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Ausgabe:

1894 Nr. 21

Spalte:

529-532

Autor/Hrsg.:

Bacon, Benjamin Wisner

Titel/Untertitel:

The triple Tradition of Exodus 1894

Rezensent:

Budde, Karl

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Theologifche Literaturzeitung. 1894. Nr. 21.

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die 2. (1881). Indem fodann der Verf. den Comparativ
,correctere' gebraucht, verräth er den Glauben, dafs man
es auch jetzt noch nur mit 2 Papyrus diefes Redners zu
thun habe, er weifs alfo nichts von der Entdeckung des
Parifer Papyrus, der Hyp. gegen Athenogenes enthält.
Drittens ift es nicht richtig, eine Papyrusrolle, von der
der innere Theil mit anderthalb Reden vollfländig vorliegt
, während von dem äufseren viele Fragmente da
lind, als Ganzes ,ein Fragment' zu nennen. Viertens war
umzuftellen: Harris und Arden. Fünftens ift die Zeit-
beftimmung eine fehr beftrittene; doch refultirt diefe Un-
kenntnifs des Verf.'s aus der an erfter Stelle vorgeführten
; in der 2. Aufl. fetzt Ref. die Handfchrift in das 2.
nachchriftl. Jahrhundert. Es möchte nun leicht der Flerr
Verf., oder lieber ein Anderer für ihn, hierauf erwidern,
dafs nur ein philologifcher Pedant und Kleinigkeitskrämer
es verkennen könne, wie viel fchwerer dem gegenüber
doch das Verdienft wiegt, dafs ein Theologe überhaupt
von Hyperides und der Teubner'fchen Ausgabe
desfelben etwas weifs, und dafs er die letztere fogar
eingefehen hat. Vollkommen richtig, aber eben wegen
der Kluft, von der wir fprachen. Wir müffen nun mit
unferen kleinen Ausftellungen und Anmerkungen noch
fortfahren, werden aber fortab uns mit ^Üngenauigkeiten
der Ausdrucksweife nicht aufhalten, y ylnoaieiXio Act.
7, 34 (aus Ex. 3, 10) ift als Conjunctiv dem Verf. fo_ unerträglich
, dafs er anooxeüw betonen will: f.i ft. « wie in
e'iie/.a für evexa (S. 43). Anderen wird cxnnoxeiXib ganz
unerträglich Rheinen, und die Belege aus Du.and. Hdfchr.
für imoy.xetveixe, eyeigit u. dgl. durchaus ungenügend,
vollends aber folche Analogien wie eirey.a. S. 47: die
Beifpiele des Futurs auf et ftatt Conj. auf — rj feien möglicher
Weife aus der neuattifchen Erfetzung des y durch
ti zu erklären. Schwerlich, fo lange nicht auch im Dat.
Sing, das et ftatt tj fleh als vulgär und neuteftamentlich
erweifen läfst, alfo xsl rittet ftatt xfj xiufr Bei jenen
Putura fpricht vielmehr die Syntax mit. Es ift überhaupt
ein gefährliches Ding, neutefl. Spracherfcheinungen mit
folchen anderer Sprachepochen und Dialekte in directen
Zufammenhang zu bringen. Was hat (S. 69) nvOeig d. i.
ovöeig (d + spir. cisp. zu &, wie der Verf. felbft bemerkt)
mit der ägyptifchen Confuflon von d und % zu thun? In
der letzteren hat das häufige ovxe der Hdfchr. ftatt oi-öe
feinen Grund (daf.); aber wieder nicht richtig fügt der
Verf. hinzu, dafs diefe Verwechfelung fchlielslich auch
den Autoren felbft begegnet fein könne. Nämlich wenn
diefe Aegypter waren, oder wenn auch die Paläftinenfer
d und x nicht fcheiden konnten; eins oder das andere
hiervon aber war erft zu beweifen. — Den Conjunctiv
dtuft, den der Verf. S. 120 dem N. T. und den LXX durchaus
vindiciren will, ftützt er mit 2 delphifchen Infchnf-
ten dorifchen Dialekts. Aber diefer folgt in diefer Form
feinen eigenen, dem N. T. gänzlich fremden Bildungs-
trieben: caroy.ctdioxdovxeg, ttctattyibior, cxecpavioexi» (Dehnung
des den Stamm fchliefsenden Vocals, aber keine
Contraction); fürs N. T. ift weder mit Homer noch mit
dem Dorifchen etwas zu erweifen. — Die Formen wie
dgoevav, ttTjvav (Apoc.) knüpft der Verf. (S. 89) an clal-
fifches xgtr'igrjv, Jr/itoo'fe'vijv, /liuxxguv an. Die letzte Anknüpfung
würde haltbar fein, wenn an der einzigen Plato-
ftelle mit Jrtt. dies zu dulden wäre; aber die neueren
Platoherausgeber denken mit Recht nicht fo. — Man mufs
überhaupt der Volksfprache der damaligen Zeit noch
etwas confequenter Rechnung tragen, als der Verf. bereits
thut (denn feine Principien find untadelig), und ihr
die volle Selbftändigkeit gegenüber dem Clafficismus
wahren. Ein Stück diefer Selbftändigkeit ift auch das
Aufgeben des Superlativs zu Gunften des Comparativs:
die paar Formen auf -10x0g im N. T. find gröfstentheils
gar nicht als wirkliche Superlative zu faffen, und z. B.
eXctyioxog ift exiguus. Aber der Verf. fagt zu dem pauli-
nifchen Comparativ-Superlativ eXayimöxegog (Ephef. 3, 8),
es fei dies eine nd hoc gemachte Neubildung, um 1 Cor.

