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Ausgabe:

Juli/August/2023

Spalte:

689-690

Kategorie:

Altertumswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Varghese, Baby

Titel/Untertitel:

The Early History of the Syriac Liturgy. Growth, Adaption and Inculturation.

Verlag:

Wiesbaden: Harrassowitz Verlag 2021. 160 S. = Göttinger Orientforschungen. I. Reihe: Syriaca, 62. Kart. EUR 48,00. ISBN 9783447117463.

Rezensent:

Harald Suermann

Baby Varghese ist Priester der malankarisch-orthodoxen syrischen Kirche Indiens und Professor an verschiedenen theologischen Instituten in Indien. Er hat einige Werke zum westsyrischen Christentum geschrieben und Werke der Kirchenväter, orthodoxe Gebete und Sakramentsriten aus dem Syrischen ins Englische übersetzt.

Die vorliegende Publikation befasst sich mit der Geschichte der syrischen Liturgie unter Ausschluss der Eucharistie und der Taufe, die V. an anderer Stelle behandelt hat. In der Einleitung befasst er sich kurz mit der Kulturgeschichte von Edessa und dem Ursprung des Christentums in dieser Stadt (15−19). Das zweite Kapitel behandelt die frühe syrische Literatur und Hymnographie vor Ephräm dem Syrer (21−48). Als Erstes bespricht er die Oden Salomons (22−33). Er nimmt an, dass sie orthodox sind und vielleicht später von Gnostikern übernommen und beeinflusst worden sind. Die vorchristlichen und ins Syrische übersetzten Psalmen Salomons sieht er als eine Quelle der Inspiration für die Liturgie der syrischen Kirchen (34−35). Die Psalmen der Manichäer sollen durch christliche Schriften und Bilder beeinflusst sein und wahrscheinlich auf syrische Modelle zurückgehen (35−36). Danach werden Bardaisan und seine Werke vorgestellt. Seine madrashe, sowie die seines Schülers Mani, sollen Parallelen zu den syrischen aufweisen (37−39). Ein längerer Abschnitt wird den Hymnen der Akten des Thomas gewidmet (39−48). Stil und Inhalt der ausgewählten Hymnen weisen Parallelen zu den Schriften des Ephräm und syrischer liturgischer Texte auf.

Im nächsten Kapitel geht V. den Werken von Ephräm nach (49−64). Zunächst beschreibt er die literarische Form des madrashe. V. diskutiert mit vielen Zitaten die Funktion eines weiblichen Chores gemäß Ephräm und stellt den liturgischen Gebrauch der dialogischen Gedichte vor. Darauf behandelt er Jakob von Sarugh und spätere Poeten (65−73). Mit längeren Zitaten stellt er Jacobs memre und turgome vor. Das fünfte Kapitel behandelt den Ursprung und die Entwicklung des syrisch-orthodoxen Fenqitho (75−101). Das Stundenbuch stelle mit seiner Kompilation verschiedener Elemente aus unterschiedlichen Kulturen ein Beispiel für Inkulturationsprozesse dar, wobei vor dem Buchdruck Orden und Klöster ihr je eigenes Stundenbuch hatten. Im nächsten Kapitel wird die Adaption von Elementen aus der mesopotamischen Kultur besprochen (103−110). Feste und liturgische Prozessionen aus dem Heidnischen wurden im Christentum adaptiert. Im siebten Kapitel werden die liturgischen Adaptionen der ostsyrischen Kirche besprochen (111−120). Nach der Betrachtung der liturgischen Kanones der Synode von 415 geht er auf die Liturgie der Apostel Addai und Mari sowie auf die Anaphoren von Nestorius und Theodoros ein. Es folgen die liturgischen Bestimmungen der beiden Katholikoi Isho'yahb I und Isho'yahb III. Das letzte Kapitel befasst sich mit der Inkulturation der ostsyrischen Kirche Zentralasiens und Chinas (121−139). Es werden die Übersetzungen der Schriften, der Gebete und liturgischen Texte sowie deren Anpassung liturgischer Praktiken und Symbole an die örtliche Tradition betrachtet. In der Zusammenfassung (141−144) zeichnet V. noch einmal in groben Linien die Inkulturation der syrischen Liturgie durch die Jahrhunderte auf. Es folgen noch ein Abkürzungsverzeichnis und eine Bibliografie (145−160).

Die Arbeit ist das Resultat eines Forschungsaufenthaltes an der Yale Universität. In diesem Werk, so schreibt V., hat er die Früchte seiner Arbeit zusammengetragen (13). Sebastian Brock schreibt in seinem Vorwort, dass hier ein wohl informierter Überblick über die generellen Entwicklungen der syrischen liturgischen Tradition vorliegt. Ein besonderer Akzent liegt auf den ältesten Dokumenten. Viele Aspekte der Entwicklung der syrischen Liturgie werden kurz angerissen, andere ausführlicher besprochen.