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Ausgabe:

April/2023

Spalte:

377-378

Kategorie:

Philosophie, Religionsphilosophie

Autor/Hrsg.:

Schlittmaier, Anton

Titel/Untertitel:

Philosophie der Sozialen Arbeit. Ein Lehrbuch.

Verlag:

Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer 2018. 286 S. Kart. EUR 34,00. ISBN 9783170325654.

Rezensent:

Udo Krolzik

Anton Schlittmaier hat Sozialpädagogik und Philosophie, Sozial- und Erziehungswissenschaften studiert und ist Professor für Philosophie, Ethik und Anthropologie in der Sozialen Arbeit an der Sächsischen Studienakademie in Breitenbrunn. Er befasst sich intensiv mit Philosophie in der Sozialen Arbeit, wie seine Veröffentlichungen und insbesondere das vorliegende Werk zeigen. Sein Buch ist aus der praktischen Lehre in Bachelorstudiengängen entstanden, was sich am Aufbau und Inhalt ablesen lässt. Insofern ist das Buch gut geeignet als Lehrbuch für den Studiengang der Sozialen Arbeit. Es kann aber auch aufgrund seiner Einführung in die Theorien ausgewählter Philosophen und deren Ertrag für die Soziale Arbeit in anderen Studiengängen der Sozialwissenschaften mit Gewinn genutzt werden.

S. stellt zentrale Positionen einiger Philosophen in neun Teildisziplinen der Philosophie vor: Erkenntnistheorie und Sprachphilosophie, Wissenschaftstheorie, Ontologie, Ethik, Sozialethik, Rechtsphilosophie, Anthropologie, Ästhetik, Philosophie der Bildung und Erziehung. Diese ausgewählten Teildisziplinen geben dem Lehrbuch ihre Gliederung. S. bietet keine allgemeine Einführung in die Philosophie – Werke dieser Art sind zahlreich –, sondern er will anhand der genannten klassischen Teildisziplinen der Philosophie den Ertrag für die Praxis der Sozialen Arbeit herausarbeiten. Insofern beschränkt sich die Auswahl der Philosophen und Themen auf den klassischen Kanon.

Das Besondere dieses Lehrbuches ist die methodisch-didaktische Darstellung dieser Teildisziplinen. So beginnt jedes Kapitel mit einem Fallbeispiel, auf das die Grundgedanken der verschiedenen Philosophen bezogen werden und das durch Problemstellungen aus der Praxis vertieft und erweitert wird. So wird der Ertrag der Philosophie für die Soziale Arbeit herausgearbeitet – wie z. B. der von Ontologie für ADHS (30 f.). Dabei kennzeichnen entsprechende Markierungen jeweils die Rückgriffe und die Erträge für die Soziale Arbeit. Dem Zusammenhang der Kapitel und deren Vertiefung und Ergänzung dienen auch die Querverweise in den einzelnen Kapiteln.

Die Literaturhinweise zu den einzelnen Philosophen und deren Positionen zeigen, dass S. den jeweiligen Diskussionsstand kennt, wobei es S. nicht um eine vollständige Darstellung der jeweiligen Diskussionsstände geht, sondern er nutzt die Diskussionen, um die Verknüpfung von Philosophie und sozialarbeiterischer Praxis zu erleichtern – wie z. B. das Forschungskonzept, das der amerikanische Philosoph Charles Sanders Peirce (1839–1914) entwickelte und das von neueren Autoren aufgegriffen wurde.

Auch wenn die Praxisrelevanz im Mittelpunkt steht, geht es nicht darum, einfache Handlungsanweisungen oder schlichtes verwertbares Wissen zu generieren, sondern es soll die Reflexion über immer wiederkehrende Probleme und Sachverhalte angeregt und Interesse an grundlegenden Fragen geweckt werden.

Das Lehrbuch wird seinem Anspruch, den Beitrag philosophischer Reflexionen für die Praxis Sozialer Arbeit aufzuzeigen, gerecht, indem sozialarbeiterische Praxis vergegenwärtigt und durch philosophische Theorien vertieft und weiterentwickelt wird. Es ist sowohl für die persönliche Lektüre wie für den Gebrauch in Lehrveranstaltungen geeignet. Für den Leser, der mit philosophischen Reflexionen wenig vertraut ist, werden selbst schwierige Gedankengänge Schritt für Schritt erschlossen und durch Praxisbeispiele nahegebracht. Besonders für die Lehrveranstaltungen in stark praxisorientierten Studiengängen sind die klaren und einfachen Sätze sehr hilfreich.