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Ausgabe:

Mai/2004

Spalte:

575

Kategorie:

Systematische Theologie: Dogmatik

Autor/Hrsg.:

Brinkman, Martien E., Schreurs, Nico F. M., Vroom, Hendrik M., and Conrad J. Wethmar [Eds.]

Titel/Untertitel:

Theology Between Church, University, and Society.

Verlag:

Assen: Royal van Gorcum 2003. VIII, 249 S. gr.8 = Studies in Theology and Religion, 6. Geb. Euro 59,50. ISBN 90-232-3917-2.

Rezensent:

Ingolf U. Dalferth

Die Stellung theologischer Fakultäten an staatlichen Universitäten, aber auch die Funktion und Bedeutung der Theologie in Wissenschaft, Kirche und Gesellschaft werden in verschiedenen europäischen Ländern seit längerem kontrovers diskutiert. Die Netherlands School for Advanced Studies in Theology und Religion (NOSTER) hat sich dieser Thematik in einer internationalen und interkonfessionellen Tagung im Juni 2000 angenommen. Die Beiträge, die hier in englischer Fassung vorgelegt werden, konzentrieren sich auf drei Problemfelder.

Teil 1 (Theology and the Churches: 13-74) geht der Beziehung von Theologie und Kirche in der römisch-katholischen Tradition (P. Hünermann), den Niederlanden (L. J. Van den Brom), den USA (W. Dryness) und Südafrika (C. Wethmar) nach. In Teil 2 (Theology and the University: 77-136) werden die duplex ordo-Tradition in den Niederlanden untersucht (J. N. Bremmer), das Verhältnis zwischen Theologie und religious studies (H. M. Vroom) und die Beziehungen zwischen Exegese und Dogmatik aus exegetischer (C. V. Stichele) und systematischer Sicht (N. Schreurs). Teil 3 (Theology and Society: 139-214) konkretisiert die veränderte gesellschaftliche Lage der Theologie anhand exemplarischer Probleme, nämlich der Debatte um eine öffentliche Theologie (G. G. de Kruijf), den sich abzeichnenden Veränderungen in der Struktur theologischer Ausbildung (B. Roebben), den Herausforderungen, die sich für theologische Fakultäten ergeben, die immer mehr Studierende ohne christliche Sozialisation auszubilden haben (G. Newlands), der Bedeutung der Kontextualisierung von Theologie am Beispiel westlicher und afrikanischer Theologien (G. Brand), Harry Kuiterts Kritik an der Mitwirkung der Kirchen an öffentlichen Debatten (C. Aarsbergen-Ligtvoet) und Moltmanns Konzeption einer öffentlichen Theologie des Kreuzes, die sich für die Opfer der Gesellschaft engagiert (T. van Prooijen). Der Band wird eröffnet durch eine knappe Einleitung, die Anlass und thematischen Horizont der dokumentierten Tagung darlegt (H. M. Vroom), und er wird abgeschlossen durch einen systematischen Beitrag von C. Wethmar (Theology Between Church, University and Society), der Übereinstimmungen, aber auch Gegensätze zwischen den vorgestellten Positionen herausarbeitet. Ein Namens- und Begriffsregister runden den Band ab.

Er gibt einen informativen Einblick in den Stand der Diskussion um die gegenwärtige Rolle der Theologie, vor allem in den Niederlanden, Schottland/England, den USA und Südafrika. Dabei kommen sowohl reformierte als auch römisch-katholische Positionen zur Sprache, mit gelegentlich auffälligen Übereinstimmungen in der Diagnose der Probleme und den vorgeschlagenen Lösungsmöglichkeiten (Hünermann, Van den Brom, Bremmer). Auffällig ausgeblendet bleiben dagegen die deutschsprachigen Traditionen mit ihren z. T. recht anderen Lösungen angesichts ähnlicher Herausforderungen. Das unterstreicht nicht nur, wie sehr sich inzwischen nicht nur die Theologie in den skandinavischen Ländern, sondern auch in den Niederlanden auf den angelsächsischen Bereich ausgerichtet hat. Es markiert auch eine Herausforderung für die Theologie in den deutschsprachigen Län- dern, ihre Lösungsmodelle und Reaktionsweisen auf die gegenwärtigen gesellschaftlichen Probleme der Theologie so zu Gehör zu bringen, dass sie auch anderswo in Europa beachtet werden.