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Ausgabe:

1887

Spalte:

561-563

Autor/Hrsg.:

Schegg, Peter

Titel/Untertitel:

Biblische Archäologie. Nach seinem Tode hrsg. von Joh. Bapt. Wirthmüller. 1. Abth. Land und Leute: Natur und Volksleben 1887

Rezensent:

Horst, L.

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Marburg,und D. E. SchÜrer, Prof. zu Giefsen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N° 24. 3. December 1887. 12. Jahrgang.

Schegg, Biblifche Archäologie (Iiorft).
The old Testament in Greek, ed. Swete Vol. I.
(Schürer).

Batiffol, Didascalia CCCXVIII patrum (Eichhorn
).

Friedensburg, Der Reichstag zu Speier 1526
(Kawerau).

Belsheim, Codex P Corbeiensis (Ranke). Loffen, Briefe von Andreas Mafius (v. Below)

Meufs, Unfere Stellung zur Schrift (Ilerrmann).
Maafs, Der Einflufs der Religion auf das Recht

und den Staat (Köhler).
Berichtigung von Prof. V. Schultze und

Duplik von Dr. Jülicher.

Schegg, Geiftl.-R. Prof. Dr. Peter, Biblische Archäologie, bräifche Volk reicht nicht in ein mythifches Alter hinauf,
Nach feinem Tode hrsg. von Prof. Dr. Joh. Bapt. fondern gehört von feinen Urfprüngen der Gefchichte

.... .... ,,,, T „ , „_,, r „„. M-,f,,^ I an- zum Beweis der robuften Conftitution der Hebräer,

Wirthmuller. 1. Abth. Land und Leute: Natur , , ., , , , , ., . , '

, , , r_. . .... „ „ , au 1 1 1 welche ihnen erlaube, ein hohes Alter zu erreichen, wer-

und Volksleben. [Iheolog. Bibliothek, 8. Bd. 1. Abth.] den unter andern genannt: Tobias, Vater und Sohn, die
Freiburg i.B., Herder, 1886. (XXI, 388S. gr.8.) M. 5.— Wittwe Judith, der Prophet Daniel. Eine Unterfcheidung
Dr. P. Schegg's Biblifche Archäologie gehört zu der zwifchen reinen und unreinen Thieren fand fchon bei
in der Herder'fchen Verlagshandlung in Freiburg er- der Aufnahme der Thiere in die Arche Noah ftatt. Gleich
(cheinenden ,Theologifchen Bibliothek', welche in einer | das erfte Blatt der mofaifchen Urkunde über die Toledoth
Reihe von Lehrbüchern das gefammte Gebiet der katho- des Weltalls fteht eben fo in directem Gegenfatz zu den
lifchen Theologie zur Darftellung bringen ioll. Eine Kosmogonien der übrigen Völker, die alle von Theogo-
Lebensfkizze des vor dem Erfcheinen feines Werkes ver- nien ausgehen, als in Uebereinftimmung mit den fichern
ftorbenen Verfaffers fteht voran. Der Stoff wird unter | Refultaten der wiffenfehaftlichen Naturforfchung. Der
drei Rubriken vertheilt: 1) Land und Leute: Natur und Gedanke, dafs auch in Paläftina alles fterben mufste, um

Volksleben; 2) Cultus: Religionslehre, Religionsübungen
3) Staatsökonomie: Verwaltung, Juftiz, Wehrverfaffung.
Diefe Eintheilung ift wohl nicht glücklich. Der erfte

Israel Platz zu machen, hätte für uns immer etwas
fchreckenvolles, woran fich das Auge nicht gewöhnen
will, wenn nicht der pofitive Auftrag Gottes, in feinem

Theil, im vorliegenden Bande, handelt im 13. Cap. von 1 Namen den Bann zu vollziehen, dazwifchen läge. Das
den exaeten Wiffenfchaften, der Völkerkunde, der Aftro- Buch Hiob flammt aus falomonifcher Zeit. David dürfen
nomie und Aftrologie, der Mathematik und auch von 1 wir wohl 80 Lieder mit Zuverficht vindiciren. Aber die
der Heiligen Schrift und der Poefie bei den Hebräern, j einleitenden Ermahnungsreden (Capitel 1—9) zum Buch
Wenn das mit zum Volksleben gehört, fo hat wenigftens der Sprüche rühren wahrfcheinlich vom Redactor her
der zweite Abfchnitt, vom Cultus, kein Recht auf ge- (S. 381). Ueber das Hohe Lied, das in Acte und Scenen
fonderte Exiftenz und gehört noch viel eher als Völker- j zerfalle, S. 386: ,Der Name (Sulamith) ift frei vom Dichter
künde, Mathematik, Literatur zum Volksleben. | gewählt (Salomon und Salomith, umgebildet in Sulammith)

