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Ausgabe:

1880

Spalte:

177-180

Autor/Hrsg.:

Reuss, Edouard

Titel/Untertitel:

L‘histoire sainte et la loi. Introduction critique au Pentateuque et au livre de Josué 1880

Rezensent:

Giesebrecht, Friedrich

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von Prof. Dr. E. Schür er in Giefsen.
Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 8. 10. April 1880. 5. Jahrgang.

Reufs, L'histoire sainte et la loi, Introduction
critique au Pentateuque et au livre de Josu6
(Giefebrecht).

Schäfer, Die biblifche Chronologie vom Auszuge
aus Aegypten bis zum Beginne des
Babylonifchen Exil's (Baudiffin).

Goebel, Die Parabeln Jefu methodifch ausgelegt
, 1. u. 2. Abth. (Weifs).

Die Apoftelgefchichte und die Offenbarung Johannis
in einer alten lateinifchen Ueberfetz- . La verite chretienne et le doute moderne, Con-

ung, hrsg. von Belsheim (Gebhardt).
Atzberger, Die Logoslehre des hl. Athanafins
(Ilarnack).

Böhringer, Die Kirche Chrifti und ihre Zeugen,
12. TM.: Leo I und Gregor I, 2. Aufl.
(Ilarnack).

Hafe, Herzog Albrecht von Preufsen und fein

ferences donnees ä Paris pendant l'Exposition

univerfelle 1878 (Kraufs).
Pank, Das zeitliche Leben im Lichte des*

ewigen Wortes, Predigten, XI—XX(Wächtler).
Lechler, Predigten, 2 Hälften (Wächtler).
Notiz über den Codex Palatinus und Codex Z

Hofprediger (Möller). Ew. (Gregory).

Reuss, Prof. Edouard, L'histoire sainte et la loi. Introduction
critique au Pentateuque et au livre de Josue.
Paris 1879, Sandoz & Fischbacher. (IV, 271 S. gr. 8.)

Die vorliegende Schrift des ehrwürdigen Verfaffers
bildet den dritten Theil feines bekannten Bibelwerks für
Laien und behandelt die Fragen der Hexateuchkritik.

Grund zu fuchen für die (fpäter retractirte) Anficht
Grafs, dafs die gefchichtlichen Partien des Elohiften von
den gefetzlichen Theilen derfelben Quelle loszulöfen
feien. Der Verf. war damals cf. S. 24 Anm. betreffs
der gefchichtlichen Theile des Pentat. der Ergänzungs-
hypothefe zugethan. 2. L'un et lautre ont pu exister saus
redaction ecrite. La mention, chez d'anciens ecrivains ,de

Mit ,histoire sainte' find die gefchichtlichen Partien des j certaines traditions patriarcales 011 mosaiques ne prouve
Hexateuch und zwar vornehmlich die des jehoviftifchen pas l'existance du Pentateuque, et une nation peut avoir un
Erzählers gemeint, la toi bezeichnet die gefetzlichen Theile | droit coutumier sans code ecrit. Dürfte diefe Thefe fich

des Pentateuch. Uns fcheint diefer Titel trotz Ewald's
Vorgang gerade für Laien etwas irreführend, weil auch
die übrigen gefchichtlichen Bücher des A. T.'s heilige
Gefchichte erzählen wollen und erzählen, und man daher
gewohnt ift, mit lüstoire sainte einen weiteren Begriff zu
verbinden. Die Schrift ift folchen, welche, ohne auf die
fchwierigen Fragen der Einzelforfchung einzugehen, einen
allgemeinen Eindruck von dem jetzigen Stande der Pen-
tateuchkritik gewinnen wollen, dringend zu empfehlen.
Befonders fcheint fie uns auch für Studenten geeignet,
denen es darauf ankommt, das vorliegende Material in
grofsen Zügen kennen zu lernen: fie bietet dasfelbe in
grofser Klarheit und Ueberfichtlichkeit und nicht in jener
Monotonie, welche man unferen biblifchen Einleitungswerken
mit Recht zum Vorwurf macht. Nicht feiten

