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Ausgabe: | 1886 |
Spalte: | 337-338 |
Autor/Hrsg.: | Erman, Adolf |
Titel/Untertitel: | Aegypten und ägyptisches Leben im Altertum 1886 |
Rezensent: | Meyer, Eduard |
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Theologische Literaturzeitung.
Herausg-eeeben von D. Ad. Hamack und D. E. Schürer, Proff. zu Giefsen.
Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.
N°- 15. 24. Juli 1886. 11. Jahrgang.
Erman, Aegypten und aegyptifches Leben im
Alterthum (Eduard Meyer).
Deutfch, die Symbolik in Cultus und Dichtung
bei den Hebräern (Budde).
Schlottmann, die Ofterbotfchaft und die Vi-
fionshypothefe (Loofs).
Ufteri, Hinabgefahren zur Hölle (Keffelring).
Zur„Lehreder l2Apoftel". 2. Artikel (Hamack.)
Anselmi cur Deus homo, rec. Fritzsche
(Loofs).
Schmidt, Päpilliche Urkunden und Regenten,
die Provinz Sachfen betreffend (K. Müller).
Müller, Die Erweckungsbewegung in Rheydt
Müntz, Bibliotheque internationale de l'art(Pohl).
Schaff, Christ and Christianity (Loofs).
Oswald, Die Schöpfungslehre (Härtung).
Wiener, Das Gebet (Härtung).
Erman, Doc. Dr. Adf., Aegypten und ägyptisches Leben im
Altertum. Mit über 300 Abbildungen im Text und
10 Vollbildern. (In 15 Lfgn.) 1—8. Lfg. Tübingen,
Laupp, (1885). (1. Bd. XVI, 36b S. Lex.-8.) ä M. 1. —
Da ich diefes ausgezeichnete Buch in einer gleichzeitig
in der ,Berliner Philologifchen Wochenfchrift' er-
fcheinenden Recenfion bereits ausführlicher befprochen
habe1), will ich mich hier kurz faffen. Das auf zwei
Bände berechnete Werk will eine zufammenfaffende Schilderung
der Zuftände des alten Aegyptens in den Blüthe-
epochen feiner Entwicklung (Altes, Mittleres und Neues
Reich) geben, mit anderen Worten eine Culturgefchichte,
welche an die Stelle des bekannten, feinem Inhalt nach
längft überholten Wilkinfon'fchen Werkes zu treten be-
ftimmt ift. Der vorliegende Band umfafst die den Staat
und die Rechtspflege fowie das häusliche Leben (Familie,
Haus, Tracht, Vergnügungen).
Der Verfaffer hat feine Aufgabe in vortrefflicher Weife
gelöft. Man fieht aus dem Buche, welche gewaltige Fort-
fchritte die Aegyptologie, nicht zum wenigften bekanntlich
durch die Arbeiten des Verfaffers felbft, in den
letzten Jahren gemacht hat. Angefichts der Fülle von
völlig geficherten Ueberfetzungen, welche das Werk enthält
, darf man Hoffnung für die Zukunft fchöpfen, dafs die
Ueberwindung der zahlreichen Schwierigkeiten, welche
noch bleiben, keine Unmöglichkeit fein wird. Einen
Glanzpunkt des Buchs bildet die Behandlung des Alten
Reichs, wo es dem Verf. gelungen ift, die bisher faft
unverftändlichen Grabinfchriften mit ihren zahllofen Titulaturen
mit Sicherheit zu deuten und daraus die Geftalt
der ftaatlichen Verhältnifse der Pyramidenzeit bis in's
einzelne zu reconftruiren. Auch die Behandlung des
Mittleren und Neuen Reichs und ebenfo z. B. die der
Tracht oder des Wohnhaufes bringt faft auf jeder Seite
neue Auffchlüffe. Die Darftellung ift durchweg anziehend
und präcis und hält fich frei von allen Phantafiegemälden,
wie wir deren ja über Aegypten leider nur zu viele beut
zen. Der Verf. giebt nur was er in authentifchen
Quellen — den Ueberreften der altägyptifchen Literatur,
Urkunden und Denkmälern — gefunden hat und wo unfer
Material nicht ausreicht, gefteht er die Lücken offen ein.
