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Ausgabe: | 1888 Nr. 17 |
Spalte: | 423-425 |
Autor/Hrsg.: | Goebel, Siegfried |
Titel/Untertitel: | Neutestamentliche Schriften 1888 |
Rezensent: | Grafe, Eduard |
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Theologifche Literaturzeitung. 1888. Nr. 17.
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treten. Nur follte dabei jedes Versglied gefondert in
eine Zeile gefafst werden, um den fogen. Parallelismus
nicht zu fchädigen. Wenn Reufs mehrfach (z. B. 12, 19.
29, 4P 7. 41, 7 fit". 12 f.) die alten Ueberfetzungsproben
fo geändert hat, dafs diefe Forderung nun erfüllt wird,
fo darf man fie wohl auch für andere Stellen (z. B. 3, 9.
19, 25. 28, 13. 22. 28) geltend machen. Auch fonft ift
überall gefeilt, erheblich umgearbeitet nur die Schilderung
des Krokodils c. 40, 25—41, 26: fie darf aber auch
als ein wahres Müller von Kraft, Anfchaulichkeit und
Schönheit hervorgehoben werden. Was den Text betrifft
, fo weifs Reuss (vgl. S. IV) die Bemühungen um
feine Herftellung wohl zu würdigen, übt aber abfichtlich
mit wenigen Ausnahmen Verzicht, weil er ein ausreichendes
Verftändnifs des überlieferten Textes doch für möglich
hält. Von diefen Ausnahmen habe ich bemerkt:
28, 13 WSIU ftatt 19, 29 i'mÖ für ■p-iffi (ich lefe lieber
(fwj tn »yrö T?a^;"s6, 33 die" Vokalifation fflDjJE und
nb*? 32, 16, wie' es fcheint, na*! X5 Unnöthig fcheint
es m;r, in 29, 12 hinter ynstj zu fetzen und zu b zu
ziehen, beachtenswerth dagegen die Umftellung 41, 5a.
6. 5b. 7a. 8a. 7b. 8b. Doch giebt es wohl Stellen, die
folcher Heilmittel noch mehr bedürften.
Zur Einleitung nur wenige Bemerkungen. Reufs fieht
auch den Stoff als freie Schöpfung des Dichters an und
wendet fich gegen die Annahme, dafs eine wirkliche Ge-
fchichte von ihm dichterifch bearbeitet fei. Aber noch
wahrfcheinlicher ift doch die dritte, mehrfach fchon vertretene
Annahme, dafs die volksthümliche Sage ihm den
Stoff als eine reine Prüfungsgefchichte dargeboten, der
Dichter fie durch Einfchaltung der das Räthfel erörtern-
den Reden vergeiftigt und vertieft habe. Die leifen Wider- j
fprüche zwifchen Reden und Prolog, auf die Reuss S. n
vielleicht zuviel Werth legt, erklären fich bei dicfer Annahme
weit leichter. — Nur als Geftalt der volkstümlichen
Sage braucht Ezechiel (14, 14. 20) den Hiob zu
kennen, nicht, wie der Verf. S. 17 fagt, das Buch; aus
diefem Grunde braucht man alfo mit der Abfaffung des
Buches nicht bei der erften Wegführung Israels, nach
721, flehen zu bleiben. Für die babylonifche Gefangenschaft
dürfte der Vergleich von Hiob 5 mit Jer. 20 neben
biblifch-theologifchen Gründen entfeheiden. — Die Reden
Elihu's erklärte fchon der Vortrag für fpäteren Einfchub;
aber noch entfehiedener als damals und in fehr wohl-
thuender Weife hebt Reufs den eigenthümlichen Werth
derfelben hervor (S. 31 f.). Auch ihre Ueberfetzung ift
befonders forgfältig, nur 32, 3 und 35, 14 Rheinen mir I
zu kurz zu kommen. Anders als 1869 verwirft Reufs
jetzt auch c. 28 (fo fchon 1881 in feiner ,Gefchichte d.
H. Sehr. d. A. T.') und fieht in 26, 5 ff. den Schlufs der
Rede Bildad's c. 25; ob 27, 13fr. zu Hiob's Rede gehört, [
ift ihm nicht ausgemacht (vgl. S. 115). Die kritifchen
Fragen wie die nach der Idee des Buches find oft genug
erörtert und können hier übergangen werden: jedenfalls
ift die Abhandlung des Verfaffers durch ihre Kürze,
Klarheit und Schönheit in hohem Grade geeignet, den !
Lefer in das Verftändnifs des Buches einzuführen und
zu eigenem Durchforfchen feiner Tiefen anzuregen. Und
,die gelehrten Hebraiften' werden des Meifters Vorwurf,
dafs fie den von ihm aufgefuchten Leferkreis nicht zu
berückfichtigen pflegen, wohl hinnehmen müffen, aber
auch in feinem Vorgang und hoffentlich erwünfehtem Erfolg
gewifs einen Sporn erkennen, diefe Lücke, foweit
es an ihnen liest, auszufüllen.
Bonn. K. Budde.
Goebel, Hofpred. Siegfr., Neutestamentliche Schriften,
griechifch [frei nach Tifchendorf], mit kurzer Erklärung
. 1—5. Heft. Gotha, F. A. Perthes, 1887. (gr. 8.)
M. 7.—
Inhalt: I. Die Briefe Pauli an die Theffalonicher (38 S.) M. —. 80.