jetzt ziemlich allgemeiner Bciftimmung erfreuen, fo ift
dagegen die folgende lebhaft beftritten: L'/nteret princi-
pal de Phistorien doit porter sur la date des lois, parceque
sur ce terrain il y a plus de chance d'arriver ä des resul-
tats certains. II faut en consequence proceder a Pinterro-
gatoire des thnoins. Wie kann die Nichtbefolgung eines
Gefetzes als ein Zeichen für feine Nichtexiftenz betrachtet
werden, entgegnet man, und zwar mit vollem Recht.
Aber hiermit ift jener Satz keineswegs als irreführend
erwiefen. Denn das Zeugenverhör richtet fein Abfehen
nicht nur darauf, zu erkunden, ob die elohiftifche Ge-
fetzgebung vor dem Exil befolgt worden fei, fondern ob
diejenigen Kreife, in welchen lie vor dem Exil entftan-
den fein müfste, eine Ahnung von ihrer Exiftenz gehabt
haben; es fucht zu erforfchen, ob die leitenden Ideen

find die Parallelerzählungen der einzelnen Quellen in des Prieftercodex in den Köpfen der vorexilifchen

Columnen nebeneinandergeordnet, und hierdurch das
Verftändnifs der Quellenkritik dem Lefer wefentlich erleichtert
. Die Darftellung ift knapp, der Verf. begnügt
fich meift, feine Folgerungen aus den angeführten That-
fachen zu ziehen ohne fich auf die Widerlegung etwaiger
Einwendungen einzulaffen, fo dafs fich der Lefer zuweilen
wider Willen von einer Frage zur anderen gedrängt
fieht. Für den mit dem Stoff bereits Vertrauten, dem
natürlich meift Bekanntes begegnet, wird auf die Beobachtung
der Methode und der Argumentation das
Hauptgewicht fallen.

Dem Gros feiner Schrift hat Reufs eine Einleitung
vorangefchickt, in welcher er nach einem allgemeinen
Ueberblick über den Inhalt des Pentat. u. Jofua § I eine
kurze Gefchichte der Kritik liefert § 2 und endlich den
Plan des Buchs entwirft § 3. Hier feffelt uns vor Allem
»j 2, da durch ihn der Urfprung der Graf'fchen Hypothefe
ein höchft intereffantes Licht empfängt, fo dafs ihre Um
taufung auf den Namen des Verf.'s eigentlich nach hifto

Priefter bereits wirklam waren und wirkfam fein konnten.
Und wenn fich hierbei zeigt, dafs diejenigen gefchichtlichen
und hiftorifchen Traditionen über die mofaifche
Zeit, welche allgemein als die älteften gelten, in den
meiften Fällen den Anfchauungen des Prieftercodex di-
rect widerfprechen, wenn diejenigen Priefter, welche theils
vor dem Elxil, theils am Anfang des Exils lebten: der
Verf. des Deut., der Bb. Sam. u. Kön., der Proph. Ezech.
etc., fich als Männer zeigen, welche die Ideen des Prieftercodex
wohl anbahnen, aber nicht theilen, dann kann an
der hohen Wichtigkeit diefes Zeugenverhörs kein Zweifel
mehr aufkommen. Man hüte fich nur, bei dem Verhör
die Frage nach der etwaigen Benutzung des Elohiften
durch vorexilifche Schriftfteller in den Vordergrund
zu fchieben. Nichts ift fchwieriger als eine fichere
Entfcheidung darüber, welcher von zwei von einander
abhängigen Stellen die zeitliche Priorität zukomme.
Thefe 5 u. 6 conftatiren fodann die Discrepanz zwifchen
den älteren hiftorifchen Büchern und dem fog. mofaifchen

rifcher Gerechtigkeit nothwendig wäre. Der Verf. theilt 1 Gefetz und das Nichtwiffen der Propheten des 8. und

nämlich einige von ihm im Jahr 1833 über den Urfprung
des Hexateuchs aufgehellte Thefen mit, von denen wir,
der Wichtigkeit der Sache halber, die hauptfächlichften
hier wiedergeben. I. L'Hement historique du Pentateuque
peut et doit etre examine a part et ne pas etre confondu
avec Pelement legal. Sicherlich ift in diefer Thefe der

/. Jahrhunderts bis auf Jeremia um ein mofaifches Gefetzbuch
. Thefe 7 u. 8 behaupten die Entftehung des
Deut, unter Jofia und die Bekanntfchaft des Jeremia mit
diefer älteften Legislation (redigee) des Pentateuch. Es
mufs auffallen, dafs hier der Dekalog und das Bundesbuch
ganz übergangen werden: das Deut, hält ficher

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