Eine Eigenthümlichkeit des vorliegenden Buchs, die
namentlich dem Nichtfachmanne auffallen wird, ift die
Tranfcription, diefe Crux aller Aegyptologen. Bekanntlich
haben die Aegypter im Allgemeinen die Vocale ebenfo-
wenig gefchrieben wie die Semiten, und es mufs daher
durch Combinationen gefunden werden, wie ein Wort
auszufprechen ift. Das ift aber bis jetzt nur in wenigen
Fällen möglich. Die älteren Aegyptologen haben diefe
nantifche Zeichen für Vocale gehalten, wodurch die Verwirrung
noch gefteigert ift. Erman macht nun den Verfuch,
auf Grund des Koptifchen und der griechifchen Namensformen
die richtige Ausfprache zu ermitteln, während
er, wo diefelbe ganz unbekannt ift, nach altem Brauch
ein e einfetzt. Mir ift es zweifelhaft, ob diefer an fich
wiffenfchaftlich völlig gerechtfertigte Verfuch in einem für
einen grofsen Leferkreis berechneten Buch völlig rationell
ift. Zwar dafs der Sonnengott Ke hiefs und diefe Form
nur im Vorderglied eines Compolitums zu Rd verkürzt
wurde, dafs es fich ebenfo mit den Formen Hör und
Har-, Amon und Amen- verhielt, ift zweifellos — auch
ich werde diefe Schreibungen in Zukunft durchweg anwenden
. Aber ob z. B. der ^tnimitft gefchriebene Name,
griechifch Idfisvepjjc mit Erman Amenemhect oder mit
Mafpero Amenenihdit zu fprechen ift, ift noch ganz un-
ficher, und es empfiehlt fich daher, zunächft noch bei
dem einmal recipirten Amenemhdt zu bleiben. Fibenfo
ift es zwar kaum zweifelhaft, dafs wir den Königsnamen
' ss' unrichtig durch Assa wiedergeben; aber 'Esse, was
Erman fchreibt, hat kaum mehr Wahrfcheinlichkeit für
fich, wollte Jemand Issi oder Isesi fchreiben, fo dürfte
fich fchwerlich viel dagegen einwenden laffen. Aehnlich
liegt die Sache in zahlreichen anderen Fällen, und fo
fehr ich principiell mit der Tendenz Erman's einver-
ftanden bin, fo glaube ich doch, dafs er für praktifche
Zwecke zu weit gegangen ift und dadurch manche Verwirrung
hervorrufen wird.
Doch betrifft das einen durchaus nebenfächlichen
Punkt. Wem es darum zu thun ift, von den Verhält-
nifsen des alten Aegyptens eine gründliche und unge-
fchminkte Anfchauung zu gewinnen, dem fei das Buch
als eine durchaus zuverläffige Quelle fowie als genufs-
reiche Leetüre auf's Wärmfte empfohlen.
Breslau. Eduard Meyer.
Deutsch, Relig.-Lehr. Dr. G., Die Symbolik in Cultus und
Dichtung bei den Hebräern. Vortrag, gehalten im Vereine
für die Wiffenfchaft des Judenthums zu Prag,
am 26. Decbr. 1885. Brünn, Epftein, 1886. (22 S.
gr. 8.) M. —.60.
Verf. geht aus von dem bekannten Ausfpruch Joh.
Georg Hammann's {sich: ,Poefie ift die Mutterfprache des
menfehlichen Gefchlechts' u. f. w. Ueber Hume's Lehre
von der Ideenaffociation hinweg gelangt er dann zu feiner
Erklärung für den .ausgiebigen Gebrauch des Bildes
in Sprache und Leben', insbefondere in der Bibel (S. 3):
,Die Sprache hat in ihrem urfprünglichen Zuftande eine
Kat^ C ^Tnaltme'^TP^'H 4 a»™äh1^ kann ße
" für die reichhaltigen Ideen des Menfchengeiftes einen
I) Ich bitte wegen diefer auf einer Unachtfamkeit meinerfeits be- I Ausdruck finden. Sie behilft fich vor der Hand, wie ja
ruhenden doppelten Anzeige um Entfchuldigung. I das ionit >m menlchlichen Leben vorzukommen pflegt,
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