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Ausgabe:

1888

Spalte:

1-3

Autor/Hrsg.:

Pont, J.W.

Titel/Untertitel:

Psalm 68 1888

Rezensent:

Horst, L.

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Marburg,und D. E. Schürer, Prof. zu Giefsen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig- J- c- Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

No. 1 14. Januar 1888. 13. Jahrgang.

Pont, Pfalm 68 (Horft). | I. Bd.: Die Dogmengefchichte der alten Kirche.

Ley, Leitfaden der Metrik der hebräifchen Periode der Patriftik, hrsg. von Bonwetfch

Poefie (Budde). (Kattenbufch).

Ufteri, WifTenfchaftlicher und praktifcher Com- Loc]c.e, Ueber die BeßriffsbefUmmung der Lüge

mentar über den «. Petrusbrief. zThle. (Krüger). , U j„ eigentlichen Sinne (Thönes). „ Ausgange des 14. J4Ante£ D'egd).

Schneider. Württembergifche Reformations- ! eigenincnen o v ' . . Schulze, Die einheitliche Chnllenlehre

Gefchichte (Enders). Locke, Ueber den Stand der Sittlichkeit im
Thomafius, Die chriftliche Dogmengefchichte, engeren Sinne innerhalb unferes chnftlichen

2. Aufl., hrsg. von Bonwetfch und Seeberg, 1 Volkslebens (Thones). _

Beffer. Der Kosmos und die ewigen Ideen
(Thönes).

Linfenmayer, Gefchichte der Predigt in
Deutfchland von Karl dem Grofsen bis zum

im

evangelifchen Schul- und Pfarrunterrichte.
I. Bd. Zur gefchichtlichen Grundlegung und
zum grundfätzlichen Aufbau (Achelis).

Mit Beginn des neuen Jahrgangs wird Prof. D. Schürer (Giefsen) die äufseren Gefchäfte
beforgen. — Wir bitten daher alle Zusendungen für die Redaction der Literaturzeitung künftig an

ihn ZU adressiren. Alle Bücherfendungen find an die Verlagsbuchhandlung zu richten.

Die Redaction.

Pont, Dr. J. W. Psalm 68. Eene exegetifch-kritifcheStudie.
Leiden, Brill, 1887. (1S9S. 8.)

Die aus einer gekrönten Preisfchrift der Facultät
Utrecht zur Doctordiffertation umgearbeitete Abhandlung
zerfällt in zwei Theile: 1) Kritik und Exegefe. 2) Zeit-
beftimmung. Bei der Behandlung eines Textes, der wegen
feiner Befchaffenheit die Ausleger von jeher in Verfuchung
geführt und zu den merkwürdigften Kunftgriffen verleitet
hat, zeichnet fich die Exegefe des Verfaffers aus durch
lobenswerthe Nüchternheit, bündige Abweifung unnöthi-
ger und willkürlicher Eingriffe und taktvolle Wahl zwifchen
den verfchiedenen fich darbietenden Möglichkeiten.

Im erften Gliede des 3. Verfes ift der Text offenbar
verderbt; anfprechend ift die Conjectur ijfcM J09 5fT3na
nTl, welche nur den Fehler hat, dass ihr durch den
gegenwärtigen Text qi:n JOS fft/TD keine Stütze geboten
Wird. Der Parallelismus mit 3/* giebt fie allerdings an
die Hand, aber wer vermag zu fagen, ob er hier den
Ausfchlag zu geben hat? Man könnte auch V. 3« zu
V. 2 ziehen und lefen: Sft5 J»ya TSWD tHKAMQ lOW; am
Rande wäre eines Theils' die Variante angemerkt worden
: pr'y :p:n3 wegen V. 3ß; anderen Theils die Gloffe
zu n;: m"ti:eip., woraus der jetzige Text entftand, indem
ein Schreibfehler — 0"TJln — jedenfalls mit unterlief.
Das Feld des Möglichen ift bei einem Texte wie der
alt-teffamentliche, der fo lange, fo zu fagen fchwebend,
.flottant' blieb, faft unabfehbar.