15, 9 zu überbieten (wo eyib ycig elfti 6 eXccyioxog xiov
mtooxoXiov fteht). Ref. wäre gar nicht fo abgeneigt, letztere
Stelle nach erfterer zu emendiren, aber es ift wohl
richtiger, nichts zu entfeheiden und die Möglichkeit offen
zu laffen, dafs Paulus im Corintherbr. einmal attieifire;
nach der Volksfprache nämlich kann eXdyjöxog fo wenig
den Genitiv zu fich nehmen wie inxgog. Der Verf. mag
für die Unechtheit des Epheferbriefes noch andere, beffere
Argumente in petto haben; mit diefem ift es nichts. —
In wie weit darf überhaupt von der Sprache des N. T.'s
Conftanz und Reinheit (von attieiftifcher Beimengung)
beanfprucht werden? Abfolut rein ift fie ganz gewifs
nicht, vollends nicht bei Lucas; aber fie könnte es doch
annähernd bei den anderen Evangeliften und dem Verf.
der Apokalypfe fein. Nun heilst ,giefse' in der Volksfprache
xvviyyo, zahlreich im N. T. belegt; aber man
führt andererfeits an: exyjexe Apoc. 10, 1 und i-y.yeixai
Mt. 9, 17 (f. S. 115. 132). Dem Ref. ift für erftere Stelle
nicht zweifelhaft, dafs die andere Lesart e/.yeaxe (Aor.)
den Vorzug verdient; bei Mt. aber möchte Interpolation
fein, die durch a der Jtala und z. Th. D aufgedeckt
wird. Nämlich wenn vorhergeht: ei de «>;' ye, (»lyvvvxai
(Paffiv) oi ico/.oi, fo darf nur noch folgen /.cd 6 oivog
ujcoXXvxat, nicht aber v.ai o oivog exyenai y.ai oi do/.oi
dnolXvvxai, als ob Letzteres nicht ichon gefagt wäre.
Bei Mc. und Luc. geht (njSei 6 oivog xoi-g uo/.oig vorher,
woran fich die beiden Paffiva (oder das Paffiv für beide
Subjecte) ohne Tautologie anfchliefst. Alfo hier fcheint
dem fprachlichen Indicium der Unechtheit, welches in
i/.yeixui ftatt ix%v(y)vexai liegt, wirklich zu trauen, und fo
vielleicht in manchen analogen Fällen. — Die Ableitung
von lwävvrg (fo, mit rv) mitteilt Synkope, d. i. 'Loav(ct)v-t:g
(S. 57), löft das Problem nicht; denn weshalb -?;c und
nicht -oc? Sie ift auch auf das analoge 'iiov&irrjQ unanwendbar
. Alfo Iioavrjg, mit Hellenifirung; das -av ift
wie Endung angefehen, und da )' (#) vorhergeht, das
regelrechte ij eingetreten. — Dafs die neuteftamentlichen
Schriftfteller gar keine Interpunction gefetzt hätten (S. 78),
ift eine zu beftimmt auftretende Behauptung; wenn fie
einige Bildung hatten, wie Lucas und Paulus, fo waren
fie ganz in der Lage und vielleicht auch geneigt zu inter-
pungiren, wenn auch kaum confequent. Es verlieht fich
trotzdem, dafs die Interpunction unterer Hdfchr. nichts
von Autorität hat. — 'AU Mc. 9, 49 ift nicht von f) dXg
(= ■thäXuooa), fondern von ö dXg herzuleiten (S. 89 vgl.
XVI). — Kilo auf den att. Infchr. ift doch nicht Acc.
zu Kwg, wie man S. 95, 7 lieft, und wenn bei Strabo /»je
KtS, xfj KtT) fteht, fo heifst das doch nicht: ,Kw ift bei
Str. indeclinabel' (daf.). — Die Betonung faqyvf, ift bei
Mt. 24, 32, Mc. 13, 28 nicht blofs erlaubt (S. 110),' fondern
nothwendig, ebenfo wie fie bei Attikern (im Aor.) falfch
ift. — ytcia/M) ,töne' als Präfens zu eXäy.rtae ,zerbarft'
Act. 1, 18 anzufetzen, ift eine reine Unmöglichkeit.
EXäxj]Oe ift auch durch die Quantität des « gefchieden:
diuXcxy.rjaaoa bei Ariftophanes. — 'Onxävio (S. 130) exiftirt
nicht, fondern nur Deponens onxdvoitai appareo. — In
§ 16 ift befonders bemerkenswerth und nach des Ref.
Meinung durchweg beifallswerth die lange Anmerkung
über eniovotog S. 136 fr. (von r) ejitotoa). Wünfchen wir
zum Schlufs dem Buche baldigen Fortgang und erfreuliche
Vollendung.

Halle. F. Blafs.

Belsheim, J., Codex Vercellensis. Quatuor evangelia ante
Hieronymum latine translata, ex reliquiis codicis Vercellensis
saeculo ut videtur quarto scripti et ex edi-
tione Iriciana principe denuo ededit [sie!]J. B. Chriftiania,
Mailing, 1894. (VII, 134 S. gr. 8.) M. 5. 60.

Der Herausgeber entfaltet feit etwa fechszehn Jahren
eine fieberhafte Thätigkeit, der man nach den Liften am
Ende des vorliegenden Bandes dreiundzwanzig Schriften

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