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Ausgabe:

1898

Spalte:

209-212

Autor/Hrsg.:

Budde, Karl

Titel/Untertitel:

Das Buch der Richter erklärt 1898

Rezensent:

Bertholet, Alfred

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Theologische Literaturzeitung.

Herauso-ecreben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Göttingen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich iS Mark,

N°- 8.

16. April 1898.

23. Jahrgang.

Budde, Das Buch der Richter erklärt [Hand-
Commentar zum A. T. VII. Abth.l (Bertholet).

Veit, Die fynoptifchen Parallelen (Joh. Weifs).

White, Old Latin Biblical Texts IV (v. Gebhardt
).

Hayyüg, The weak and geminative verbs in
Hebrew ed. Jastrow (Schwally).

Schäfer, Luther als Kirchenhiftoriker (Drews).

Loffen, Der KölnifcheKrieg, 2.Bd. 1582—1586
(Treffe).

Fritfchel, Gefchichte der lutherifchen Kirche

in Amerika, 2. Tl. (Eck).
Heinzelmann, Chriftentum und moderne Welt-

anfchauung (Härtung).
Notiz zu den Xöyia 'Iqaov (Heinrici).

Budde, Prof. D. Karl, Das Buch der Richter erklärt. (Kurzer ! Redaction, wie eine folche Albers für Jos I—XII fchon
Hand-Commentar zum Alten Teftament, hrsg. von j nachgewiefen hat: ,Das durch eine Redaction Rje wahr-

Prof. D. Karl Marti. VII. Abteilung.) Freiburg i. B., ^ Ö5° gfchaffene Doppelwerk JE eignete

1 lieh die deuteronomtfche Schule zunachft durch eine
fchonende Ueberarbeitung (D,) an, deren Spuren nur
hier und da, befonders in dem pragmatifchen Abfchnitt
2, 6—3, 0, zu Tage treten. In 2, an f. tritt an Stelle der

J. C. B. Mohr, 1897. (XXIV, 147 S. gr. 8.)

M. 3.60; gebdn. M. 4.60
,Auf lange Zeit hinaus wird Moore's Commentar dem

Bedürfnis für das Richterbuch Genüge thun und andern Prüfung bei E fchon ein Strafrathfchlufs. Aber erft eine
Auslegern die Wege weifen'. Mit diefen Worten fafste : erneute deuteronomiftifche Redaction (D2) bildete die
Budde in diefer Zeitung (1896 Nr. 11 Sp. 285) fein Urtheil Pragmatik des Buches zum gefchloffenen Rahmen aus'
über den genannten Richtercommentar zufammen. Er (XV). Man fieht fchon daraus, dafs die Analyfe weiter
ift felber nun der erde deutfche Ausleger des Richter- ! gegangen ift und tiefer gegriffen hat. Bei 6, u—M hatte
buches geworden, auf den diefe Worte zutreffen. Wie j fleh Budde früher (1. c. p. 108f.) an Böhme's Ergänzungs-
er unumwunden zugefteht, hat er aus Moore's Arbeit ! theorie angefchloffen; heute glaubt er zwei Quellen ausreichlichen
Nutzen gezogen, und unwillkürlich ift man j einanderlefen zu können. Ebenfo greift er für die Jephta-
verfucht, für manche Kürze im deutfehen Commentar i gefchichte (10,17—12,7) Holzinger's Zweiquellenhypothefe
die Ergänzung im gröfsern Werke des amerikanifchen 1 auf und fucht fle durchzuführen. Cap. 9 hatte er früher
Gelehrten zu fuchen. Daneben weifs fleh Budde zu be- j (1. c. p. 119) als Ganzes E zugewiefen; heute vertheilt

fonderm Danke Holzinger gegenüber verpflichtet. Diefer
hatte eine Unterfuchung von Jdc. 2, 0—16, 31 im Manu-
feripte (194 Quartfeiten Text und 83 SS. Beilagen) beendet
, als der Moore'fche Commentar erfchien. Da ihm
die Zeit fehlte, um deffen Ergebnifse für feine eigene

er es, der Anregung Winckler's, Moore's und Holzinger's
folgend, ebenfalls auf zwei Quellen, wobei felbft ein Vers
wie 27 in zwei Theile gefpalten wird. In der Gibea-
gefchichte (wenigftens Cap. 20f.) hatte er früher (1. c. p.
154) den Redactor nur eine der beiden vorexilifchen

