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Ausgabe:

September/2004

Spalte:

980–982

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Autor/Hrsg.:

1) Adam, Gottfried, u. Rainer Lachmann [Hrsg.] 2) Adam, Gottfried, u. Rainer Lachmann [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

1) Methodisches Kompendium für den Religionsunterricht 1: Basisband. 4., überarb. Aufl.

2) Methodisches Kompendium für den Religionsunterricht 2: Aufbaukurs.

Verlag:

1) Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2002. 452 S. m. 11 Abb. 8. Kart. Euro 25,00. ISBN 3-525-61409-8.

2) Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2002. 430 S. m. 12 Abb. 8. Kart. 23,90. ISBN 3-525-61411-X.

Rezensent:

Franz-Heinrich Beyer

Die Namen der beiden Herausgeber stehen für mehrere religionspädagogische Standardwerke. Das 1993 veröffentlichte "Methodische Kompendium für den RU" komplettierte damals die zuvor erschienenen Bände "Religionspädagogisches Kompendium" und "Gemeindepädagogisches Kompendium". Für die vierte Auflage entschlossen sich die Herausgeber zu einer Überarbeitung des "Methodischen Kompendiums", die aber die Struktur des bewährten Bandes nicht verändern sollte. So blieb es im "Basisband" bei der Aktualisierung der Literaturangaben und der Anpassung des Textes an die neuen Regeln der Rechtschreibung; Umfang und Seitenzahlen sind unverändert. Neu erarbeitet wurde ein zweiter Band "Aufbaukurs", der die innovative Produktivität im Bereich der Methodik angemessen präsentieren soll. So liegt ein Werk von mehr als 800 Seiten Umfang vor, mit 55 Beiträgen von sieben Autorinnen und 31 Autoren. Jeder Band wird abgeschlossen von einem Anhang mit einem Abkürzungsverzeichnis, einer Auswahlbibliographie zur Methodenfrage, Namen- und Sachregister sowie einem Autorenverzeichnis. Charakteristika des ersten Bandes werden im zweiten konsequent fortgeführt: Gehörten zum Kreis der Autoren des Basisbandes sowohl solche aus dem Bereich der Religionspädagogik wie auch aus dem der Gemeindepädagogik und aus dem katholischen Bereich, so wird nun das interdisziplinäre Spektrum der Autoren noch durch solche aus dem Bereich der Erziehungswissenschaft sowie anderer Fachdidaktiken erweitert. Beibehalten ist ferner die Strukturierung bei der Darstellung der jeweiligen Methode, die historisch, systematisch und praktisch entfaltet wird. Im Vordergrund stehen die methodischen Fragen des Religionsunterrichts; aber beinahe jeder Beitrag geht auch auf die gemeindepädagogische Relevanz ein.

Grundlegend für beide Bände ist der Beitrag von R. Lachmann "Methodische Grundfragen" (1; 15-38). Hier wird herausgestellt, "dass es eine allein dem RU angemessene Methode nicht gibt" (30), da sich der Glaube methodischer Machbarkeit entzieht. Diese heilsame Beschränkung ermöglicht "eine theologische entkrampfte Aufgeschlossenheit für das reiche Methodenrepertoire, das vom RU genauso genutzt werden möchte wie von jedem anderen Schulfach" (31). Von daher können drei Kriterien des religionsunterrichtlichen Methodeneinsatzes formuliert werden: Ziel- und Sachgemäßheit; Schüler- und Lehrergemäßheit; Situationsgemäßheit.

Bekannte und weniger bekannte Methoden anhand dieser Kriterien im Blick auf das Bedingungsfeld des RU zu beschreiben und ihren Einsatz zu bedenken, darin ist das Besondere des vorliegenden Werkes im Vergleich zu den in der Literatur genannten allgemeinpädagogischen Werken zu sehen.

Die Gliederung des Basisbandes ist sehr klar. Auf die "Grundlegung" folgt die Darstellung von "Sozial- und Interaktionsformen". Unter dieser Überschrift finden sich auch die Beiträge zum Projektunterricht, zum "Lernen außerhalb des Klassenzimmers" und zum "Programmierten Lernen". Es schließen sich an die Beschreibung zunächst "sprachorientierter" (darunter auch die Beiträge "Üben und Wiederholen" sowie "Prüfen"), dann "bildorientierter Unterrichtsmethoden", bevor "musikalische, spielerische und meditative Handlungselemente" vorgestellt werden.

