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Ausgabe:

Januar/1998

Spalte:

70

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Fitschen, Klaus

Titel/Untertitel:

Der Katholizismus von 1648 bis 1870.

Verlag:

Leipzig: Evang. Verlagsanstalt 1997. 182 S. gr.8° = Kirchengeschichte in Einzeldarstellungen, III/8. ISBN 3-374-1633-2.

Rezensent:

Rudolf Lill

Dies ist eine informative, um Unparteilichkeit bemühte Darstellung, jedoch so knapp, daß trotz der Fähigkeit des Autors zu präzisen Aussagen die Hintergründe wie die Konsequenzen vieler behandelter Ereignisse höchstens angedeutet werden.

Das Buch ist in drei Kapitel unterteilt: 1. Die Anverwandlung des Katholizismus an die veränderten Verhältnisse, 1648-1789 (26-97, davon mehr als die Hälfte über Frankreich und über Staaten des römisch-deutschen Reiches!); 2. Die Krise und die Stabilisierung des Katholizismus, 1789-1815 (97-122); 3. Die Selbstbehauptung des Katholizismus nach 1815 (123-174).

Problematisch erscheint die zeitliche Begrenzung. Gewiß bedeutete das Jahr 1870 mit der hier nur auf drei Seiten (!) skizzierten Dogmatisierung der Unfehlbarkeit und des Universalepiskopats des Papstes eine tiefe kirchengeschichtliche Zäsur, nicht aber das Jahr 1648 mit seinen bloß politischen und kirchenpolitischen Entscheidungen. Denn der innerkatholische Prozeß der Zentralisierung war damals längst im Gange. Das dafür verantwortliche, die katholische Kirche seit der Gegenreformation mehr und mehr prägende römische Papsttum wird aber insgesamt nur auf wenigen Seiten behandelt: 73-77, 115ff., 125 f., 135 f., 141, 172 f. Darin erfährt man zwar auch einiges über den Kirchenstaat, dessen wachsender Abstand zur modernen Welt mit dem Nepotismus allerdings unzureichend erklärt wird, jedoch nichts über die damals in Rom erwachsene Barockkultur, deren Monumente und Sammlungen bis heute Millionen Menschen anziehen. Überhaupt ist die Sicht insgesamt eher germanozentrisch; immerhin führt sie deshalb zu guten Würdigungen der katholischen Aufklärung, besonders des Josephinismus wie auch der Säkularisation und ebenfalls von bedeutenden Persönlichkeiten wie z. B. Wessenberg (130 f.), Sailer (159 f.), Döllinger (167 f.) und Kolping (171). Ähnliches gilt für Lamennais (139 f.).

Hätte man dem Autor 100 Seiten mehr zugestanden, und hätte er noch gründlicher bibliographiert (zum Ultramontanismus, der das ganze 19. Jahrhundert geprägt hat, wird aus der neueren Forschung nur ein polemisches Werk von A. B. Hasler angegeben!), so wäre ein rundherum gutes Buch entstanden.