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Ausgabe: | 1914 Nr. 7 |
Spalte: | 218 |
Autor/Hrsg.: | Alibizatos, A. S. |
Titel/Untertitel: | He threskeutike kai katechetike didaskalia 1914 |
Rezensent: | Meyer, Philipp |
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Theologifche Literaturzeitung 1914 Nr. 7.
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merkfam, daß er das Bild von der Bedeutung Luthers | einem folchen Monismus des Geiftes muß eine Metaphyfik
fchärfer und präzifer gezeichnet hat, aber die Grundlinien } hinführen, die hpyothetifch abwägend vorgeht Diefe
des erften und zweiten Teils bleiben unverändert. In dem ' wird fowohl über Bergfons Intuitionismus wie über Natorps
dritten Teil find aber wertvolle und umfaffende Arbeiten Transzendentalismus hinausgehen und zu dem abfolutWert-
hinzugefügt, die die Entwickelung der Neuzeit in ihrem vollen ein abfolutes Bewußtfein finden, für welches es erft
Verhältnis zu der Vergangenheit in höchft fruchtbarer befteht. So fchützt fich die Religion des abfoluten Geiftes
Weife beleuchten. Mit befonderem Intereffe habe ich die vor Verflüchtigung in Stimmungen und kräftigt fich durch
Abfchnitte gelefen die fpeziell die englifche Behandlung den Anfchluß an eine Metaphyfik, die ihre belle Nahrung
des Lebensproblems zum Gegenftand haben. Denn trotz | aus dem fpäteren Fichte zieht; fo wird die Religion dem
allem ernften Streben, der englifchen Denkweife gerecht i glaubensftarken und idealiftifchen Zug der gegenwärtigen
zu werden, bleiben doch manche wefentliche Züge einem ! philofophifchen Entwicklung gerecht.
Geift wie Eucken nicht ganz verftändlich. Ganz richtig j Heidelberg- F Niebergall.
bemerkt er, zum Beifpiel, daß Locke die politifche und !
foziale Gemeinfchaft durchaus vom Individuum her entwickelt
, aber auf der anderen Seite darf man nicht vergehen
, daß fchon zu der Zeit das Gefühl der Gemeinfchaft
in politifcher Tätigkeit feinen Ausdruck fand, und daß
Locke in feinen Briefen über ,Toleration' einen tiefen re-
ügiöfen und fittlichen Ernft entfaltet, der fein Denken und
feine Ideale für das Leben weit ,über eine mittlere Höhe'
feftlegt. Sehr treffend nennt Eucken Shaftesbury den
,griechifchen Geift unter den englifchen Denkern', und
fieht in ihm ,ein wichtiges Bindeglied zwifchen der Re-
naiffance und der Höhe des deutfchen Geifteslebens', aber
trotz alledem verdient er kaum den Platz in der englifchen
Entwickelung, den Eucken ihm zufchreibt. Leicht über-
fieht man die Tatfache, daß die englifche Philofophie in
viel näherer Beziehung zum politifchen Leben fich entwickelt
hat, wie die verfchiedenen Schulen in Deutfchland
oder felbft in Frankreich. Und in der Beurteilung von
Adam Smith darf man nicht vergeffen, gegen welche
Traditionen und felbftfüchtigen Sonderintereffen er zu
kämpfen hatte. Es ift wohl richtig, daß in ,der freien
Bewegung der Naturkräfte alles Heil zu erwarten, ganz
im Sinne der Aufklärung' ift, aber auf der anderen Seite
muß man in jedem Falle fragen, wie der Ausdruck ,Natur-
kraft' auszulegen fei. Bei Adam Smith fpielen tatfächlich
die idealen Werte eine viel größere Rolle, als Eucken
geneigt ift zuzugeben.
Man muß für diefes Buch recht dankbar fein. Die
Kritik ift weder fehr tief noch eindringend, aber der fchöne,
'AXißiSaros, A. X:. 'H #n*jö-»cftmxfj nal xcmixtf"*^
didaaxaMa. (48 S.) gr. 8°. 'Ev Ad-^vatq, A. T. Evörgd-
Tioq 1912.
