Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1917

Spalte:

121-123

Autor/Hrsg.:

Seidenstücker, Karl

Titel/Untertitel:

Süd-buddhistische Studien. I. Die Buddha-Legende in den Skulpturen des Ananda-Tempels zu Pagan 1917

Rezensent:

Franke, R. Otto

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

Fortgeführt von Professor D. Arthur Titius und Professor Lic. Hermann Schuster

Jährlich 26 Nm. Verlas:: J. C. Hinrichs'fche Buchhandluns:, Leipzig HaibiähThVh rr> Mar*

_ _ Manufkripte und gelehrte Mitteilungen find ausfchlie ßl ich an -»«-.. iri,„

-42. .Iah rff Nr n/7 ProfeüorD. Titius in Göttingen, Nikolausbergcr Weg 66, rufenden, JJ.. IVlarZ 7

«cixiACj. v-»/ « . Rcienfionsexemplare ausfchließlich an den Verlag.

Seidenftücker, Süd-buddhiftifche Studien
(Franke).

Kohler, Hebrew Union College and other

Addresses (Goldziher).
Hempel, Die Schichten des Deuteronomiums

(Steuemagel).
v. Veldhuizen, Paulus en zijn Brief aan de

Romeinen (Windifch).
Jahresbericht der Preuß. Haupt-Bibelgefellfchaf't
Bibelblatt der Preuß. Haupt-Bibelgcfellfchaft

(Rifch).

M. Manilii, Astronomica ed. van Wageningen
(Cybulla).

v. Schubert, Die fog. Slavenapoftel Conftantin

und Methodius (Snopek).
Lemmens, Die Franziskaner im Heiligen

Lande, L Tl. (Lempp).

Störmann, Die (Vädtifchen Gravamina gegen

den Klerus (Lerche).
Zwingliana. Bd. III (Bollert).
Corpus Schwenckfeldianorum I—IV (W.Köhler).
Senior D. Georg Behrmann. Eindrücke u.

Erinnerungen (Stellen).
Roofe,De Theologie van W.Hermann (Mulert).
Thormeyer, Philofophifcb.es Wörterbuch

(Jordan).

James, Die religiöfe Erfahrung in ihrer Mannigfaltigkeit
2. Aufl. (Eck).

Fifcher, Das Kreuz Chrifti und die Fülle
des Heils (Lobflein).

Daxer, Das Kreuz Chrifti (Derfelbe).

Bezzel, Dicnfl und Opfer (Schian).
| Pen zig, Der Religionsunterricht einft, jetzt
und künftig (Schufter).

Die Feier der Nebeagottesdienfte (Knoke).

Referate: Estori haf-Farchi. Die Geographie
Paläftinas. — Jahrbuch für Brandcnburgilehe
Kitchengefchichte. 13. Jahrg. — Herpel,
Das Wefen der Kirche nach den Voraus-
fetzungen des jungen Schleiermacher.
Heinzelmann, Die erkenntnistheoretifche
Begründung der Religion. — Ihmels, Die
tägliche Vergebung der Sünden. 2. Aull. - -
Hafe u. Reichel, Jugendgottesdienfle —
Naumann, Briefe über Religion. —Nieder
, Großftadtprobleme. —K rohn, Debora.'
— Kind, Von den erften Blättern der Bibel
. — Hackenfchmidt, Wegweifer zu
den Segensouelleu Gottes für Konfirmanden.

Wichtige Renzenfionen. — Neuefte Literatur.

Seidenltücker. Dr. K.: Süd-buddhiftifche Studien. I. Die

Buddha-Legende in den Skulpturen des Ananda-Tem-
pels zu Pagan. (114 S. m. 11 Abbildgn., 40 Tafeln
u. 1 Plan.) 40. Hamburg 1916. (O. Meißner in
Komm.) M. 20 —

Seidenftückers hier vorliegende Veröffentlichung ift
von Wichtigkeit für die Gefchichte des hinterindifchen
Buddhismus, fowohl in religionsgefchichtlicher wie kunft-
gefchichtlicher Beziehung. Der fachlichen Wichtigkeit ent-
lpricht die lobenswerte Sorgfalt und das gute Können, mit
denen S. feine Arbeit ausgeführt hat, entfpricht auch die vornehme
, was den Raumverbrauch anbetrifft, etwas zu vornehme
Ausftattung. S. hat fein Buch nicht ganz praktifch
eingerichtet. Um über jede der veröffentlichten 80
bildlichen Darftellungen der Buddhalegende von Buddhas
Empfängnis bis zu feiner Erleuchtung (aus dem inneren
Korridor des Ananda-Tempels) und die zugehörigen
zweimal 80 Päli-Infchriften, die S. nebft Überfetzung natürlich
mit herausgegeben hat, ganz ins Klare zu kommen,
muß man für jede Abbildung an heben bis acht verfchie-
denen Stellen nachfehen. Diefe Einrichtung macht nicht nur
dieBenutzung des Werkes hervorragend unbequem, fondern
hat auch viele (nötige und unnötige) WiederholungenimGefol-
ge gehabt. Es wäre wohl empfehlenswerter gewefen, die beiden
zu jedem Bildwerke gehörigen Infchriften, ihre Über-
fetzungen und die Bemerkungen, Erklärungen und Noten bei
jeder Nummer für fich zufammen zu drucken. Es war auch
wohl kaum nötig, den Text jeder Infchrift außer in der
richtigen Form, mit europäifcher Worttrennung, daneben
noch in der unberichtigten Form des Originals zu geben;
nur wichtigere Abweichungen hätten vermerkt zu werden
brauchen, und zwar nur in Fußnoten.

