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Ausgabe:

1910 Nr. 21

Spalte:

657-658

Autor/Hrsg.:

Gasquet, Abbot

Titel/Untertitel:

The Bosworth Psalter, an Account of a Manuscript formerly belonging to O. Turville-Petre Esq. of Bosworth Hall now Addit. MS. 37517 at the British Museum 1910

Rezensent:

Dobschütz, Ernst

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Theologifche Literaturzeitung 1910 Nr. 21.

658

mit Bezug auf die Evangelien weiter. Die Chriftologie Ein glücklicher Fund Dom Gasquets hat Mr. Edder
Synoptiker ift noch nicht genügend unterfucht mund Bifhop Gelegenheit geboten, mit feiner ausgeworden
; bei Gr. finden fich fehr beachtenswerte Winke | breiteten Kenntnis die verworrene Gefchichte des Ka-
dafür. Für Johannes fchließt er fich an das ausgezeich- j lenderwefens in England in forgfältigen Unterfuchungen

nete Buch von Scott {The Foartli Gospcl, Iis Purpose

korrigiert es aber mehrfach, namentlich was das Ver

überrafchend aufzuhellen.

and Theology 1906. 2I908; vgl. ThLZ. 1907, Sp. 401 ff.) an, Es handelt fich um ein wohl im 3. Viertel des

10. Jahrhunderts in England gefchriebenes prächtiges

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hältnis zu Paulus betrifft. Die Anordnung der einzelnen j Pfalterium, das Dom Gasquet in einer Privatbibliothek
Kapitel ift mir nicht immer ganz verftändlich; fonft legt , zu Bosworth-Hall (Graffchaft Leicefter) auffand; fein
Gr. gerade umgekehrt befondern Wert darauf, die ein- 1 hoher Wert hat inzwifchen zum Erwerb durch das
zelnen Chriftologien des Urchriftentums in das richtige Britifh-Mufeum geführt (jetzt add. 37517), deffen Royal
Verhältnis zu einander zu bringen. Dazu dient auch , Collection es übrigens früher fchon einmal angehört
ein Diagramm, wie man folche Mittel in Amerika über- haben muß. Dorthin fand es feinen Weg aus der Privathaupt
gern zur Veranfchaulichung feiner Refultate ge- ; fammlung des Erzbifchofs Thomas Cranmer, der es verbraucht
. Ein befonderer Vorzug des Buches ift endlich i mutlich aus den Bücherfchätzen der Kathedrale von
noch der forgfältige Druck auch der fremdfprachlichen I Canterbury hatte. Außer dem Plalter nebft Cantica,
Zitate. Während die meiften Autoren in England und j teilweife mit angelfächfifcher Interlinearverfion, enthält
Amerika die Setzung der Spiritus und Akzente offenbar | die Handfchrift ein vollftändiges Hymnarium, faft iden-
den Setzern überlaffen und diefe deutfehe Büchertitel tifch mit dem in vol. XXIII der Surtee Society publi-
oft in erbarmungswürdiger Weife verunftalten, gibt Gr.s zierten, nur ohne den Hymnus auf St. Dunftan, den 988
Buch auch in diefer Beziehung zu Ausheilungen kaum verftorbenen Erzbifchof von Canterbury, der fchon bald
irgendwie Anlaß. Er hat fich damit aufs allerbefte ein- nach feinem Tode als Heiliger verehrt wurde. Äußere
geführt, und es ift zu wünfehen, daß er, jetzt Paftor in und innere Zeichen verbinden fich zu dem Beweis, daß
einer kleinen Stadt in Weft-Virginia, fich auch fpäter i wahrfcheinlich für ihn diefer Pfalter gefchrieben wurde;
noch wiffenfehaftlich betätigen kann. j uns damit alfo eins der älteften kirchlichen Bücher von

Bonn. Carl Clemen.

Canterbury wiedergefchenkt ift.

Das eine Faktum von allgemeinerem Intereffe, das
bei diefer Gelegenheit feftgeftellt wird, ift, daß die alt-
Clark Charles U., Some Itala Fragments in Verona. Re- j englifche Kirche das Psalterium Romanum brauchte, dies
printed from the Transactions of the Connecticut aber infolge der normännifchen Eroberung dem Psal

Academy of Arts and Sciences, Vol. XV, July, 1909.
(14 p. with 1 plate.)

terium Gallicanum weichen mußte. Dom Gasquet nennt
eine Anzahl von Handfchriften des 10./11. Jahrhunderts,
die diefen Ubergang veranfehaulichen. So ift in dem