Anders ist die Struktur im Aufbaukurs. Die Grundlegung im Basisband wird hier durch Beiträge der Herausgeber erweitert. G. Adam expliziert die Begriffe "Kommunikation und Methodenkompetenz", R. Lachmann widmet sich den Themen "Körpersprache" und "Unterrichtsstörungen". Unter der Überschrift "Methodische Konzepte" sind dann Beiträge versammelt, die ein übergreifendes Anliegen verdeutlichen - "Praktisches Lernen"; "Lernen und Imagination" - oder aber ein pädagogisches Gesamtkonzept vorstellen - "Ganzheitliche, sinnorientierte Pädagogik"; "TZI" und "Gestaltpädagogik" werden vorgestellt und andererseits die Lern-Formen "Freiarbeit", "Lernwerkstatt" und "Stationenlernen" mit ihren Möglichkeiten erörtert. Die Gemeinsamkeit dieser unterschiedlichen Bereiche kann in der Ermöglichung einer selbstständigen Erarbeitung von Themen durch die Heranwachsenden gesehen werden. Es schließt sich die Darstellung von "Methoden der Arbeit mit biblischen Texten" an. Dann folgt zunächst die Beschreibung von "Spielerischen, musikalischen und meditativen Handlungselementen", danach Ausführungen zur "Verwendung von Medien". Ob der Beitrag "Pop- und Rockmusik" eher den musikalischen Handlungselementen oder den Medien zugerechnet werden sollte, kann ebenso diskutiert werden wie die Frage, ob "Internet/ Computer" eher den Medien oder den spielerischen Handlungselementen zuzurechnen ist. Bei der Lektüre der Beiträge wird man Argumente für beide Alternativen finden. Hilfreich sind in einigen Beiträgen des Aufbaukurses die Verweise auf Beiträge im Basisband. Unter den Themen, die den beiden zuletzt genannten Bereichen zugeordnet sind, finden sich solche, die nur in diesem Werk beschrieben werden, z. B. "Phantasiereisen", "Standbilder". Als ebenso instruktiv und hilfreich empfinde ich die Darstellung bewährter - etwa "Religionsbuch"; "Tafel" - und neuer Medien, u. a. "Film/Fernsehen/Video". Dieses Urteil gilt in gleicher Weise für die Beschreibung von "Methoden zur Strukturierung des Unterrichts".

Der Basisband schließt mit "Stufenspezifischen Problemstellungen". Im Beitrag zur gymnasialen Oberstufe findet man eine kurz gefasste Geschichte des Gymnasiums, bevor dann der Methodeneinsatz in dieser Lernumgebung sehr klar profiliert wird. Ebenso deutlich wird das ganz andere Profil des beruflichen Schulwesens in seiner Bedeutung für die Methodenwahl im anschließenden Beitrag herausgestellt. Der letzte Beitrag im Aufbaukurs steht unter der Überschrift "Integrativer Religionsunterricht". Konkret und einfühlsam die Situation beschreibend, die notwendigen Voraussetzungen einschärfend, Grenzen und Möglichkeiten aufzeigend und zu differenzierendem Methodeneinsatz ermutigend liegt hier ein Text vor, der weitere Perspektiven eröffnet.

Bei der großen Zahl der Themen und Autoren sind Überschneidungen, aber auch empfundene Unausgewogenheiten selbstverständlich. Erweiterungen wären leicht denkbar (z. B. "Kirchenpädagogik"; "Kinder- und Jugendliteratur"), ohne je Vollständigkeit erreichen zu können. Das vorliegende Werk zeigt eine beeindruckende Weite der Beiträge. Es verdeutlicht damit die Relevanz, die in der Religionsdidaktik der Methodenfrage zuerkannt wird, und zeigt zugleich wohl auch Quantität und Qualität des Methodeneinsatzes im Schulfach Religion. Das "Methodische Kompendium für den Religionsunterricht" in zwei Bänden ist ein hilfreiches, ja unentbehrliches Studien- und Praxisbuch. Die besondere Stärke ist sowohl in dem weiten Spektrum als auch in der allen Beiträgen zu Grunde liegenden Struktur, der historischen, systematischen und praktischen Entfaltung der dargestellten Methode, begründet.

Eine kleine Anmerkung: Für eine neue Auflage wäre neben der Korrektur einiger technisch bedingter Druckfehler im Basisband eine konsequente formale Angleichung der Inhaltsverzeichnisse sowie der Angaben im Anhang unter den Ziffern 1. und 2. wünschenswert.