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Ausgabe: | 1912 |
Spalte: | 91 |
Autor/Hrsg.: | Vischer, Eberhard |
Titel/Untertitel: | Der Apostel Paulus und sein Werk 1912 |
Rezensent: | Schuster, Hermann |
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Theologifche Literaturzeitung 1912 Nr..3.
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behörde für vollzugsreif erklärt worden find (Anficht von I tion von Traditionen und Anflehten in Betreff der Gefchichte der
Meurer). Evangelien; wir muffen aber dahinterftehend oder neben einem
. . . . ! gemeinfamen Subftratum zwei oder drei, möglicherweife fogar
Königsberg 1. Fr.__Adoll Arndt. : mehr Quellen annehmen, die zur Verfügung von Matthäus und
Referate. ! Lukas geftanden haben. Das fynoptifche Problem muß daher zu
den Quellen der Quellen zurückkehren und diefe Quellen foviel
Vilcher, Prof. D. Eberhard: Der Apoltel Paulus und lein Werk. (Aus ! als möglich reltaurieren. Natürlichaffiziert eineThefe von folchem
Natur u. Geifteswelt. 309.) (IV, 143 S.) 8". Leipzig, B. G. Teubner 1 Charakter den hiftorifchen Wert des Materials, das in den Evan-
191°- M. 1 —; geb. M. 1.25 j gehen niedergelegt ift. — Als das Intereffantefte in den Sitzungen
In der Vorbemerkung hören wir, daß der Verf. mit Rück- j Vorgebrachte wird ein Vortrag von Prof. Henri Hyvernat von
ficht auf den Raum möglichft alles wegließ, was er fchon in ; der katholifchen Univerfität in Washington betrachtet, welcher
feinem ,Volksbuch' ,Die Paulusbriefe' gefegt hat. So disponiert | ankündigte, daß J. Pierpont Morgan ungefähr 50 koptifche Manu-
er: I. Das Wirkungsfeld, II. Die Bekehrung, III. Die Propaganda, fkripte erworben habe, welche Araber vor ungefähr 11/2 Jahren
IV. Die Gemeinden, V. Die Briefe, VI. Das Evangelium. unter den Trümmern eines kleinen Klofters im iüdweftlichen
Wenn man im Inhaltsverzeichnis einen befonderen Abfchnitt Fayum gefunden hatten. Morgan hat mit diefem Fund in Wirk-
über Pauli Perlönlichkeit vermißt, fo findet fich ein hübfeher
lichkeit die ganze Bibliothek des fraglichen koptifchen Klofters
Beitrag dazu unter III, 1 (,üie Ausrüftung'), kommt dort aber ! erworben, welches, nach dem Erzengel Michael heißend, bis in
nicht genug zur Geltung. Seine Theologie fleht in VI, einiges das 9. Jahrhundert n. Chr. zurückzudatieren ift. Wir gewinnen
auch in IV, nämlich Taufe und Abendmahl. Hier wird der durch diefen Fund zum erllenmal eine fichere Anficht über Cha-
fakramentale Charakter der Taufe hervorgehoben, leider äußert rakter und Ausdehnung einer folchen Klofterbibliothek im chrift-
Verf. fich nicht über den Charakter des Abendmahls. — Im Vor- liehen Ägypten. Glücklicherweife find die Manufkripte auch
wort wendet Verf. fich ausdrücklich gegen die, denen Paulus als 1 noch datiert; das ältefte aus dem Jahre 825 n. Chr., womit es als
verhängnisvoller Abfall von Jefus erfcheint. Verf. möchte zeigen, j älter anzufehen ift als jedes andere bisher bekannte koptifche
daß das Evangelium des Paulus nicht nur eine gefchichtliche J Manufkript. Abgefehen von dem bedeutenden Wert der Manu-
Notwendigkeit war, fondern daß feine Verkündigung von dem ; fkripte, der in Wirklichkeit erft nach ihrer Publikation in feiner
