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Ausgabe:

1882

Spalte:

495-498

Autor/Hrsg.:

Buss, Frz. Jos. v.

Titel/Untertitel:

Winfrid-Bonifacius. Aus dem literarischen Nachlasse 1882

Rezensent:

Zoepffel, Richard

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was wir für die Befitzer des erften Druckes hier mit- j einen erfreulichen Gegenfatz, nur nicht in der unkriti
theilen; es fteht jetzt p. 27, v. 4: avxov , 110, 18 und
233, 3: yaige, 113, 14: imarevaav. 116, 41: sysvsxo,
127, 27: ixad-agiotlt}, 145, 57: eav 180, 2: avxov
282, 18 mg. ift vor yvwoxnv ein ■ und ftatt &S(p zu fetzen

tifchen Behandlung von Winfrid's Jugendgefchichte.
Weifs nämlich Bufs zu berichten, dafs der vier- bis fünfjährige
Knabe ,fich gern mit den das väterliche Landgut
beziehenden Geiftlichen über feinen künftigen Be-
xvQiqt 320, 3: (isidyopev. 337, 4: saxiv xai ohne Komma, J ruf berathen habe' (S. 22), fo führt Scherer den Eintritt

366, 25: c£2o7je 395, 12: läonxqov. 469, 1 mg.: MSS og
Ap. 474, 1 ift zur Lesart övvavxai im Texte am Rande
dvvaxai hinzuzufügen. 479, 35 mg.: MSS yvvar/.ag Ap.

"les-

des Knaben in das Klofter auf deffen früh erftarkten
Willen zurück (S. 23, A. 2). Ueberall enthalten Sche-
rer's Anmerkungen eine reiche Fülle von gelehrtem Material
— ich verweife als Beifpiele auf die Anmerkungen

491, 2 foll zu der Texteslesart Xqioxov 'lijdov als Randl

art xvqiov T. X. flehen 509, 4 mg.: ÜQÖvovg Ap.; und I zu S. 124 bis 132 fowie zu S. 142 bis 147, wo auch der
Ap. unter 9qovovq zu tilgen; (567, lin. 10 v. u. ift ftatt 1 kleinfte einfehlägige Auffatz Berückfichtigung findet.
posteriority natürlich priority zu lefen). Diefe Aender- I Oft übt Scherer an den von Bufs gewonnenen Reful-

ungen betreffen nur zweimal einen Buchftaben im Texte
und find auch in diefen Fällen ohne jeglichen Einflufs auf
den Sinn; die übrigen Fälle haben es mit der Interpunktion
u. dgl. oder mit den Randlesarten zu thun und betreffen
auch nur höchft geringfügige Sachen. Dafs diefe
Verbefferungen die einzigen erwähnenswerthen im Textbande
find, ift zugleich ein Beweis davon, wie aufser

taten energifch Kritik. Die vielfachen Mängel, die dem
von ihm edirten Werke anhaften, bekennt Scherer felbft
eingefehen zu haben (S. I); trotzdem entfchlofs er fich
nur feiten, an dem Bufs'fchen Texte zu ändern (S. 6, A. r,
S.243, A. 1, S.261, A. i, S.375, A. 1); dafs dieCenfur Sche-
rer's nicht eine ftrengere gewefen, erklärt fich aus feiner
Befcheidenheit; die Wiffenfchaft hätte aber wahrlich nichts

ordentlich forgfam und correct diefe Ausgabe gedruckt j verloren, wenn er die Ueberfetzungen der von Bufs mit

ift. Die wichtigfte Veränderung beim zweiten Abdruck
ift die, dafs das Verzeichnifs der Stellen des A. T.'s,
auf welche fich irgendwie Beziehungen im Text des
N. T.'s vorfinden, aus dem zweiten Band in den erften
hinübergenommen ift und theilweife auch einige Zufätze
erfahren hat; offenbar gehört es, da die Bände einzeln
abgegeben werden, in den erften Band (vgl. oben). Die
bemerkenswertheften Aenderungen im zweiten Band find

Unrecht dem Bonif. theilweife oder ganz zugefchriebenen
Stücke, wie der Abfchwörungsformel (S. 188 f.), des
Verzeichnifses der heidnifchen Sitten (S. 190 tf.), der
Sammlung von Synodalftatuten (S. 237 ff.), des Bufs-
buches (S. 242 ff.), fowie des auf einer Synode gegebenen
Capitulars (S. 257 ff.) caffirt hätte.

Indem Ref. Act nimmt von Scherer's Verfprechen
,fpäter einmal eine Würdigung des Bon. von kirchen-

im übrigen nur die folgenden: S. 123, Z. 12, mufs das Citat ! rechtlichem Standpunkte' geben zu wollen (p. IV), be
lauten: ,rbg (iov ti av, syw arf.iSQOV yeytvviqy.d ae. : klagt er, dafs derfelbe nur in einer einzigen, noch dazu

S. 124, Z. 18, ift die Matthäusftelle getilgt und zwei
Zeilen fpäter nach as eingefügt mit der Bemerkung:
{ov being easy lost, it is true, after xov); S. 131, Z. 16 ift
E3 geftrichen; in App. S. 96b ift eine kurze, im erften
Druck ausgefallene Bemerkung über die Randlesart zu
Act. 15, 29 hinzugefügt; S. 1 iob, Z. 7 ift B getilgt und
P2 hinzugefetzt; S. 113", Z. 8, text für list gefetzt und
S. 158b, Z. 5 v. u. except getilgt.

