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Ausgabe:

1899 Nr. 12

Spalte:

355-358

Autor/Hrsg.:

Gesenius, Wilhelm

Titel/Untertitel:

Hebräisches und aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament. 13. Aufl 1899

Rezensent:

Schwally, Friedrich

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355 Theologifche Literaturzeitung. 1899. Nr. 12. 356

lange der Meinung gewefen, dafs die Zahlen von 3—10
urfprünglich allgemeine Collectivnamen waren, die willkürlich
für gewiffe Zahleinheiten verwandt wurden, und
ich glaubte im Stande zu fein, alle Zahlen der erften
Dekade mit Ausnahme von fünf, fechs, heben, in diefem
Sinne etymologifch zu erklären. Ich habe aber von
einer Veröffentlichung diefer Theorien immer Abftand
genommen, da es mir zweifelhaft war, ob man fich
bei der Erklärung allein auf femitifchen Boden ftellen
dürfe, da es mir bedenklich fchien, dafs fo uralte Wörter
eine deutliche Etymologie haben füllten, und da die uns
bekannten femitifchen Sprachen viel zu nahe verwandt

klang gefunden, dafs fchon nach drei Jahren eine neue
Auflage nothwendig geworden ift. Diefer buchhändle-
rifche Erfolg fpricht für fleh und hat nicht nöthig, mit
vielen Lobfprüchen begleitet zu werden. Wie eingehend
die Neubearbeitung gewefen ift, zeigt fleh fchon allein aus
dem um 3'/2 Bogen gewachfenen Umfange. Ich glaube dem
Intereffe des Buches am meiften zu dienen und dadurch
auch die Intentionen des verehrten Herrn Herausgebers
am beften zu treffen, wenn ich im Folgenden eine Reihe von
Bemerkungen zufammenftelle, die fleh mir beim Durchblättern
des Lexikons aufgedrängt haben. Eine er-
fchöpfende Befprechung ift natürlich im Rahmen diefer

find, um auf eine fehr weit entfernte Zeit fichere Rück- 1 Zeitung unmöglich
fchlüffe machen zu können. — S. 294, 10 lies ULoL. §113 S. I0a JH« hat fich noch keiner Etymologie fügen

Anfang ift doch hervorzuheben, dafs fowohl in den Koran- wollen. Ich vermuthe einen Zufammenhang mit affyr.

ftellen als in den Verfen die Wortftellung unter dem dananu .mächtig fein'. S. l6b an« ,lieben' hat ficher nichts

Einfluts des Reimes fleht. - § 117 die Affirmativpartikel mjt ^ zu thun> fondern gehört eher zu arabifch ^

tjo*( ^ aus jUd entftanden. — § 15 Seite 24 Andere S. l6a die Ueberfetzung von ni©in ma« durch .Schläuche

Beifpiele für Gebrauch des Feminins bei fachlichen Be- j mit neuem Wein' ift zu beanftanden, weil 'p und feine

griffen find noch Tabari II 96, IO. 313, IO. Ii. 458,2. Ibnal Synonymen nicht im Plural gebräuchlich find. Man darf

Athir III 388 etc. —. S. 341, 4 Sicher metrifche Licenz
ift die Nunation in der generellen Verneinung auch in

den parallelismus membrorum nicht auf die Spitze treiben.
S. 25 die Wurzel (nicht Stamm) in« ift mit nächft
verwandt, letzere Form wahrfcheinlich die ältere. S. iSb

dem Verfe Mubarrad, Kämil Soli* $L ^ ^ wo , ^ jefaia' ^ ift faifche Lesart für Ol*, vgl. LXX und

im Anfange die Regel befolgt ift. Die Conftruction von Joel 4,, ,. S.'27bibn« hängt vielleicht mit brP .harren'
Ii mit dem nunationslofen Accufativ des negirten Nomens ! zufammen (vgl. IM« und TTP). S. 39b In der Phrafe

wird gewifs zuerft in Exclamativ- oder Wunfchfätzen zur
Anwendung gekommen fein. — S. 360, Zeile 6 v. u. Ein
ähnliches Beifpiel ift y^ai Jjct pJo jl Tabari II 587,

15. — § 130 S. 366 (J.*J kommt auch zuweilen mit dem
Genitiv vor, vgl. Wright, Grammar II2 89. Ein anderes

Beifpiel in dem Verfe ^saJoIWe ^ffO Jet! Baihaqi 67b 16.

S. 444. Das Verzeichnifs der reimenden und affonirenden

IT1 b«b ©1 fteckt vielleicht doch der Gottesmann V/. S. 43
unter Mb« vermiffe ich den Hinweis, dafs Stade, Ge-
fchichte L 455 das Wort zu b« Hellt. Hiermit gehört
vielleicht arabifch & jt|, äpVt zufammen, der Name irgend
eines immergrünen Strauches. Die merkwürdige Angabe
bei Freytag ,sub qua daemones versari dicuntur, habe ich
weder aus dem Nationallexikographen noch aus den W|r
zur Verfügung flehenden Belegen erhärten können. S. 54
sjo! ,Wegemal' geht auf .zeigen' zurück. Man darf

finnverwandten Ausdrücke ift fehr dürftig ausgefallen. Ich j ' , XT , . , . , . „_

