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Ausgabe:

Februar/1999

Spalte:

148 f

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Autor/Hrsg.:

Jonge, Marinus de and Johannes Tromp

Titel/Untertitel:

The Life of Adam and Eve and Related Literatur.

Verlag:

Sheffield: Sheffield Academic Press 1997. 104 S. 8. ISBN 1-85075-764-X.

Rezensent:

Martin Meiser

Ist die Hinführung breiterer Kreise zu den Schätzen apokrypher Literatur eine wichtige Aufgabe wissenschaftlicher Vermittlung, so wird diese Aufgabe durch Marinus de Jonge und Johannes Tromp, zwei hervorragende Kenner der verwickelten Materie der Adamliteratur, glänzend gelöst. Dem heutigen Diskussionsstand entsprechend werden die fünf primären Fassungen der Adam-Eva-Vita (griechisch, armenisch, georgisch, lateinisch, kirchenslavisch) beschrieben. Es gibt keine zwingenden Hinweise auf eine hebräische oder aramäische Grundschrift (67), die griechische Apokalypse Moses (Handschrift D) ist die älteste erkennbare Textform. Unabhängig davon sind die in der armenischen und georgischen Version von VitAd 1-21* enthaltenen Stoffe entstanden, über deren kompositionelle Integration sich jedoch nichts mehr ausmachen läßt. Die lateinische Vita Adae ist die späteste Fassung, deren Finale (VitAd 45,1-51,3) ist redaktionelle Kürzung von ApkMos 31-43 (37). Die griechische Adamvita ist ein Werk der Testamentenliteratur, aber nicht einseitig Interpretation von Gen 3, sondern Ätiologie des individuellen Todes und Lobpreis der Barmherzigkeit Gottes, die unser Leben in diesem Tränental nicht das Letzte sein läßt (47-49). Verantwortung und Reue sind die für die lateinische Version zentralen Themen (58-61). Soweit stimme ich im Grundsätzlichen gerne zu.

War die jüdische Herkunft der vermuteten Adam-Grundschrift in der Mitte des 20. Jh.s weithin unbestritten,1 so erneuern die Vff. mit ihrer Verortung der Schrift im christlichen Milieu zwischen 100 und 600 n. Chr. unter Aufnahme von M. E. Stone die Position Schürers, der ihre jüdische Herkunft mit Hinweis auf das Fehlen spezifisch jüdischer Inhalte in Frage gestellt hatte. Nach M. Stone könnten jüdische religionsgeschichtliche Parallelen angesichts der ausschließlich christlichen Tradierung der Adamviten deren jüdische Herkunft nur dann erweisen, wenn sie ausschließlich in jüdischen Parallelen existieren könnten.2 Daran anknüpfend fragen die Vff., ob überhaupt zu beweisen sei, daß solches jüdische Material in jedem Fall seine christliche Verwendung ausschließe. Im Wissen um die Bedeutung Jesu Christi für die Weltgeschichte könne jede Tradition in seinem Lichte angeeignet werden, auch ohne Nennung seines Namens. Die herangezogenen frühjüdischen Parallelen können dann nicht die jüdische Herkunft des Doku- mentes erweisen, sondern nur die seiner Traditionen (68 f.). Als positiver Beweis für die christliche Herkunft der Adam-Viten gelten ApkMos 37,3; 42,1: Das Motiv der Waschung Adams im Acherusischen See sei in jüdischen Texten nicht nachzuweisen, und das dreieckige Siegel sei als Kombination der Versiegelung mit der Dreizahl christliche Taufsymbolik.

Über das vorausgesetzte christliche Selbstverständnis wird zu diskutieren sein. Man wird sich aber auch zur Überprüfung bisheriger Selbstverständlichkeiten anregen lassen.

Fussnoten:

1) Vgl. O. Merk, M. Meiser, Das Leben Adams und Evas, JSHRZ II 5, Gütersloh 1998, 764-769.

2) M. E. Stone, A History of the Literature of Adam and Eve, SBL. Early Judaism and Its Literature 03, Atlanta 1992, 58.