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Ausgabe:

1897

Spalte:

166-168

Titel/Untertitel:

Etudes de critique et d‘histoire. 2. Série 1897

Rezensent:

Schürer, Emil

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Theologifche Literaturzeitung. 1897. Nr. 6.

Riedgras auf dem Vorfprung des Bachthaies, das früher
als alles Grün vertrocknet. (17) Aber die Frömmigkeit
gedeiht wie das Paradies und die Gerechtigkeit befteht
ewig. — (18) Glücklich lebt wer Ueberflufs hat und wer
etwas verdient, aber beffer als beide, wer einen Schatz
findet. (19) Kinder und Städtebau begründen einen Namen
, aber beffer als beide, wer Weisheit erlangt. Viehzucht
und Baumzucht laffen einen Namen erwachfen,
aber beffer als beide ein geliebtes Weib. (20) Wein und
Vi oft machen das Herz jubeln, aber beffer als beide die
Liebe von Freunden.

Bei concordanzmäfsiger Verfolgung der Ausdrucksweife
des Syrers und namentlich des Griechen wird der
Hebräer auch für den Reft des Buches fehr nützlich fein.
So lehrt z. B. die Vergleichung von 45, 17 mit 38, 33, dafs
der Kinkel auch anderswo öiaU-i'/x)/ für pn fetzte. Daffelbe
ift 14, 12 der Fall, wo obendrein ein (freilich verderbtes)
hebräifches Citat den Weg weift. Der Sinn von diaß-yx?]
1= pn) an letzterer Stelle beftimmt fich aber nach 41,2
Hebr. Uebrigens zeigt der Hebräer, was man freilich
längft erkannt hatte, dafs der Grieche im Ganzen viel
forgfältiger gearbeitet hat als der Syrer. Er hatte aber,
wie es fcheint, keine gute Handfchrift und fein Streben 1
nach Eleganz liefs ihn vielfach fehlgreifen. Auch ift die
Ueberfetzung von ISTP V2£b Sin 152 46, 3 mit xiq jtqo-
zeqov avxov ovzcoq EGztj etwas ftark. Der Syrer hatte
ihm gegenüber den Vortheil einer oft befferen Handfchrift
und der nahen Verwandtfchaft des Syrifchen mit
dem Hebräifchen. Er brauchte oft nur die einzelnen
Wörter zu vertatifchen. Deshalb mufs an fehr vielen
Stellen der Grieche dem Syrer weichen und oft auch
nach ihm erklärt werden.

Für das hebräifche Lexikon wird fich bei näherer
Unterfuchung wohl noch manches ergeben. Vorläufig
ift am merkwürdigften das 44, 4 fich findende und bisher
unbekannte Wort für Schriftgelehrfamkeit. Dort ift
"":£C(z2)3 (TuS iB3n zu überfetzen: folche, die weife
Gefpräche hielten in ihrer Schriftgelehrfamkeit. Das folgende
DibttlÖ bedeutet Spruchdichter. Die Herausgeber
hätten nicht überfetzen dürfen: wise of meditation
in their writing. Vgl. vielmehr Syrifches Uoj^aio und
Izcj^a (= Gelehrfamkeit), die wohl nicht jüdifcher Herkunft
find.

Für die Gefchichte des Kanons ift von Intereffe die
Lesart des Hebräers 49, 9. Hier hat der
Grieche:

xdi yao tfiv/'jG&tj zojv eifffimv e*> ufißnw,
xcu ayad-toGai zovq Evd-vvovxaq uöovq.
Syrer:

und auch über Hiob redete er (oder will ich re- ;
den r^l),

deffen fämmtliche (33) Wege Gerechtigkeit waren.
Hebräer:

TPS TIS "P3T7I DM

:p...... 33 3333X27!

Der Grieche las 3i1S ftatt 3VS. Er dachte an Gog j
von Magog (Ez. 38. 39) und bezog die Worte auf Ezechiel
. Gog ift indeffen durch den Relativfatz ausge-
fchloffen, der vielmehr auf Hiob pafst. Aber um die Er- |
wähnung Hiobs bei Ezechiel (14, 14. 20) kann es fich
nicht handeln, fondern nur um Hiob felbft. Alfo ift 1
VITS zu lefen = ich will preifen. Mit 331 geht der
Verf. hier wie v. 10, wo von den 12 Propheten die Rede
ift, zu etwas anderem über. Nun fteht hinter 3VS, was
die Herausgeber überfehen haben, noch SV22. Undeutlich
ift freilich das 32 (die Stelle ift mit Tinte über-
fchmiert), aber SVj2 ift auf alle Fälle anzunehmen, da
Hiob hier zwifchen Ezechiel und den Zwölf aufgeführt
ift. Alfo: und auch will ich preifen den Hiob als Propheten
. Der Grieche las ftatt 2032 ein Derivat von 232
= h oußgcp. Für h&ußoio} hat Syr. 10, 13 yn» (vgl.
Theodot. zu y3S1 Pro. 18, 4). Die Stellung Hiobs zwifchen
Ezechiel und den Zwölf beweift freilich nicht, dafs
der Prophetenkanon zu Sirachs Zeit noch nicht abge-
fchloffen war. Auch Jofephus rechnet Hiob mit Chronik
, Ezra, Einher und Daniel zu den Propheten und Sirach
zählt die heiligen Männer in chronologifcher Folge
auf. Aber für uralt hielt er den Hiob offenbar nicht.

