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Ausgabe:

1894 Nr. 23

Spalte:

583-586

Titel/Untertitel:

Conybeare, Notes upon Armenian Sources 1894

Rezensent:

Harnack, Adolf

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5§7

Theologifche Literaturzeitung. 1894. Nr. 23.

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14. oder 15. Jahrhundert. Die einzelnen Kloftertypika,
fowohl was ihre Verordnungen für den Gottesdienft als
das innere und äufsere facrale Leben betrifft, find zu
begreifen als die perfönlichen und örtlichen Ausdrücke
und Anwendungen jener breiten gefetzlichen Ueber-
lieferung. Die Gründer und Befitzer der Klöfter (die
■/zrzageg) fowohl als die Patriarchen und Kaifer haben
in den von ihnen gegebenen Typika nur die allgemein
beftehenden Regeln auf das Specielle angewendet. Daher
auch die grofse Abhängigkeit der Regeln von einander
. Man könnte nur noch formell die Frage erheben,
wann eine fich aufs Mönchsleben beziehende Verordnung
eines Patriarchen oder Kaifers ein Typikon fei oder nur
eine Verordnung. Hier ift der Unterfchied ein mehr
oder weniger fliefsender. Regelt eine Verordnung die
Klofterverhältnifse in vielen oder bedeutenden Punkten,
fo wird man von einem Typikon fprechen können.

Der Verf. läfst den Erörterungen über die Typika
eine Aufzählung derfelben folgen, foweit fie bekannt
find. Diefes Verzeichnifs ifl werthvoll als das bis jetzt
vollftändigfte. Ich füge noch drei hinzu, die diaxrrji&rj
des Ignatios für das Limonosklofter auf Lesbos von
1530, abgedruckt in der E//j.r)aiaaziY.ij Idlrfteia III
S. 7^sqq., das Typikon des Kaga'iävng für das von ihm
gegründete Krankenhaus in Jerufalem aus dem Jahre
1724 (Eugenios, 'Ii Zoodoyog lliqyrt Athen 1886 S. 133 ff.),
das Typikon des Alexandros Ypfilantis, Fürften der
Walachei, für das Klofter Markutfi von 1780 (Bartholo-
mäos, Kutlumufianos, ' Ynöj.ii>raia toz. negi zpg netzet xvrv
Xdly.rjv iiovrjg zrg Qtoxöv.ov 1846 S. 147 ff.). Für die
ältere Zeit verweile ich noch auf die von mir herausgegebenen
Athosurkunden, die dem Verf. noch nicht
vorlagen, und für die fpätere Zeit auf den zweiten, neu
erfchienenen Band der SxaypoXoyia cl£Qoao?.v/.ttrr/.ij von
Papadopulos-Keramefs, in dem mir auch verfchiedene
Urkunden unter den Begriff des Typikon zu fallen
fcheinen. Einige andere Bruchftücke von unbekannten
Typiken denke ich nächftens in der Byzantinifchen Zeit-
fchrift zu veröffentlichen.

Der Verf. giebt fodann eine treffliche Skizze des
Lebens feines Helden Michael, aus der ich nur hervorhebe
, dafs derfelbe in der zweiten Hälfte des II. Jahrhunderts
blühte und im Jahre 1077 das in Frage flehende
Klofter gründete, das einer gröfseren Armenanftalt diente,
die dadurch auch klöfterlichen Charakter bekam. Der
Text der Diataxis wurde zuerft von Sathas in feiner
Mtaauovixij BißliOxI^xi], darnach von Miklofich und
Müller in den Acta et diplomata medii aevi herausgegeben
. Es fcheint mir aber nicht praktifch, nach der
Editio princeps zu citiren, da diefe wenigen zur Hand
ift. Verf. hat zwar den Text handfchriftlich nicht neu
verglichen, beffert ihn aber kritifch an verfchiedenen
Stellen auf. Zur Einführung in den Inhalt der Schrift
giebt der Verf. eine fehr genaue Inhaltsangabe, die dadurch
befonders werthvoll wird, dafs der Inhalt der
übrigen Typika genau herbeigezogen ift. Nun macht
fich die Unterfuchung an den Einzelinhalt. In forg-
fältigen Erörterungen kommt eine grofse Anzahl von
fchwierigen Begriffen zur Erläuterung. Für Theologen
find befonders intereffant die Betrachtungen über das
Chariftikarierwefen, das dem Karolingifchen Beneficial-
wefen an die Seite geftellt wird, über den Begriff der
etnozayi], d. h. die Äufnahmezahlung der Mönche beim
Eintritt in das Klofter und viele andere. Ein Mifsver-
ftändnifs ift hingegen das ,Scheerengeld' (S. 61 f. Vergleiche
darüber meine Athosurkunden S. 26 Anm. 2).
Mit befonderer Vorliebe hat fich der Verfaffer des Bge-
ßiov des Klofters angenommen, des officiellen Inventars.
Aus der Fülle der Einzelunterfuchungen nenne ich nur
das über die Bibliothek und die Bewirthfchaftung Gefagte.
Eine Einzelbefprechung verbietet fich bei dem mir zuge-
meffenem Raum an diefer Stelle.