Diefe kleine Schrift ift von nicht geringem praktifch-
theologifchen und aktuellen Intereffe. Ihr Zweck ift kein
anderer, als die religiös-fittliche Erziehung der griechifchen
Jugend von der Kirche aus zu regeln. Sie beginnt mit
einer lebhaften Klage über die religiös-fittliche Unwiffen-
heit und Indifferenz des Volks und verlangt, um eine
ftärkere Wirkung auf die Laien zu erzielen, eine Erziehung
des Klerus nach deutfchem, proteftantifchem Mufter, Uni-
verfitätsbildung, Predigerfeminar. Hauptaufgaben eines
fo gebildeten Klerus fei der kirchliche Unterricht. Deffen
Inhalt müffe fein, auf Grund der heiligen Schrift und der
Überlieferung zu lehren die Glaubenswahrheiten der Kirche
beziehungsweife des Chriftentums, die ethifchen Wahrheiten,
den äußeren Gottesdienft und zuletzt die ruhmvolle Ge-
fchichte der orthodoxen Kirche. Der Katechet foll als
Organ der Kirche unterrichten mindeftens mit kirchlichem
Auftrag. Der Unterricht foll auf den Willen der Kate-
chumenen gehen und fo religiöfes und ethifches Leben
wecken. Es handelt fich überhaupt in erfter Linie um
Erweckung des religiöfen Gefühls und Lebens, nicht um
Übermittlung von Glaubensfätzen. Freiwillige Erkenntnis
der chriftlichen Wahrheit ift zu fördern und deren Auswirkung
im Leben. Die Einführung in die Schrift foll
durcM^ £lnGrHad chriftUchen Go"es; .ndf Wehanfchauung
dachte Idealismus machen es zu einer populären Predigt, *T -man ™ Syt?H [ortfchrflten. fem
^.„Wir^nc ov»wiß nicht ausbleiben wftd. Der Fach- Dekalog, denMaka„smen,Vaterunfer, Sakramenten, Kultus
deren Wirkung gewiß nicht ausbleiben wird. Der Fachmann
wird wohl manches vermiffen, was von feinem Stand-
Zuletzt foll das alles nach Möglichkeit vertieft werden und
S.^^l^G^ttE erLtn^5^! h fi dhr Ki-hengefchmhte Beleuchtung
r . , 1: . n<v Ki«.;Kt m,n »nfO-t,;»^e=,v„- o„f erhalten. Ein Lehrbuch verwirft Verfaffer für den Unter-
beinahe gänzlich. Oft bleibt man entlcnieden zu lehr aut • , . ^ ... . , , „ r D r . , tri
j! nuifl^i,. r.mft j, m„„ ~*™„ ~-Ao*.~„ ~„ ~_ "cht. Er will vielmehr von Perfon zu Perfon wirken. Die
der Oberfläche, felbft da, wo man etwas anderes zu er
warten hätte, wie zum Beifpiel in den Abfchnitten über
Rouffeau und Schiller. Aber trotzdem zeigt der bedeutende
Erfolg, daß ein großes Publikum vorhanden ift, das
die Anregung und Belehrung nötig hat, die hier enthalten
find, während unzweifelhaft der Fachmann von diefem
Verfuch nicht allzu viel zu gewinnen hat.
New York. Thomas C.Hall.
Volkelt, Prof. Johs.: Was ift Religion? Feftvortrag, geh.
zum 25jähr. Beliehen der Ferienkurfe in Jena am
5- 8- 1913- (24 S.i 8°. Leipzig, J. C. Hinrichs 1913.
M. — 50
Schritt für Schritt geht diefer ausgezeichnete, klare
Vortrag voran: Religion ift nicht mit Begeifterung für
eine Weltanfchauung, noch mit der für das Gute, noch
mit dem Leben in der Kunft oder mit irgend einer Art
von fchöpferifcher Urlebendigkeit zu verwechfeln. Sie ift
vielmehr ein intuitives Erleben und zwar ein folches des
J-mendlichen oder Abfoluten, denn fie muß einen Gegenftand
haben ftatt bloß aus weihevoll erregtem Innenleben
zu beliehen. Der Weltgrund muß aber als abfoluter Geift
erlebt werden, mag das nun in mehr phantafiemäßiger
oder in mehr gedankenmäßiger Form gefchehen. Zu
äußere Methode Frage und Antwort in voller Freiheit.
Die jungen Leute füllen unter fich in Liebesarbeit und
gottesdienftlichen Feiern den Unterricht vertiefen und
feine Wirkung betätigen. Die Katecheten finden in der
Kirche oder in den Schulen ftatt, gehen neben dem Schulunterricht
her und dauern mindeftens bis zum 15. Jahr.
Hannover. Ph. Meyer.
Referate.
Schiller, Superint. D. Emil: Morgenröte in Japan. Mit 9 Abbildgn.
u. 1 Karte nach Photographien. (55 u. VIII S.) 8° Berlin-
Schöneberg, Proteftant. Schriftenvertrieb 1913. M. — 60
Was diefe neuefte Flugfchrift des Allg. ev. prot. Mifflons-
vereins bietet, bringen die Überfchriften ihrer 10 Kapitel zu klarem
Ausdruck: 1. Japan, eingetreten in den modernen Völkerverkehr
; 2. Die jap. Volksart, von der unfern verfchieden, und
doch im Grunde gleichartig; 3. Können die alten Religionen das
heutige Japan befriedigen? 4. Japan braucht das Chriftentum;
5. Was hat das Chriftentum bisher erreicht? 6. Unfere Arbeitsmethode
;?. Eine Reife zu unferen Arbeitsftätten in Japan; 8. Unfere
Prediger; 9. Unfere Chriften; 10. Unfere Hoffnung.
Das Urteil, das der Verfaffer nach 18 jähriger mifflonarifcher
Wirkfamkeit über die Japaner fällt (,Kein anderes nichtchriftliches
Volk fleht der chriftlichen Denkweife und Geflnnung ebenfo nahe'),
erinnert mich an ein ganz gleichlautendes in einem der Send-
fchreiben Franz Xaviers aus Japan. Diefer erfte chriftliche Japan-