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Ausgabe:

1900 Nr. 25

Spalte:

677-679

Autor/Hrsg.:

Vogel, Theodor

Titel/Untertitel:

Zur Charakteristik des Lukas nach Sprache und Stil 1900

Rezensent:

Heinrici, Carl Friedrich Georg

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Seite 1, Seite 2

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677 Theologifche Literaturzeitung. 1900. Nr. 25. 678

hang zwifchen Kabod und Gewitter aufmerkfam, aber bringt aber fowohl Bereicherungen der Belege, als fie
nicht ohne Uebertreibung; follte wirklich noch auf der auch für die Ergebnifse fchärfere Conturen und über-
religionsgefchichtlichen Stufe der vorexilifch ifraelit. fichtlichere Anordnungen bietet. Das Material dazu ift

Literatur jedes Gewitter als Erfcheinung des göttlichen

zum Theile aus Blafs' Grammatik des Neuteftament-

Kabod gefafst worden fein? Richtig ift auch die Beob- liehen Griechifch und Zahn's Neuteftamentlicher Ein-
achtung, dafs die frühere Zeit Jahwe nicht in feiner leitung übernommen, überwiegend aber durch weitere
Sonderexiftenz betrachtet, fondern nur im Moment der ' Forfchungen des Verf. erarbeitet. Wenn nun diefer auch
Theophanie. Unrichtig aber erfcheint mir die Formu- j mit der Zurückhaltung des Kenners, der ftreng in den
lirung, dafs Jahwe ftets im Allerheiligften gegenwärtig | Grenzen feiner Aufgabe fich halten will, den Stil des
gewefen fei, feine Herrlichkeit dagegen nur feiten. Wenn Lucas nach lexicalifchen, grammatifchen und fyntaktifchen
hier urfprünglich zwei Jahwevorftellungen zufammen- Gefichtspunkten unterfucht, fo kann er doch fich dem
gefloffen find (etwa der Ladenjahwe und der Sinaijahwe), nicht entziehen, auch zu den kritifchen und gefchichtlichen
fo ift es wohl genauer, zu unterfcheiden zwifchen der Er- 1 Problemen des Lucanifchen Schriftthums Stellung zu
fcheinungsform Jahwes in der Lade und der Erfcheinungs- 1 nehmen. Und in diefer Richtung enthält die neue°Auf-

form im Gewitterkabod. Die ,mefiianifche' Auslegung
der Pf. hält fich nicht in den richtigen Grenzen; an
manche Pf.ftellen ift der Kabod Gottes kein .meflianifcher'
Begriff, fondern Jahwes fichtbare Erfcheinung als gegen-

lage zahlreiche feinfinnige Beobachtungen, die an Reiz
gewinnen, weil fie nicht Meinungen discutiren, fondern
aus der Vertiefung in den Unterfuchungsftoff erwachfen
find. Für die fynoptifche Frage fallen befonders die zu-

wärtig befchrieben, wie fie befonders in den Werken der treffenden Bemerkungen über den Evangelienftil und die
Natur, dem Lichtglanz Jahwes kund wird Pf. 26s 29 104:11 ' Einfeitigkeit der literarifchen Quellenkritik in's Gewicht

(S. 31 f- 37 f )- Methodologifch werden die Selbfttäufchungen
der Wortftatiftik, falls fie die pfychologifchen .Imponderabilien
' unbeachtet läfst, einleuchtend dargethan (S. 9f.).
So ift diefe Neubearbeitung in noch höherem Mafse ge-

1134. Jedenfalls ift auch in diefem Punkte zu unterfcheiden
zwifchen der Auffaffung eines Pf. bei feiner
Entftehung und bei feiner Aufnahme in den Pfalter. —
Der Gebrauch des Wortes ,meffianifch' in dem weiteren

Sinne = der Heilszeit angehörend, follte aufgegeben werden, eignet, in die Methode ftiliftifcher Unterfuchungen einzu-
Faft in all den Stellen, an denen G. den göttlichen Kabod führen. Sie gewährt durch das abwägende Mafshalten in
der Heilszeit findet, ift vom Meflias nicht die Rede. Wie ! Beibringung der Beweisftücke, durch die Umficht, mit der
kann man ihn dann einen .meffianifchen Begriff nennen? j die verwickelte Aufgabe, ein fachgemäfses Urtheil über
Zu wünfehen bliebe endlich noch eine Vergleichung der j die Stilverhältnifse zu erarbeiten, durchgeführt ift, durch
Begriffe 1133 und ©ip, zu der eine Stelle wie Jef. 6 auf- die einfichtige Selbltbefchränkung bei der Fixirung der Erfordert
, und ein Wort über die Frage, ob der Kabod die j gebnifse den Eindruck einer in lieh gefchloffenen Arbeit,
fichtbare Erfcheinung des ©lp ift. die zum Weiterforfchen anreizt und anleitet. Darum be-