Hamburg. Carl Bertheau.

Buss, Hofr. Prof. Dr. Frz. Jof. v., Winfrid-Bonifacius.

Aus dem literarifchen Nachlaffe. Hrsg. von Prof.
Dr. Rud. Ritter von Scherer. Graz 1880, Styria.
(VIII 396 S. gr. 8.) M. 3. 40.

Die aus dem literarifchen Nachlaffe des Hofraths
von Bufs von dem Grazer Profeffor R. von Scherer herausgegebene
Biographie des Apoftels der Deutfchen zerfällt
in zwei wohl von einander zu unterfcheidende Ar-
•beiten. Während die Eine aus dem von Bufs herrührenden
Texte befteht, findet fich die Andere in den zahlreichen
Anmerkungen Scherer's unter dem Text. Um
die von ihm verfafsten Anmerkungen von denen des
Verf.'s zu unterfcheiden, hat Scherer die feinigen mit
einem Sterne bezeichnet. Hat der von Herrn v. Bufs
herrührende Text nur einen fehr geringen wiffenfehaft-
lichen Werth, nehmen wir an demfelben höchftens ein
pathologifches Intereffe, in fo fern er uns lehrt, zu welchen
Verzerrungen hiftorifcher Wahrheit ein ftreng durch- j ,alle diefe Pippiniden das Regierungsprincip gegangen

fehr kurzen Anmerkung (S. 262, A. 1) die Wirkfamkeit
des Apoftels der Deutfchen zu charakterifiren und zu
fchätzen unternimmt, und felbft die Gelegenheit, welche
ihm die Eidesleiftung des Bonifat. zu einer unumwundenen
Meinungsäufserung über deffen Anbahnung eines
neuen Verhältnifses der deutfchen Kirche zu Rom bot,
ungenutzt liefs. Hier, wo Bufs in die überftrömenden
Worte ausbricht: ,Das war ein grofser Moment in der
Gefchichte nicht blofs der deutfchen Nation, fondern
der Menfchheit, in welchem Bon. durch diefen feierlichen
Schwur die germanifche Kirche bleibend in die
Einheit der römifchen eingefchloffen hat', und wo derfelbe
mit dem Urtheil: ,Nur jene, welche für Irrlehre,
Spaltung und kränkelndes Nationalkirchenthum fchwär-
men, können diefen Eid des Bon. anfechten' 'S. 83) die
ernftefte Rüge des Hiftorikers herausfordert, begnügt
fich Scherer mit der Verlegenheitsäufserung (a. a. 0.
Anm.): ,auf die vielfach hier geläufigen Schmähungen
über den „Knechtfinn" des grofsen Apoftels der Deutfchen
einzugehen, verbietet der gute Gefchmack'. Eine
principielle, fich nicht blofs auf kritifche Einzelheiten
befchränkende Abweichung Scherer's von der Auf-
faffung des Hofrath Bufs ift nur an zwei Punkten zu bemerken
, nämlich in der Beurtheilung der Kirchenpolitik
der Pippiniden, fowie in der Frage, ob Bonifatius An-
theil an der Erhebung Pippin's zum Könige genommen.
Während in Bezug auf den erften Punkt Bufs die bereits
von Gfrörer ausgefprochene Anficht vertritt, dafs durch

geführter ultramontaner Standpunkt führen mufs, ift Bufs i fei, die Kirche nur fo weit gewähren zu laffen, als fie
in den meiften feiner Beweisführungen und in feinem | zur Stütze ihres Regimentes diente', dafs ihnen ,nament

Urtheil — was Scherer felbft zugefteht (S. 107, A. 1 u. 2,
S. 123, A. 1, S. 141, A. 1, S. 157, A. 1 u. 2, S. 186,
A. 1, S. 201, A., S. 203, A. 2, S. 337, A. 1, S. 339-
A. 1, S. 374, A. 1, S. 378, A. 3) — völlig abhängig von
der 1845 erfchienenen Monographie des Bonifatius, die
Seiters zu ihrem Verfaffer hat, nimmt er ferner auf die

lieh der enge Anfchlufs der fränkifchen Kirche an den
Stuhl Petri, wie ihn Bon. mit folgerichtigfter Zähigkeit
bis in's Einzelne betrieb, zuwider war (S. 300), dafs ferner
,die Staatsgewalt, um die junge Kirche zur Landeskirche
zu erniedrigen, eine Art Proteftantismus (die bri-
tifche Richtung) und Schisma gepflegt habe' (S. 96), fo

neuere Literatur gar keine Rückficht, vermifst man, ab- j meint Scherer, es fei ,richtiger' Karl Martell ,als einen
gefehen von der Unterfuchung über die Lage von ! Mann fich vorzufallen, welcher in die kirchlichen Ver

Amanaburg (S. 70, A. 1), jedes tiefere Eingehen auf kritifche
Fragen, fo bilden zu diefer von Bufs befolgten
Methode die Anmerkungen Scherer's faft in allen Stücken

hältnifse eher zu wenig, denn zu viel eingriff' (S. 97,
Anm. 1) und beftreitet, dafs fich ,eine Spannung zwi-
fchen Bon. und Pippin geltend gemacht habe' (S. 301,