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Ausgabe:

Oktober/2005

Spalte:

1043–1045

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Franzmann, Majella

Titel/Untertitel:

Jesus in the Manichaean Writings.

Verlag:

London-New York: T & T Clark International (Continuum) 2003. XIV, 168 S. 8. Lw. £ 60,00. ISBN 0-567-08964-9.

Rezensent:

Michael Lattke

1996 veröffentlichte Majella Franzmann (UNE, Australia) mit Jesus in the Nag Hammadi Writings den ersten Teil eines großen Forschungsprojekts (Nachdruck 2004). Barbara Aland nannte diese Arbeit "ein mutiges Buch" (ZAC 3, 1999, 127) und "ein gutes Beispiel englisch-sprachig/deutscher Gelehrsamkeit" (130). Manches von Alands Kritik in Bezug auf "die entscheidende Grundfrage, ob Jesus wirklich das Interesse der Nag Hammadi-Schriften in dem Maße ausmacht, wie es die Vf. voraussetzt" (133), ließe sich auch hier anbringen, obwohl F. in ihrem zweiten Jesus-Buch weniger angreifbar ist. Der manichäische Jesus hat noch geringere Bedeutung für "die Suche nach dem historischen Jesus" (128) als die "Titel und Bezeichnungen Jesu" in den NHC (134). Mit Recht gehört der vielfältige Jesus Manis und der Manichäer jedoch in die von L. Houlden herausgegebene Encyclopedia Jesus in History, Thought and Culture, zu der F. den Eintrag "Manichaeism" beigesteuert hat (Vol. 2, 2003, 587-590).

Schon durch ihre Übersetzung von Manfred Heusers Dissertation über den manichäischen Mythos (Bonn 1992; Teil I von Studies in Manichaean Literature and Art by M. Heuser & H.-J. Klimkeit, 1998) hat F. unter Beweis gestellt, dass sie sich im Manichäismus gut auskennt. Sie muss also auch um den Vortrag von Reinhold Merkelbach gewusst haben, den ich in ihrer Bibliographie (147-156) vermisse: Mani und sein Religionssystem (1986; weitere Literatur in M. Lattke, Hymnus, 1991, 169-223). Wer das materialreiche und sehr gut geschriebene Buch von F. mit Gewinn lesen will, muss nämlich schon eine Menge über dieses dualistische System wissen. Sonst besteht die Gefahr, den Manichäismus für "eine christl. Häresie" zu halten (J. van Oort, RGG 5, 42002, 740) oder sogar für das "wahre Christentum" (H.-J. Klimkeit, LThK 6, 31997, 1265). Selbst das erste von acht Kapiteln (1-14: "Manichaean Christology") mit der überzeugenden These bzw. "theory of the unity of the Jesus figures, arguing for one Jesus within the Manichaean system" (14), geht m. E. genauso unzureichend auf dieses System ein wie Kapitel 2 (15-26: "I, Mani, Apostle of Jesus Christ") und die eigentlichen Jesus-Kapitel zu folgenden "figures" bzw. "characters": "Splendour" (27-49), "Apostle of Light" (51-87), "Judge" (89-97), "Patibilis" (107-118), "Youth/Little One" (119-124), "Moon" (125-130). Es wäre ratsam gewesen, wenigstens in den zahlreichen und einprägsamen Zusammenfassungen Sundermanns Ansicht stärker herauszuarbeiten, "that most of the aspects of Jesus could be replaced by more exact mythological entities" (144). An einigen Stellen weicht F. leider davon ab, den Begriff "Jesuses" zu vermeiden (z. B. 9.105.144). Und am Schluss widerspricht der Gebrauch von "figures" und "one Jesus" (141) doch irgendwie der programmatischen Terminologie des Anfangs (1-2).

Im Gegensatz zu den wenigen echten, wie folgt zu verbessernden Fehlern (xiii, Z. 1 v. u.: für; 5, A[nm]. 14 + 152, Z. 9: Saale; 8, A. 31, Z. 6 + 154, Z. 18: McLachlan; 22, Z. 31 + 25, Z. 30 + 166, Z. 3: eikon; 41, A. 69 + 155, Z. 7: Carl Schmidt; 62, A. 23 + 153, Z. 44, 46: autres; 76, Z. 1 + 79, Z. 6: electae; 104, A. 24 + 151, Z. 1: Prenner; 119, Z. 23: p-sacne; 121, A. 3 + 156, Z. 30: 6.-10. August 1989; 121, A. 3: Asmussen; 129, Z. 29: Blitzgöttin; 144, Z. 36: personae; 148, Z. 2, 3 v. u.: van Oort, Fribourg; 149, Z. 5 v. u.: Brepols; 150, Z. 2 v. u.: traditionsgeschichtliche Analysen; 153, Z. 35: Hälfte; 153, Z. 46: manichéens d'Asie centrale; 154, Z. 28: dell'Ateneo; 155, Z. 5, 15: Manichaeans; 156, Z. 37: Xvastvanift; 166, Z. 40 + 168, Z. 2: parinirvana) und einigen Zeichensetzungsfehlern (5, A. 18, Z. 2; 32, Z. 2; 127, Z. 35) finden sich bei der Schreibung von Buch- und Aufsatztiteln viele Fehler und etliche Ungereimtheiten, die in einem Nachdruck bereinigt werden sollten (vgl. in Bibliographie und Anmerkungen die Titel folgender Autoren: Böhlig 1989 [Zur religionsgeschichtlichen ...]; Cameron; Coyle 2001; Decret 1978; Emmerick et al.; Gardner 1993; Giversen 1982; Hamilton [125, A. 1]; Hutter 1989 und 1992; Klimkeit 1980 und 1991; Klimkeit & Schmidt-Glintzer; Koenen 1990; van Oort; Ort 1967; Puech 1979; Quispel [21, A. 35]; Ries 1980 [8, A. 31] und 1985; Rose [Ausnahme: 2, A. 6]; Stroumsa; Sundermann 1988; Tardieu 1981; vgl. auch NRCC und SPAW.PH im Abkürzungsverzeichnis xi-xiv). Der viel zu kleine Druck der Anmerkungen unter gedrängtem Schriftbild des vorzüglichen Textes hat sicher dazu beigetragen, dass der Druckfehler im Titel von Asmussens Buch übersehen wurde (3, A. 9). Die automatische Trennung hat zu einigen Absurditäten geführt (5, A. 15; 27, A. 2; 36, A. 43; 78, A. 72).

Aus dem gelehrten Buch von F. ist viel zu lernen. Bis jemand einen neuen Versuch wagt, in dem dann auch die biblischen und apokryphen Quellen des Manichäismus umfangreicher belegt werden als hier (vgl. im Index, 157-168, bes. 163-164), wird dieses Buch zusammen mit seinem Vorgänger ein Standardwerk bleiben.