Herrn, der der Geift ift, auch uns noch den richtigen Weg ; ganzen Größe erkannt werden mag, ift die Kollektion in Morgans
weift. — Zuweilen vergißt Verf., daß er nicht für Theologen 1 Belitz auch noch bemerkenswert wegen der fchönen Leder-
fchreibt (.feelifcher' Leib 128), fall unbrauchbar ift das Stellen- j einbände und der intereffenten und belehrenden Miniaturen. Mit
regifter: Wenn vorn im Text mit Rückficht auf die Lesbarkeit i Recht glaubte Prof. Hyvernat feinen Bericht mit dem Hinweis
die Zitate fehlen, fo müffen fie doch im Regifter nach Seiten- I fchließen zu dürfen, daß alle anderen bekannten koptifchen Manu-
zahlen des Textes und nicht nach Kapitelzahlen der Briefe j fkripte nicht die Hälfte des Wertes diefer Morgan'fchen Sammgeordnet
werden. Das muß bei einer Neuauflage geändert werden- ! lung haben, welche dahin führen kann, daß New-York als das
Eine folche wünfehe ich dem Buche fehr; denn es ift durch ' Zentrum der koptifchen Studien betrachtet werden kann. Pro-
befonnenes, vorfichtiges Urteil, durch weife Befchränkung auf ! feffor Hyvernat ift als ein hervorragender Forfcher auf dem Ge-
das Wefentliche und Sichere, durch die Liebe zur Sache ein vor- ; biet des Koptifchen bekannt; er ift von Morgan mit der Publi-
trefflicher Führer für gebildete Laien. kation der Manufkripte betraut worden. — Eines der von Sachau
Hannover. Schuft er. i publizierten aramäifchen Dokumente aus Elefantine wurde von
Kahr, Gymn.-Prof. Alois: Griechentum und Chriltentum. Ein j P,of:„vY' R-Arnold interpretie^
offenes Wort üb. Adolf Bauers Abhandig. ,Vom Griechen- reh«l^a Verkaknif ln der if'^n Mihtarkolome zu Neb im
tum zum Chriftentum'. (VIII, 108 S.) 8«. Graz, Styria !
v IVf 1 _ Dokument (Papyrus Nr. 6) ift ein Brief des Hananyah an die Vor-
Ich habe A.BauerslSchrift Jahrg. 1911 Sp. 8. u. 9 angezeigt j ®*nde «Jf ' ;difcDhe" ,K°lo"ie> worin er Anweifungen über die
und glaube, daß fie im ganzen den heutigen Stand der For- Obfervation des Paffah-Feftes gibt. D.efe Anwe.fungen ftimmen
fchung richtig beurteilt; nur in Nüancen würde ich mitunter ' m,t d.^ m dem/»^er-Codex gegebenen Gefetzen uberein. H.n-
von ihm abweichen. Erfolgreich könnte die Polemik gegen B. ! zu *"» nof> df außer dem Ylrbot von allem Sauerteig auch
nur fein, wenn die Vorausfetzung zuträfe, daß nur die Un- ! ?iJGet£nk verboten war, welches mit dem berühmten agyp-
kenntnis der katholifchen Literatur feine Irrtümer begreiflich j tlfchen.Bier' dasj aus Gerfte fabriziert wurde un
mache. B. ift fehr viel gründlicher orientiert, als K. annimmt, ™enta.>on unterlag, zu identifizieren ,ft. (Ebenfo. Barth ,Zu den
und kann fich für die Sätze feiner populären Darftellung, die ! PaPY" von Elephantme'Orient Lit. Ztg. 1912 1.) Auf das Paffah-
er ja oft nicht begründen konnte, ebenfogut auf wiflenfehaft- j Opfer bezieht fich nichts in d.efem Briefe Deswegen wurde der
liehe Gewährsmänner berufen wie fein Gegner. Diefer kennt ^cbluß geZ°len,'udaI5HananyahdiePalaftinenfifcheOpPolition gegen
mitunter gar nicht das Material, auf das B. feine Darfteilung °Pfer. aUßerhab .des Zentralheiligtums von Jerufalem vertritt und
