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Ausgabe:

Mai/2023

Spalte:

491-495

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst

Titel/Untertitel:

Kritische Gesamtausgabe. Hgg. v. L. Käppel, A. Arndt, J. Dierken, A. Munzinger u. N. Slenczka. Abtl. IV: Übersetzungen. Bd. 2: Joseph Fawcett, Predigten Mungo Park, Reisen im Innern von Afrika. Hgg. v. A. Hagan u. G. Meckenstock.

Verlag:

Berlin u. a.: De Gruyter 2020. LXV, 1183 S. m. 10 Abb. Geb. EUR 300,00. ISBN 9783110618525.

Rezensent:

Ingolf U. Dalferth

Neben dem angegebenen Titel in dieser Rezension besprochen:

Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst: Kritische Gesamtausgabe. Hgg. v. L. Käppel, A. Arndt, J. Dierken, A. Munzinger u. N. Slenczka. Abtl. II: Vorlesungen. Bd. 14: Vorlesungen über die Ästhetik. Hg. v. H. Kelm. Berlin u. a.: De Gruyter 2021. LXXIX, 967 S. m. 4 Abb. Geb. EUR 290,00. ISBN 9783110535006.


KGA II/14: Dreimal – 1819, 1825 und 1832/33 – hat Schleiermacher in Berlin ein Kolleg über Ästhetik gehalten. Sie war ein wichtiges Glied in seinem System der Philosophie, als kritische Disziplin eng verwandt mit der Ethik auf der einen Seite, der Psychologie und der Dialektik auf der anderen Seite. Seit dem Brouillon zur philosophischen Ethik von 1805/06 betonte Schleiermacher den engen Zusammenhang von Kunst und Religion. In der Religion geht es um das individuelle Symbolisieren des Gefühls, in der Kunst um die Darstellung des Gefühls. Es kann sie nur geben als freie, nicht regelgebundene Produktion des Individuums. Nicht von ungefähr sind Psychologie und Ästhetik die beiden letzten philosophischen Disziplinen, die Schleiermacher 1818 und 1819 in eigenständigen Vorlesungen bearbeitet hat. Allerdings bleibt das individuelle Darstellen der Kunst durchgehend auch auf das Erarbeiten allgemeingültiger Erkenntnisse in der Philosophie bezogen. Philosophieren, so heißt es in der Dialektik 1811, ist »Kunst, weil die Anwendung der Regeln nicht wieder unter Regeln zu bringen ist« (KGA II/10, 62). Das gilt auch für Religion und Kunst, insofern »sich Kunst zur Religion wie Sprache zum Wissen« verhalte (Ethik 1812/13, § 228). Deshalb sei es »die Sache der kritischen Disciplin, welche wir jetzt Aesthetik nennen, den Cyclus der Künste zu deduciren und das Wesen der verschiedenen Kunstformen darzustellen« (§ 232).

