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Ausgabe:

1889

Spalte:

144-145

Autor/Hrsg.:

Fredericq, Paul (Ed.)

Titel/Untertitel:

Corpus documentorum inquisitionis haereticae pravitatis Neerlandicae. Eerste Deel 1889

Rezensent:

Reusch, Franz Heinrich

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zur Partei des Markos Eugenikos. Am Hof der Grofs- i
komnenen von Trapezunt ein hochangefehener Mann, j
verfiand er es doch, auch nach dem Sturze diefes Reichs
bei dem türkifchen Sieger fich angenehm zu machen.
Der Inhalt des Briefvvechfels, deffen Sprache immerhin
noch eine elegante in, betrifft die Lehre von der Vor-
fehung Gottes, die Theophanes feinem Freunde in einer
befonderen Schrift vorgetragen hatte. Die folgenden
Briefe des Metropoliten find an verfchiedene Perfonen
gerichtet und verdienen allgemeineres Intereffe. Wir erhalten
nämlich in ihnen lebhafte Schilderungen von dem
damaligen Zuftand der griechifchen Geiftlichkeit. Na- j
mentlich wird es der ehrenhafte Verfaffer nicht müde,
über Simonie, Mammonsdienft der Geiftlichkeit und allgemein
befonders über das Uebertreten gewiffer Ehe-
gefetze zu klagen.

Die zweite Stelle unter den Avexdota nimmt eine '
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ein, deren Schliffs fehlt. Es ift ein Enkomion des fonft
fchon gut bekannten Schriftftellers auf den h. Waras, der
unter Kaifer Zeno gelebt haben foll. Diefe Publication
hat wohl keinen befonderen Werth.

Auf gefchichtlichem Boden bewegt fich und darum
von gröfserem Intereffe ift die Biographie des Mönchs
Makarios, der um 1300 lebte und in verichiedenen Klö-
ftern feiner Heiligung oblag. An die Lebensbefchreibung
desfelben fchliefsen fich noch kurze Ueberblicke über die
Lebensläufe von vier Schülern des Makarios, deren einer
fich wacker im Kampfe für das unerfchaffene göttliche
Licht bewegte. Verfaffer der Schrift ift Philotheos, Metropolit
von Selywria, der um 1360 blühte.

Diefen Lebensbeschreibungen folgt eine werthvolle
Urkunde, nämlich ein Pittakion des Kaifers Ifaak Angelos
an den ungenannten Katholikos der Armenier. Es
ift ein Bruchltück aus einem gröfseren Bi iefwechfel. Den
Inhalt macht die Frage der i'vwaig zwifchen der orthodoxen
und armenifchen Kirche aus. Es ift nun aus der Gefchichte
zu erfehen, dafs die Armenier in jenen Jahrhunderten,
gedrängt durch die Noth der Zeiten, Anfchlufs entweder
an Rom oder Konftantinopel fuchten. Doch von den
Tagen des Ifaak Angelos war das gerade nicht nachweisbar
. Auf eine Einigung war nun nicht zu rechnen,
wenn nicht die Armenier ihre Kirche und damit ihre
Nationalität aufs Spiel fetzten. Darum find es auch dies
Mal wieder jene vielumftrittenen alten Formeln über die
Naturen in Chriftus, die man von Seiten der Armenier,
ich möchte fagen, inftinetiv, nicht daran geben wollte.
Doch erfahren wir am Schlufs des Briefes, dafs in der
Gegend von (Dii.i1i7tovnoi.tg Armenier zur orthodoxen
Kirche abgefallen waren.

Weiter find zwei Verzeichnifse veröffentlicht über die
Erzbisthümer und Bisthümer, die einft dem Patriarchen
von Antiochien unterftellt waren, das letzte aus dem
Jahre 1386. Das erfte will die Ordnung unter Anaflafios
,0 ncciaiog' angeben, der nach Le Quien, Oriens ehr. II,
734 f. um 600 auf dem antiochenifchen Stuhle fafs.
Doch will Papadopulos, den Veröffentlichungen Parthey's
in diefer Sache folgend, das erfte Verzeichnifs ins 12. Jahrhundert
rücken. Ich bemerke dazu, dafs die jetzt geltende
Ordnung der den vier griechifchen Patriarchaten unter-
ftellten Erzbisthümer etc. in der 'Er/j.tp. A'K. vom
23. März 1888 veröffentlicht ift.

Es folgen zwei kleinere Schriften, zuerft ein vnö[ivmia
ädrjkov Icctqov, das in fremdartigem Dialekt perfönliche
Erlebnisfe bei Gelegenheit einer seldfchukifchen Invafion j
in Lesbos behandelt. Die zweite, kirchengefchichtlich
von Werth, enthält 12 Capitel aus Verhandlungen einer j
Synode zu Konftantinopel unter Jeremias II. vom Jahre
1593. Es kommen lediglich kirchenrechtliche Entfchei- '
düngen darin vor.

