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Ausgabe:

1895

Spalte:

177-180

Autor/Hrsg.:

Duchesne, L.

Titel/Untertitel:

Fastes épiscopaux de l’ancienne Gaule. Tome I. Provinces du Sud-Est 1895

Rezensent:

Loofs, Friedrich

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Hamack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Kiel.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. j- C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 18 Mark.

N0- 7. 30. März 1895. 20. Jahrgang.

Duchesne, Fastes episcopaux de 1'aDcienne Piper, Die Reformierten und die MeDnoniten Schmid, Die Dogmatik der evangelifch-lutlie-

Gaule T.'l (Loofs). Altonas (von Schubert). rifchen Kirche, 7. Aufl. (Kaftan).

Sabatier, ViedeS.Fran5oisd'Assise(K.Müller). Ehrenberg, Die Jefuiten-Miffion in Altona Frank, Syftem der chriftlichen Wahrheit, 2 Half-

Sabatier, Leben des heiligen Franz von Affifi (Derf.). ten> 3-Aufl- (Kaftan).

TnSt&k«, Guflav Adolf und Deutfchlands Jacobs, A Ilistory of the evangelical Lutheran Ritfehl, Ueber Werthurtheile (Kaftan).

Freiheit (Virckj. Church in the United States (Kawerau). Harlefs, Chriflliche Ethik, 8. Aufl. (Kaftan).

Zur gefälligen Notiz.

In der erften Woche des April werde ich nach Göttingen überfiedeln und bitte demnach,
alle Zufendungen an mich künftig dorthin zu adreffiren (Bühlftr. 24). Zugleich bringe ich in Erinnerung,
dafs Recenfions-Exemplare ausfchliefslich an die J. C. HiNRiCHSiche Buchhandlung in Leipzig ein-
zufenden find.

Kiel, den 30. April 1895. Dr. E. Schürer.

Duchesne, Abbe L., Fastes episcopaux de l'ancienne Gaule.

Tome I. l'rovinces du Sud-Est. Paris, Thorin & fils,

1894, (VIII, 356 S. gr. 8.) Fr. 12.

Nur wenige Namen katholifcher Theologen der
Gegenwart haben in der wiffenfehaftlichen Welt einen
fo guten Klang als der Abbe Duchesne's. Katholifche
Kirchenhiftoriker, die durch eine ebenfo umfaffende und
gründliche Gelehrfamkeit untere Bewunderung wecken,
giebt es nicht viele; derer, die zugleich in ebenfo vorbildlicher
Weife den höchften Anforderungen moderner
Methode gerecht werden, find fehr wenige; und wohl
keiner unter ihnen verfteht es fo wie der franzöfifche
Gelehrte, in der gelehrten Hoplitenrüftung dennoch als
gefälliger Schriftfteller fich zu bewegen. Abbe Duchesne
ift überdies einer der unermüdlichften und fleifsigften
Gelehrten. Wem das noch nicht klar geworden ift an
der Menge der gelehrten Auffätze und an den Origmcs
du culte chretien (1889), die Duchesne neben feinem
Bulletin critique (feit 1880) und neben feiner Ausgabe
des Uber pontifualis (1884—91) zu liefern vermocht hat,
den kann das neue, grofs angelegte Unternehmen es
lehren, von dem hier der erfte Band vorliegt.

Seit Jahrhunderten ift auf dem Gebiet des franzö-
fifchen Katholicismus über die ältefte Gefchichte der
franzöfifchen Bisthümer geftritten worden, und noch immer,
faft 200 Jahre nach dem Erfcheinen des erften Bandes
der Gallia christiana, ift die legendarifche Con-
ftruetion nicht ganz aus dem Felde gefchlagen. Die
Gallia christiana ftellte fich auf den Boden der Kritik.
Aber ihre Kritik ift vielfach nicht eindringend genug;
über den fchlüpfrigen Boden der Anfangszeiten ift fie
zumeift zu fchnell zu den Perioden geficherterer Ueber-
lieferung geeilt, und die Spuren der mannigfachen Fäl-
fchungen, an denen die franzöfifche Bistumsgefchichte
reich ift, haben fich auch auf ihren Blättern noch nicht
ganz verloren. Ueberdies find feit ihrem Erfcheinen
eine Reihe nicht unwichtiger Quellen — z. B. die Signaturen
der Concile von Oranee (441) und Vaifon (442)
- neu erfchloffen worden gEine Revifion der Gallia dafs l^Uft bTITa! '" DKyhaunZ™ end^ch,

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Christiana hinfichtheh der Blfchofsreihen der erften , während fie S. 29 ebenfo wie die nicht vor dem 6. Jahrh. entftandentti

neun Jahrhunderte ift daher ein, wenn auch mühfames,
fo doch ausfichtsreiches Unternehmen. Das ift's, was
Duchesne plant. Der vorliegende erfte Band bietet ein
das ganze Werk einleitendes chapitre prcliminaire: de
l'origine des dioceses episcopaux dans rancienne Gaule
(S. I—59) und fodann den erften, Gallia Narbonnensis
und die Alpenprovinzen umfaffenden Theil.

Das einleitende Capitel, das fchon vor 4 Jahren in
den Memoires de la societe nationale des antiquaires de
France {tont. 50) erfchienen ift, wird, fo auffallend dies
bei dem trockenen Stoff erfcheinen mag, jedem Kirchenhiftoriker
eine feffelnde Leetüre fein. Der Verfaffer erörtert
hier die Forfchungsmethode, deren Anwendung
in feiner Behandlung des Stoffes neu ift, und anteeipirt
die Refultate, die feine Arbeit als Ganzes für die Frage
nach dem Werden der Diöcefanverfaffung Galliens und
damit für die allgemeine Kirchengefchichte erzielt hat.
Die legendarifche, nur zu oft durch abfichtliche Fäl-
fchungen gemachte Ueberlieferung fchiebt D. völlig beifeit
: en tenir compte, dans quelque mesure que ce soit,
c'est aller contre les regles lesplus essentielles de la methode
scientifique (S. 20). Aber, fo führt er dann aus, nicht
wenige Kirchen haben alte Bifchofsliften, die freilich
weniger ergiebig find als die Legenden — zumeift bieten
fie nur die Namen —, dafür aber den Vorzug haben,
ficherer zu fein. Für die chronologifchen Fragen ift ihr
Werth nicht zu unterfchätzen. Ift' mit Hülfe der durch
Infchriften, fichere Schriftwerke oder Synodalfubfcrip-
tionen uns gebotenen zufälligen Nachrichten ein
Bifchofs-Katalog als alter Tradition entflammend er-
wiefen, fo darf man ihn verwerthen, ja man ift verpflichtet
, abzufeilen von der nur zu oft als Wirklichkeit
hingeftellten unwahrfcheinlichen Möglichkeit einer Lückenhaftigkeit
desfelben für die Anfangszeiten. Diefe durchgängige
Verwendung alter, zu einem beträchtlichen
1 heile noch ungedruckter Bifchofsliften ift gegenüber
der Gallia christiana neu, und fie ift ebenfo unanfecht-
bar als lehrreich. Freilich find's nur 24 von 119 l)

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