Damit ist die Aufgabe umrissen, die es in der Ästhetik zu bearbeiten gilt. Im Kolleg von 1819 geschieht das in drei Schritten. Die Einleitung entfaltet den Gegenstand und den Begriff der Ästhetik als bewusste Kunst-Produktion im Unterschied zur Naturproduktion. In einem ersten spekulativen Hauptteil wird dann das Wesen der Kunst erörtert, während ein zweiter Hauptteil die einzelnen Künste darlegt. Der einigende Bezugspunkt aller Künste ist der im ersten Teil entwickelte Gedanke der »Stimmung«. In Aufnahme psychologischer Einsichten unterscheidet Schleiermacher zwischen der Erregung des Gefühls (Begeisterung), der Besinnung darauf (Fantasie) und der äußerlichen Darstellung des Kunstwerks. Nicht der unmittelbare Ausdruck des Gefühls ist Kunst, sondern ein Kunstwerk entsteht erst dort, wo ein Akt der »Besinnung« zwischen die individuelle Gefühlserregung und ihre Darstellung tritt. Das so vermittelte Gefühl nennt Schleiermacher die »Stimmung, die aus dem Durchschnitt festgehaltener Affectionsmomente entsteht« (54). In einer solchen Durchschnitts-Stimmung gründen alle Künste, die Schleiermacher in drei Abteilungen unterscheidet: »begleitende Künste« (Mimik, Musik), »bildende Künste« (Architektur, Skulptur, Malerei), und die »Poesie« – allerdings bricht die Vorlesung mitten in der Behandlung der Skulptur ab. Das Kolleg von 1825 wiederholt diese Struktur ohne größere Veränderungen, behandelt aber den vorliegenden Nachschriften zufolge nach der Skulptur auch die Malerei und Poesie. Auch im letzten Kolleg von 1832/33 behält Schleiermacher die Dreiteilung in eine historische Einleitung, einen allgemeinen spekulativen und einen besonderen Teil bei, erweitert aber vor allem den historischen Teil beträchtlich durch die Darstellung der antiken Kunsttheorien von Platon und Aristoteles, der Ästhetik der Empfindsamkeit von Baumgartner bis Sulzer und der zeitgenössischen Kunsttheorien von Kant, Fichte, Schelling und Hegel. Ins Zentrum tritt jetzt der Begriff des unmittelbaren Selbstbewusstseins, das die Funktion der Stimmung als Ausgangspunkt aller Kunstpraxis übernimmt und seinerseits in das »Gesamtbewusstsein« eingebettet ist, was die ethische, also kulturelle Einbettung aller künstlerischen Produktivität unterstreicht. Bei den bildenden Künsten tritt zwischen Architektur und Malerei die »schöne Gartenkunst«, so dass die Skulptur nicht mehr auf die Architektur, sondern auf die Malerei folgt. Aber sonst wird wenig verändert.

Anders als bei der Dogmatik, der Dialektik und der Ethik ist nicht erkennbar, dass Schleiermacher an eine Veröffentlichung seiner Ästhetikvorlesungen gedacht hatte. Er konzentrierte seine Publikationsbemühungen auf die zeitgleich erarbeitete Glaubenslehre und Ethik sowie seine einschlägigen Akademievorträge zur Kunst. Eine erste Edition der Vorlesungen erfolgte in den »Sämmtlichen Werken« 1842 durch Carl Lommatzsch. Dieser folgt im Wesentlichen Nachschriften des Kollegs von 1832/33, berücksichtigt aber nicht Schleiermachers eigene Manuskripte. Die von Rudolf Odebrecht 1932 vorgelegte Edition kritisiert diese Mängel und orientiert sich am Erstentwurf der Ästhetik von 1819. Thomas Lehnerers Studienausgabe von 1984 folgt dem mit einigen Einschränkungen, während die von Holden Kelm 2018 vorgelegte Studienausgabe die Nachschrift des Kollegs von 1832/33 von Alexander Schweizer reproduziert. Insgesamt sind 11 Nachschriften von Schleiermachers Ästhetikvorlesungen bekannt, zwei von 1819, vier von 1825 und fünf von 1832/33, die in der vorliegenden Ausgabe alle berücksichtigt werden.

Diese wurde zwischen 2016 und 2020 an der Schleiermacher-Forschungsstelle der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften erarbeitet und stützt sich wesentlich auf die Vorarbeiten von Wolfgang Virmond, der im Januar 2020 verstarb. Ihm ist die von Holden Kelm verantwortete vorliegende Ausgabe gewidmet. Sie basiert auf allen verfügbaren Materialien. Nach einer gründlichen und informativen historischen Einleitung (XIX−L) und einem detaillierten editorischen Bericht (L−LXXIX) bietet sie in einem ersten Teil die Manuskripte Schleiermachers, insbesondere das Kollegheft von 1819 (37−129) und die Marginalien zum Kolleg 1832/33 (131−157). Ein zweiter Teil enthält Vorlesungsnachschriften der drei Kollegien, wobei jeweils die beste Nachschrift als Haupttext wiedergegeben wird – für 1819 die Nachschrift Blume (an der sich Odebrecht orientiert hatte: 161−277), für 1825 die Nachschrift Bindemann (die hier erstmals vollständig veröffentlicht wird: 279−533) und für 1832/33 die Nachschrift Schweizer (die erst in jüngerer Zeit wieder aufgefunden wurde und als bislang vollständigste bekannte Nachschrift der Ästhetikvorlesung den Leittext dieser Ausgabe bildet: 535−911). In einem Anhang werden einige bislang unveröffentlichte Manuskripte Schleiermachers abgedruckt: zur Musik, zu einem Trauerlied, zur Ästhetik von Boutewerk und zur dritten Akademieabhandlung »Über den Umfang des Begriffs der Kunst in Bezug auf die Theorie derselben« (915−924). Verzeichnisse und Register beschließen den Band.

