Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1899

Spalte:

473-476

Autor/Hrsg.:

Beyschlag, Willibald

Titel/Untertitel:

Aus meinem Leben. Zweiter Theil. Erinnerungen und Erfahrungen der reiferen Jahre 1899

Rezensent:

Eck, Samuel

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

473

474

r i . a er u • TTnfpr- I mir/keit die fich mit ieder neuen Agende in unferem

fcheint. Die Schrift Stirner's, ,em Auffahre^ der Unter , ™Bj«t -d « l£ J doch wohl gfchärfer ittert,

druckung gegenüber dem vormarzhehen u ,spcd^ j Jals Beyfchlag der für die Siegesfeier der Orthodoxie auf

em lauter Proteft gegen die Knebelung des Individuums , | ats rjcyicmag, uci iu ^ ^ > _ ^ ^ ^

de c. — nacn einer Bemerkung des Verf. — als ,einen
d. btl'rmvögel der Revolution von 1848, vielleicht den
aicalften von allen, wenn auch nicht den einnufsreichften'

Scheinen (S. 203).

y An einigen Punkten bricht die eigene Anficht des
ert durch, welche in der Richtung einer von ,theo-

mgilcher Botmäfsigkeit' befreiten Sittlichkeit liegt. Er
rkennt zwar Feuerbach gegenüber die auch von F. A.
ange betonte Bedeutung der praktifchen Erziehungs-
rbeit an, welche die .gewöhnliche illufioniftifche Religion'

mr die Mehrzahl der Menfchen noch leiften müffe, aber
r vermuthet in der kurzen Glanzzeit des deutfehen Ide-
"smus die Abendröthe .welche der chriftlich-religiöfe
edankenkreis des Abendlandes zuletzt zurückliefs, um

fchr innernalb der Grenzen der modernen, auf Wiffen-

^naft gegründeten Cultur für immer zu verfinken' (S. 162).
will es eher Rheinen, als fei am Horizonte des zu
nde gehenden Jahrhunderts etwas wahrzunehmen wie

k e Morgenröthe eines Neuerwachens religiöfer Lebens-
jatte, welche fich anfehicken, ihre unentbehrliche Er-
'enungsarbeit an der Menfchheit auf dem alten Grunde

mit neuen Mitteln fortzuführen.
Riedlingen a/D. Th. Elfenhans.

B^schlag, Willibald, Aus meinem Leben. Zweiter Theil.
Erinnerungen und Erfahrungen der reiferen Jahre. Halle
a- S., E. Strien, 1898. (VIII, 723 S. gr. 8.) M. 10.—
n Dieter zweite Theil von Beyfchlag's Selbftbiographie
im 1 Ckt ficn über die Zeit von 1856—98: erft vier Jahre
^ Karlsruher Hofpredigeramt und Badifchen Kirchen-
UnH^' dann nane an vierzig in der Hallefchen Facultät
Rjl , Breufsifchen Kirchenpolitik. Durchaus fällt der
Cjncbdruck auf das je an zweiter Stelle genannte publi-
j^ülche Arbeitsgebiet. Und für den Vermittelungstheo-
zJt n bandelt es ncn dabei um die Wagfchale, in die er
In peten bat, um das erftrebte Gleichgewicht herzuflellen.
lieh aden ^ab es keme nennenswerthe Vertretung kirch-
re h ^rtn°d°xie, die Mitte mufste alfo da auch den
an k" Fmgcl decken und fich ausfchliefslich gegen eine
Urrf pfeudoliberale Demagogie wenden. In Preufsen

Rult'<e^rt war der Kircnl'cne Liberalismus nirgends am
jj aer> im Kirchenregiment und in den Synoden über-
HnkPt n^cht vornanden. Alfo hatte hier die Mitte den
fCn,.en. Elügel mit zu vertreten und fich ebenfo aus-
gef.f R'n Kampfesflellung gegen den entgegen-
einf kCn Re'"d zu zeigen. Das ift die fcheinbar fehr
kir ? Bachlage, aus der fich Beyfchlag's Stellung im
Tj^ lenpolitifchen Tagesleben erklärt. Allein was in der
e°rie fehr einfach ift, ift es in der Praxis nicht ebenfo.
Kir rfey^cn'ag's Berichterftattung über den Badifchen
kön nPre't w'fd man von Einfeitigkeit nicht freifprechen
tenft'i-"' erlaube mir kein Urtheil über die Charak-
dafs r die Schenkel erfährt; es ift jedenfalls merkwürdig,
Beyf 1 "° verLhiedenartige Männer wie Straufs, Ritfehl,
^"ch-lag faft übereinftimmend über ihn äufsern. Allein