Arbeit zu verwerthen, behielt er fle zurück und Hellte ! Darftellungen mit einer ganz fpäten Nacherzählung ver-
fle Budde zur Verfügung. Budde ertheilt ihr das Zeug- j fchmelzen laffen; heute läfst er mit dem vorgefundenen
nifs, dafs fle ihm nicht nur eine äufserft klare Ueber- ! Beftand JE eine dritte Quelle, einen fpäten Midrafch,
fleht über das bisher Geleiftete geboten habe, fondern j redactionell vereinigt fein. Dafs fleh auch im Einzelnen
auch eine Fülle neuer Ergebnifse (vgl. z.B. die Quellen- Differenzen gegen früher finden, ift erft recht verftänd
fcheidung der Jephtagefchichte p. 81 f.), die auch da, wo
er fle fleh nicht einfach habe aneignen können, ftets eine
wefentliche Hülfe zum weiteren Fortfehreiten gewefen
feien. Schliefslich ftanden Budde tiefgehende eigene
Vorarbeiten zu Gebote, die er der Oeffentlichkeit zuerft
in einzelnen Auffätzen (ZATW 1887. 1888) und fodann
zufammenhängend in feinem Werke, die Bücher Richter
und Samuel (1890), gefchenkt hat.

Wie diefe Vorarbeiten des Verfaffers im Wefent-
lichen quellenkritifche gewefen waren, fo zeigt auch der

lieh, zumal bei der forgfältigen Berückflchtigung, die
Budde jeder literarifchen Aeufserung zu Theil werden
läfst. Hatte er z. B. (p. 81) 3, 3 mit Cap. 1 (J) zufammen-
geftellt, fo führt er es jetzt unter E an (immerhin vielleicht
durch Rje im Hinblick auf Cap. 1 gloffirt). 6, 32
hatte er (p. 122) mit 6,25—31 zufammengenommen (= E);
jetzt giebt er es Rje; ebenfo '.rennt er jetzt 7, 23 von
7,21—8,3 ab, um es Rp zuzutheilen. Für 7, 2—8 hatte
er (1. c. p. I24f.) die Wahl offen gelaffen zwifchen Rje
und Rp; jetzt entfeheidet er fleh für diefen. Als Ganzes

beftimmte fpätere Hände), auf die der Gefammtinhalt 1 (wie p. 145), fondern nach Moore's Vorgang für J in
von Jdc fchematifch vertheilt ift, erleichtert den Ueber- Anfpruch; auch der Entwirrungsverfuch von 18, 14—is ift
blick über feine quellenkritifchen Refultate. Wie fleh ein anderer geworden etc. Je feiner eine derartige Anazeigt
, find fle im Wefentlichen diefelben wie in feinem ' lyfe wiid, um fo mehr Subjectives mufs fle in fleh auf-
Buche von 1890 (vgl. deren Wiedergabe in diefer Zeitung , nehmen, und fo fordert fle felbftverftändlich einen ge-
1891 Nr. 15 p. 370L). Geblieben ift vor Allem der Ver- | wiffen Widerfpruch heraus. Mir will fcheinen, als lalle
fuch, die Hauptmaffe des Erzählungsftoffes auf J und E fleh Budde bei der Quellenfcheidung gelegentlich zu fehr
zurückzuführen; man wird dem zuftimmen können, fo- durch äufsere Geflchtspunkte beftimmen, wo innere
bald man, wie Budde jetzt mit Nachdruck betont, unter Gründe ein Wort mitzureden hätten. Ich meine, die
J und E nicht Perfonen, fondern .umfaffende neben ein- Scheidung der Gideongefchichte z. B. hätte anders ausander
herlaufende fchriftftellerifche Schulen' verlieht; fallen muffen. Nach der einen Relation erfcheint Gideon
man kann fle dann freilich faft mit gleich viel Recht X , doch als der Schwache, Hülflofe (6,15) und namentlich
und Y nennen (vgl. Moore XXVI). Neu ift gegenüber ! Zaghafte; was ich das,Furchtmotiv' nennen möchte, durchfrüher
die Annahme einer doppelten deuteronomiftifchen klingt geradezu die ganze eine Erzählung (vgl. 6, 17. nf.

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