Die anfpruchslofe Publikation bietet vier Fragmente vorliegenden Pfalter der Text römifch, aber zum Zweck

von altlateinifchen Überfetzungen des A. T., die der ' der Beifchrift eines Gloffenkommentars ift er gallikanifch

Autor bei Gelegenheit paläographifcher Studien in der verändert. Möge doch die in päpftlichem Auftrag mit fo

Kapitelbibliothek zu Verona auffand. Sie haben fich umfaffenden Vorarbeiten begonnene Vulgatarevifion der

als Vorfatzblätter erhalten. Drei davon waren bereits Benediktiner vor allem einmal ein gefchichtlich treues

durch Hugo L inke bekannt gemacht, aber nicht publiziert, Bild von diefer dreifachen Textuberlieferung des latei-

und überliefern in einer norditalienifchen Hf. des 5/6. nifchen Pfalters geben! Wie viel wichtiger wäre das, als

Jahrhunderts Stücke aus Jef. Sir. (34, 12—30), Prov. | z. B. die am Neuen Teftament fchon fo gut geleiftete

iß; 7—iq), Sap. (10, 10—11, 2), leider nicht wenig be- Arbeit noch einmal zu tun!

fchädigt. Das vierte Fragment, von Maffei erftmahg Ein zweites nicht minder intereffantes Faktum ftellt

notier^ enthält Ez. 36, 22—28 und flammt aus einem Mr. E. Bifhop feft: um 1079 ift unter Lanfranc der

norditalienifchen Kodex des 7. oder 8. Jahrhunderts. Cl. 1 alte angelfächfifche Kalender, wie ihn Canterbury bis

druckt die Texte ftichometrifch ab, wobei unfichere dahin brauchte, durch den normännifch beeinflußten von

Lefungen und Ergänzungen kenntlich gemacht werden, I Winchefter verdrängt worden. Die forgfältige Analyfe einer

und mbt einen aus Vulg. LXX und patriftifchen Zitaten ganzen Zahl von Canterbury-Kalendern (S.40—125), der der

wefentlich nach Sabatier zufammengeftellten Apparat unermüdliche Gelehrte S. 145—174 als Addenda noch

bei. Von einer textkritifchen Befprechung nimmt der 3 Unterfuchungen über das martyrologifche Element

Herausgeber in Rückficht auf die von Thielmann vor- J des altenglifchen Kalenders, die Kalendergruppen im

bereitete große Publikation Abfland. (Vgl. Sitzungsber. 10. Jahrh. und den Kalender des Auguftinklolters zu

der Münchener Akademie 1899 II S. 211 ff.) Es hätte ; Canterbury folgen läßt, verdient fchon methodologifch

noch auf die jetzt bei Traube, zur Paläographie und | die allgemeinfte Beachtung.

Handfchriftenkunde (München 1909)5.248.249, zufammen- | ^ Außer einem Beitrag von L. Toke über Dunflans
o-eftellte Literatur verwiefen werden können. In Traubes J Geburtsjahr, in dem Mabillons Kritik an dem überSammlung
, die zurzeit noch in München aufbewahrt, 1 lieferten Datum 925 gegen Stubbs erneuert wird mit
fpäter der Bibliothek der Monumenta Germaniae in Berlin dem Refultat: D. geboren vor 910, find noch die 4 ge-

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ubermacht werden wird, befinden fich auch Photographien
der Hagiographenfragmente, des älteften handfehriftlichen
Repräfentanten der lateinifchen Überfetzung diefer Teile
der Bibel.

Steglitz b. Berlin. Hans von Soden.

lungenen Reproduktionen aus der Handfchrift als eine
Zierde diefes Buches zu erwähnen.

Straßburg. von Dobfchütz.

Gasquet, Abbot, & Edmund Bishop, The Bosworth Psalter
, an Account of a Manuscript formerly belonging
to O. Turville-Petre Esq. of Bosworth Hall now
Addit. MS. 37517 at the British Museum. With an
Appendix on the Birth-Date of Saint Dunstan by
Leslie a StL. Toke B. A. London, G. Bell & Sons

(1909). (VI, 189 p. with 4 Plates.) 4" s. 15 - ;lalter, wekhe in d^fe^eWchrift"

Schäfer, Dr. Karl Heinrich, Kanonissen und Diakonissen.

Die kanonifche Äbtiffin. Auszug aus: Römifche
Quartalfchrift (Jahrg. XXIV). Freiburg i. B., Herder
1910. (V, 42 S.) gr. 8° M. 1.50

Die vorliegende Abhandlung, ein Sonderdruck aus
der Römifchen Quartalfchrift, bringt einen Nachtrag zu
der von demfelben Verfaffer in der Stutzfchen Sammlung
veröffentlichten Arbeit über ,die Kanoniffenftifter

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