— 2. Der Brief Pauli an die Galater. (35 S.) M. —. 80. — 3. 4.
Der 1. u. 2. Brief Pauli an die Korinther. (92 u. 75 S.) ä M. 1.60.
— 5. Der Brief Pauli an die Römer. (VI, 125 S.) M. 2.20.
Der Zweck, den der Verf. mit diefer kurzen Erklärung
einiger paulinifcher Briefe verfolgt: ,eine fruchtbare
Anregung zu eigenem felbftltändigen Durchdenken des
Stoffes' zu geben, kann ohne Weiteres als erreicht durch
diefe Arbeit bezeichnet werden. Vor Allem bieten diefe
Erklärungen eine ausgezeichnete Hülfe für die curforifche
Leetüre. Denn die Exegefe von G. ift durchgehend eine
nüchterne und wohl überlegte. Er verficht es, in knapper
Weife die eigene Auffaffung darzulegen und kurz zu begründen
. Als folche Stellen, an denen dies dem Verf.
in hervorragender Weife gelungen ift, möchte ich bei-
fpielsweife folgende bezeichnen: i Theff. i, 5 ff. 2, 17.
Gal. 5, 19—22. 1 Cor. 1,7; 3,22; 14,6. 2 Cor. 1, 5;
6,4 ff. Röm. 2,8; 6, 3 f.; 10,6 f. Daneben wird natürlich
über manche Auslegung mit G. zu ftreiten fein.
Geradezu rufen ftarken Widerfpruch hervor die Erklärungen
zu 1 Theff. 2, 6. 2 Theff. 2, 3. Gal. 4, 18; 6, 17.
1 Cor. 7,21; 15,29. 2 Cor. 1,17; 11, 21. Röm. 2, I; 3,
6 f.; 11, 26; 13, 11. In anderen Fällen hätte man bei
aller Kürze eine etwas eingehendere Deutung und fchär-
fere Formulirung des Gedankens wünfehen können, fo
z. B. 1 Theff. 2, 16h ; 4, 15. Gal. c. 2. 3, 19, 20. 1 Cor.
7, 36 f. 2 Cor. 2, 16; 11,5. Röm. 1, 3; 11,4; 16, 25 f.
— Nicht nur die Fülle der ftreitigen Punkte verbietet es,
hier auf das Einzelne zurückzukommen. Der Verf. mufste
natürlich auch darauf verzichten, feine eigene Auffaffung
näher zu begründen und gegen abweichende Anflehten
zu vertheidigen. — Zu Grunde gelegt ift der Erklärung
die ed. VIII. maj. von Tifchendorf. Man fieht
nicht recht ein, warum der griechifche Text mitabgedruckt
ift. Eine Ueberfetzung wäre verdienftlicher ge-
wefen. Aufserdem hätte G. dadurch für die Erklärung,
die er in Form von Noten unter dem Texte giebt, noch
mehr Raum gewonnen. Denn vielfach enthalten diefe
Noten nur eine Ueberfetzung. Sollte aber ein Mal der
griechifche Text mitgetheilt werden, fo wäre doch wohl
der von Weftcott-Hort vorzuziehen gewefen. Zugleich
wäre dadurch die Vergleichung diefes mit dem in Deutfch-
land viel mehr verbreiteten Tifch.'fchen ermöglicht worden
. Wo der Verf. von Tifch. abweicht, ift mit Ausnahme
von I Cor. 6, 4 ausdrücklich hervorgehoben. In
der Regel wird man diefe Abweichungen billigen müffen,
als Ausnahme möchte ich Röm. 14, 21 nennen. —Jedem
einzelnen Briefe ift eine Einleitung vorangefchickt, in der
die gefchichtlichen Verhältnifse erörtert werden. Hierbei
find leider die kritifchen Probleme fehr zu kurz gekommen
. Ganz dürftig ift die Erledigung der Bedenken
gegen die paulinifche Abfaffung des erften und vor Allem
des zweiten Theff.-Br. Bei dem Gal.-Br. ift die Frage,
ob es fich um die Landfchaft oder um die Provinz handelt,
nicht ein Mal berührt. Auch die Art, wie der Verf. die
freilich höchft fchwierigen Probleme der beiden Cor.-Br.
erledigt — die Chriftiner z. B., welche nur eine Nebengruppe
bildeten und mit 2 Cor. 10, 7 nichts zu thun
haben, follen heidenchriftliche Freigeifter gewefen fein —
giebt zu ftarken Bedenken Anlafs. Auf die wichtigften
Gründe gegen den paulinifchen Urfprung von Röm. 15
und gegen die Zugehörigkeit von c 16 zum Römerbrief
kommt G. gar nicht zu fprechen. —
Aufser den erwähnten Einleitungen find auch Inhaltsüberfichten
den einzelnen Briefen vorangeftellt. Hier
fcheint das gerechtfertigte Streben nach Knappheit und
Durchlichtigkeit den Verf. bisweilen zu verführen dazu,
dafs er mehr formell überfichtliche, als dem Gedankengang
präcis fich anfchliefsende Dispofitionen giebt. So
gewinnt man z. B. bei 2 Cor. 3-6 den Eindruck, dafs
fremdartige Gefichtspunkte zum Stoffe herzugebracht
find. Sehr wenig genügend ift auch die Wiedergabe der
Gedankenentwicklung von Röm. 9—11. Diefe Aus-
ftcllungen, welche näher zu begründen der Raum hier
verbietet, follen aber den Werth der Arbeit von G. nicht