Die neutefiam. Exegefe ift nicht immer richtig und hauptet fie nicht blofs methodologifchen Werth, fondern
nicht nicht immer felbftändig genug. G. wird hier zu- 1 bietet auch dem Fachmanne fruchtbare Belehrung,
weilen zum Schaden der Sache feiner Thefe untreu, dafs I Unter Rückweis auf die Anzeige des erften Auflage
die doga etwas Sinnenfälliges ift. Ueber 2 Cor. 3 is (rijv : (Th. L.Z. 1898 Sp. 236—38) markire ich die Abänderungen
<5ö$av xvqiov xarojtTQi&fievoi) fagt er S. 98: natürlich und Bereicherungen. Als Text ift jetzt die Ausgabe
ift 'dies nur geiftig zu verliehen. Auf das ift man nach von Tifchendorf-Gebhardt (1896) zu Grunde gelegt,
dem Gange der Unterfuchung bis S. 90 nicht gefafst. 1 Die Unterfuchung zerfällt in einen darftellenden Theil
Ebenlo wird in dem Ausdrucke /jeTccftOQrpov/ji&a anb (S. 7—48) und in einen Anhang, der Belege und Einzel-
dofi»c sie öö$av fälfehlicherweife fetc. öö^av auf die Zu- , ausluhrungen bringt (S. 49—70). In beiden Theilen ift
kunft bezogen. PI. fieht, dafs der neugefchaffene Chrift die Ordnung vielfach abgeändert theils durch exaetere
eine Lichtgeftalt hat, die auch äufserlich zur Erfcheinung Specialifirung theils durch Zufammenziehen. Manche
kommt. AUCh in '2 Cor. 37fr., Rom. 328 darf die rjbg« Ranken find weggefchnitten, dafür werden neue Be-
nicht in dem Maafse vergeiftigt werden, wie G. es thut; : obachtungen eingefügt und die Ueberfichten über den
felbft in R. 323 klingt etwas von dem ehemaligen Begriffe Wortfehatz, wo es die Orientirung forderte, mit Citaten
der kultifc'hen Reinheit nach, die den Menfchen befähigt, belegt (S. 55. 61 f.). Den neben Abfchnitten des dargleich
den Engeln vor Gott zu treten (alfo öoZ-a etwa , Bellenden Theiles in der erften Auflage entfprechen fünf
gleich Engelhaftigkeit). Auch in Jh. I» und den ver- der neuen, indem der erfte und zweite in neuer Faffung
wandten Jhftellen ift der fichtbare Charakter des doga- verbunden werden und der fiebente wegfällt. Der folgende
glanzes nicht genügend betont. In Ef. I g, 12, u find die Abfchnitt unterfucht den Wortfehatz und kommt zu dem
Chriften die öo$a Gottes, an ihnen wird Gottes Herr- Ergebnifse, dafs directe literarifche Beziehungen weder zu
lichkeit (genauer V. 6: feine Herrlichkeit, dafs fie Gnade i anderen Neuteftamentlichen Schriften oder Schriftgruppen,
ift) offenbar und fie find Urfache, dafs Gott gepriefen noch zu Profanfchriftftellern fafsbar find. Im dritten Abwird
. ^ar/)p rmv (pmxmv Je i17 ift nicht Vater des Licht- fchnitte (Grammatifches) wird unter Hinweis auf die Weife
glanzes, fondern V. der Lichtgeftalten = der Geftirne, j der antiken Gefchichtsfchreibung die fchriftftellerifche
die als Engelwefen gedacht find. Richtig ift es, die cloga i Freiheit der Acta in Wiedergabe von Reden und Urkunden
Gottes in Lc. 2u mit dem Anbruch des Heils gleich zu , ruckhaltslos anerkannt und der volksthümliche Charakter
fetzen; ob aber in Lc. 20 das Aufleuchten der (Joga j der _ Darfteilung unter Hinweis auf die LXX gewürdigt.
xvoiov beim Erfcheinen der Engel ebenfo gedeutet werden j Werteres bringt der vierte Abfchnitt (Stiliftifches;, der
darf, ift nicht ficher. ,

Trotz diefer kleinen Mängel bleibt das Schriftchen
eine werthvolle und lefenswerthc Arbeit.

Tubing

en.

P. Volz.

befonders auf den Unterfchied des Evangelienftils und der
Art, wie die Acta erzählen, aufmerkfam macht. Sehr zutreffend
ift die Bemerkung, dafs die Pietät gegen die
evangelifche Ueberlieferung, auch was ihre Faffung anlangt
, bei Lucas am deutlichften hervortritt, weil eben
er .gebildet' war. Der fünfte Abfchnitt (Auswahl und
7lir Charakteristik des Lukas nach Gruppirung des Stoffes) ftreift die Frage nach den Quellen
Vogel, D. Dr. iheodor, Zu ^rT^nftudie Zwdte, und dem Urfprunge des Evangeliums. Betont wird dabei,
Sprache und Stil. Eine philolog.fche La enltuu.e. av. , dafs diefeg eb^nf/fwie die anderen eine Auswahl aus der
vornehmlichfurjüngere Theologen völlig umgearocitcic ^ Ueberlieferung gebe (s 43f )_ Aber hjer ift

Auflage Leipzig,Dürr'fcheBh., 1899. (70S. gr.8., M.1.20 fchärfer zu fcheiden. Betreffs der Thatfachen ift es
rv r ki 11 wt'rHVn Auf lar/e eefolgte Neubearbeitung : zweifellos, wie dies ja auch alle Evangeliften felbft fagen,

hält ^SS^SSS^S^^^aufrechti dafs nur Bedeutfames in knappem Zufchnitte berichtet