In fachlicher Beziehung find nur Einzelheiten, und
anerkennenswerter Weife nicht fehr viele, zu berichtigen
oder wenigftens erneuter Erwägung zu empfehlen. So
nehmen wohl in Abbildung 4 zwei Göttinnen nicht der
Königin den Armfchmuck ab (Seidenft. S. 87), fondern
wafchen ihr die Arme. Die Darftellung in Abb. 34 ift ja
ganz ähnlich, und in beiden Fällen handelt es fich nach
den Infchriften um ein Baden. _

Es icheint ferner bedenklich, Nr. i9 als das unmittelbar nach der
unterwegs erfolgten Geburt nach Haufe gebrachte fitzende Buddhakind zu
erklaren, namentlich deshalb, weil die zugehörigen zwei Infchriften bei
121

nächftliegcnder Deutung doch wohl den Sinn ergeben, daß die Bewohner
der beiden Städte (Devanagara und Kapilavatthu) bei König Suddhodana,
dem Vater des Kindes, fitzen, nachdem fie ihm das Kind gebracht haben,
nicht aber daß das Kind da fitzt. Die Mittelfigur müßte dann König
Suddhodana fein und die neben ihm und vor ihm knienden oder in der
Hocke fitzenden Frauen Bewohnerinneu der beiden Städte. Allerdings ift
der Sprachgebrauch der Infchriften vielfach falfch, darum läßt fich nicht
mit Beftimmtheit urteilen. Daß das Kind wie ein erwachfener Mann aus-
fieht, braucht gegen S. nichts zu beweifen, weil fo etwas den Darftellern
fcheinbar nichts ausmachte. — Auch die Abbildung 22 erklärt S. als
Darftellung des Bodhifatta (d. h. des Buddha-Kindes), abweichend vorl
dem angeblichen Sinne der Infchriften, der dazu nicht paßt. Die Infchriften
reden aber in Wirklichkeit nicht von dem .feierlichen Auszug des Bodhifatta
mit feinem Vater zu dem Saatfeft', fondern vom .Sitzen' (doch wohl des
Königs), .nachdem der König, den Sohn mitnehmend, aus der Stadt gezogen
war'. — Abbildung 45 foll nach S.'s Aufladung das Roß Kanthaka
mit dem darauf reitenden Bodhifatta ,am andern Ufer des Fluffes' Anomä
darfteilen, über den es gefprungen fei; nach den Infchriften aber ift dar-
geftellt das ,Hinübergelangen', und dazu fcheint das Bild zu paffen: das
Roß hebt zur Andeutung des beginnenden Sprunges den einen Vorderfuß
. Auch die Bewegungen des Bodhifatta (in Abb. 17 und 52) find ja
nur ganz fchwach angedeutet duich den kaum merkbar gehobeuen rechten
Fuß. In Abb. 45 fcheint denn ja auch der Fluß noch vor dem Rolfe
dargcftellt zu fein durch die Wellenlinien, die am rechten Bildrande zn
fehen find. Auch in 66 ift der Fluß durch Wellenlinien vor den Füßen
des Bodhifatta angedeutet. — Auch die Deutung diefer Abb. 66 fcheint
nicht ganz richtig zu feiu: ,In feiner oben aufliegeuden rechten Hand fehen
wir den letzten der neunundvierzig Iiiffen, den er zu verzehren im Begriff
fteht. Die goldene Schüffei ift nicht vorhanden, fie ift alfo jedenfalls
foeben in den Fluß geworfen worden'. Vielmehr ift das, was der Bodhifatta
in der Hand hält, augenfcheinlich die leere Schüffei, die er eben,
ins Waffer werfen will, während in Nr. 65 noch die volle Schüffei, mit
einem herausragenden Haufen Reisbrei, dargeftellt ift. Die längere In-'
fchrift zu 66 fagt denn ja auch: .Darftellung, wie er nach Verzehrung des
Reisbreies die goldene Schüffei ergriff und ... in die Strömung des Fluffes
warf. — Mit einigen Bedenken ift wohl auch S.'s von der der Infchriften
abweichende Erklärung der Abbildung 1 aufzunehmen, daß die Hauptfigur
nicht König Suddhodana, fondern der Bodhifatta im Tufita-Himmel fei.

Die Infchriften find von kleinen Fehlern und Unge-
fchicktheiten abgefehen richtig überfetzt.

Die Erklärung des TempelnamensÄnanda in Infchrift 1 ift ficherlich
aufzufallen: ,In diefem Grotten(tempei), der unter dem Namen Änandai
bekannt (vissuta) ift, der herkommt davon, daß man fich (daran oder
darin) a, d. h. bhufo 'fehr', freut (nanditabbato)', Dicht aber mit S.:
, A [bedeutet, daß er] gewaltig [ift], "Äuanda [heißt er], weil man fich freuen
füllte in diefem berühmten Grotten[tempel]'. vissuta bedeutet ja ganz
gewöhnlich auch .bekannt', nicht nur .berühmt'; das Part. Neceffitatis'
(nanditabba) hatim Pälilehr häufig auch einfach den Sinn eines Nomen
actionis; das Mask. bhufo ftatt des zu erwartenden adverbialen Neutrums
bhufam ift nichts weiter als einer mehr unter den zahlreichen fpracb-
lichen Verflößen des (oder der) Infchriftenverfaffers (-verfaffer). — aDte
in 6 bedeutet wohl nicht ,auf dem Gipfel (des Silberherges)', fondern

122