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Ausgabe:

1900 Nr. 24

Spalte:

657-662

Autor/Hrsg.:

Cohn, Leopoldus (Ed.)

Titel/Untertitel:

Philonis Alexandrini opera quae supersunt. Vol. III 1900

Rezensent:

Heinrici, Carl Friedrich Georg

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Theologifche Literaturzeitung. 1900. Nr. 24.

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dafs Vf. durch feine Studie das Intereffe auf ein bisher
noch wenig behandeltes Gebiet gelenkt hat.

Tübingen. P. Volz.

Philonis Alexandrini opera quae supersunt. Ediderunt
Leopoldus Cohn et Paulus Wendland. Vol. III, con-
tinens quis rerum divinarum heres sit; de congressu
eruditionis gratia; de fuga et inventione; de mutatione
nominum; de somniis über I et II. Edidit Paulus
Wendland. Berolini, G. Reimeri, 1898. (XXIV,

30Ü b. gr. 8.J ■ 9— | ausgebeutet haben, bewährt es fich, dafs fie eine gute

Der dritte Band der neuen Philoausgabe (vergl. zu j Texttradition haben. Der Neapolitanus geht meid mit
I und II Th. TL, Z. 1897 Sp. 211, f., 1898 Sp. 233L) umfafst dem Papyrus zufammen.

die noch rückdändigen Theile des grofsen allegorifchen Betreffs der Textbehandlung ift es mir deigend

Commentars zur Genefis, nämlich Quis rerum divinarum zweifelhaft, ob wirklich die handfchriftlich erhaltene
haeres sit (Gen. 15,2—m), De congressu eruditionis gratia Ueberlieferung allein auf das eine Exemplar der Biblio-
(Gen. 16, 1—g), De fuga et inventione (Gen. 16, o—u), De thek von Caesarea, das Origenes benutzt hat, zurück-

Conjecturen nöthig geworden, während für Quis rer. div.
haer. die relativ heueren Handfchriften einen guten Text
haben. Mangey's Conjecturen übrigens werden auch hier
nicht feiten durch den Papyrus beftätigt. In der indi-
recten Ueberlieferung bietet Clem. AI. am meiden Parallelen
für De congr. erud. grat., die belegen, wie frei er
Philos Gedanken wiedergiebt. Dies gilt auch von Origenes
. Ambrosius dagegen, der am ausgiebigden De fug.
et inventione benutzt, überfetzt meid wörtlich, fo dafs er
mehr Anhaltspunkte für Textverbefferung giebt (vgl.
Ihm, JB f. claff. Phil. 1890, S. 282—88». Für'die Excerpte,
die verhältnifsmäfsig fpärlich die Schriften diefes Bandes

mutatione nominum (Gen. 17, 1—22), De somniis I (Gen. 28,
12f., 31, 11 f.), De somniis II (Gen. 37. 40. 41). Gen. 15, 2
bis 17, 22 id in diefen Schriften alfo, abgefehen von Gen.
15, 19—21, 16, 15—ie, verlaufend erklärt. Da nun De mi-
grationc Abrahami bei Gen. 12, 6 abbricht, im Anfang
von Quis rer. div. haeres aber auf die Erklärung von
Gen. 15, 1 (xct jceqI iuO&oov) zurückgewiefen wird, fehlen
Theile des Commentars. Ebenfo find Abfchnitte verloren
gegangen, die fich mit Gen. 17,23 bis 20,2 befchäf-
tigten. Die Erklärung von Gen. 18, 2 id wohl in dem
armenifchen Fragment De deo erhalten (Maffebieu). Die
beiden Bücher De somniis find auch nur ein Theil deffen,
was Philo darüber gefchrieben hat. I § I, II § 2 bezieht
fich auf ein Buch über die unmittelbar von Gott gefandten
Träume (Gen. 20,3—1. 31, 24 ?), von denen die gemifchten,
welche zugleich objectiv Gegebenes und Subjectives enthalten
(De somn. I), und die rein fubjectiven, felbfterzeug-
ten (De somn. II) unterfchieden werden. Da Eufeb. (H.

geführt werden könne (vgl. Th. L. Z. 1897 Sp. 213). Der
Abdand der Lesarten des Papyrus und feiner Verwandten
von den minderwerthigen Zeugen läfst fich, fo viel ich
fehe, nur mit Anwendung fehr darker Mittel von der
Annahme eines Archetypus aus erklären. Unabhängig
von einander deht doch z. B. 32, 12 dxi&ctOov neben
dyniov, rj&oq neben eIöos, 36, « ävEöiq neben dvdxaötq,
das dann in dvdoxaoiq verlefen wurde, 14, 17: xoov xaX-
Xaxmv neben dem verwifchenden xmv äXXcov. Auch
die Stelle, auf die Wendland S. IX befonderes Gewicht
t legt f§ 228),; entfeheidet nicht. Die Worte aXX'
ouef vxö xevov xaxet Moovoijv find hier fowohl von GNP
als auch vom Pap. finnlos eingeordnet, von AB fortgelaufen
. W. fchlicfst daraus, dafs fie urfprünglich eine
Randbemerkung des Archetypus gewefen feien, die von
zwei Abfchreibern an unpaffender Stelle in den Text
gebracht, von dem dritten fortgelaffen fei. Aber damit
id das auch bei W.'s abweichender Einfügung dörende

