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Ausgabe:

Oktober/2023

Spalte:

1000

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Ottersbach, Stefan

Titel/Untertitel:

Christliche Freude als Glück? Transversalweltentheologische Erschließung eines kulturellen und christlichen Leitthemas für eine zukunftsfähige Pastoral.

Verlag:

Würzburg: Echter Verlag 2021. 392 S. = Erfurter Theologische Studien, 121. Kart. EUR 24,00. ISBN 9783429056483.

Rezensent:

Josef Weismayer

Diese Arbeit ist eine Habilitationsschrift im Fach Pastoraltheologie an der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Erfurt bei Maria Widl. Innerhalb der Theoriedebatte des Faches Pastoraltheologie ordnet Stefan Ottersbach, ein Diözesanjugendseelsorger in der deutschen Katholischen Kirche, seinen Standort mit Maria Widl ein: Pastoraltheologie als »Evangelisierungswissenschaft« (5). Einleitend erklärt O. seinen »Sitz im Leben« für das Thema: Eine Gruppe von Jugendlichen aus der Partnerdiözese Hong Kong des katholischen Bistums Essen stellte als Resümee ihres Eindrucks der Kirche in Europa nach einem Studienaufenthalt fest, »dass das Christentum hier freudlos, lustlos und wenig einladend« erscheine (1), dass die kirchliche Pastoral wenig Freude ausstrahle.

O. sieht die Thematik der Freude in der Pastoral in engstem Zusammenhang mit der Frage nach dem theologischen Ansatz der Pastoraltheologie, die er mit Widl als »Evangelisierungswissenschaft« versteht. In diesen Kontext stellt O. seine These: Christliche Freude als Leitthema für eine zukunftsfähige Pastoral.

Das Ergebnis seiner Recherche stellt O. im 4. und 5. großen Abschnitt seiner Untersuchung dar: »Christliche Freude als Glück«. Um diese Antwort zu geben, hat O. einen weiten und vielgestaltigen Weg genommen. Er bietet in den Abschnitten 1 bis 3 einen breiten Überblick zum Verständnis von »Glück« in verschiedenen Sachbereichen. Er resümiert wichtige Literatur zu den Fragen »Glück in der Kultur« (1. Abschnitt), »Glück in der Moderne« (2. Abschnitt) und »Glück und Freude im theologischen Diskursarchiv« (3. Abschnitt). Der 4. Abschnitt »Freude als christliche Praxis« geht den Spuren der thematischen Orientierung in Literatur und pastoraler Praxis nach: Christliche Freude als Glück sehen.

Nach der reichen Aufbereitung des »Materials« verortet O. das Thema »Freude« in der aktuellen pastoraltheologischen Debatte und bezieht sich dabei auf den Ansatz seiner »Doktormutter«, konkret auf den Stellenwert des Themas Freude in die »postmoderne Religiosität«. Dabei werden von Widl vier Grundmuster postmoderner Religiosität genannt: Bewusstseinswandel, Ganzheitlichkeit, Spiritualität und Netzwerk. Diese Deutungsmuster – so Widl – gelten auch für die Kirche.

Ein 5. Abschnitt der Arbeit (343f) sieht als Rückblick die christliche Freude als Glück. Für die pastorale Praxis sieht O. fünf Optionen: Das alltägliche Glück als Gottesglück entdecken und deuten, die Förderung ganzheitlicher menschlicher Entwicklung, die Kultivierung der Freude als schöpfungsgemäßen Lebensstil, die verantwortliche Mitgestaltung gerechter und solidarischer Netzwerke und die feiernde Wahrnehmung von Gottes Schönheit.

Habilitationsarbeiten gleichen oft einem Bergwerk mit verschiedenen Schichten, die auch einzeln abgebaut und betrachtet werden können, so z. B. der gelungene Überblick über die Fragen der Lebensberatungsliteratur.

Abschließend kann man feststellen, dass die vorliegende Arbeit nicht nur ein wertvoller Beitrag zur Grundlagendiskussion für das Fach Pastoraltheologie darstellt, sondern auch eine Orientierungshilfe für das pastorale Handeln der Kirche: christliche Freude soll so die Grundstimmung werden in der Verkündigung des Evangeliums.