Schleiermachers Ästhetik ist mit dieser Ausgabe in einer mustergültigen Form verfügbar, die eine intensivere Auseinandersetzung mit ihren Überlegungen möglich macht. Ihr Ansatz einer semiotisch begründeten Ästhetikkonzeption des künstlerischen Produzierens wurde lange Zeit unzureichend rezipiert, weil die kompilatorische Präsentation des Materials ihre eigentlichen Pointen verdeckt und verstellt hatte. Schlegel, Schelling und Hegel dominierten die Debatte, nicht Schleiermacher. Jetzt ist die eigenständige Kontur seiner Ästhetik nicht mehr zu übersehen. Sie umkreist mit ihrem Ausgang von der Kunstproduktion zwei Sachverhalte, die auch in der Gegenwart ihre Bedeutung nicht verloren haben. Zum einen ist ein Kunstwerk nicht der unmittelbare Ausdruck einer individuellen Gefühlserregung, sondern zwischen die Gefühlserregung und ihre Darstellung muss ein Akt der »Besinnung« treten, der das individuelle Gefühl zur »Stimmung« gestaltet und damit auch für andere nachvollziehbar macht. Kunstwerke lassen sich verstehen – auch von anderen. Zum anderen ist die Betonung von unmittelbarem Selbstbewusstsein und »Gesamtbewusstsein« in den späteren Jahren eine Erinnerung daran, dass alle künstlerische Produktivität in kulturelle Bewusstseinsprozesse eingebettet ist, die sie mitbestimmen und die von ihr mitbestimmt werden. Kunstwerke erschließen etwas über die Bewusstseinslage einer Zeit und verändern diese zugleich. Kunst muss also nicht zur politischen Kunst werden, um einen gesellschaftlichen Effekt zu haben. Sie ist als Kunst immer schon Ausdruck und Gestaltungskraft eines gesellschaftlichen Bewusstseins. Man muss sie nur so auch sehen, hören, empfinden, miterleben. Schleiermachers Ästhetik bietet dafür Überlegungen, von denen man noch immer lernen kann. Mit der vorliegenden Ausgabe ist dafür eine Basis geschaffen, die besser kaum sein könnte.

KGA IV/2: Dass Schleiermacher Platons Dialoge übersetzte, wissen viele. Weniger bekannt ist, dass er vor allem zu Beginn seiner schriftstellerischen Karriere auch an anderen Übersetzungsprojekten beteiligt war. Der vorliegende Band KGA IV/2, herausgegeben von Günter Meckenstock in Verbindung mit Anette Hagan, bietet Schleiermachers Übersetzung zweier ganz verschiedener englischer Werke, der Predigten von Joseph Fawcett, die Schleiermacher allein verantwortet hat (1−853), und des Forschungsberichts von Mungo Park über seine Reisen im Innern von Afrika, an dessen Übersetzung Schleiermacher beteiligt war (855−1155). Die historische Einführung der Bandherausgeber informiert gewohnt detailliert und zuverlässig über die Entstehungsgeschichte der beiden Werke und ihrer Übersetzungen (VIII−LVII), der editorische Bericht über die Text- und Druckgestaltung der Edition (LVIII−LXV). Abkürzungs- und Literaturverzeichnisse sowie ein Namen- und Bibelstellenregister runden den Band ab (1159−1183). Die Fawcett-Predigten erschienen 1798 als Schleiermachers Übersetzung, wurden aber nicht in die »Sämmtlichen Werke« aufgenommen. Die Übersetzung von Mungo Parks Reisebericht wurde 1799 ohne Nennung der Übersetzer publiziert. Beide werden in diesem Band erstmals seit Erscheinen wieder veröffentlicht, mit textkritischem Apparat und (knappem) erläuternden Sachapparat.