Unter den Quellen der biblifchen Archäologie wird ! und Sulamith felbft ein Ideal. Salomon konnte ein
fonderbarer Weife die Heilige Schrift felbft an der j Landmädchen nicht zur bevorzugten Gemahlin erheben,
Spitze nicht genannt; auch wird das immer reichlicher ' dies hätte eine Zurückfetzung der ägyptifchen Königsvorliegende
Infchriftenmaterial, das im Buch felbft ver- tochter involvirt, die nicht ungerächt geblieben wäre,
wendet wird, nicht erwähnt, auch nicht die morgen- ! Salomon mochte ein Mädchen vom Lande kennen ge-
ländifchen Geographen und Naturhiftoriker. Die Quellen [ lernt haben, das in Gottes freier Natur an Körper und
werden in eigentümlicher Weife und Reihenfolge auf- I Geilt zu kräftiger, lebensfrifcher Schönheit heranblühte,
gezählt: die claffifchen Schriftfteller, die ägyptifchen, l von ihm in dem Sinne, wie er es meinte, als Gemahlin
affyrifchen und babylonifchen Denkmäler, die Reife- durch eine unüberfchreitbare Kluft getrennt, als blofse
berichte, die fchriftlichen Quellen. Haremszierde aber ihm zu heilig war. In jenen Tagen

Der erfte Theil, Land und Leute: Natur und Volks- j feiner Jugend, da er „gleich einem Strome von Einficht
leben, handelt in Capitel 1 von den Wohnftätten; inj und Weisheit war, da feine Lieder, Sprüche und Gleich-
Capitel 2—3 von der Landwirthfchaft, der Jagd, der 1 nifse die Welt mit Bewunderung erfüllten, da Israel die
biblifchen Thierwelt; in Cap. 4—8 vom Ackerbau und j reichften Segnungen des Briedens genofs" (Sirach 47,
der Pflanzenwelt; in Capitel 9 vom Verkehr und den 13—17), verfenkte er fich in das Ideal einer folchen
Verkehrsmitteln; in Capitel 10 von den Mafsen, Ge- 1 Vereinigung und fchilderte es unübertrefflich fchön im
wichten, dem Geld; in Capitel 11 von den Zeitmafsen; Liede der Lieder. Dafs ein mächtiger König, dem jeder
in Capitel 12 von der Schrift und den Schreibmaterialien; . Sinnengenufs zu Gebote ftand, jungfräuliche Liebe alfo
in Capitel 13 von den exaeten Wiffenfchaften und der j verherrlichte, war fchon bedeutfam; dazu aber kam noch
Poefie. j dafs diefer König „der Gefalbte des Herrn" war und

Alle Achtung vor dem Fleifs des Verf.'s. Er hat feine BViedensregierung die meffianifche Zukunft vorbil-
lich feine Grenzen fehr weit gezogen und theilt eine | dete. Es erfchien nur als fich felbft ergebende Folgerung
ganze Maffe an fich intereffanter, aber der biblifchen dafs feine ideale Liebe zugleich auch jene Liebe vorArchäologie
kaum zugehöriger Notizen mit, fogar über : bildete, die in den Tagen der Erfüllung den menfeh-
die gcographilche Ausdehnung des Weinftocks, die 1 gewordenen Sohn Gottes mit der Kirche und jeder ihm
Weinpreife im alten Griechenland und in Italien und die fich ganz hingebenden Seele verband und fort und fort
Bändezahl der Parifer und Münchener Bibliotheken. ! in einer fo innigen Verbindung erhält, dafs fie wie als
Hier einige Notizen zur Bezeichnung des einge- Urbild der urfprünglichen Einigung des Geiftes mit dem
nommcnen hiftorifch-kritifchen Standpunktes. Das he- 1 Leibe, fo als Urbild der auf Liebe gegründeten Ver-

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