gründet (z. B. S. 283,; und wo p, (ich auf feine Gewährsmänner e"0R"UJ der Juden Yon Elefantine der Praxis und der Autorität
beruft, wie auf Schwanz, gibt fich der Verf. gar nicht die Mühe, ! ^.r.Pr,ffter von Jerufalem anpaffen wollte. Die Dokumente von
diefe zu widerlegen. Die Berufung auf die Fülle der Hff ' iflefan ine zeigen daher eine judifche Kirche mit einer abfoluten
für die Echtheit der Namen der Evangeliften (S. 2), auf das i ^«laworitBt in Jerufalem in der Ausbildung. - Prof Paul
Apoftolikum als Beweis, daß Mariä Jungfräulichkeit von Anfang
an feftftand, Jefu Brüder alfo nicht leibliche Brüder gewefen
fein können (S. 58), die Behauptung, daß Mk. 3, 21. 31 gar nicht
Haupt fieht in dem im 49. Kapitel des Jeremias flehenden .Ausfpruch
gegen Edom' und dem Triumphgefang über Edoms Fall ein patrio-
tifches Gedicht, welches einige hundert Jahre nach Jeremias ent-
diefelben Perfonen gemeint feien (S. 58f.), der Vorwurf, Bauer | „anden fel und zwar bel Gelegenheit des Feldzuges des Johannes
habe den in den Pilatusakten des Juftin gegebenen Beweis ! HJrcanus gegen dle Edomiter im Jahre .28 v. Chr. Somit ge-
für Chrifti Gottheit übergangen (S. 85,) er habe nicht eingefehen, ! bort da* Ged'cht ,m. die «nakkabaifche Periode eine Zeit großer
daß Lukas Maler und Arzt fein konnte (S. 25,, zeigen woh : D^arlfcheJ Tätigkeit unter• den Juden. Auch den berühmten 90.
zur Genüge, daß diefer Gegner den Hiftoriker nicht in Ver- ! Pfalm verfetzt Haupt m die Makkabaerze.t. - Profeffor James
legenheit bringen kann. j A; Montgomery von der Univerfität Pennsylvania fprach über
Göttingen. Paul Wendland. Zitate aus dem Neuen Teftaments in den fog. Oden des Salome.
1 Er findet in, von Harnack und Sputa als zu den urfprünglich
Mitteilungen.
! jüdifchen Teilen der Sammlung gehörig betrachteten Verfen
! Zitate des Neuen Teftaments und klare Anfpielungen auf das-
1. Die Jahresverfammlung der amerikanifchen I felbe, während die Zitate aus dem Alten Teftament fall alle aus
Society of Biblical Literature: Die Jahresverfammlung der folchen Büchern herrühren — wie den Pfalmen und den theologenannten
amerikanifchen wiffenfehaftlichen Gefellfchaft hat in ' gifchen Teilen der Weisheits-Literatur —, mit welchen fich die
den letzten Tagen des Dezember in New York ftattgefunden und j frühe chriftliche Kirche am liebften befchäftigt hat. Alles diefes
es wurden in drei Sitzungen wieder eine Anzahl wichtiger und : weift darauf hin, daß die Oden des Salomon ein Ausdruck chrift-
anregender Vorträge gehalten, über die der Philadelphiaer Aflyrio- liehen Denkens find. Ihr Name mag von der Ähnlichkeit mit dem
löge und Religionsforfcher Morris Jaftrow jun. in ,The Nation' : myftifch erklärten, dem Salomon zugefchriebenen .Hohen Lied'
berichtet. Der Leiter des Kongreffes, Prof. E. D. Burton, fprach | herftammen. — Die amerikanifche Schule für Archäologie in
über einige Phafen des fynoptifchen Problems. Nach feinen Dar- : Jerufalem fcheint aus Mangel an Mitteln mit den englifchen,
legungen repräfentieren alle drei Evangelien eine dritte Genera- | deutfehen und franzöfifchen Inftituten nicht konkurrieren zu