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Ausgabe:

Januar/2023

Spalte:

40-41

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Autor/Hrsg.:

Oehmig, Stefan, u. Stefan Rhein [Hgg.]

Titel/Untertitel:

Wittenberger Bibeldruck der Reformationszeit.

Verlag:

Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2022. 552 S. m. zahlr. Abb. = Schriften der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, 24. Geb. EUR 138,00. ISBN 9783374068838.

Die Entstehungsgeschichte der Luther-Bibel ist gut erforscht und breit dokumentiert, grundstürzend neue Entdeckungen und Einsichten werden schwerlich zu gewärtigen sein. Insofern war das mit dem vorliegenden Band dokumentierte, im September 2020 abgehaltene Kolloquium gut beraten, nicht etwa nur die verfügbaren Wissensbestände zu reformulieren, sondern »möglichst viele Facetten, die mit dem Wittenberger Bibeldruck in Verbindung stehen und bislang oft keine oder nur wenig Beachtung gefunden hatten, zur Sprache zu bringen« (5). Dergestalt ist ein breit gefächertes, interessantes Spektrum von Spezialthemen zustande gekommen.

So erfährt man tiefenscharf Erhellendes zur sprachschöpferischen Leistung des Bibelübersetzers Luther, zu der in penibel geführten Protokollen verbuchten Revisionsgeschichte sowie den produktions- und handelstechnischen Rahmenbedingungen der Luther-Bibel, desgleichen zum wichtigsten Wittenberger Bibeldrucker Hans Lufft und den erfolglosen Abwehrversuchen Herzog Georgs von Sachsen. Bemerkenswert ist zudem der umsichtig kontextualisierte Aufweis, dass 1534 die erste »Vollbibel« Luthers nicht in Wittenberg, sondern, von Johannes Bugenhagen in niederdeutsche Sprache übertragen, in Lübeck herauskam. Etliche Beiträge beschäftigen sich mit den Beigaben der Luther-Bibel, seien es verschiedene Paratexte oder die verkaufsfördernd hinzugefügten künstlerischen Ausgestaltungen. Dazuhin eruieren einzelne Untersuchungen, gleichermaßen minutiös und exemplarisch, die Rezeptions- und Gebrauchsspuren der Wittenberger Bibelausgaben zumal im mitteldeutschen Niederadel, Bürger- und Handwerkertum.

Den 18 Spezialstudien des Bandes ist es insgesamt gelungen, ihren gemeinsamen Forschungsgegenstand vielfältig und anregend, oft auch neuartig zu aspektieren. Wer künftig die Entstehungsgeschichte der Luther-Bibel darstellen will, wird dies, seit der angezeigte Band vorliegt, zwar nicht fundamental anders, wohl aber anschaulicher, bunter und detaillierter als bisher tun können.

A. B.