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Ausgabe:

1906 Nr. 12

Spalte:

347-349

Autor/Hrsg.:

Meinhold, Johannes

Titel/Untertitel:

Sabbat und Woche im Alten Testament, eine Untersuchung 1906

Rezensent:

Nowack, Wilhelm

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Theologifche Literaturzeitung 1906 Nr. 12.

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fpätere Zeit führen uns: Refuge, Eglises du (früher von
Bernh. Riggenbach, jetzt von E. Lachenmann), Revolution
, franzöfifche (früher von Klüpfel, jetzt von
Tfchackert), Ricci, Scipione de (von Benrath, wie in der
vorigen Auflage), Rofenkreuzer (früher von Klüpfel,
jetzt von Hermelink), Sailer (früher von Hamberger,
jetzt von Mirbt), Proteffantenverein (von Mehlhorn,
fehlte in der vorigen Auflage). — Längs-Schnitte durch
das ganze Gebiet der Dogmengefchichte geben die umfangreichen
Artikel ,Sakrament' (früher von Steitz und
Hauck, jetzt von Kattenbufch XVII, 349—381) und
,Schlüffelgewalt' (früher von Steitz und Hauck, jetzt von
Kunze XVII, 621—640). — Zwei große zufammen-
faffende Artikel von Kattenbufch charakterifieren das
Wefen und die Gefchichte des ,Proteftantismus' (XVI,
135—182) und der »Römifchen Kirche' (XVII, 74—124),
beide ohne Parallele in der früheren Auflage. In das
Gebiet der Symbolik gehören auch: ,Puritaner' (früher
von Schoell, jetzt von Kattenbufch), »Quäker1 (von
Buddenfieg, wie in der vorigen Auflage), jRaskolniken1
(früher von Gaß, jetzt von Bonwetfch); in das der kirchlichen
Statiftik: ,Rußland' (früher von Nöltingk, jetzt von
Bonwetfch) und Schottland' (von Cairns, wie in der
vorigen Auflage).

Zahlreich find die neuen biograpifchen Artikel,
welche den im Laufe der letzten zwanzig Jahre ver-
ftorbenen namhafteren Theologen gewidmet find: Preger,
Preffenfe, Räbiger, Ranke, Reinkens, Renan, Reufch,
Reuß, Reuter, Riehm, Ritfehl, Robertfon, Schaff, Schenkel,
Schlottmann, Hermann Schmidt, Karl Schmidt (der
Straßburger, den wir bisher nur als Charles Schmidt
kannten), Woldemar Schmidt, Schöberlein, Schölten,
Hermann Schultz.

Die größeren Artikel zur fyftematifchen Theologie
find wieder, wie fchon in früheren Bänden, fo verteilt,
daß neben gemäßigt konfervativen Theologen auch
Schüler Ritfchls zu Worte kommen. Nationalismus und
Supranaturalismus' ift von Kirn (früher von Kübel) bearbeitet
, ,Rechtfertigung' von Ihmels (früher von
H. Schmidt), »Religion' von Herrmann (früher von Köft-
lein), »Reich Gottes1 von Gottfchick (früher von Ritfehl).
Hierher gehört auch Kims Artikel über Schleiermacher1
(früher von Gaß). Die Artikel über .Schöpfung und Erhaltung
' (von Zöckler) und ,Schuld' (von Kähler) find
in den Händen der früheren Bearbeiter geblieben. Der
Artikel über ,Religionsphilofophie' von Ulrici ift durch
einen folchen von Heinze erfetzt.

Aus dem Gebiete der praktifchen Theologie feien
noch die Artikel über ,Pfalmodie' und .Requiem' hervorgehoben
, beide von der fachkundigen Hand Köftlins.

Manches Wort wäre noch zu fagen über den fehr
ungleichen Umfang der Artikel. Neben folchen von
entfehieden zu weiter Ausdehnung (einzelne find oben
hervorgehoben) wechfeln andere von allzugroßer Knappheit
. Zu letzteren gehören einzelne von dem Herausgeber
felbft. Offenbar wollte er feinen Mitarbeitern
durch gutes Beifpiel voranleuchten. Diefes Erziehungsmittel
— in andern Fällen fehr fchätzbar — hat fich in
dem unferigen doch als zu wenig wirkfam erwiefen.
Der Pierausgeber wird noch zu andern Mitteln greifen
müffen, wenn für die noch ausftehenden Bände eine
größere Gleichheit erreicht werden foll.

Göttingen. E. Schürer.