Die Auffaffung von V. 6 u. 7 als Appofition zu dem
von TS? feheint mir weniger natürlich als die andere,

Matte des Gedankens, nachdem, gleich vorher, mit dem
Regen von Gaben alle Segnungen Gottes vorweggenommen
waren. Ich geftehe auch, dafs die Beziehung von
V. 10 —II auf den Aufenthalt in der Wüfte mir nicht gefällt
. Man bedenke, dafs der Aufbruch vom Sinai V. 8—9
gefchehen ift, dafs Gott an der Spitze feines Volkes einherzieht
; bald ertönt der Siegesruf; der Gedanke, dafs
Gott die Wüftc wohnlich gemacht und mit Wildpret verfolgt
, kommtpost festum. Sonderbar will es mir fcheinen,
dafs, nachdem fich Jahveh vom Sinai aufgemacht um das
Volk zum rafchen Sieg zu führen, nun erft der Dichter
von dem durch Jahveh ermöglichten Wohnen in der
Wüfte reden foll. Mir fcheinen die Ausdrücke beffer auf
das Land Canaan zu paffen; das gefegnete Land ift der
ihnen von Jahveh bereitete Wohnfitz. Zwifchen dem Aufbruch
vom Sinai und der Siegesbotfchaft fchildert der
Dichter das gottgefegnete, für das Volk Gottes beftimmte
Canaan. ffibrO V. 10 würde dann vorerft das Land, nicht
das Volk bezeichnen, und es ift unnöthig, m zu verändern
; immerhin ift Jinn nach na hart. Vielleicht liefse
fich mit einer einfachen Umfctzung der Verfe helfen:

TJ-ibro ovibit rp:n mau ao'i
■oya inavaa -pari
Qinb« nreaia nnx nsbn na iam 7mn

Die in diefem hall zwifchen Land und Volk fchillernde
Auffaffung von nbn: wäre wohl keine unüberwindliche
Schwierigkeit.

Mit den goldbedeckten Flügeln der Taube — bei
Pont die reiche Beute verfprechenden fliehenden Feinde

wonach mit V. 6 ein neuer Satz anfangt, deffen Subject _ ift man leider noch nicht im Reinen, und wenn es
avibX; dafs jene beffer in den Zufammenhang paffe, ; hier auch nicht auf dem Salmon fchneit, fondern der Allleuchtet
mir nicht ein, denn für den Sinn kommt es ja j mächtigedafelbftKönige niederwirft(71 bona anfprechende
auf dasfelbe heraus; dagegen feheint mir zu fprechen die I Conjectur für Jbon na; warum neben rötjn ein aus dem
Wiederaufnahme von DUpM in 6b und 7a. A. T. nicht zu belegendes a^ben ftatuiren? S. 42; ibid. L

Bei dem berühmten TD tXI weifs auch Pont keinen I ^JJ ftatt &Ju), fo ift der Salmon felbft immerhin zweifel-
Rath und befolgt deswegen die gewöhnliche Auffaffung, j vä. CT

wie auch Renan {Histoire du pcuple d' Israel p. 193). j nalt und Og, König von Bafan (Salmon = das Bafange-
Die Conjectur BPJ3 für na V. II ift allerdings hubfeh, ' t»rge), nicht gerade auf dem Bafangebirge niedergeworfen
aber mit der Ueberfetzung: Deine Thiere (7mn) wohnten ; worden.

in der Wüfte — nämlich, die wilden Thiere, welche in Ich möchte daran fefthalten, dafs ffMÜ* in V. 16,

der Wüfte dem Volke zur Nahrung dienten — kann ich im Parallelismus mit DTaj "in, damit gleichbedeutend
mich nicht befreunden. Deine Thiere, die Thiere Gottes, fei; von einer Offenbarung Gottes auf deni Bafangebirge
ein wunderlicher Ausdruck für das Wildpret! Dazu das wiffen wir nichts.

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