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Ausgabe:

1919 Nr. 2

Spalte:

249

Autor/Hrsg.:

Schott, Georg

Titel/Untertitel:

Einige Ideen zur Charakteristik Luthers, seiner Persönlichkeit und seines Werkes 1919

Rezensent:

Schornbaum, Karl

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249

Theologifche Literaturzeitung 1919 Nr. 21/22.

250

auf altem, Erasmifchem Boden ftehen und von Luther
gar nichts Neues empfangen haben will. Aus dem weiteren
Inhalt der Schrift fei noch der Abendmahlsftreit mit dem
Chorherren Edlibach herausgehoben; in der Beilage ift der
Text einer Klagefchrift anonymer Chorherren mitgeteilt,
die in Kp. 4 eingehende Befprechung fand. Schade, daß
dem eingehenden Literaturverzeichnis nicht ein Regifter
beigegeben ift!

Zürich. Walther Köhler.

Schott, Dr. Georg: Einige Ideen zur Charakteriltik Luthers, feiner
Perfönlichkeit und feines Werkes. (28 S.) kl. 8°. München,
Chr. Kaifer 1918. M. — 85

Worte wie ,wenn wir Luther gerecht beurteilen wollen, tut
uns not, daß wir felbft bis zu einem gewiffen Grad am Genia-
lifchen teilhaben' (S. 3), ,man darf Luther nicht nach feinem Erfolg
, Tondern muß ihn nach feinem Wollen beurteilen' (S. 5),
,Weffen Verftand und Herz nichts anderes denn fpießbürgerliche,
hausbackene Wahrheit aufzunehmen vermag, der wird Luther
nicht erraffen' (S. 11) ,Gott und Sünder: Das find nicht Größen,
die fich ausfchließen, Gott und Sünder gehören zufammen: das
ift die große befreiende Wahrheit, die Urwahrheit des Evangeliums
, die Luther unter dem Schutt der Kirchenlehre wieder
hervorgeholt hat' (S. 27) zeigen, daß es fich hier nicht fo fehr
um neue Erkenntniffe handelt. Aber man folgt dem Verfaffer
gerne, der nicht nur den Reformator richtig zu würdigen weiß,
fondern auch vom Geilte wahrer Religiofität etwas fpüren läßt.
Alfeld. Schornbaum.

Stepp, weil. Pfr. Dek. Kirchenr. Adolf: Die Vereinigung der Reformierten
und Lutheraner in der Pfalz. (Synodalvorträge.) Eine
Feftgabe zur 400jähr. Jubelfeier der Vereinigung, hrsg. v. Pfr.
J.Schacke. (IV,114S.) 8°. Kaiferslautern, J. J. Tafcher 1918.

M. 4.40; Pappbd. M. 5.40
Im Auguft wurden es 100 Jahre, feitdem in Kaiferslautern
die erfte Generalfynode zufammengetreten war, welche dem vielfach
zerklüfteten Proteftantismus in der bayr. Pfalz die Einheit
durch Einführung der Union gebracht hat. Es lag nahe, weitere
Kreife mit der Gefchichte jener Zeit vertraut zu machen. Für
einfache Bedürfniffe mag die vorliegende, eigentlich Diözefan-
vorträge des verftorbenen Kirchenrates Adolf Stepp von Obermorchel
bietende Arbeit genügen; eine pragmatifche Darftellung
bietet fie nicht.

Alfeld. Schornbaum.

Hotzelt, Dr. Wilhelm: Veit II. von Würtzburg, Fürftbifchof
von Bamberg 1561 —1577. (Studien u. Darftellgn. a.
d. Gebiete der Gefell., IX. Bd., 3. u. 4. Heft.) (XI, 238 S.)
8°. Freiburg i. B., Herder 1919. M. 7 —

Die kath. Forfchung ift auch im Kriege nicht ftill-
geftanden; fie hat uns auch in diefer Zeit manch wertvolle
Gabe befchert; dazu gehört die vorliegende tüchtige
Arbeit des Nürnberger Stadtkaplans Dr. Hotzelt. Sie
befchäftigt fich mit einem Gebiet, deffen Erfchließung
erft die mannigfachften Veröffentlichungen der letzten
Zeit, befonders die der Nuntiaturberichte ermöglicht haben,
mit der nach dem Abfchluß des tridentinifchen Konzils
mit aller Macht einfetzenden katholifchen Gegenreformation
. Zu den Gebieten, die über kurz oder lang dem
ev. Glauben zufallen mußten, gehörte auch das Bistum
Bamberg; nicht nur die Würdenträger im Domkapitel,
nicht nur die Hauptftadt felbft, nein auch das flache
Land war weithin dem luth. Glauben geneigt. Wie kam
es, daß es trotzdem dem alten Glauben erhalten blieb?
Das war nicht nur das Verdienft der gegen Ende des
16. Jahrhunderts immer zielbewußter einfetzenden Gegenreformation
, das war fchon angebahnt durch die Wirk-
famkeit des Bifchofs Veit II. von Würtzburg. Wie er felbft
aus einem Kind feiner Zeit fich immer mehr zu einer
kirchl. Haltung durchdrang, fo hat er auch langfam aber
zielbewußt durch Vornahme von Vifitationen und Errichtung
von Schulen die Schritte getan, welche das
Zurückdrängen und Verdrängen des neuen Glaubens ermöglichten
. Trotzdem hat er bei manchem Zeitgenoffen
keinen Dank geerntet; bis in die neuefte Zeit hören wir
von höchft abfprechenden Urteilen. Sie rühren nicht
zum minderten davon her, daß er dem päpftlichen An-
finnen, eine Jefuitenfchule in Bamberg einzurichten, Wider-
fpruch genugfam entgegenfetzte; um das zu erklären,
fchildert uns Hotzelt nicht nur feine Tätigkeit als Bifchof,
fondern auch als weltl. Fürft. War's beim Domkapitel vielleicht
prinzipielle Abneigung, fo bei Veit II. die Rückficht
auf die politifche und wirtfehaftliche Lage feines Landes,
die ihm einen andern Weg geratener erfcheinen ließ.