E. II 18, 4) 5 Bücher zählt, find aufserdem noch zwei | xara Moovoüv nicht erklärt, auch nicht die dunkele und
verloren gegangen. Ob deren Inhalt fich mit den An- | knappe Anfpielung auf die doifche Meinung, die nicht
flehten anderer Philofophen über die Träume befchäftigt j der gern fich breit auslegenden Art Philo's entfpricht.
hat (Maffebieu), oder ob er die Träume der erden Gat- ! Liegt es nicht näher, die verwirrte Ueberlieferung aus

tung, in denen Gott felbft mit den Träumenden redet,
ausführlicher befprochen hat, mufs dahingedellt bleiben
(vgl. Schürer, Gesch. des Judent. Hll 5iOk)- Auch der
Schlufs von De somn.W fehlt. Wie endlich die S. 166, 10
erwähnten zwei Bücher xeq öiad-rjxcbv unterzubringen
find, id gleichfalls eine offene Frage. Wahrfcheinhch
behandelten fie den Bund Gottes mit Noah (Gen. 9, 9 f.).

Die Prolegomena geben zuerd S. I—XVI über die
Textquellen und ihre Benutzung Rechenfchaft und behandeln
fodann S. XVI—XX die einzelnen Bücher mit

fpäteren von einander unabhängigen Zuthaten zu ver-
dehen? Man vermifst jedenfalls nichts, wenn die Worte
aXX ovd° vxo xevov — XEQaxoXoyiav ganz wegfallen.

Für die Stellungnahme in diefer FVage kommen be-
fonders die LXX-Citate Philo's in Frage. Hier hat Nedle
(Philolog. 1899, S. 121 —131. 1900, S. 256—271) beachtliche
Einwände gegen W.'s Beobachtungen undGrundfätze
(S. VIII) gemacht. W. will aus dem Zufammendimmen
der Revifion — ich fage nicht: Recenfion — Lucians
mit den Philocitaten die vorhexaplarifche und urfprüng-

Rückficht auf Titel und handfehriftliche Grundlage. Em j lichere Lefung der LXX erfchliefsen. Aber Lucian ver
Nachtrag (S. XXI—XXII) bringt Berichtigungen, darunter ; fährt ähnlich wie Hieronymus bei feiner Revifion der alt-
auch eine Notiz über den Verbleib der Handfchriften- | lateinifchen Ueberfetzung, indem er zugleich den Grundvergleichungen
Ch F Matthaei's zu Philo. Neu heran- text herbeizieht. Er id deshalb kein claffifcher Zeuge
gezogen id in diefem Bande Cod. Laurent, plut. X 23 (0) | für den urfprünglichen Wortlaut der LXX. Dazu kommt,
für Quis rer. div. haeres bis S. 24, 5 (das weitere id in J dafs Philo überhaupt den Text zum Theil fehr frei, bald

ihm aus Turnebus ergänzt). Derfelbe hat in der Gruppe
AB einen relativen Werth. Ferner kommt als befonders
bereichernd der GUß am nächden dehende Papyrus für
die gleiche Schrift zur Geltung (Vgl. I S. XLI), und
zwar um fo mehr, als fie in UP fehlt. Die übrigen Textquellen
für die directe und die indirecte Ueberlieferung
find bereits in den Prolegomena der früheren Bände
grundlegend behandelt. Manches wird nachgetragen
(z. B. S. IX A. 1 aus dem Papyrus zu De sacr. Abel). Für
die einzelnen Schriften diefsen die Quellen in fehr ver-
fchiedenem Maafse, am reichden für Quis rer. div. haer.
(GHP Pap. — OAB), am dürftigden für De mut. man.,
wo nur eine Gruppe von Zeugen vorhanden id, und für
De somn. II. Für diefe Schrift liegt, abgefehen von einzelnen
indirect erhaltenen Stücken, nur A vor. Da ihr
Text zudem vielfach verdorben id, find hier die meiden

fortlaffend, bald umformend, feinen Zwecken anpafst (z.
B. Ii, ut, 115, 12, 293, 23.14), Es id daher auch bedenklich
, die LXX-Citate Philos kurzweg aus dem Texte
von Lagarde oder Swete zu ergänzen oder zu corri-
giren, wie z. B. 115, 12. 15 oder 14, 5. Hier bringt nämlich
Pap. wie noch an anderen Stellen slq rpvgijv Ccorjq (Gen.
2, 7). Bei den LXX id aber allein C.ä>öav überliefert,
das bei Philo 212, 9 gleichfalls einzige LA id. Wie viele
auffallende Thatfachen auf dem Gebiete der LXXkritik
noch weiterer Erwägung harren, beleuchtet unter anderem
S. 109, 3—0, eine Stelle, die Clem. AI. mit dem Citate
Prov. 3 11—12 übernimmt. In diefem nun hat Philo mit
B EXeyiti, Clem. mit «A xcaösvEi. Hat hier Clem. den
Philo emendiren wollen? Wohl ebenfowenig, wie Nedle
damit Recht haben dürfte, dafs Philo den Text der
LXX nach dem Hebräifchcn emendirt habe, wo eine

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