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Ausgabe:

März/1998

Spalte:

260 f

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Athanasius

Titel/Untertitel:

Athanasius Werke. I/1: Die dogmatischen Schriften. Hrsg. von der Patristischen Arbeitsstelle Bochum der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften unter Leitung von M. Tetz. 1. Lfg.: Epistula ad Episcopos Aegypti et Libyae. Edition vorb. v. K. Metzler, besorgt von D. U. Hansen und K. Savvidis.

Verlag:

Berlin-New York: de Gruyter 1996. XXXII, 64 S. 4°. Kart. DM 78,­. ISBN 3-11-015116-2.

Rezensent:

Thomas Böhm

Nachdem H.-G. Opitz seine wichtigen "Untersuchungen zur Überlieferung der Schriften des Athanasius" (Berlin, Leipzig 1935) vorgelegt und in den darauf folgenden Jahren bis 1941 zentrale Texte des Athanasius, wie z. B. De synodis, und die Urkunden zur Geschichte des arianischen Streites publiziert hatte, wurden noch einige athanasianische Texte veröffentlicht (so z.B. De incarnatione Verbi durch Ch. Kannengiesser in der Reihe Sources Chrétiennes). Andere Werke des Athanasius wie die hier vorliegende Epistula ad Episcopos Aegypti et Libyae oder die Arianerreden konnten erst nach umfangreichen Kollationsarbeiten für die Publikation in Angriff genommen werden.

Der nun erschienene Brief an die Bischöfe Ägyptens und Libyens wurde von Athanasius anläßlich der Initiativen verfaßt, die dessen Gegner nach seiner Flucht aus Alexandrien unternahmen, um den Einzug Georgs von Kappadokien in Alexandrien vorzubereiten. Der Text wurde in der Forschung zeitlich ganz unterschiedlich eingeordnet. Ansprechend ist der Hinweis der Herausgeber, "daß das Schreiben des Athanasius im Jahr 361, vor dem zweiten Einzug des Georgius in Alexandria, in ergänzter und revidierter Fassung noch einmal ergangen und dann allein in dieser Form in den Handschriften überliefert ist" (39). So wird den verschiedenen Datierungsversuchen und den damit verbundenen Problemen Rechnung getragen und zugleich ein Anstoß für weitere Diskussionen geliefert.

Der Brief an die Bischöfe Ägyptens und Libyens ist nicht nur für die historische Einordnung von großer Bedeutung, sondern auch hinsichtlich theologiegeschichtlicher Fragestellungen. Neben OrArian I 5-6 und 9, De syn. 15 und henos somatos des Alexander von Alexandrien, das von G. C. Stead mit guten Gründen dem Athanasius zugeschrieben wurde, stellt vor allem auch Kap. 12 der epistula ein wichtiges Dokument dar, um die Frühphase des arianischen Streites zu erhellen und die theologische Bedeutung des Arius und Asterius von Kappadokien herauszuarbeiten. Dafür ist mit der vorliegenden Edition eine vorzügliche Textgrundlage geschaffen, die von K. Metzler vorbereitet wurde, einer für diese Edition bestens ausgewiesenen Forscherin (vgl. z. B. K. Metzler ­ F. Simon: Ariana et Athanasiana. Studien zur Überlieferung und zu philologischen Problemen der Werke des Athanasius von Alexandrien, Opladen 1991; K. Metzler: Welchen Bibeltext benutzte Athanasius im Exil? Zur Herkunft der Bibelzitate in den Arianerreden im Vergleich zur ep. ad epp. Aeg., Opladen 1997).

Die endgültige Bearbeitung übernahmen ­ unter der maßgeblichen Betreuung von M. Tetz ­ D. U. Hansen und K. Savvidis. Die Edition (39-64), die hier vorgelegt wurde und die für die weitere wissenschaftliche Arbeit grundlegend ist, basiert auf einer gegenüber Opitz eindeutig verbesserten Handschriftenzuordnung; so stellte sich vor allem heraus, daß die HS A (Ambrosianus 464) die Vorlage der Gruppe KYFm sein muß (14 f.). Neben der genauen Beschreibung und der Bestimmung der Abhängigkeiten der Handschriften sowie deren Kontaminationen (3-29) werden auch Editionen (30 f.), Sekundärüberlieferung (31-33), die Bibelzitate (33 f.) und die Arianer-Fragmente (34 f.) kurz vorgestellt und in die Forschungsgeschichte eingereiht. Nach dieser Edition wartet man gespannt auf weitere Lieferungen zu den "Dogmatischen Schriften" des Athanasius.