Der Verfaffer hat nicht nur umfaffende Studien gemacht
, er verfügt neben einer fchönen Darftellungsgabe
auch über ein ficheres Urteil. So manchmal fcheint er
mir allerdings in feinen Schlüffen zu weit gegangen zu
fein. Aus der Tatfache, daß Veit II. einmal vom Domkapitel
beauftragt wurde, zur Schlichtung territorialer
Streitigkeiten mit der Reichsftadt Nürnberg die archiva-
lifchen Unterlagen zu befchaffen, zieht er den Schluß, daß
feine ,Kenntnis der Archivalien des Hochftifts' gefchätzt
war. Ganz abgefehen davon, daß es nicht angeht, auf
eine einzige Tatfache fchon ein folches Urteil zu gründen
, ift doch die andere Bemerkung bezeichnend, daß
wir von feiner Hand nur ein einziges Schriftftück haben.
Auch aus feiner Studienzeit hören wir nichts von gelehrten
Neigungen. Das Suchen der archiv. Belege hatte
wohl der beigegebene Sekretär zu beforgen; Veit II. aber
war nach feiner ganzen Veranlagung der befte Sachverwalter
und Unterhändler. Gerade feine finanzielle Ge-
bahrung läßt auf verwaltungsrechtliche Begabung fchließen.
Hotzelt nimmt mit Recht an, daß fich die kirchl. Tätigkeit
des Bifchofs im Laufe feiner Regierung immer mehr
gefteigert hat; die Urfache davon fieht er in einer immer
ftärker werdenden frommen Gefinnung, verurfacht durch
feine Weihe zum Priefter, befördert durch den Einfluß
frommer Männer, vor allem des Papftes. Diefe Momente
haben gewiß alle ihre Berechtigung; aber hier gilt es gewiß
noch am meiften zu forfchen. Zunächft fetzt allerdings
die Bereitwilligkeit zur Priefterweihe einen Umfchwung
in feiner religiöfen Gefinnung voraus. Andrerfeits aber
will fo manches zu dem Bilde eines .wahren und würdigen
Seelenhirten' nicht ftimmen, fo daß manche Zweifel
auftauchen, ob von einer immer ftärker werdenden frommen
.Gefinnung' geredet werden kann. Nur eines: Noch
in feinem Teftament bekennt er fich ja zu feinen fünf
Kindern. — An den Fähigkeiten Veits II. möchte ich
nicht zweifeln; die Hauptfache war, daß er wußte, welche
Grenze feiner Begabung gefetzt war und worin feine
Stärke lag; aber daß er eine .gediegene' Ausbildung bekommen
hätte, möchte ich doch nicht ohne weiteres annehmen
. Höchftens zwei Jahre blieb er auf der Univer-
fität; von feinem früheren Bildungsgang erfahren wir nur
fehr wenig. — Auch über das Eindringen der neuen
Lehre im Bistum möchte ich anders urteilen als der Verfaffer
: ,Bei Klerus und Volk beftand überhaupt kein
Hindernis einer ernftlichen Reform' lefen wir auf S. 76.
Dagegen fpricht fchon der Blick auf andere Territorien,
dagegen fpricht fchon die Lage des Bistums am Ende
des 16. Jahrhunderts. Allerdings liegen die Verhältniffe
hier noch zu unklar, um ein ganz ficheres Urteil zu fällen;
aber foviel ift gewiß, auch aus dem Bamberger Bistum
hat fich der neue Glaube nicht ohne heiße Kämpfe verdrängen
laffen. Es handelt fich allerdings im tiefften
Grunde um eine ganz andere Wertung der .neuen Lehre'.
Der Verfaffer wird es zugeftehen, daß auch die Auf-
faffung berechtigt ift, die in ihr nicht nur eine .Irrlehre'
fieht, fondern fie als eine befondere religiöfe Erfcheinung
würdigt und beurteilt. Dann wird man auch die Verdrängung
folcher Gedanken fich nicht fo leicht vorftellen
können, als es hier gefchieht.

Doch foll dies alles den Wert diefer Arbeit, die noch
dazu peinlich fauber gedruckt ift (nur S. 227 lies 1577),
nicht beeinträchtigen.
Alfeld. Schornbaum.

Kratz, Wilhelm, S. J.: Aus alten Zeiten. Die Marianifch. (fo!)
Kongregationen in den Ländern deutfeher Zunge. Ihr

Werden und Wirken von 1575—1650. (XVI, 290 S. m.
Titelbild.) kl. 8°. Innsbruck, Verl.-Anft. Tyrolia (1918).

Pappbd. M. 3.70

Durch die 1904 vom Preußifchen Kultusminifterium
verfügte Aufhebung des Verbotes marianifcher Kon-