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Ausgabe:

1910 Nr. 9

Spalte:

284

Autor/Hrsg.:

Brederek, Emil

Titel/Untertitel:

Hymnologisches Hilfslexikon 1910

Rezensent:

Achelis, Ernst Christian

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283

Theologifche Literaturzeitung 1910 Nr. 9.

284

ften, Joh. Busmann, Gerhard Liftrius, Herman Tulich u. a.,
ferner werden .einige Texte geboten' d. h. Weftfalen betr.
Bruchftücke aus größeren Werken. Ein Perfonen- und
Ortsregifter befchließt die Ausgabe. Von den Löffler
nicht durch Einfichtnahme bekannt gewordenen ver-
fchiedenen Bafeler Drucken befindet fich, wie ich feft-
ftellen konnte, hier in Zürich keiner.

Zürich. W. Köhler.

LÖTcher, Valentin Ernft, Geiltliche Lieder. Auswahl. (Einleitung
, Auswahl, Bearbeitung von Pfr. Franz Blanck-
meifter.) Dresden, J. Naumanns Buchhandlung 1909.
(136 S. m. Bildnis.) 8» M. 2 —

Das gefchmackvoll mit fchönem Buchfchmuck aus-
geftattete Büchlein, in Papier und Druck tadelfrei vornehm,
ift dem Oberkonfiftorialrate D. Franz Dibelius zum fünfundzwanzigjährigen
Amts-Jubiläum als Stadt-Superintendenten
von Dresden von den evangelifch-lutherifchen
Kirchgemeinden der Ephorie 1909 gewidmet. Die Einleitung
: ,Aus dem Leben Valentin Ernft Löfchers' (S. 7—36)
von Franz Blanckmeifter fteht der Sammlung der Lieder
voran, einige Anmerkungen befchließen das Buch. Augen-
fcheinlich ift das Werk zur Verbreitung in der Gemeinde
benimmt; es foll den berühmten Dresdener Superintendenten
fchlichten Gemütern lieb und wert machen, ohne
eine wiffenfchaftliche Note zu beanfpruchen. Nur daraus
ift es zu erklären, daß zwar die Perfönlichkeit und das
amtliche Wirken Löfchers in Dresden mit warmen Worten
gefchildert und gepriefen werden, daß aber feine hohe
Bedeutung für die lutherifche Kirche Deutfchlands, in-
fonderheit feine Verhandlungen und Kämpfe mit dem
Pietismus (in feinem Timotheus verinus), feine Polemik
gegen die römifche Kirche und die Leibniz-Wolfffche
Philofophie mit keinem Worte erwähnt werden; auch
feine unbefangene Würdigung und Nachahmung des
Pietismus in der Einrichtung der Katechismusexamina,
auch der Collegiapietatis, feine Verteidigung Zinzendorfs,
feine in den ,Unfchuldigen Nachrichten' niedergelegten
weitfichtigen und doch fo fehr praktifchen Forderungen
für Erneuerung und Ausgeftaltung des kirchlichen Lebens
haben keine Stätte gefunden. So empfängt man von
der Bedeutung des ausgezeichneten Mannes, diefes letzten
höchft würdigen Vertreters lutherifcher Orthodoxie, kein
entfprechendes Bild.

Aus den in feinen Schriften zerftreuten 120—150 geift-
lichen Liedern Löfchers find 50, die feit ihrer Entftehung
Aufnahme in Gefangbücher gefunden haben, in dem
Büchlein zum Abdruck gebracht; Blanckmeifter hat fie
unter den Rubriken: Gottesdienft, Kirchenjahr, Bußlieder
, Jefuslieder, Kreuz und Troft, Tod und Ewigkeit
verteilt. Der Herausgeber fagt mit Recht: .Wenn wir
fonft manchen Sänger lieben um feiner Lieder willen, fo
lieben wir hier die Lieder mehr um des Mannes willen,
der fie uns fang'. Auch dem Urteil ift beizuftimmen;
,fie atmen den Geift gottinniger Herzensfrömmigkeit, in-
fonderheit warme, begeifterte Heilandsliebe, die mitunter
felbft an Zinzendorf erinnert. Von toter Orthodoxie ift
nichts zu fpüren'. Die Herausgabe der Lieder foll nicht
gottesdienftlichen Zwecken dienen, ihre Zeit ift vorüber und
wird nicht wieder kommen. ,Sie bieten aber einen Kommentar
zu einem unvergleichlichen Leben im Dienft der
Kirche, einen Blick in das Herz eines Großen im Reiche
Gottes, und find ein Beitrag zur Gefchichte des evange-
lifchen Kirchenliedes'. Die Lieder flehen nicht auf der
Höhe geiftlicher Dichtkunft; allein eine nicht geringe
Zahl lieft man mit Freude zur Andacht und Herzenserbauung
. Die bei allen Liedern angegebenen Melodien
find vom Herausgeber beftimmt. In Nr. 49 paßt die Melodie
nicht zu dem Versmaß der beiden erften Strophen.

Marburg. E. Chr. Achelis.