Fawcett war einer der wirkungsmächtigsten Prediger der protestantischen Dissenter in England in der zweiten Hälfte des 18. Jh.s. Mit seinen sozianisch-unitarischen Predigten trug er erheblich zur Spaltung der Congregational Church in einen trinitarischen und einen antitrinitarischen Flügel bei. Auch nach dem Act of Toleration von 1689 war die Ablehnung der Trinitätslehre in England bis 1813 strafbar. 1787 gab Fawcett sein Predigtamt bei den Kongregationalisten in Walthamstow auf und wechselte nach London an das presbyterianische Gemeindehaus Old Jewry, wo er die Sonntagabendpredigten als öffentliche Vorlesungen wieder einführte. Die rhetorische Brillanz seiner Kanzelreden, ihre gedankliche Klarheit und vernunftgeleitete Argumentation zogen bald ein breites Publikum an. Eine Sammlung seiner Sermons erschien 1795 in zwei Bänden in London. Im Zentrum steht das Tugendthema in seinen vielfältigen Ausprägungen im privaten und öffentlichen Leben. Dogmatische Themen werden vermieden, Jesus wird insgesamt nur sechsmal erwähnt, vom Heiligen Geist ist nirgends die Rede. Schleiermacher übersetzte die Sammlung mit Ausnahme von zwei Predigten und ordnete die beiden Bände etwas anders an. Über die Gründe für die Auslassung der beiden Predigten lässt sich nichts Verlässliches sagen. Sachlich knüpft Schleiermacher an die Übersetzung der Blair-Predigten an, die der Berliner Oberhofprediger F. S. G. Sack veranlasst hatte. Die Publikation wurde von der Kritik sehr positiv aufgenommen. »Geistreichere geistliche Reden, als diese sind, haben wir wenige« (XXVI), heißt es 1804 in den Ergänzungsblättern zur Allgemeinen Literatur-Zeitung.

Die Edition bietet auf den Seiten 1−853 eine Synopse von Fawcetts Kanzelreden und Schleiermachers Übersetzung in der Anordnung Schleiermachers einschließlich der »Vorrede von Friedrich Samuel Gottfried Sack« im Anhang des ersten Bandes (433−442), in der die gelegentliche Langschweifigkeit, Eitelkeit und mangelnde Herzlichkeit der Predigten durchaus kritisch beurteilt werden (vgl. 427 ff.). Neben den von Schleiermacher belegten Nachweisen zu Bibelstellen erfasst die kritische Edition auch alle sonstigen Zitate des Originaltextes, die dort nicht ausgewiesen sind. Über die Details informiert der Editorische Bericht (LVIII−LXIV). Damit liegt nicht nur Schleiermachers Übersetzung, sondern mit dem dokumentierten Originaltext auch ein herausragendes Beispiel einer gewichtigen rhetorischen Predigttradition des englischen Protestantismus der Aufklärungsepoche in zuverlässiger Gestalt vor.

Ganz anders ist die Sachlage bei dem Reisebericht von Mungo Park aus den Jahren 1795−1797. Mungo Park war auf einer Schafsfarm in den Scottish Borders aufgewachsen und Wundarzt geworden. Seine Familie gehörte zur gemäßigteren Richtung der Burghers in der Secession Church, einer Abspaltung der Church of Scotland. 1794 wurde er von der African Association beauftragt, den Lauf des Niger zu erforschen. Vier frühere Versuche anderer Forscher waren gescheitert. Mungo Park dagegen kam nach einer abenteuerlichen Reise von zweieinhalb Jahren mit kriegerischen Ereignissen, Gefangenschaft, Flucht, lebensgefährlichen Situationen und vielen Todesfällen Ende Dezember 1797 wieder zurück und publizierte 1799 seinen Reisebericht mit einem Anhang von Major Rennell mit geographischen Illustrationen und Kartenmaterial. Die Mündung des Niger hatte Park allerdings nicht gefunden. 1805 brach er daher zu einer zweiten Reise auf, fand aber vermutlich zusammen mit seinen Begleitern bei Bussa im nordwestlichen Nigeria im Januar oder Februar 1806 bei einem Feuergefecht oder durch Ertrinken den Tod. Dass der Niger in einem Delta im Golf von Guinea mündet, wurde erst 1830 entdeckt. Parks Reisebericht wurde bald in verschiedene Sprachen übersetzt, 1799 auch ins Deutsche. Schleiermacher war an der Übersetzung aufgrund seiner Bekanntschaft mit dem Verleger Johann Carl Philipp Spener und seiner Freundschaft mit Henriette Herz beteiligt. Wo und wie viel er mitgearbeitet hat, ist nicht mehr in jedem Detail zu klären. Der ganze Reisebericht wird in der vorliegenden Ausgabe deutsch abgedruckt (855−1155). Nur die Teile, bei denen man sicher sein kann, dass sie auf Schleiermacher zurückgehen, werden zweisprachig geboten (972−1077).

