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Ausgabe:

1912

Spalte:

385-387

Autor/Hrsg.:

Baudissin, Wolf Wilhelm Graf

Titel/Untertitel:

Adonis und Esmun. Eine Untersuchung zur Geschichte des Glaubens an Auferstehungsgötter und an Heilgötter 1912

Rezensent:

Lidzbarski, Mark

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Seite 1, Seite 2

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf Harnack

Fortgeführt von Professor D. Arthur TitiUS und Oberlehrer Lic. Hermann Schuster

Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. Hinrichs'rche Buchhandlung, Leipzig_Halbjährlich 9 Mark

__ ManufkriDte und gelehrte Mitteilungen find aus Ich Beßlich an _ .

37. Jahre- Nr 13 profeÄ 22. Juni 1912

" «ClA-llg. J.VI« ld Rezenfionsexemplare ausfchließlich an den Verlag.

Baudiffin, Adonis und Esmun (Lidzbarski).
Sachau, Aramäifche Papyrus u. Oftraka aus

einer jüdifchen Militär-Kolonie zu Elephantine

(Smend).

Jahrbuch der Jüdifch-Literarifchen Gefellfchaft.

VIII. 1910—5671 (Strack).
Fracassini, Che cos'e la Bibbia (Gregory).
Lahy, La Morale de Jesus, sa part d'influence

dans la morale actuelle (Ehrhardt).
The Cambridge Bible for Schools and Colleges.

Galatians. Ed. by A. Lukyn Williams.

(Neftle).

B a r t h, Die Interpretationen des Neuen Teftaments
in der Valentinianifchen Gnofis (Boufiet).

Lucas, Beitrage zur Gefchichte der Juden (Bi-
fchoff).

D'Ales, Commodien et son Temps (Koch).
Lewin, Luthers Stellung zu den Juden
(Barge).

Horten, DieGottesbeweife bei Schirazi (1640 f).
(Goldziher).

Appel, Kurzgefaßte Kirchengefchichte f. Studierende
(Köhler).

Smith, Die Selbftlofigkeit Gottes und wie ich
fie entdeckte (Wernle).

Boutroux, Rudolf Euckens Kampf um e. neuen
Idealismus (Bornhaufen).

Cathrein, Glauben u. Wiffen (Johannes Wendland
).

Schmitt, Der Urfprung des Menfchen oder die
gegenwärtigen Anfchauungen über die Abdämmung
des Menfchen (Beth).

Zurhellen, Jathos Theologie u. die religiöfe

Krifis der Gegenwart (Schufter).
Friedrich, Der Ausbau des Proteftantismus zur

Weltkirche (Eger).

Thudichum, Gefchichte des Eides (Kule-
mann).

Referate: Henne am Rhyn, Illuftrierte Reli-
gions- u. Sittengefchichte aller Zeiten u. Völker.
— David, Le Modernisme bouddhiste et le
Bouddhisme du Bouddha. — Schoenaich,
Die Libelli und ihre Bedeutung für die Chrifteu-
verfolgung des Kaifers Decius.

Mitteilungen: (12) Verhandlungen des XVI. Internationalen
Orientaliftenkongreffes.

Erklärung von Stöckius.

Wichtige Rezenfionen. — Neuefte Literatur.

tdnnic und Esmun Eine | alle drei Götter zu einer Muttergöttin in Beziehung ftehen
Baudillin, Wolf Wilhelm Graf: Adonis und Esmun. ame | die Jn hiftorifcher Zeit im femitifchen Heiden-

Unterfuchung zur Gefchichte des Glaubens an aui- j ^ ^ fo hervorragende Rolie fpielt, fcheint ihm ur-
erftehuno-so-ötter u. an Heilgötter. (XX, 575 b. m. 10 ; fprungiich fremd. oder faft fremd gewefen zu fein. Die
Taf) o-r^S0" Leipzig, J. C. Hinrichs 1911. M. 24 — j ^ahl originaler Götternamen ift bei den Semiten verhältnis-
' ., .'u :„w Art-iU-pl in der Proteft mäßig gering; die Scheu fie auszufprechen hat früh Epi-
In einer Reihe inhaltreich er ^ ^ ! ^eta aS ihre Stelle gerückt. Aber für männliche Götter

