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Ausgabe:

1903 Nr. 2

Spalte:

59-60

Autor/Hrsg.:

Réville, Jean

Titel/Untertitel:

Religiöse Reden 1903

Rezensent:

Lobstein, Paul

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Seite 1

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59

Theologifche Literaturzeitung. 1903. Nr. 2.

60

der Sache nicht. Reifchle's Auffätze (Hefte zur chriftl.
Welt, Nr. 31. 1898, Zeitfchrift für Theol. u. Kirche 1902,
S. I—43), die einen dem Verf. verwandten Standpunkt,
allerdings in viel gröfserem Zufammenhange und mit eingehenderer
Gründlichkeit vertreten, find weder verwendet
noch angeführt. — Von Einzelbemerkungen mag hier ab-
gefehen werden. Wie in dem Hauptwerk P.-O. ift auch
hier die Anführung hebräifcher Wörter in lateinifchen
Lettern ftörend (S. 50): für den Unkundigen find fie
nichtsfagend, für den Eingeweihten überflüffig. Die Andeutungen
von S. 68 find dogmatifch, die auf S. 76.
102—103 exegetifch und biblifch-theologifch fehr anfechtbar
. — Doch diefe Ausftellungen follen den Werth
des hier Dargebotenen nicht herabfetzen. Wie fehr die
von dem Verf. behandelte Frage auch unter den Prote-
ftanten franzöfifcher Zunge zeitgemäfs ift, erhellt aus
der Thatfache, dafs das bei der letzten Paftoralcon-
ferenz der Schweiz in Laufanne (Auguft 1902) auf der
Tagesordnung flehende Hauptthema lautete: ,La doc-
trine chretienne de la revelation est-elle conciliable avec
Vevolutionnisme kistoriqueb'.

Strafsburg i. E. P. Lobftein.

Reville. Prof. D. Jean, Religiöse Reden. Autorifierte Über-
fetzung. Berlin 1902, C. A. Schwetfchke & Sohn (VII,
285 S. gr. 8.) M. 3.60; geb. M. 4.50

Die Päroles d'un Libre-Croyant, des auch unter uns
rühmlich bekannten Religionshiftorikers, die bereits früher
in diefem Blatt (1898, Nr. 25) befprochen worden find,
liegen nun in einer deutfchen, bei Schwetfchke erfchienenen
Ueberfetzung vor, und werden hoffentlich auch in diefer
Geftalt gelehrige und dankbare Lefer finden. Da der Verf.
die rhetorifchen Floskeln verfchmäht hat, wird der zugleich
einfache und edle Ton diefer Betrachtungen auch
dem deutfchen Gefchmacke zufagen, allerdings unter
der Bedingung, dafs die Vorausfetzungen, die den Betrachtungen
des freimüthigen und überzeugten Redners
zu Grunde liegen, auch bei feinem neuen Publicum zutreffen
. Auf diefe Vorausfetzungen ift in der oben erwähnten
Anzeige des franzöfifchen Originals hingewiefen
worden. Hierüber fpricht fich R. felbft in feinem Vorworte
aus, dem wir einige Erklärungen entlehnen, fowohl
um den Geift des Buches zu charakterifiren, als auch,

um den Werth der gebotenen Ueberfetzung deutlicher I (Forfchungen zur chrifllichen Litteratur- u. Dogmengefchichte. Hrsg.

hervortreten zu laffen: ,Ich habe es als fittliche Pflicht ^ ?j£hagd ur Lp Kirfch' IIIBd- '-Hft^ Maiuz Iy02> Kirchempfunden
, Öffentlich das freie Chriftenthum des Evan- j K&uilZnr!, C. M^Ein altchriftTiches Pompeji in der libyfchen Wüfh7
geliums ZU bekennen, das ich als das truchtbarfte Princip Die Nekropolis der ,grofsen Oafe'. Archäologifche Skizze. Mit zahl-
des flttlichen Lebens und als die Religion betrachte, reichen Abbildgn. u. Plänen. Mainz 1902, F. Kirchheim. (IV, 71 S.

die für unfere Zeit mit ihrem Zwiefpalt zwifchen Wiffen- ( , Sr-8 ) . «• 80

Maubach, J., Die Kardinäle u. ihre Politik um die Mitte des XIII. Jahrh.
unter den Päpften Innocenz IV., Alexander IV., Urban IV., Clemens IV.
(1243—1268). Kon« 1902, C. Georgi. (III, 136 S. gr. 8.) 2. 50
Maimonides' Commentar zum Tractat Kidduschin. Kritifche Edition des
arab. Urtextes m. verbefferter hebr. Ueberfetzg., Einleitg. u. An-
merkgn. Von A. B. Nurock. Berlin 1902, M. Poppelauer. (X, 44 S.

franzöfifchen Ausgabe verfucht wurde, behandeln folgende
Gegenftände: I. Die chriftliche Methode. — II. Die
Unzerftörbarkeit der Religion. — III. Wie die moderne
Predigt des Evangeliums befchaffen fein mufs. — IV. Das
Chriffusbild, das alles überdauert, und die Chriftusbilder,
die vergehen. — V. Die Grundbedingung des flttlichen Fort
fchritts. — VI. Die allgemeine Offenbarung. — VII. Glaube
und Wiffenfchaft.— VIII. Der geiftige Charakter des chrift-
lichen Glaubens. — IX. Das Opfer, das Centrum und der
Heerd der Religion. — X. Das chriftliche Leben. — XI. Die
Einheit der Chriftenheit.— XII. Das ewige Leben. — Möge
diefes Werk, auch in feinem deutfchen Gewände, das erreichen
, was der Verf. hoffte: ,den Verächtern eines Glaubens
, der fich von der dogmatifchen und kirchlichen Ueber-
lieferung befreit hat, den Nachweis liefern, dafs unfere
moderne Auslegung des Evangeliums im tiefften Grunde
echt religiös ift'.