Der Bericht ist aus vielfältigen Gründen interessant. Heute dürften neben vielen anderen Details besonders seine Ausführungen über die »religiösen Meinungen der Neger« (1096), die Zurückweisung gängiger Klischees über ihre angebliche Trägheit und Untätigkeit (1100 f.) und seine »Bemerkungen über die Beschaffenheit und die Ursachen der Sklaverei in Afrika« (1105−1112) Interesse finden. Ausführlich beschreibt Park die verbreitete Praxis der innerafrikanischen Sklaverei. Als Hauptursachen nennt er »Gefangenschaft, Hungersnoth, Schulden, Verbrechen« (1107−1112), also die ständigen Kriege und den Verkauf von Gefangenen, die Hungersnöte und verbreitete Schuldsklaverei, und – am seltensten – die Strafe für Verbrechen wie »Mord, Ehebruch und Zauberei« (1111). Ich »muß zu meiner Freude den Afrikanern das Zeugniß geben, daß sie mir nicht häufig zu sein scheinen« (1111). Park beschließt seine Darlegungen mit der Bemerkung: »Das sind die allgemeinen Umrisse des Systems der Sklaverei, welches in Afrika herrscht, und man sieht es seiner Natur und seinem Umfang an, daß es sich nicht erst aus neueren Zeiten beschreibt. Wahrscheinlich ist es in jenem frühen Alterthume entstanden, ehe noch die Mauren einen Weg durch die Wüste entdeckt hatten. Inwiefern es durch den Sklavenhandel aufrechterhalten werde, welcher seit zweihundert Jahren zwischen den Europäern und den Küstenbewohnern getrieben wird, das bin ich nicht im Stande zu entscheiden.« (1112) Aber obwohl Park seine ablehnende Haltung gegenüber diesem Handel deutlich macht, befürchtet er aufgrund seiner Erfahrungen auch, dass »der gänzliche Stillstand dieses Handels [...] weder so große noch so wohltätige Folgen haben dürfte, als manche weise und würdige Männer aus Menschenliebe erwarten« (1112), weil die Ursachen des Übels damit nicht beseitigt wären.

Der Band hat alle Vorzüge einer exzellenten wissenschaftlichen Edition, wie man sie von der KGA erwartet. Allerdings ist es bedauerlich, dass man wie in der Erstausgabe von 1799 den Reisebericht Mungo Parks ohne die der englischen Ausgabe beigegebenen Karten und geographischen Berichte von Major Rennell veröffentlicht hat. Man habe es »dem Vortheil der Käufer für zuträglicher gehalten«, so hieß es damals, »Rennells Karte besonders zu verkaufen« − »mit Erläuterungen« versteht sich, und die »Namen der Länder, Orte und Personen in Afrika, nicht nach der englischen Rechtschreibung, sondern wie sie der dadurch angedeuteten Aussprache nach lauten würden« (861). Es wäre hilfreich gewesen, wenn dem Bericht eine derartige deutsche Karte der Reise beigegeben worden wäre. Ortsangaben wie »10° 11' N, 4° 32' O« (XXXVIII) mögen geographisch präzis sein, es geht ihnen aber die Anschaulichkeit ab, die das Verstehen befördern würde.