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Ausgabe:

1880

Spalte:

225-230

Autor/Hrsg.:

Hofmann, J. Ch. K. v.

Titel/Untertitel:

Encyklopädie der Theologie, nach Vorlesungen und Manuscripten herausgegeben von H. J. Bestmann 1880

Rezensent:

Lemme, Ludwig

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Theologische Literaturzeitung

Herausgegeben von Prof. Dr. E. Schürer in Giefsen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J< C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

][o. 10. 8- Mai l88°- 5- Jahrgang.

Hofmann, Encyclopädie derTheologie, herausg. ! und feine Macht über die ruffifche Kirche Stähelin, W. M. L. de Wette nach feiner

von Beftmann (Lemme) (Bonwetfch). , theologifchen Wirkfamkeit und Bedeutung

Facsimile of the Codex Alexandras, New j M»°ch- Auffchlüffe über das PänftlicheArchiv, j gefchildert (Holtzmann).

Teftament and Clementine epistles, published von Storm aus dem Dan.fchen rlegel A. Günthers Dualismus von Geift und

! uberf. von Leventhal (Benrath) Natur aus den Quellen ciargeflellt (Lemmel.

Burkhardt, Gefchichte der fachfifchen Kirchen- 1 . ... , „ ., , . ,

undSchulvif.tationenv.i524-l545(Koehler). , Ha""?' L(Ter d"s.nBlelb.e"ue >m ,"ern a"

Brückner, Iwan Poffofchkow, Ideen und Zu- ! Chnftus> elne chnftologifche Studie (Kaftan).

by order of the trustees (Bertheau)
Hünefeld, Die Verfuchungsgefchichte nach
ihren gefchichtlichen Grundlagen unterfucht

(Wold. Schmidt). Bände in Rufsland zur Zeit Peters des Grofsen j Hülfsmittel zum chriftlichen Religionsunterrichte

Barfow, Der conftantinopolitanifche Patriarch (Bonwetfch). (Wold. Schmidt).

Hofmann, J. Ch. K. v., Encyclopädie der Theologie, nach
Vorlefungen und Manufcripten herausgegeben von
Privatdoc. Lic. H. J. Beftmann. Nördlingen 1879,

Theologie auf den Zweck der Kirchenleitung im Wider-
fpruch gegen Schleiermacher ablehnt, unterfcheidet er
(S. 19) zwifchen dem ,wefentlichen Grunde' der Theologie
, ,aus welchem fie mit innerer Nothwendigkeit erBeck
. (XII, 389 S. gr. 8.) M. 6. — wächft kraft des menfchlichen Erkenntnifstriebes, und

Es giebt kein Buch, welches wie das vorliegende ; zwifchen dem äufseren Bedürfnifs, durch das fie auch
geeignet wäre, in den Gehalt und Zufammenhang der j ohne den Trieb wiffenfchaftlicher Erkenntnifs hervor-
Hofmann'fchen Theologie einzuführen; es bietet eben j gerufen würde': aus dem erfteren foll die fyftematifche
ein kurzes Compendium derfelben, ohne darum den 1 Theologie, aus dem zweiten die hiftorifche Theologie
Mangel der meiften Compendien, nämlich den über- ; erwachfen fein. So fehr aifo Hofmann die Auf-
mäfsiger Stofflichkeit und Gedrängtheit, zu theilen. Im ; gäbe betont, eine einheitliche Erkenntnifs des Chriften-
lebendigen Flufs und in rafcher Ueberficht entfaltet Hof- ' thums zu gewinnen (S. 45), und fo ftarkes Gewicht er
mann in diefen Vorlefungen fein eigenartiges Syftem j im Intereffe der Selbftändigkeit der Theologie auf ihre
wie ein Werk aus einem Gufs, wenn auch viel zum 1 innere Einheitlichkeit legt, fo fällt doch nach jener ein-
Widerfpruch reizend, fo doch immer fpannend und feitigen, übrigens auch unrichtigen Ableitung die Theo-
feffelnd und vor allem auch die Dinge immer an ihrer i logie in zwei zunächft fcheinbar ganz heterogene Beftand

