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Ausgabe:

1888

Spalte:

647-650

Autor/Hrsg.:

Friedberg, Emil

Titel/Untertitel:

Das geltende Verfassungsrecht der evangelischen Landeskirchen in Deutschland und Oesterreich 1888

Rezensent:

Köhler, Karl

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geüsten cusa. Eusebii Candidi Elegia . . . Item Plausus
luctificae mortis ad modum dialogi extemporaliter ab eodem
Eusebio /usus. (Antvv.) 1534, 20 Bl., 8. Nach dem Mes-
sagcr de Gand 1864, 138 ift Placentius Evang. und alfo
wahrfcheinlich auch Eusebius Candidus der Dominikaner
Jo. Leo Placentius (Plaisant), f 1548, der Verfaffer der

Landeskirchen hat bis jetzt gefehlt. Der Verf. bietet
uns eine folche und zwar auf ftreng wiffenfchaftlicher
Grundlage. Sein Werk verdient nach verfchiedenen
Seiten hin als eine dankenswerthe Gabe willkommen
geheifsen zu werden. Es füllt in der Kirchenrechts-
wiffenfchaft eine Lücke aus und es wird dem Praktiker

Pugna porcorum. (Der LIessager de Gand 1848—83 enthält | als Nachfchlagebuch nicht feiten gute Dienfte leiften.
auch fonft viele intereffante Mittheilungen, unter anderem j Wie der Titel erkennen läfst, bietet es nicht ein Kirchen-

1883, 16 über die Buchdrucker van Ghelen.) — Signa
sacra et origo missae (S. 187) ift Ueberfetzung des Titels:
Sommaire recueil des signes sacres, sacrifices et sacremens
institues de Dien depuis la creation du monde, Iii oh est
aussy la vraye origine du sacrrßce de la messe. Lyon 1562
(Bure, Suppl. 557). Forma oratio/mm etc. (S. 171) ift
Ueberfetzung des S. 201 ltehenden franzöfifchen Titels. —

recht im vollen Umfang. Was zur Darfteilung kommt,
ift, was im Ganzen des kirchenrechtlichen Syftems etwa
als die Lehre von der Rechtsftellung der Kirche nach
aufsen, vom Kirchenregiment und vom geiftlichen Amte
auftritt. Der Verf. will das ,geltende- Vcrfaffungsrecht
darfteilen, alfo nicht etwa aus irgend welcher Grund-
anfehauung ein ideales Vcrfaffungsrecht entwickeln oder

Ueber Ileydelbergensis Theologia (S. 173) f. Real-Enc. das vorhandene nach theoretifchen Mafsftäben beurtheilen,

16, 240, über Turingicorum exulum responsio (S. 190) j fondern nur, was thatfächlich zu Recht befteht, be-
ebend. 15, HO, über Jo. Langus (S. 175) Allg. D. Biogr. | fchreiben. Der Inhalt der fämmtlichen in Geltung

17, 638. Multi integri loci (S. 180) ift nach den Mefska- j flehenden Verfaffungsgefetze der etwa 40 felbftändigen
talogen 1561 und das Psalterium (S. 185) 1566 zu Leip- Verfaffungsgebiete, in welchen fich der deutfehe Pru-

zig erfchienen. — Der Bifchof von Valence, deffen Predigten
im Index flehen (S. 207) ift Jean de Montluc (f.
Haag, France prot. u. d. W.). Die daneben Hellende
Supplication wird eine Ueberfetzung der Befchwerdefchrift
gegen Alba vom Jahre 1570 fein, von welcher van der

teftantismus — mit Einfchlufs von Deutfch-Oefterreich
organifirt, erfcheint unter wiffenfehaftlichen Gefichts-
punkten geordnet und zu einem Ganzen verarbeitet.
Das gefchichtliche Material wird dabei nur foweit beigezogen
, als es zum Verltändnifs des heutigen Zuftandes

Wulp 1, 207. 208 eine lateinifche Ausgabe verzeichnet. 1 nothwendig ift. Die Behandlungsweife ift durchweg eine

La doctrine nouvelle et ancienne (S. 199) ift eine Ueberfetzung
der Schrift von Urbanus Rhegius (Index S. 192).
Livre tresutile (S. 96) ift das in dem Parifer Index (in
meinen Indices S. 126) flehende Schriftchen. Ueber Le
livre des marchants (S. 205) vgl. Petzholdt's Anz. 1855,
139; Serapeum 1863, 121, über La verite cachee (S. 208)
Bulletin bist. 1887, 355, über Veelderhande Liedekens (S.
135) F. J. Mone, Ueberficht der niederländifchen Volksrein
und fcharf juriftifche. Die Verquickung der juri-
ftifchen Gefichtspunkte mit Erwägungen theologifcher
oder kirchenpolitifcher Art, welche er bei namhaften
Vorgängern wahrnimmt, wird vom Verf, mit grofser
Entfchiedenheit abgewiefen (S. 103), wie er überhaupt
findet, dafs die feitherige Bearbeitung des proteftantifchen
Kirchenrechts den juriftifchen Charakter zu fehr vermiffen
laffe (S. 25). Man mag dem Verf. zugeben, dafs ein