Strafsburg i. E. P. Lobftein.

Bibliographie

von Lic. theol. Paul Pape, Zehlendorf bei Berlin.
jDeutfthe {Literatur.

Jeremias, A., Im Kampfe um Babel u. Bibel. Ein Wort zur Ver-
ftändigg. u. Abwehr. Leipzig 1903, J. C. Hinrichs'fche Buchh. (38 S. 8.)

— 5°

Green, W. H., Die Einheit der Genefis. Aus dem Engl, überf. v. Pfr.
Dr. Otto Becher. Vom Verf. autorif. Überfetzung. Gütersloh 1903,
C. Bertelsmann. (XXXII, 765 S. gr. 8.) 10 —; geb. 12 —

Mommert, C., Salem, die Königsftadt des Melchisedek. Eine chrift-
lich-archäolog. Studie. Leipzig 1902, E. Haberland. (37 S. gr. 8.)

— 75

Volck, W., Die altteflamentliche Heilsgefchichte, überfichtlich darge-
ftellt. (Handreichung zur Vertiefung chriülicher Erkenntnis. Hrsg. v.
J. Möller u. W. Zöllner. 8. Hft.) Gütersloh 1903, C. Bertelsmann.
(VII, 125 S. gr. 8.) 1. 80

Schell, H., Chriftus. Das Evangelium u. feine weltgefchichtl. Bedeutg.
Mit Buchfchmuck u. 89 Abbildgn. 1.—10. Tauf. Mainz 1903, R. Kirchheim
. (156 S. Lex. 8.) Geb. 4 —

Bollinger, A., Markus, der Bearbeiter des Matthäus-Evangeliums. Altes
u. Neues zur fynopt. Frage. Progr. Bafel 1902, C.Beck. (100 S. gr. 4.)

2. 50

Naumann, G., Die Wertfehätzung des Wunders im Neuen Teftament.
Biblifch-theolog. Unterfuchg. Leipzig 1903, Dürr'fche Buchh. (V,
85 S. gr. 8.) 2. 60

Margreth, J., Das Gebetsleben Jefu Chrifti, des Sohnes Gottes. Münder
1902, Alchendorff. (XI, 320 S. gr. 8.) 6 —

Widmann, W., Die Echtheit der Mahnrede Judins d. M. an die Heiden.

fchaft und Glauben am beften geeignet ift. Die Reli-
gionsgefchichte weift überzeugend nach, dafs die Chriftenheit
in jeder Epoche ihrer Entwickelung eine Auslegung
und Anwendung der evangelilchen Principien zu Tage
gefördert hat, die mit den Bedürfnifsen der Zeit in Ueber- ,

einftimmung waren und dem Stande der herrfchenden ; Me„fmJa mfdii aevi historica res gestas Poloniac WutiranHa. /dil~0

Bildung entfprachen. . . Es darf als die VOrnehmfte collegii historici aeademiae litterarum Cracoviensis. Tom. XVI.

Acta capitulorum nec non iudiciorum ecclesiasticorum setecta, ed. B.
Ulanowski. Vol. II. Acta iudiciorum ecclesiasticorum dioecesum
Cneznensis et Poznaniensis (1403 —1530). Krakau 1902, Buchh. d. poln.

Aufgabe für unfere gegenwärtige Epoche angefehen
werden, das religiöfe und fittliche Princip von dem
todten Buchftaben der Lehren und Gebräuche zu be-

r . j r- 1 i -r , r Verlags-Gefellfchaft. (XII, 9(3 S. Lex. 8.) 16 —

freien, in der Erkenntnifs, dafs es einftmals in ihnen : Haussleiter, J., Melanchthon-Kompendium. Eine unbekannte Sammig.

feinen lebendigen Ausdruck gefunden hat, dafs es aber | eth., polit. u. philofoph. Lehrfätze Melanchthons in Luthers Werken.

jetzt von ihnen in der freien Entwickelung feiner Lebens
macht gehemmt wird, und in der Abficht, ihm die Möglichkeit
zu einer fruchttragenden Vereinigung mit dem
modernen Verftändnifs zu gewähren. Und wer ift zu
der Löfung dieler Aufgabe mehr berufen als die Männer,
die das wiffenfehaftliche Studium der Religionsgefchichte
nach den ftrengften Grundlätzen der kritifchen Methode
treiben und zugleich die fittliche und religiöfe Unter-
weifung der gegenwärtigen Jugend leiten?' Die zwölf

Greifswald 1902, J. Abel. (VIII, 172 S. gr. 8.) 3. 60

Eckart, R., Die Reformatoren u. ihre Zeit in ausgewählten Schilderungen
deutfeher Dichter. Leipzig 1903, Ch. Steffen. (VIII, 274 S. gr. 8.)

Geb. 3. 50

van Gulik, W., Der Scholafter Johannes Gropper und feine Thätigkeit
im Churfürftentum Köln bis 1540. Diff. Münfter i. W. (63 S. 8.)
Herold, R., Gefchichte der Reformation in der Graffch. Oeningen
1522—1569. (Schriften des Vereins f. Reformationsgefchichte Nr. 75.)
Halle 1902, M. Niemeyer. (VII, 72 S.) 1. 20

Schreiber, H., Die Reformation Lübecks. (Schriften des Vereins f.
Reformationsgefchichte. Nr. 74.) Halle 1902, M. Niemeyer. (III,

Reden, deren Charakteriftik bei der Befprechung der 106 S. gr. 8.) ' i. 20