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Ausgabe:

April/2006

Spalte:

371 f

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Weber, Beat

Titel/Untertitel:

Werkbuch Psalmen II. Die Psalmen 73 bis 150.

Verlag:

Stuttgart: Kohlhammer 2003. 415 S. gr.8°. Kart. Euro 28,00. ISBN 3-17-016313-2.

Rezensent:

Bernd Janowski

Zwei Jahre nach dem Erscheinen des ersten Bandes (s. ThLZ 129 [2004], 378 f.) legt Beat Weber hiermit den zweiten Band seines inzwischen bewährten Psalmenkommentars vor, der sich bewusst auf die literarische und poetische Struktur der Texte konzentriert und zugleich praxisorientierte Anleitungen für den Umgang mit den Psalmen in Theologie und Kirche gibt. Wieder geht der Vf. dabei nach dem übersichtlichen Muster Übersetzung ­ Hebräisches Vokabular ­ Form und Inhalt ­ Struktur und Poesie ­ Kontexte ­ Anregungen für die Praxis vor, das er dankenswerterweise auch für diesen Band beibehalten hat.

Während die ­ nach poetischen und thematischen Einheiten gegliederten ­ Übersetzungen bis hin zur Wortstellung stark am hebräischen Original orientiert sind und damit weniger eine gefällige als eine genaue Wiedergabe anstreben und auch die Vokabelangaben dem Bedürfnis der Studierenden entgegenkommen, hat die vorliegende Kommentierung ihr Zentrum in der Analyse der literarischen und poetischen Struktur, d. h. in der sorgfältigen Beschreibung von Form und Inhalt sowie von Struktur und Poesie der ausgelegten Psalmen. Hier braucht das »Werkbuch« den Vergleich mit anderen Kommentaren nicht zu scheuen, im Gegenteil. Naturgemäß sind diese Abschnitte einmal ausführlicher und einmal knapper gehalten, aber immer gehaltvoll und aufschlussreich. Auch der Abschnitt »Kontexte«, der nicht nur inneralttestamentliche und besonders psalmistische Kontexte, sondern auch die Rezeption im Neuen Testament berücksichtigt, ist äußerst hilfreich und eine Frucht der gegenwärtigen Psalmenexegese.

Welche Anregungen für die Praxis man schließlich in einem wissenschaftlichen Kommentar erwartet, richtet sich nicht nur nach individuellen Vorlieben, sondern nach den Notwendigkeiten der jeweiligen Praxis, in der man steht, sei diese nun universitärer, kirchlicher oder schulischer Art. Als Pfarrer und theologischer Fachdozent ist der Vf. selber ein Praktiker und weiß demnach, wovon er spricht. Man lese nur seine praktischen und homiletischen Anregungen zu Ps 82 (76 f.), zu Ps 88 (105 f.) oder zu dem schönen und schwierigen Ps 137 (336). Am Schluss folgen jeweils detaillierte Hinweise auf das Vorkommen des kommentierten Psalms im evangelischen und katholischen Gesangbuch.

Besonders hervorzuheben ist das nach Sachgruppen gegliederte Literaturverzeichnis (387­415), das neben einem Literaturnachtrag zu den in Band I ausgelegten Psalmen (393 ff.) die ab ca. 1990 erschienene Literatur berücksichtigt. Beide Teile des »Werkbuchs« bilden mit ihren insgesamt 772 Seiten somit einen stattlichen Psalmenkommentar, der auf Grund seiner Übersichtlichkeit, seiner Klarheit und seiner textnahen Auslegungen nachdrücklich als Einstieg in die gegenwärtige Psalmenauslegung empfohlen werden kann.