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Ausgabe:

1904

Spalte:

697-698

Autor/Hrsg.:

Spiegelberg, Wilhelm

Titel/Untertitel:

Der Aufenthalt Israels in Aegypten 1904

Rezensent:

Schwally, Friedrich

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung,

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. in Berlin, und D. E. Schürer, Prof. in Göttingen,
Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig. Jährlich 18 Mark.

Nr. 26. 24. Dezember 1904. 29. Jahrgang.

Spiegelbcrg, Drr Aufenthalt Ifraels in Aegyp

ten iSchwally).
GUnkel, Ausgewählte l'falmen (N'owack)

Snellmann, Der Anfang des arianifchen Streites Tröltfch, Das Hiftorifche in Kants Religions-
(Bonwetfch). philofophie (Reifchle).

Böhmer, Analekten zur Gefchichte des Kran- Franz, Das Rituale von St. Florian aus dem

Laqueur, Kntifche bnterfuchungen zum zwei- j dscus yon Amfi (Lempp). zwölften Jahrhundert (E. Chr. Achelis).

ten Makkabäerbuch (Schärer). Ä .... . c •• ~,i . , , , , ... ,., , ' ,

Fiebig Altiüdifche Gleichniffe und die Gleich- Herold, Der göttliche und der menfchhche Sagmuller Lehrbuch des kathohfchen kirchen-

nijfc Jefu (Jülicher). Faktor im Heftande der heiligen Schrift (Lob- rechts, 3. Teil (Frantz).

Schwartz, Uebcr den Tod der Söhne Zebedaei ! ftein)- Bemerkung zu Sp. 6311. (Bacher).

(Schürer). j Zu Kants Gedächtnis,Zwölf Feflgaben (Reifchle). Miscelle betreffend Paul Speratus (Tfchackert).

Spiegelberg, Prof. Wilhelm, Der Aufenthalt Israels in Aegyp- fchwierige Frage fo erfchöpfend und umfichtig behandelt
ten im Lichte der aegyptifchen Monumente. Mit 12 ! und alles hierhergehörige Material an Texten und Denk-
Abbildungen. Straßburg 1904, Schleuer & Schwelle- ' mälern überßchtlich vorgelegt hat.

hardt. (55 S. 8.) M. I.— 1 Gießen. F. Schwally.

Der Verfaffer unterzieht vom Standpunkt des Ägyp-
tologen die Frage nach dem Aufenthalt Ifraels in Ägypten | Gunkel, Hermann, Ausgewählte Psalmen, überfetzt und er-
einer ebenfo fachkundigen wie befonnenen Unterfuchung, ^ Göttj Vandenhoeck & Ruprecht. (X,

unter gewiflenhafter Anlehnung an die von den alt- > c a », , at

teftamentlichen Forfchern erarbeiteten Ergebniffe. Direkte 270 b. gr. 8.) M. 3.20; geb. M. 4 —

Nachrichten über jenes Ereignis find allerdings aus den Nicht mit Unrecht ift als eine der wefentlichften AufDenkmälern
noch nicht zum Vorfchein gekommen, wohl gaben, von deren Löfung zum Teil die Befeitigung der
aber ift es möglich, viele Züge der biblifchen Überliefe- ungefunden Spannung zwifchen der Erkenntnis der wiffen-
rung mit Hilfe der ägyptifchen Altertümer zu illuftrieren j fchaftlichen Theologie und der der chriftlichen Gemeinde
oder zu berichtigen und die Ereigniffe mit einer gewiffen 1 abhängt, die Einführung diefer Gemeinde in ein tieferes,
Sicherheit in den Rahmen der Pharaonengefchichte ein- | durch den heutigen Stand der vviffenfehaftlichen Arbeit
zufügen. Dies alles ift dem Verf. in ausgezeichneter : bedingtes Verftändnis der Schrift hingeftellt. Unter den
Weife gelungen. Die Refultate feiiie, Kritik find ungefähr . mannigfachen Verfuchen, an denen es in den letzten
folgende: Die Clans, welche fich in Gofen, einem Weide- j Jahren nicht gefehlt hat, nimmt Gunkels Erklärung aus-
grund das örtlichen Delta, niederließen, gehörten zu femi- j gewählter Pfalmen wohl die erfte Stelle ein. Eine ganze
tifchen Stämmen, die etwa im 16. oder 17. vorchriftlichen ; Reihe diefer Erklärungen, welche feit etwa drei Jahren
Jahrhundert — vielleicht im Gefolge der Hykfos — nach | in der ,Chriftlichen Welt' erfchienen waren, find viel

en

Ägypten hereingekommen waren. Der Auszug aus Gofen fchon bekannt, zu ihnen find andere gekommen, die in

hingzufammen mit den zahlreichen Aufftänden, welche die
Regierung Merneptachs von allen Seiten heimfuchten,
vielleicht waren die Hebräer von Gofen fogar mit dem
gegen denfelben Pharao auffäffigen paläftinifchen Ifrael-
ftamm in Verbindung. Das ift fehr einleuchtend. Was