Möge es dem Verfaffer gefallen, auf dem betretenen
Gebiete weiter zu arbeiten.

Erichsburg. Ph. Meyer.

Jahn, Dr. Alb., Anecdota graeca theologica cum prolegomenis.

Gennadii archiepiscopi C/politani dialogus Christiani
cum Iudaeo sive refutatio erroris iudaici et eiusdem
delectus prophetiarum de Christo. E codice Bernensi
DLXXIX primum edidit et adnotavit A. J. Accedunt
analecta miscella theologica e codicibus mss. cum
adnotatione. Leipzig, A. Deichert Nachf., 1893. (XXVII,
145 S. gr. 8.) M. 6. —

Der Verfaffer giebt in dem Buch zwei Schriften des
Patriarchen Gennadios Scholarios heraus und zwar 1)
*'E).ey%og zrß lovdaixwg [nldvrjg ex ts zitg yoorqpzjg] /.cd in
ziöv ngayiiaxoiv fxort ugbg zzyv ygiozictvinrjv exlijdsietv
nagdlltaig] sv oyz^ietzi dietXöyov. 2) 'Ex ztav zrtot zov
y.vgiov izaov ygieszov ngocpryceiüv cti ereteptoiegcti evzavOa
eze&)]Oav, nl.eiaztov ovaiuv z.v netese zeug züv ngocf ijzujv
Xöyoig. Diefen Schriften des Gennadios fchliefst er einige
Excerpte über byzantinifche Schriften aus Münchener,
Heidelberger und Berner Handfchriften an, die wir in
unferer Anzeige nicht berückfichtigen, da fie nicht von
grofser Bedeutung find. Dem Ganzen geht eine Einleitung
voraus, die in üblicher Weife von dem Schrift -
fteller, feinen Werken im Allgemeinen und befonders
von den herauszugebenden handelt.

Verf. giebt die beiden Schriften nach einer Berner
Handfchrift heraus, die aus dem 15. Jahrh. flammt und
anfeheinend zu den guten gehört. Es find ihm indeffen
noch andere Handfchriften bekannt, fo zwei Parifer, die
jedoch nicht verglichen find. Verf. verwahrt fich nun
gleich gegen folche, die ihm das etwa zum Vorwurf
machen wollen: Sed hi erunt fere ex maligna gente illo-
rutn, gut tantum abest, ut, qaae alii promovendis bonis
literis pro virili paravere, candide et grate excipiant, ut
ea, Harpyiarum instar, impudenter ac proterve comma-
cularc conentur (p. XIII). Das ift nur eine Probe von der
überaus gereizten Stimmung, die die ganze Einleitung
und die Anmerkungen beherrfcht, und die namentlich
gegen Karl Krumbacher in München gerichtet ift. Ohne
mich in den Streit diefer Gelehrten mifchen zu wollen,
ift doch zu fagen, dafs eine folche Schreibweife keinem
Lefer Vergnügen bereiten wird. Aufserdem hat Krumbacher
auf dem Gebiet der Byzantiniftik ohne Frage
Epoche gemacht, namentlich durch feine Literaturge-
fchichte. Und die von ihm geleitete Zeitfchrift hat die
berühmteften Byzantiniften des Abend- und Morgenlandes
zu herrlicher Arbeit vereinigt. Wenn nun Krumbacher
zuweilen mit grofser Schärfe urtheilt, fo gefchieht das
gewifs nicht aus perfönlichen Motiven, — ich kenne ihn
perfönlich —, fondern weil die Byzantiniftik im Allgemeinen
doch ein fo verwildertes Gebiet war, dafs nur
die gröfste kritifche Strenge den Acker vom Umkraut
fäubern konnte. Und wenn Krumbacher gerade die Herausgabe
der byzantinifchen Autoren nach einer Handfchrift
, während noch andere vorhanden find, fo ftark
| verurtheilt, fo fagt er mit Recht, dafs ein byzantinifcher
Autor, nachdem einmal eine Ausgabe von ihm gemacht,
in abfehbarer Zeit nicht wieder herausgegeben wird.
Daher fei die erfte Ausgabe gleich möglichft vollftändig
auszuftatten. Ich kann mich demnach der Anficht nicht
entziehen, dafs der Verfaffer in feinen Angriffen auf
Krumbacher Unrecht hat.

Der Inhalt der erften Schrift des Gennadios, des
Dialogs, ift recht intereffant. Er hat aufserdem den nicht
gerade wahrfcheinlichen, aber fchönen Erfolg, dafs der
Jude fich bekehrt. Ich kann nur die Hauptgedanken
j berühren. Der Chrift beweift dem Juden zuerft, dafs er
! kein rechter Jude fei, da er, der fich auf Mofes berufe,