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Ausgabe:

September/1996

Spalte:

826 f

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Redditt, Paul L.

Titel/Untertitel:

Haggai, Zechariah and Malachi. Based on the Revised Standard Version.

Verlag:

London: Pickering; Grand Rapids: Eerdmans 1995. XXVIII, 196 S. 8o = The New Century Bible Commentary. £ 19.99. ISBN 0-551-02832-7 and 0-8028-0748-8.

Rezensent:

Reinhard G. Kratz

Knapp und bündig informiert der Kommentar über alles Wesentliche, was man heute über die Bücher Haggai, Sacharja und Maleachi weiß und wissen sollte. Er ist gewissermaßen das englischsprachige Pendant zu dem jüngst erschienenen, von Redditt noch nicht berücksichtigten Kommentar von H. Graf Reventlow in der Reihe Altes Testament Deutsch (25/2 1993), wenn auch eine Spur origineller.

Nach einem detaillierten Inhaltsverzeichnis, Vorwort und Abkürzungen folgt die nach Kommentaren, Monographien und Artikeln gegliederte Bibliographie, die eine repräsentative Auswahl enthält, allerdings auch Einschlägiges vermissen läßt (z. B. J. Wellhausen zu den kl. Propheten; J. W. Rothstein und H. G. Schöttler zu den Nachtgesichten des Sacharja; A. von Blumerincq zu Maleachi). Eine Generaleinleitung, die einen kurzen Überblick über die zu behandelnden Bücher und Buchteile und über die Schwerpunkte der Kommentierung gibt, beschließt den römisch bezifferten Vorspann.

Die Kommentierung selbst hält sich an die üblichen Proportionen, 34 S. für Hag (1-32), je 55 S. für Sach 1-8 (35-89) und Sach 9-14 (91-145) und 41 S. für Mal (147-187). Sie bietet jeweils zunächst eine Introduction, die die einleitungswissen-schaftlichen Fragen nach Autor, Zeit, Buch und Inhalt behandelt, dann Commentary Vers für Vers und am Ende ein Summary. In einem letzten Abschnitt (Conclusion 187-192) werden die Bücher noch einmal kurz im Zusammenhang und im Kontext des Zwölfprophetenbuches betrachtet. Beigegeben ist ein Autoren- und Sachregister (193-197).

"Significant new conclusions", die auf dem Buchdeckel speziell für Sacharja und Maleachi in Aussicht gestellt werden, sucht man vergebens, hat sie im Rahmen der Reihe eigentlich aber auch gar nicht erwartet. Der Leser wird vielmehr behutsam an die Grundprobleme und Einsichten der kritischen Forschung herangeführt, die in den einleitenden Abschnitten verständlich dargestellt und kompetent diskutiert werden. So wird er vertraut gemacht mit der Unterscheidung von prophetischen Einzelsprüchen und Redaktion in Hag und Mal, mit dem ursprünglichen Visionszyklus in Sach 1-6 und seinen späteren Ergänzungen sowie mit der Abtrennung und literarischen Differenzierung von Sach 9-14. Auch die historischen Fragen werden ausführlich und umsichtig behandelt.

Sowohl die - ursprünglich an die babylonische Gola gerichteten (42) - Nachtgesichte des Sacharja 1,7-6,15 (ohne die Einschübe des Redaktors 4,6b-10a.12; 6,11b-13; 3,1-10) als auch die den Tempelbau betreffenden Worte des Propheten Haggai und die für beide Bücher verantwortlich gemachte Redaktion werden, den Datierungen in den Büchern folgend, in die Zeit zwischen 520-515 v. Chr. datiert (4-10 sowie 10f.38.42 f.), und auch für die Disputationsworte und ihre redaktionelle Zusammenstellung in Mal bleibt es bei der üblichen Ansetzung zwischen Tempelweihe 515 v. Chr. und der Mission Esras (149-151).

Sach 9-14 wird nach Ausschluß anderer Möglichkeiten auf einzelne Phasen der persischen Epoche verteilt, drei "Sammlungen" (Sach 9,1-17; 10,3b-12 und 12,1-4a.5.8-9) werden in die frühe Perserzeit, eine vierte (Sach 14) in die Zeit vor Nehemia und eine weitere (12,6-7; 12,10-13,6) samt Zufügungen des Redaktors (10,1-3a; 11,1-3a+4-17; 13,7-9) in die Zeit nach Nehemia datiert und mit Verweis auf P. Hanson und O. Plöger theologiegeschichtlich eingeordnet (94-103). Die versweise Auslegung, die nach dem Brauch der Reihe auf Übersetzung und Zählung der Revised Standard Version basiert, paraphrasiert den Text in dem vorher abgesteckten historischen Rahmen und klärt den Leser über manches Übersetzungsproblem auf.

Alles in allem ist das vorliegende Werk eine gelungene Kommentierung für einen breiteren Interessentenkreis, das seine Leser in bewährte Erklärungsmodelle der kritischen Forschung einführt und weder mit einer biblizistischen Endtextlesung ab-speist noch mit den neueren Ansätzen der Prophetenforschung belastet.

Fachleuten wird hingegen wird es nicht mehr ganz genügen, stellt sich ihnen doch angesichts der Vielzahl literarischer Vernetzungen in und zwischen den Büchern die einfache Unterscheidung von Prophet und Redaktor zunehmend als Problem dar, das nach neuen, literar- und zeitgeschichtlich differenzier-teren Lösungen verlangt (vgl. O. H. Steck, Der Abschluß der Prophetie im Alten Testament, BThSt 17, 1991, 30 ff.).