i-A.--i.ilj i„r,,

der Generalfynode am 10. Nov. 1894 kein Wort auch
nur des Bedauerns findet (686). Rothe endlich mufs fich
für feinen .Uebergang aus dem freiconfervativen ins
liberal-theologifche Lager' — .einer der merkwürdigften
Vorgänge in der Gefchichte unferer neueren Theologie'
— mafslofe Sophiftik, eigenfinnige Unnachgiebigkeit, unleugbare
Charakterfchwäche vorwerfen laffen (150. 156).
Aber indem Beyfchlag auf dem neuen Verfaffungsboden
Bürgfchaften fordert, dafs bei kirchlichen Wählern und
Gewählten ,die wahre Gemeinde' und nicht ,der unge-
fichtete Haufe aller evangelifch getauften und confirmirten
Fünfundzwanzigjährigen' zur Geltung komme, fallen diefe
fo minimal aus, dafs man über die Merkmale der .wahren
Gemeinde' fehr befcheiden denken lernt (101. 107. 145.
198. 291. 336. 371). Und bei der Polemik gegen Rothe's
offenes Zugeftändnifs von Conftitutionalismus in der
Kirche ergiebt fich, dafs auf der Seite Beyfchlag's mit
feinen presbyterial-fynodalen Verfaffungsidealen minde-
ftens ebenfo viel Unklarheit herrfchte wie auf derjenigen
des Gegners. Denn dafs der Staat .überall nur der
Zuchtmeifter ift', während der Kirche ,die Verwirklichung
des Reiches Gottes von Chriftus anvertraut ift', wird
jedenfalls da eine unerlaubte Antithefe fein, wo es fich
um die Rechtslage der Kirche handelt, die fich aus dem
Wefen der .Gemeinfchaft des Glaubens und der Liebe'
als folcher überhaupt nicht ableiten läfst (162 f., vgl. die
Einfchränkung S. 415).

Die Badifchen Erfahrungen wirken in Preufsen zu-
nächft nach. Beyfchlag hatte an der Berliner Verfamm-
lung der Evangelifchen Allianz 1857 theilgenommen
(39 h), er gehörte zu den Pathen der Neuen Evangelifchen
Kirchenzeitung (87), es war natürlich, dafs er fich in Halle
der beftehenden Unionsconferenz anfchlofs (138), die in
der Gnadauer ihren confeffionellen Rivalen und in Beyfchlag
bald ihr einflufsreichftes Mitglied befafs. Auf feine
Anregung hin fafste diefe im Frühjahr 1864 eine Refo-
lution gegen den ein halbes Jahr zuvor ins Leben getretenen
Proteftantenverein, die die Betheilung an diefem
für unvereinbar erklärte mit dem zur Wahrung der
pofitiv-evangelifchen Union geftifteten Verein (203). Und
Beyfchlag fügt hinzu: ,in der Provinz Sachfen hat er
[Prot. Ver.] niemals Fufs zu faffen vermocht'. Aber es
ift wohl deutlich, dafs fich diefe fchroffe Stellungnahme
nicht aus der Sache allein, fondern mindeftens auch aus
der perfönlichen Erbitterung gegen Schenkel und die
Durlacher erklärt, wie fie denn die einfeitige Entwickelung
des Prot. Ver. und z. B. die Vereinfamung M. Baum-
garten's in demfelben mit verfchuldet hat. In demfelben
Jahre 1864 bringt aber der Altenburger Kirchentag mit
Beyfchlag's chriftologifchem Vortrag die Frontänderung
nach der anderen Seite. In feinem Verfolg hat er über
theologifche Verfehmung von Seiten Hengftenberg's und
feiner Gefinnungsgenoffen zu klagen. Aber nun treten
auch in Preufsen die Verfaffungsfragen in den Vordergrund
. In der Werthfehätzung diefer letzteren ift Beyfchlag
eines Sinnes mit den Gegnern von der Linken.
Wiederholt wird der Mangel einer volksthümlichen,
gemeindlichen Verfaffung als der eigentliche Grund der
Entkirchlichung in der Gegenwart angegeben (336. 368.

--/'cniag talt übereinltimmenu uue, u». «u - ,

5n den Proteften gegen Schenkel's Charakterbild Jefu

hnrW 13 1. , . f^^fin HaR diefelben Unter- A-">.<vii<-iim.uuiig m uci uegumo... chsv.sa.^v... —

fchrtftBeyfchlaS (2Y?nu r ^! 'Hfda Buch garnicht 374), wozu fich als Kehrfeite die in ihrer Bitterkeit kaum

■=anften auch von Solchen fanden, die das liucn g*« ' 01 nrtupi]p {iu„ die nreufsifche Kirchen-

Sel'eften aucn von Bolchen tanaen, uic ua* ^

«eil batten. Als ob das nicht die überwiegende Mehr- j zu überbietenden Urthal«

Treipwefen wäre, und als ob ein folches ,demagogifches< politik gefdlen HeÄ K,irchen
der'fenr mit der'fpäter fo lebhaft geforderter! Freiheit ! (196), JahrhS Verftaatlichung
^ÄTTfhaft verträglich wäre! Gegen Häufser, den | byzeantinifche Verm fcW

eigen ''^11^ -rmvergefislichen Mann', werden, nicht aus ! unverdientefte erbiS 2P0,
aifs hi' ^b^htung, fondern auf Hundeshag'en's Zeug- handlung d" i andeskiS ^fs"
i^ f5^Chf?,Pa6n« und Auftern ins Feld geführt, um fetzt nu? Beyfchlag^R^

Abel . °n kirchenpolitifchen Streit zu discreditiren (68). organifatorifene Kraft ein und e? in C?lfLhe Und Partc'-
die n der bbcrale Hiftoriker und feine Freunde haben ! Schritt weiter auf Siefem Bode ' dafs jeder

e,a»r für die Wahrhaftigkeit proteftantifcher Fröm- I Conflicte mit der Rechten immer r -ü",Immer fchärfere

' rverlohnhchere Stimmung