Sodann beginnt eine Reihe von Urkunden des Klo-
fters BaCeXcuvos bei Trapezunt, von denen aber erft zwei
vollftändig in dem letzten vorliegenden Heft enthalten j

find. Den Anfang macht eine Schenkungsurkunde des
Grofskomnenen Alexios III. aus dem Jahre 1381 oder
1386. Befremdend find die Titel, die dem Kaifer in der
Ueberfchrift angehängt werden: leguavtxog, Akaftavixog,
l'otlhr/.og, Avdaktxög. Mit Recht vermuthet Papadopulos
hier Zufätze des Schreibers. Die zweite Urkunde enthält
eine Entfcheidung des Trapezuntifchen Hofgerichts
in einer Privatangelegenheit. Es ift ein XQioiuöyoaqiov
vom Jahre 1381.

Binnen b. Nienburg a. d. Wefer. Ph. Meyer.

Corpus documentorum Inquisitionis haereticae pravitatis Neer-
landicae. Verzameling van stukken betreffende de
pauselijke en bisschoppelijke Inquisitie in de Neder-
landen, uitgegeven door Dr. Paul Fredericq, ge-
woon hoogleeraar aan de faculteit van wijsbegeerte
en letteren der hoogeschool van Gent, en zijne leer-
lingen. Eerste deel, tot aan de herinrichting der Inquisitie
onder Keizer Karel V (1025—1520). Met twee
Kaarten. Gent, J. Vuylsteke, 1889. (XXXIX, 640 S. 8.)
Fr. 15. —

Diefer Band enthält 446 auf die Inquifition in den
Niederlanden bezügliche Documente aus den Jahren
1025—1520. In einem zweiten Bande follen die auf die
päpftliche Inquifition im 16. Jahrhundert bezüglichen
Documente folgen. Aufserdem Hellt der Herausgeber
eine auf die Documente des vorliegenden Bandes genützte
Gefchichte der Inquifition in den Niederlanden bis
auf Karl V. in Ausficht. — Die Documente find theils
päpffliche, bifchöfliche oder andere obrigkeitliche Erlaffe,
Decrete von Concilien u. dgl., theils Procefsttücke, theils
Notizen aus gefchichtlichen Berichten (es wäre vielleicht
zweckmäfsig gewefen, die aus nicht gleichzeitigen Ge-
fchichtswerken, aus Raynaldus, Trithemius, Brouwer u. f. w.
entnommenen Stücke, die nicht alsGefchichtsquellen anzuheben
find, auch durch den Druck zu unterfcheiden).
Jedem Stücke find eine kurze Inhaltsangabe, Notizen
über die Herkunft und die nöthigffen Anmerkungen beigefügt
. Aufserdem enthält der Band ein Verzeichnifs
der benutzten Handfchriften und Druckwerke (223 Nummern
), chronologifche Verzeichnifse der Documente, der
darin erwähnten Ketzer und Ketzereien und der päpff-
lichen und bifchöfliehen Inquifitoren und ein fehr umfangreiches
Regiffer.

Die meiden und wichtigffen in dem Bande enthaltenen
Documente waren nicht ungedruckt. Eine fo gut
geordnete, correct gedruckte, bequeme und billige Sammlung
aller dem Herausgebet zugänglichen Stücke iff
aber fehr dankenswerth, wenn es auch vielleicht nicht
nöthig gewefen wäre, ganz bekannte und leicht zugängliche
Stücke, wie z. B. die lange Bulle Martin'sV. (nicht IV.)
gegen Wycleff und Hus (Nr.254), die zudem für die Niederlande
nicht von grofser Bedeutung iff, vollrtändig abzudrucken
. Hier würde eher als bei Nr. 150, 153 eine
Inhaltsangabe genügt haben. — Die Sammlung ilt um fo
dankenswerther, als fie fehr viele Stücke, darunter wichtige
und intereffante, enthält, die bisher nur in einer
Menge von Büchern zerffreut, grofsentheils in wenig
verbreiteten und nicht überall zugänglichen gedruckt
waren, wie in belgifchen und holländifchen Zeitfchriften,
Sammelwerken und Monographien oder in feltenen alten
Drucken. So iff z. B. eine Reihe von intereffanten Stücken
aus einem Werke des Aegidius Carlerius (Sporta el spor-
tula fragmentorum) entnommen, welches 1478 zu Brüffel
gedruckt, aber nur noch in wenigen Exemplaren vorhanden
irt (S. 528. 640; Fr. hat darüber im Are/tief voor
Kerhgcscluedenis 1888 Mittheilungen gemacht). Von
einzelnen bereits gedruckten Stücken giebt Fr. einen
vollffändigerenText (Nr. 386). Die Sammlung enthält aber
auch eine Anzahl von bisher ungedruckten Stücken,