Brederek, Paft. E., Hymnologifches Hilfslexikon. Leipzig, A.
Deichert, Nachf. 1910. (IX, 164 S.) gr. 8°

M. 2.70; geb. M. 3.50

Ein Werk, klein an Umfang, aber die Frucht großer
Arbeit während einer Reihe von Jahren. Aus 54 bzw. 56
im Gebrauch befindlichen Gefangbüchern, unter denen
Bücher aus Galizien, der Bukowina und 7 deutfch-ameri-
kanifche fich befinden, aus älteren außer Gebrauch gefetzten
Gefangbüchern und aus privaten Sammlungen, aus
Wackernagels Deutfchem Kirchenlied Band III—V, Tümpels
Deutfch-evangelifchem Kirchenlied des 17. Jahrhunderts
Band I—IV, Rambachs Anthologie und anderen Werken
find nicht weniger als 15000—16000 geiftliche Lieder in
Betracht gezogen. Nicht berückfichtigt find nur folche
Lieder, denen lateinifche Hymnen zugrunde liegen, und
die fog. Akroftichonlieder. Abteilung I (S. 1—29) gibt
ein Verzeichnis der Lieder, die eine gleiche Anfangszeile
haben, Abteilung II (S. 30—78) die Lieder, deren Anfangszeile
von der des Originals abweicht, Abteilung III
(S. 79—128) Lieder über biblifche Texte, nämlich Pfalm-
lieder (mit Ausnahme der den ganzen Pfalter behandelnden
Lieder reformierter Gemeinden, — weshalb diefe
Ausnahme?), Evangelien- und Epiftellieder, Lieder über
fonftige Bibelabfchnitte und Lieder, die Bibelworte als
Anfang enthalten, Abteilung IV (S. 129—148) gibt ein
Verzeichnis gleichnamiger Liederdichter. Die Abteilung V
(S. 149—158) enthält unter der Überfchrift: ,Sonftiges'
1. Alphabetische Lieder, 2. Pendant-Lieder (z. B. Es ift
nicht fchwer, ein Chrift zu fein und Es koftet viel ein
Chrift zu fein — von Richter, oder: Mein Jefus ftirbt, was
foll ich leben und Mein Jefus lebt, was foll ich fterben
— von Schmolcke), 3. Lieder katholifcher Dichter (z. B.
Ihr Kinderlein kommet — von Chr. Schmid), 4. Einzelne
(oft als Sprichwörter angeführte) Liederverfe (z. B. Sagt
das Fleifch gleich lauter Nein, laß dein Wort gewiffer
fein, auch: Ich bin durch alle Zeiten, ja gar durch Ewigkeiten
ufw.) mit Angabe des Fundortes; 5. Parallelftellen
aus Liedern. S. 159—164 befchließen Nachträge und
Berichtigungen das Buch.

Dem in der Hymnologie fehr bewanderten Verfaffer
find auch die neueren befonders durch Fr. Spitta in feiner
Zeitfchrift für Gottesdienft und kirchliche Kunft ange-
ftellten Forfchungen nicht unbekannt geblieben. Für
hymnologifche Studien hat der Verfaffer in der Tat ein
Hilfslexikon dargereicht, und fein .kühnes Wort' (S. VI)
fcheint nicht zu gewagt, daß künftig jeder hymnologifch
Arbeitende zur Erleichterung feiner Arbeit vor allem die
Liften in Abt. I und II nicht wird entbehren können.
Aber auch die, welche, ohne hymnologifche Studien zu
treiben, durch ihre kirchliche Tätigkeit auf hymnologifche
Dinge hingewiefen find, werden nach verfchiedenen
Seiten hin die fleißige Arbeit des Verfaffers verwerten
können.

Zu verbeffern ift S. 35 Z. 11 wier durch Hier, S. 153
Z. 3 Friede durch Feinde.

Marburg. E. Chr. Achelis.

Bibliographie

von Lic. theol. Paul Pape in Berlin
iDcutfcbe gdteratur.

Eisler, R., Weltenmantel u. Himmelszeit. Religionsgefchichtliche Unter-
fuchgn. zur Urgefchichte des antiken Weltbildes. 2 Bde. München,
C. H. Beck 1910. (XXXII, 811 S. m. 80 Abbildgn. u. I Tab.)
Lex.-8° M. 40 — ; geb. M. 48 —

Engert, Th., Das Alte Teftament im Lichte moderniuiich-katholifcher
Wiffenfchaft. München, J. F. Lehmann's Verl. 1910. (VIII, 226 S.)
8° M. 4—; geb. M. 5 —

Karge, P., Gefchichte des Bundesgedankens im Alten Teftament. I. Hälfte.
1. Tl.: Die religionsgefchichtl. Möglichkeit des Sinaibundes. 2. Tl.:
Der Bundesgedanke in den altisraelit. Gefchichtswerken. (Altteftament-
liche Abhandlungen. Hrsg. v. J. Nikel. II. Bd. 1.—4. Heft.) Münfter
i. W., Afchendorff 1910. (XX, 454 S.) gr. 8» M. 12 —