Realetuyklopädie hat dre Götter ^ ^ ^ ^

oefen^Ä I wir nach. unferem Wiffen wenigftens nicht als Beinamen

Anderwärts unterfuchte er das Wefen des pnönizifchen
Gottes Esmun, der in der Bibel nicht genannt ift. Auch
im vorliegenden Bande ift ein gut Teil dem Esmun gewidmet
, zu dem Adonis und Tammüz gefeilt werden.
Das Wefen der drei Götter und ihr Verhältnis zu einander
werden eingehend erörtert, das vorhandene Material außer
den keilinfchriftlichen Tammüzliedern wird mitgeteilt und
alles gründlich unterfucht. Trotz mannigfacher Nachrichten
wiffen wir wenig Pofitives von den drei Göttern.
Am meiften wiffen wir jetzt noch von Tammüz dank
Zimmern's Veröffentlichungen und Studien aus den letzten
Jahren. Über Adonis ift die Überlieferung fremd und
jung, über Esmun zwar einheimifch, aber indirekt und

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anfehen können. Dagegen find die Namen weiblicher
Götter durchweg abgeleitete oder fonft junge Bildungen.
Sogar die Aftarte ift nur an den Kulturrändern weiblich,
und noch in Moab fcheint TX09 einen männlichen Gott
zu bezeichnen. Waren einmal Göttinnen eingeführt, fo
fah man in ihnen Gattinnen und Mütter, und fo begegnen
wir auch bei den Semiten Muttergöttinnen. Aber B.
hätte nicht fo oft und nachhaltig "rrbs -X Gen. 3,20
heranziehen follen, das doch nur eine etymologifierende
Erklärung, dabei zweifellos unrichtig ift. Für roy wurde
fchon früher kleinaüatifcher Urfprung angenommen, (vgl.
befonders Ed. Meyer, ZDMG XXXI, 1877, P- 7i6ff.), und
jetzt, wo man weiß, daß ,en' im Mitani ,Gott' bedeutet, ift

befchränkt. Es handelte (ich darum, alles zu flehten und die Wahrfcheinlichkeit hierfür geftiegen! Daher kann auch

zu prüfen, und B. tut es eindringend und fehr ausführlich
Xach meinem Empfinden zu ausführlich; eine knappere
Behandlung des Materials wäre dem Bande ficherlich zu
Batten gekommen. Aber es ift gut, daß man nun hier
alles beifammen hat.

Adonis und Tammüz erfcheinen als Vegetationsgötter,
Repräfentanten der im Sommer abfterbenden, im Frühjahr
neu erwachenden Natur. Eämün wurde nach den wenigen
ficheren Nachrichten als Heilgott verehrt. Aber B. fucht
zu zeigen, daß man urfprünglich auch in ihm die neu-
erftandene Natur gefehen habe. Nach femitifcher An-
ichauung ift das Genefen ein Neuaufleben, ein Wieder-
erftehen aus dem Tode, daher konnte ein Gott der neuauflebenden
Natur zum Heilgotte werden. B. nimmt bei
den drei Göttern nur eine Verwandtfchaft, keine Identität
an. Obwohl man ihnen nur an den Kulturrändern des
lemitifchen Gebietes begegnet, glaubt B. doch, daß fie
von Haufe aus femitifch feien, wenn er auch fremde Ein-
M -Cf 1' B" aus Kle'nafien, in Erwägung zieht. Diefe
Möglichkeit kommt auch für mich fehr in Betracht, zumal

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— -^---. «».vi ivtlll 11 QULI1

ihr Beiwort Qipi TP aus fremden, nichtfemitifchen Vor-
ftellungen hervorgegangen fein. Ecoxs'iQa Nix?] ift wohl
keine direkte Uberfetzung davon, und daher ift eine genaue
Ubereinftimmung nicht herzuftellen. Jedenfalls ift
es intereffant, daß fchon in diefer älteften femitifch-grie-
chifchen Bilinguis mn und Om&iv einander gegenüber-
ftehen. Auch fonft wird ja, wie auch B. zeigt, im Semi-
tifchen ,Leben' im Sinne von ,Heil' gebraucht. Der
NabatäerkönigRabbelllfoll als ömt?]Q bezeichnet werden,
da heißt es ,der fein Volk belebt und errettet hat' (Ephem.
Ii PP- 330, 332). Es ift merkwürdig, daß im Norden abü
für den Begriff des Heils im Gebrauche zurücktritt, während
es im Arabifchen gerade in diefem Sinne eine weite
Anwendung gefunden hat. In den aramäifchen Weih-
infehriften deckt fich ■pTi mit öcor?]Qia. In der arabi-
fierenden Infchrift Ephem. II, 262, Ca tritt dafür ab» ein.
Auch in der religiöfen Terminologie hat ^jLw mit feinen
Derivaten eine weitverbreitete Anwendung gefunden, wohl
nicht erft feit Mohammed. Es wäre fehr erwünfeht, daß
an der Hand griechifcher Uberfetzungen hebräifcher und

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