Leider find einzelne Verfe, die von befonderem fachlichem
Intereffe find, in der Handfchrift zerftört. So 46,
9. 10 (Davids Pfalmen und Tempelmufik), 48, 11 (Elias
Poftexiftenz), 41, 22 ab (Umgang mit Sclavinnen). Bemerkenswerth
ift aber noch, dafs Henoch 44, 16 ftatt
vjtoöeiyfia uEzavoiaq vielmehr , Wunder des Wiffens'
(nyn ms) heifst.

Für die Gefchichte der Sprache und Literatur des
A.T. wird man die Entdeckung nicht überfchätzen dürfen
. Jefus Sirach war, was man mit Unrecht beftritten
hat, Priefter und zwar ein vornehmer Priefter, wie die
Schriftgelehrten jener Tage überhaupt. Man fieht das
aus 39, 33 vgl. mit 45, 17 (vgl. auch 31, 9 ff. 39, 4). Sein
Bildungsgrad war offenbar ein fehr hoher und fein He-
bräifch kann deshalb keinen Mafsftab geben für die Da-
tirung von Büchern, die ein fchlechteres Hebräifch aufweifen
. Er lebte freilich zur Zeit des Hohenpriefters Simon
(des fogen. II), des Vaters jenes ünia, den Antiochus IV
abfetzte. Das geht aus c. 50 überhaupt und obendrein
aus v. 24 deutlich hervor. Wie fchon Andere gefehen
haben, ift dort mit Syr. zu lefen: dafs feine Gnade bei
Simon (fisd-' rjucöv ift Correctur für usxa Zäucov) bleibe
und bei feinem Samen wie die Tage des Himmels. Sirach
ift aber auch fo nicht viel älter als Daniel, deffen
Hebräifch völlig ftümperhaft ift.

Göttingen. Rudolf Smend.

Etudes de critique et d'histoire. Deuxieme Serie, publiee
par les membres de la Section des Sciences reli-
gieufes ä l'occafion de son dixic-me anniverfaire [Bib-
liotheque de l'ecole des hautes etudes, Sciences re-
ligieufes, VIIme vol.]. Paris, Leroux, 1896. XIV,
4CO S. gr. 8.) Fr. 7.50.

Der erfte Band diefer Sammlung ift 1889 erfchienen
und von mir in der Theol. Litztg. 1891, Nr. 4 befprochen
worden. Der Titel ift jetzt infofern verändert, als beim
erften Bande der allgemeine Titel Bibliothcquc de l'ecole
des hautes etudes, Sciences religieuses den Haupttitel
bildete, während er hier nur als Vor-Titel erfcheint. Als
zweiter und dritter Band der Sammlung erfchien das
Werk von Vernes, Du pretendu polytheisme des
Hebreux, als vierter: Amelinean, La viorale egyptienne
quinze Steeles avant notre ere, als fünfter: Jean Keville,
Les origines de l'episcopat (angez. von Loofs, Theol.
Litztg. 1896, 206—210), als fechfter: Amiline au, Essai
sur Levolution lustorique et pliilosopliique des idees viora-
les dans l' Egypte ancieune. Mit dem vorliegenden
fiebenten wird die im erften Bande begonnene Reihe der
kleineren religionsgefchichtlichen Studien fortgefetzt. Die
fiebzehn Studien, welche der Band enthält, führen uns
durch die ganze Welt: von Aegypten nach Indien und
China, vom Judenthum und Chriftenthum zu den Religionen
der Urvölker Amerika's. Es feien im E'olgenden
nur diejenigen hervorgehoben, welche dem Intereffe des
chriftlichen Theologen näher flehen. Sie füllen mehr als
die Hälfte des Bandes.

Hartwig Derenbourg handelt über eine arabifche
Gottheit, deren Spuren (ich auch im A. T. verfolgen
laffen (Le polte anteislavuqitc Imroii ou'l-Ka/s et le dien
arabe al-Kais, p. 119—123). Er findet den Gott al-Kais,
auch in dem biblifchem Eigennamen ffibp, in ^C7p'35s 01(13,
in 'ElxEOaloq und in dem Berge Küotoq.

Maurice Vernes unterfucht die Quellen der hifto-
rifchen Bücher d er Bibel: Richter, Samuel und Könige
(S. 125—137). Er geht dabei freilich nicht in's Detail,