntram von Augsburg: Vor den Trümmern. Ein

Buch der Einkehr. (71 S.) kl. 8°. Hamburg, G.Schloeß-
mann 1919. M. 1.60

Ein gutes Büchlein. Es leitet an zur Selbftbefinnun°-,
fucht einen Halt zu geben, der nicht wankt, und Hoffnungen
, die nicht eitel find. Derartige Predigten hat
unfer Volk nötig, in diefem Sinne müßte jetzt von taufend
Kanzeln gefprochen werden. Keiner der allgetnein-reli-
giöfen, nicht fpezififch chriftlichen Gedanken des Autors
kann freilich als neue Offenbarung wirken, aber alles ift
lb anfehaulich, fo überzeugend, fo ernft und gemütswarm
gefagt — nur eins hätte ich noch zu wünfehen, daß die
Schreibweife ganz fchlicht und die letzte Spur nicht
dichterifcher Darftellung, fondern poetifcher Stilifierung