literatur S. 163. Rechtsftoft, und das ift der hier in Rede flehende, die

Einige Sachen glaube ich in meinem Buche über den 1 juriftifche Behandlung fordere, und dafs diefe nicht durch
Index richtig bezw. richtiger nachgewiefen zu haben. So i die Einmifchung irgendwie anders gearteter Momente
Lorichius (S. 25) S. 358, L. Cutmann (S. 62) S. 123, Anm. j getrübt werden dürfe. Doch zeigt unferes Bedünkens
5, Enchiridion mamialeve (S. 170) S. 421 und II, 1224, gerade die Darftellung des Verf.'s an verfchiedenen Orten.
Epistolae consolatoriae (S. 170) S. 409, Jo. Aepinus" (S. 174) ' dafs man mit dem Rechtsformulismus allein, zumal bei
S. 210, Jo. Fifher (S. 176) S. 419, Refutatio (S. 185) S. einem Stoffe, welcher fich fo nahe mit den innerlichften,
414. Warum Jo. Oldendorp (S. 34) und Beatus Rhena- juriftifch nicht fafsbaren Lebensintereffen berührt, nicht
nus (S. 186) im Index flehen, habe ich S. 419 und 356 1 ausreicht. Dafs z. B. (S. 103) die Macht des Landesherrn
angegeben. Die S. 18 erwähnten fpanifchen Bücher (N. T., j als Inhabers der Kirchengcwalt eine fchlechthin un-
Pfalmen und Catechismus) find von Juan Perez (Index I, 585). ! begrenzte fei, ift juriftifch nicht anzufechten; aber hier
Die S. 165 erwähnte Apologia contra Status Burgwt- wird summum jus zur summa injuria, ja zum Unfinn,
diae ift ficher nicht die Apologia Jacobi a Burgundia, der : wenn es nicht feine Ergänzung und Begrenzung in Er-
ja fchon im Römifchen Index ftand (I, 281). Die Ver- wägungen ethifcher Art findet, welche allerdings in den
muthung S. 21, man habe durch die Aufnahme eines [ rechtlichen Begriff als folchen nicht aufgenommen werden

dürfen. Von der Begründung der landesherrlichen
Kirchengewalt auf den tacitus consensus der Gemeinde
redet der Verf. (ibid.) fehr abfällig als von einer Fiction,
welche ernftlich gar nicht mehr in Betracht kommen
könne: juriftifch vollkommen richtig; es gab keine con-
ftituirte Landesgemeinde als Rechtsfubject, welche tacite
oder expresse hätte confentiren können. Aber worauf
will man denn die Uebernahme des Kirchenregiments
durch die Landesherren im Sinne höheren gefchichtlichen
Rechts ftützen, wenn nicht auf die im Volk lebendige
Ueberzeugung von der Nothwendigkeit der Sache und
der Pflicht der Eürften, fo zu handeln? Die nackte That-

Buches von Chr. Corner in den Löwener Index alle feine
Schriften verbieten wollen, ift unrichtig; wenn die Löwener
alle Schriften eines Autors verbieten wollen, fo
fügen fie bei: ende generalyck allen zyn boken. — S. 37
corrigirt Sepp ohne Zweifel richtig Cronica Johannis Ley-
dani in Sleydani; aber in dem Index von 1570 ift Joannes
a Leydis nicht in Jo. Sleidanus zu ändern (S. 162). Dafs
Joh. von Leyden kein Schriftfteller war, war kein Grund,
ihn nicht in die erfte Claffe des Index zu fetzen. Auch
im Römifchen Index fleht in diefer Claffe aufser Joh. von
Leyden noch mehr als einer, der nichts gefchrieben hat,
und wenn man in den Niederlanden für nöthig hielt, Abbildungen
des Königs von Sion zu verbieten (Sepp theilt [ fache, dafs die Kirchengewalt irgend einmal in den Be-
S. 3 den intereffanten Erlafs mit), fo war es auch zweck- I fitz der Eürften gekommen und feither ununterbrochen
mäfsig, ihn in die erfte Claffe des Index zu fetzen. I von denfelben ausgeübt worden ift, mag als juriftifcher
Bon_ p 11 Reufcri Befitztitel genügen, aber vor dem Forum der Gefchichte

begründet fie kein Recht. Und doch ift aus den

Friedberg, Geh. Hofr. Prof. Dr. Emil, Das geltende Ver- Auseinandersetzungen a. a. O. keine andere Begrün-
fassungsrecht der evangelischen Landeskirchen in Deutsch- dTunS der Sache herauszulefen, als diefe. Auch das

land und Oesterreich. Leipzig, B. Tauchnitz, 1888.
(XV, 446 S. gr. 8.) M. 16. —

Eine fyftematifche Zufammenarbeitung des Ver-
faflungsrechts der lämmtlichcn deutfeh-evangelifchen

Urtheil, welches S. 107 über das Epifkopalfyftem gefällt
wird, ift unbillig und trifft nicht das Wefen der Sache.
Dafs das Dafein des geiftlichen Amtes für die Kirche
nicht wefentlich fei (S. 53), läfst fleh wiederum nur von
einem Standpunkte aus fagen, welcher einfeitig blofs