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Ausgabe:

Mai/2002

Spalte:

522 f

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Bachmann, Michael

Titel/Untertitel:

Antijudaismus im Galaterbrief? Exegetische Studien zu einem polemischen Schreiben und zur Theologie des Apostels Paulus.

Verlag:

Freiburg/Schweiz: Universitätsverlag; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1999. IX, 220 S. gr.8 = Novum Testamentum et Orbis Antiquus, 40. Lw. ¬ 44,00. ISBN 3-7278-1256-7 u. 3-525-53940-1.

Rezensent:

Karl-Wilhelm Niebuhr

Der Band vereinigt in locker an der biblischen Textfolge orientierter Reihenfolge theologische Studien und exegetische Detailuntersuchungen zum Galaterbrief, z. T. mit wirkungsgeschichtlichen, insbesondere kunsthistorischen Perspektiven. Mit dem Galaterbrief hat sich B. seit seiner Habilitationsschrift beschäftigt (Sünder oder Übertreter [WUNT 59], Tübingen 1992). Eine der Arbeiten war bisher unveröffentlicht (Kirche und Israel Gottes. Zur Bedeutung und ekklesiologischen Relevanz des Segenswortes am Schluß des Galaterbriefs, 159-189), zwei weitere erscheinen nunmehr in erheblich erweiterter Form (Ermittlungen zum Mittler: Gal 3,20 und der Charakter des mosaischen Gesetzes, 81-126 [vgl. Amt und Gemeinde 48, 1997, 78-85]; Die andere Frau. Synchrone und diachrone Beobachtungen zu Gal 4,21-5,1, 127-158 [vgl. Jud. 54, 1998, 144- 164]), eine erhielt einen Nachtrag (Jüdischer Bundesnomismus und paulinisches Gesetzesverständnis, das Fußbodenmosaik von Bet Alfa und das Textsegment Gal 3,15-29, 57-78.79-80 [vgl. KuI 9, 1994, 168-191]), die beiden übrigen wurden lediglich formal überarbeitet (Rechtfertigung und Gesetzeswerke bei Paulus, 1-31 [ThZ 49, 1993, 1-33]; 4QMMT und Galaterbrief, hrwth yc[m und ERGA NOMOU, 33-56 [ZNW 89, 1998, 91-113]). Vorwort (V-VIII), Stellenregister (191-214) und "Autor(inn)enregister" (215-220) runden den Band ab.

Einen thematischen Schwerpunkt bildet naturgemäß das paulinische Gesetzesverständnis, zu dessen umfassend dokumentierter Erforschung B. u. a. durch Heranziehung der Wendung hrwth yc[m aus dem Qumran-Text 4QMMT neue Aspekte hinzufügt. Sie stützt seine These: "Paulus meint mit dem Ausdruck Werke des Gesetzes nicht etwas, was auf der durch das Tun gemäß den Regelungen des Gesetzes markierten Ebene liegt, insbesondere nicht Gebotserfüllungen, sondern [...] die Regelungen des Gesetzes selber" (14, vgl. 47.55).

Dagegen trifft das Titelstichwort "Antijudaismus" nur bedingt Anliegen, Thematik und Durchführung der Textanalysen. Deutlicher erkennbar ist B.s Bestreben, Auslegungsprobleme mit einer langen und kontroversen Forschungeschichte durch einen eigenen Interpretationsvorschlag einer (vermeintlich endgültigen) Lösung zuzuführen. So kommt er zu Gal 3,20 zu dem Ergebnis: "In V. 20a geht es nicht um einen allgemeinen Mittlerbegriff, sondern konkret um den Mittler Mose", während V. 20b "im Rückblick auf das zuletzt zum Gesetz und auf das vorher über die Abraham-Verheißung Gesagte [...] einschärfen (soll), daß der eine, universale Gott hinter beidem steht, und das heißt: auch hinter dem Gesetz." (101) Die Untersuchung zu Gal 6,16 führt zu dem Schluss, dass "bei o Israel tou theou nicht auch Christen aus den Völkern, sondern allein Juden - und dabei schwerlich lediglich Judenchristen - im Blick sind" (184).