, .. . , n .. c&„ , & ü n r u aus dem Namen aber nicht eine Wurzelbedeutung ,empor-

Irnnrirp pc cran? annpre onc tarrpn - S ortA H c ift phr 1 .... — ._ _ . ' F

könnte es ganz anders ausftatten. — S. 294. Es ift fehr
dankenswerth, dafs der Verf. den Gebrauch, mittels des Im
perfects von ^ mit folgendem Perfect Modi am Perfect

ragen' erfchliefsen. S. 58 ©i2« ift wahrfcheinlich als Ara-
maismus zu betrachten. — Für die übrigens nicht ganz
fichereEtymlogie von 12« ,SchifP könnte noch auf Kluge,

auszudrücken, gebührend berückfichtigt hat. Die vierte £t Wörterb- dt deutfch. Spr. 6 A. S. 338 verwiefen
Auflage des deutfehen Caspari ignorirt das noch voll- werden _ s 6l> die Meinungen der Ausleger über MEDS
ftandig obgleich Wright in der zweiten Auflage (Bd. II halte jch ausnahmslos für unhaltbare Phantafien. Schon
§ IO) darauf geachtet hat.

Reckendorf's gedankenreiche Arbeit mufs natürlich
in erfter Linie der arabifchen Schulgrammatik der Zukunft
zu Gute kommen. Aber fie wird noch weit dar-

die ältefte jüdifche Ueberlieferung (im Q°re) hat das Wort
nicht mehr verftanden. S. 123 .fchaffen' ift im Arabifchen
entlehnt. S. 139 ift richtig an der alten Deutung

ij-fLÜü3"^ JäT5^^mmatik überhauPt' | feftgehalten, dafs -Q? Hiob 3,;t vom neugeborenen Kinde

zu verftehen ift. Was Beer dagegen vorgebracht hat, beruht
auf einfeitiger Ueberfchätzung des in A. T. vorhan-

anregend und befruchtend wirken.

Strafsburg i. Elf. Fr. Schwally.

Gesenius', Wilhelm, Hebräisches und aramäisches Handwörterbuch
über das Alte Testament. In Verbindung mit
Proff. Albert Socin und H. Zimmern bearbeitet von
Prof. Dr. Frants Buhl. 13. Auflage. Leipzig, F. C.
W. Vogel, 1899. (XII, 1030 S. gr. 8.) M. 18.—

Frants Buhl hat fich der Aufgabe einer Neubearbeitung
von Gefenius'Wörterbuch mit grofser Gewiffen-
haftigkeit unterzogen. Seine Arbeit zeichnet fich aus
durch ausgedehnte Benutzung der Literatur und durch
gefundes, kritifches Urtheil. Dazu ift er bei aller Selbft-

ftändigkeit der Auffaffung immer bereit, neue Erkennt- ! dm gnechifche Ueberfetzung des Hiob doch einen ander
nif=P 7.K,-ppt;„ ,„ ™.,;f0r, „nH fr, „iel wie mnalieh ™ wer- Werth haben. Das werthvollfte Refultat der Beer lfm

r- .

denen Sprachmateriales. Das Arabifche gebraucht ucl

und 'ijxs ganz gewöhnlich von neugeborenen Kindern.

S. 64 Es ift noch immer nicht gelungen, die verfchiedenen
Bedeutungen von TIE« mit einander zu vermitteln. Wahrfcheinlich
legte fich in alter Zeit der Priefter beim Orakel-
ertheilen das TIE« des Idoles um. Man erinnere fich auch
an den Prophetenmantel. Darüber liefse fich noch vie
fagen. S. 205 Es ift nicht zu billigen, dafs Bickell u°d
Budde eine fo alterthümliche Form wie tTp Hiob 3,;, ^u
Gunften von LXX löov ändern wollen. Eine fyntaktifc'ie
Schwierigkeit ift ausserdem nicht vorhanden. Da müfste

nifse obiectiv zu prüfen und fo viel wie möglich zu ver- j vvertn naoen. Uas wertnvolllte Kelultat der ueer it.» ^
werthen. Ich glaube nicht zu viel zu fagen, wenn ich I Untersuchung ift für mich die Ihatfache, dafs die LA
behaupte, dafs Herr Buhl in diefer Beziehung das Ideal des Hiob für die Textkritik fo gut wie werthlos

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eines Lexikographen ift. Für die Controllirung des fprach
vergleichenden Materiales wurde in Prof. Socin ein hervorragender
Arabift und in Prof. Zimmern ein ebenfo

S. 213" Es fcheint mir nicht notwendig zu fein, die Würz ^
inT zu fpalten. Die Vermittelung zwifchen .glänzen' un
,vorfichtig fein' könnte in einer leicht anzunehmernfe^

fcharffinniger wie vorfichtiger Affyriologe gewonnen. Als I Bedeutung .geblendet werden' gefunden werden, i
Frucht der Zufammenarbeit diefer drei Gelehrten ent- könnte für die Analogie auf U*} ,cautus' Brockeim- ^
ftand die 12. Auflage. Diefelbe hat einen folchen An- 90",., verweifen, aber das ift wohl eine Verfchreibung a