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Ausgabe:

1910 Nr. 23

Spalte:

715-716

Autor/Hrsg.:

Konen, Wilhelm

Titel/Untertitel:

Die Heidenpredigt in der Germanenbekehrung 1910

Rezensent:

Werner, A.

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Seite 1

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715 Theologifche Literaturzeitung 1910 Nr. 23 716

Waldis, Prieft. Dr. Job. Jofeph Klem., Hieronymi graeca in Unterfuchung find nicht bedeutend, aber doch nicht
Psalmos fragmenta unterfucht und auf ihre Herkunft ohne Intereffe. Das gilt namentlich von der Begriffs-

••f* /4i«0fi,mo„ti;A« Ali____n,,„„Q„ tt „ ! beflimmung despraedtcare und evangelizare, das in jener

geprüft. (Altteftamenthche Abhandlungen. Heraus- _ . r • j tf 1 u j tt l ■ ll l r o- i
6 v v , . ° . ,.r Zeit auf jeden belehrenden Unterricht, auch auf Linzelgegeben
von J. Nike!. I.Band. 3. Heft.) Munfter 1. Vv., gefpräche) angewendet wird und fich keineswegs allein
Afchendorff 1908. (IV, 80 S.) M. 2.10 ! auf die feierliche, öffentliche Volkspredigt und An-

Der durch fein Finderglück bekannt gewordene Be- ; fprache an eine größere Verfammlung bezieht. Eine
nediktiner Morin hatte in der berühmten kgl. Bibliothek , weitere fehr richtige Beobachtung über Stellung und
zu Turin 29 Fragmente eines griechifchen Pfalmenkom- Bedeutung der,Heidenpredigt'bei der Germanenbekehrung
mentars gefunden und diefelben aus dem Cod. Tour. gr. ift die, daß man ihren Einfluß nicht überfchätzen darf,
B. VII. 30 in den Anecdota Maredsolana Vol. III, pars III da politifche und diplomatifche Einwirkungen, Gewalt-
S. 122—128 im Jahre 1903 veröffentlicht. Er fchrieb die , maßregeln und tatkräftige Erweifungen der Überlegenheit
Fragmente, da fie die Überfchrift .Hieronymus, Presbyter des Chriflengottes über die Heidengötter fowie Überredung
von Jerufalem' trugen, einem Presbyter diefes Namens durch den Hinweis auf die zeithchen und zukünftigen
zu, der im 8. Jahrhundert gelebt haben foll, und von dem Vorteile eine gar große Rolle gefpielt haben. Von
wir noch einige Werke befitzen, die Joh. Bened. Carpzow einem Katechumenat zur Einfuhrung in die chriftliche
1772 zu Altenburg herausgab. Waldis unterfucht nun : Glaubenslehre ift keine Rede, wohl aber war der Germanen-
die Fragmente und führt mit großem Scharffinn und aus- bekehrer bemüht, durch dialektifche Zerftörung der heid-
gebreiteterBelefenheitindenKommentarendergriechifchen nifchen Götterwelt zur Annahme der chnftlichen Gedanken
Kirchenväter den m. E. zwingenden Nachweis, daß diefe von Weltfchöpfung und Welterlofung willig zu machen,
Fragmente unmöglich aus einem verloren gegangenen durch Androhung ewiger Strafen zu fchrecken und durch
Pfalmenkommentar des Presbyter Hieronymus von Jeru- i finnenfällige Demonftrationen von der Ohnmacht der
falem flammen können. Die Fragmente find vielmehr Fleidengötter den Widerftand zu uberwinden. Was K.
Väterftellen aus den Pfalmenkommentaren des Origenes, mit der in der Heidenbekehrung angewandten ,hiftorifchen
Eufebius von Caefarea, Athanafius, Bafilius, Gregor von ' Methode' meint, ift dem Ref. um fo weniger klar ge-
Nyfia, Didymus und des Theodoret von Cyrus. Bei ! worden, als über den Gebrauch der Bibel, die für Win-
mehreren Fragmenten läßt fich der Verfaffer nur zum frid-Bonifatius doch das maßgebende ,Gotteswort' war,
Teil nachweifen, bei 6 überhaupt nicht. Wie in den ' nichts gefagt in. Daß der fittliche Zuftand der Germanen,
Katenen im allgemeinen, fo werden auch im Cod. Taur. abgefehen von Gallien, kein fchlechter gewefen, wird
gr. B. VII. 30 die Exegeten des 4. und 5. Jahrhunderts ; von K. ebenfo anerkannt, wie daß, wohin die römifch-
am ausgiebigften verwertet. Daß der Turiner Codex katholifche Kirchenmiffion kann, von ihr bereits die
eine Katenen-Handfchrift ift, beweift fchon der große Bekanntfchaft mit dem Chriftentum vorgefunden wurde,
Zwifchenraum, in welchem die einzelnen .Hieronymus'- . fo daß fich die Miffionare hauptiächlich mit Widerlegung
Stellen fich folgen. Daß wir es fpeziell mit einer Rand- ! der Vorurteile und Abneigung der Heiden gegen die
Katene zu tun haben im Gegenfatz zu jenen Katenen, neue Religion zu befchäftigen hatten. K. macht auch
welche Text und Kommentar fortlaufend nacheinander mit Recht darauf aufmerkfam, wie fehr die Annahme
bieten, geht aus der Befchreibung hervor, die Morin von des Chriftenglaubens durch die Auflage der römifchen
dem Codex, der beim Brande der Turiner Bibliothek am Speife- und Faftengebote, des römifchen Eherechts und
25. Januar 1904 vernichtet wurde, gibt. Die Väter-Stellen der fremdländifchen Sitten, fo wie durch die Bekämpfung
in der Turiner Rand-Katene konnten zu dem unrichtigen altererbter Familienordnungen und Volksgebräuche erAutoren
-Namen kommen, indem entweder die vom Ab- fchwert wurde. Was für die irofchottifchen Miffionare
fchreiber erft am Schluß vorgenommene Einzeichnung noch eine Schwierigkeit war, die Erlernung und Ander
Lemmata mit andersfarbiger Tinte die unbewußte Wendung der Landesfprache, kam für die Angelfachfen
Fehlerquelle bildete und infolgedeffen das Erbgefetz : weniger in Betracht und bei der Verwandtfchaft des
der Katenen in Kraft trat, daß herrenlofes Gut dem jedes- Angelfächfifchen mit der Sprache der nord- und mittelmal
vorhergehenden Autor zufiel, oder indem mißliebige ' deutfchen Stämme jener Zeit war eine Verfländigung,
Namen, z. B. des Häretikers Origenes, durch gläubig klin- auch ohne Dolmetfcher, wohl bald zu finden,
gende erfetzt wurden. Guben. A. Werner.