Wurzel packend. Der Herausgeber mag in diefer Hinficht
Recht haben, wenn er fagt (S. IX): ,Hofmann's
Art ift eben fo ganz belebend und anregend, weil ganz
lebendig, die Weltanfchauung fleht ihm nicht paragra-
phenweife im Kopf, fondern fie ift wirklich lebendige
Anfchauung der göttlichen Dinge felbfl'. Das Buch,
von den meiden Encyklopädien fchon äusferlich durch

theile auseinander. Dazu kommt nun noch der für diefes
vor uns Erfcheinen des gegliederten Leibes der Theologie
weit fchwerer wiegende Uebelftand, dafs für die
praktifche Theologie eine Ableitung überhaupt nicht
vorliegt, dafs diefe äufserlich empirifch aufgenommen
und an die ,theoretifcheTheologie' angeknüpft wird. So
gewinnt H. die drei Theile der fyftematifchen, hiftorifchen

den Verzicht auf alle Paragrapheneintheilung und alle j und praktifchen Theologie und zwar in der genannten
Literaturangaben unterfchieden, bietet darum in vielen j Reihenfolge. Nicht mit der exegetifchen Theologie foll
Partien wirklichen Genufs, namentlich in den erften begonnen werden, fondern mit der fyftematifchen; denn
weitaus am beften durchgearbeiteten. der Ausgangspunkt mufs in etwas Gewiffem liegen, die

Nun foll aber die Encyklopädie ohne Zweifel ihrem [ Schrift als hiftorifche Urkunde bedarf aber erft eines

Wefen und ihrer Aufgabe nach etwas Anderes fein als
ein Compendium der gefammten Theologie. Soll fie
nach Hofmann felbfl ,die Frage nach Aufgabe und
Gliederung der Theologie' beantworten, alfo ,eine Un-
terfuchung, aus welcher fich erft das Wefen und die
nothwendige Gliederung der Theologie ergeben foll',
anftellen (S. 1), fo ift auch ihre Aufgabe eine überwiegend
formale. Diefe lehnt jedoch H. mit der kurzen
und die Sache durchaus nicht treffenden Bemerkung ab,

Beweifes ihrer Glaubwürdigkeit, der nach H. eben in
der fyftematifchen Theologie erbracht wird, jenes Gewiffe
ift die Selbftgewifsheit des Chriften, und der Ausgangspunkt
wird demnach genommen von dem ,im Glauben
gewiffen Thatbeftand, welcher das Wefen des Chriften-
thums ausmacht' (S. 28). Die fyftematifche Theologie
tritt alfo an die Spitze der theologifchen Disciplinen als
,wiffenfchaftliche Selbfterkenntnifs und Selbftausfage des
Chriften und in diefer Weife wiffenfchaftliche Erkennt-

lafs wir uns nicht begnügen dürfen, die abgefchatteten ; nifs des Chriftenthums'. Diefe Auffaffung Hofmann's
Umriffe des Leibes der Theologie zu zeichnen; ftatt j von der fyftematifchen Theologie ift aus feinem Schrift

alfo die Gliederung diefes Organismus zur Anfchauung
zu bringen, will er gleich Rofenkranz den gegliederten
Leib' der Theologie vor den Augen entftehen laffen
(S. 2). Plan und Ausführung feiner Encyklopädie ift

beweis bekannt, und nicht minder bekannt ift, was vermitteln
des Quidproquo des Wortes ,Thatbeftand' aus
jener fogenannten ■,Selbfterkenntnifs und Selbftausfage'
des Chriften wird: nämlich eine Art Gefchichtsphilofo-

Hofmann offenbar in Fühlung mit Rofenkranz erwach- j phie, in der die ganze Dogmatik und Ethik nicht nur,
fen, dem er auch in der Eintheilung des theologifchen | fondern auch die ganze Heilsgefchichte von Adam bis
Syftems in fyftematifche (Rof.: fpeculative), hiftorifche i zum Abfchlufs der Weltentwicklung aus der als gewifs

und praktifche Theologie gefolgt ift.

Um nun den gegliederten Leib' der Theologie vor
unfern Augen entftehen zu laffen, dazu würde doch die
Vorbedingung fein müffen, dafs diefer ein einheitlicher
wäre. Indem aber H. die Beziehung der gefammten

zu Grunde gelegten ,allgemeinften Ausfage des Ver-
hältnifses zwifchen Gott und Menfch, welches das Wefen
des Chriftenthums ausmacht' (S. 48), herausconftruirt
wird. Aber da wir von H. eine abgefonderte Darfteilung
der fyftematifchen Theologie (mit Ausnahme der

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