Meinhold, Prof. D. Johannes, Sabbat und Woche im Alten

Teftament, eine Unterfuchung. (Forfchungen zur Religion
und Literatur des Alten und Neuen Teftaments,
herausgegeben von W. Bouffet undH. Gunkel. 5. Heft.)
Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht 1905. (V, 52 S.)
gr. 8° M. 1.80

An Verhandlungen über die Sabbatfrage hat es in
dem letzten Jahrzehnt nicht gefehlt, doch ohne daß die

Frage nach Entftehung und Wefen des S. zur Entfchei-
dung gekommen wäre, fo daß ein neuer Verfuch zur
Löfung des Problems nicht überflüffig ift. Den Anftoß
zu feiner Arbeit hat Meinhold offenbar durch eine Bemerkung
von Zimmern empfangen, der im Anfchluß an
ein von Pinches entdecktes Tageverzeichnis, in dem der
iSte d. h. der Vollmondstag sa-pat-ti genannt wird, die
Vermutung ausfprach, daß auch im alten Israel der
Sabbat Vollmondstag gewefen ift, vgl. ZDMG 1904 S. 202
Anm.

Die Unterfuchung zerfällt in drei Teile. Im erften:
Sabbat als Vollmondsfeft, zeigt M., daß Neumond und
Vollmond im Norden wie Süden als Tage der Freude
gefeiert wurden, an denen Familienfefte ftattfanden. Erft
Folge des Familienopfers ift die Gefchäftsruhe an diefen
Tagen Am. 8,5. 2 Reg. 4,22 f. Von hier aus begreift es fich,
daß der Sabbat im Dt. nicht erwähnt ift: er ift wie der
Neumondstag unterdrückt. Erft bei Ez. tritt der Sabbat
als 7ter Wochentag auf. Der von Ez. den Vätern gemachte
Vorwurf der Sabbatsübertretung hat feine Parallele
an dem Vorwurf der deuteronom. Schule über die
Bamoth. Ift aber der Sabbat urfprünglich Mondfeft, fo
ift er wohl fchon durch die Israeliten von der Sinaihalb-
infel mitgebracht; ©3© von na© aufhören, fertig fein —
ift der fertige d. i. Vollmond, während ©in der neuerglänzende
d. i. Neumond ift.

Der zweite Teil befchäftigt fich mit der Siebenzahl
und fpeziell mit der Frage nach dem Urfprung der
fiebentägigen Woche. M. weift daraufhin, daß bei den
Babyloniern fich zwar die fünftägige, nicht aber die
fiebentägige Woche nachweifen läßt, und daß die Aus-
fcheidung des 7. 14. 21. 28. fich auf den Mond ebenfo-
wenig zurückführen läßt wie die des 19.; wenn jene Tage
doch als Mondstage bezeichnet werden, fo lag offenbar
die Heraushebung des 7ten Tages fchon vor und an fie
lehnt fich die Mondberechung an, jedenfalls war die
Siebenzahl von alters her heilig. Woher die alten Israeliten
die Sieben als heilige Zahl hatten, ift nicht nachweisbar.
Wir haben keine Spur davon, daß fie den Monat in
4 Teile von 7 Tagen oder gar das Jahr in lauter 7tägige
Wochen zerlegten. Ja, M. ift der Meinung, daß vielleicht
die Jahrwoche älter ift als die Tagwoche S. 21. Diefe
finden wir zuerft im Süden, aber nur für die Erntezeit, d. h.
zwifchen Massot und Kasir: 7 Wochen, die durch einen
gleichmäßigen Zwifchenraum voneinander getrennt find,
fcheiden beide Fefte. Das Nordreich kennt diefe Ruhetage
nicht. Sie find im Dt. der Erfatz für die geftrichenen
Neu- und Vollmondstage, werden aber als wefentlich
praktifche Maßregel nicht herausgehoben. Diefe Anfänge
einer fiebentägigen Ruhe in Ernte und Pflügezeit werden
in der Erinnerung mit den Jahve geltenden Feilen der
Sabbate verbunden, dies und die fchon in der Luft
liegende Deutung des n.3© als Ruhetag bilden die Brücke
zum fpäteren Sabbat.

Der dritte Teil handelt vom Sabbat als Einrichtung
der jüd. Gemeinde. M. fucht nachzuweifen, daß die
Quellen bis zu Nehemia nichts von Beobachtung des
Sabbats wiffen. Ez. hat wahrfcheinlich den da und dort
gefeierten fiebenten Ruhetag zufammengeworfen mit dem
Sabbat und die Feier diefes als Ruhetag zur religiöfen
Pflicht gemacht. Offenbar hat der Sabbat fchon im Exil
Wurzel gefaßt, fo daß er von manchen mit Ez. geradezu
für das Schibboleth des Judentums gehalten werden konnte.
In Ex. 20, das nach M. durch P. eingefügt ift, ift der
Sabbat dem Namen wie der Sache nach bekannt, es muß
alfo vorher davon die Rede gewefen fein. Das ift der
Fall in Ex. 16, wo die Sabbatfrage in die Mannage-
fchichte, mit der fie urfprünglich nichts zu tun hat, erft
emgeflochten ift. Die Priefterfchulen intereffierten fich
befonders für den Sabbat, aus ihren Kreifen geht Ex. 31 raff,
hervor: der Sabbat wird jetzt Bundeszeichen vgl.
Ez. 20 raff. 22 s. 20. 23 äs, was nur in heidnifcher Umgebung
, die den Sabbat als Ruhetag nicht kannte,