Heidelberg. G. Grützmacher. — r r: ~ r ; - ~ - 7
_°___Bloch, Hermann, Die ellaffifchen Annalen der Stauferzeit.

Konen, Dr. Wilhelm, Die Heidenpredigt in der Germanen- Eine quellenkritifche Einleitung zu den Regelten der

bekehrung. Diff. Düffeldorf 1909. (59 S.) 8° Bifchöfe von Straßburg. Mit einem Anhang von

W. Konen will Inhalt, Stellung und Bedeutung der ' Ernft Polaczek und 13 Tafeln. (Regelten der Bifchöfe

,Heidenpredigt in der Germanenbekehrung' näher und : von Straßburg. Veröffentlicht von der Kommiffion

richtiger beftimmen, als das bisher gefchehen, wobei es zur Herausgabe elfäffifcher Gefchichtsquellen. Band I.

zur Auseinanderfetzung mit Rettberg, Albert, Cruel und J Errter Teil.) Innsbruck, Wagner 1908. (XIII, 209 S.)

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andern Forfchern auf diefem Gebiete kommt. Die
Schwierigkeit liegt in der Dürftigkeit und ünzuverläffigkeit
der Quellen. K. verflacht nun nach kritifcher Sichtung j Die bedeutende Unterfuchung, über die wir hier zu
der Uberlieferung auf dem Boden des Miffionsprogramms berichten haben, ift als ,quellenkritifche Einleitung' den
von Papft Gregor I für feine Englandmiffion und des Regelten der Bifchöfe von Straßburg vorangeftellt worden,
vom angelfächfifchen Bifchof Daniel dem Winfrid-Boni- ; Sie verrät fo zwar den Ausgangspunkt des Verfaffers;
fatius empfohlenen Verfahrens in der Heidenbekehrung denn als Vorarbeit jenes Regeftenwerkes unternahm er
unter vergleichender Heranziehung der mittelalterlichen fie einft. Aber diefe Einordnung in einen Rahmen, den
Miftionsweife und fteter Berückfichtigung des Bildungs- , fie doch fprengt, läßt ihre felbftändige Bedeutung nicht
ftandes und Charakters der Germanen neues' Licht zu zu ihrem Rechte kommen. Das ift um fo mehr zu begewinnen
. Es handelt fich dabei ausfchließlich um die i dauern, als man ein folches Meifterftück glänzender, in
römifche Praxis, die irofehottifche Miffion und die Be- ; kunftvoller und feffelnder PVjrm dargelegter Quellenkritik
kehrung der älteren Stämme der Goten zum arianifchen ! gern als praktifches Mufter hiftorifcher Methodik in vielen
Chriftentum kommt dabei nur wenig oder gar nicht in ' Händen fehen möchte. Blochs Arbeit führt in ihrem
Betracht, und infofern greift der Titel zu weit. Die erften Teile den völlig überzeugenden Nachweis, daß die
Ergebniffe der gründlichen, fleißigen und gefchickten fogenannten Amiales Argentinenses breves, die bisher als