Nordamerika veröffentlicht waren.

Die an die Spitze jeder Pfalmerklärung geftellte
Überfetzung läßt mit Recht die hebräifche Verseinteilung
unberückfichtigt, vielmehr bringt G. durch Einrücken und
Zwifchenräume die rhythmifche Gliederung jedes Liedes

fonft von der Überlieferung hiftorifch oder freie Erfindung zum Verftändnis. Wenn er als Aufgabe feiner Überfetzung
fein kann, darüber ift bei dem Mangel einer begleitenden es anficht, keine exakte Photographie, die durch wörtliche
Tradition nichts Beftimmtes zu fagen. Ich ftimme Spiegel- ' Genauigkeit und peinliche Zuverläfligkeit fich auszeichnet,
berg z. B. vollkommen zu, wenn er S. 23 fagt: ,Wenn 1 fondern vielmehr eine künftlerifche Kopie des Originals
wir annehmen, daß das alte Teftament eine Tendenzfchrift j zu liefern, fo wird man zugeben müffen, daß er in den
zum Ruhme Jahves und feines auserwählten Volkes ift, ! meiften Fällen diefes Ziel erreicht hat oder ihm doch fehr
fo paßte zu diefer Tendenz die Nachricht fehr fchlecht, i nahe gekommen ift. In den Erklärungen fehlt naturgemäß
daß der Stifter des Jahvismus ägyptifch erzogen worden j das eigentlich philologifche Material —- nur da, wo G. den
fei. Diefer Zug der Sage ift ficherlich nicht erft erfunden [ Text für befchädigt hält, gibt er in einer Anmerkung
worden. Er findet vollends feine Beftätigung dadurch, die von ihm angenommene Konjektur, — aber die Arbeit
daßMofe wahrfcheinlich einen ägyptifchen Namen führte'. ! felbft läßt keinen Zweifel darüber, daß G. fich mit den
Aber es wäre doch m.E.auch denkbar,daß die Befreiung aus | philologischen Schwierigkeiten auseinandergefetzt hat.
ägyptifcher Knechtfchaft dem größten bekannten Manne 1 Ebenfo find chronologische u. a. Probleme oftmals nur
der Vorzeit als neue Ruhmestat erft fpäter zugefchrieben flüchtig geftreift. Sein Hauptabfehen war eben darauf
worden ift. Ebenfo wenig aufgeklärt ift bis auf den 1 gerichtet, dem Lefer zum religiöfen Verftändnis der
heutigen Tag, auf welchem Wege und unter welchen '■ Pfalmen zu verhelfen d. h. ihn in die religiöfe Gedanken-
Bedingungen die Ereigniffe in Gofen, an welchen doch I weit diefer Dichter einzuführen, zu welchem Zweck er
nur ein verfchwindend kleiner Bruchteil der Ifraelbeduinen j bisweilen auch auf die in Ifrael vollzogene Entwicklung

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gewiffer religiöfer Gedanken hinweift, fowie Analogien
aus andern Religionen und Völkern herbeizieht. Daneben
ift G.s Augenmerk darauf gerichtet, den äfthetifch-lite-
rarifchen Charakter der Lieder zu befchreiben, er hebt zu
diefem Zweck die literarifchen Gattungen, zu denen die
einzelnen Pfalmen gehören, heraus, fkizziert fie nach ihren
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beteiligt war, fchon in fehr früher Zeit auf das Volk als
Ganzes übertragen worden find. Die ägyptifche Seite der
Jakobfage beruht vielleicht auf einer Verwechslung des
Stanimesheros Jakob mit dem Hykfoskönig Ja'qob-El,
deffen Exiftenz durch Spiegelberg feftgeftellt ift.

Man muß dem Verf. fehr dankbar fein, daß er die