Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

September/2022

Spalte:

821–822

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Autor/Hrsg.:

A. J. Forte (Ed.)

Titel/Untertitel:

Vetus Latina. Die Reste der altlateinischen Bibel. Nach Petrus Sabatier neu gesammelt u. hg. v. d. Erzabtei Beuron unter d. Leitung v. Th. J. Bauer. Bd. 11/2: Sirach (Ecclesiasticus). Pars altera. Fasc. 2: 28,25–33,26.

Verlag:

Freiburg i. Br. u. a.: Verlag Herder 2021. 80 S. Kart. EUR 64,00. ISBN 9783451003882.

Rezensent:

Heinrich Holze

Ebenfalls in dieser Rezension besprochen wird:

Vetus Latina. Die Reste der altlateinischen Bibel. Nach Petrus Sabatier neu gesammelt u. hg. v. d. Erzabtei Beuron unter d. Leitung v. Th. J. Bauer. Bd. 14/1: Danihel. Hg. v. J.-C. Haelewyck. Fasc. 1: Introduction. Dn 13,1–10. Hgg. v. P.-M. Bogaert u. J.-C. Haelewyck. Freiburg i. Br. u. a.: Verlag Herder 2021. 80 S. Kart. EUR 64,00. ISBN 9783451003424. Fasc. 2: Dn 13,11–64; 1,1–13. Hg. v. J.-C. Haelewyck. Freiburg i. Br. u. a.: Verlag Herder 2021. 80 S. Kart. EUR 64,00. ISBN 9783451003431.

Aus dem Vetus Latina-Institut der Erzabtei Beuron sind Editionen
der altlateinischen Überlieferung anzuzeigen. Die Vetus Latina,
zu der die lateinischen Bibeltexte gehören, die vor und neben der
Vulgata entstanden, war für die lateinischen Väter und die antiken
christlichen Schriftsteller die grundlegende Textbasis für das Studium
der Heiligen Schrift. Bis zum frühen Mittelalter war sie der
am meisten gelesene lateinische Bibeltext mit großem Einfluss auf
die Geistes- und Kulturgeschichte der westlichen Welt. Die Vetus
Latina ist darum eine unverzichtbare Grundlage für das Studium
der Geschichte der christlichen Theologie. Die beiden hier anzuzeigenden
Teillieferungen zu den Büchern Daniel und Esra bieten
dafür wichtige Bausteine.
Der wissenschaftliche Leiter des Beuroner Instituts, Thomas Johann
Bauer, hatte im 61. Arbeitsbericht 2018/19 darauf hingewiesen,
dass die Edition des Buches Daniel noch am Anfang stehe (vgl. ThLZ
146 [2021], 296 f.). Mit den beiden Teillieferungen von Band 14 können
nunmehr erste Arbeitsergebnisse vorgestellt werden. Herausgeber
ist Jean-Claude Haelewyck, Professor emeritus an der Faculté
de Théologie de l’Université Catholique de Louvain und Maître de
recherches au Fonds National de la Recherche Scientifique. In seiner
Einführung hebt er die breite Rezeption des Danielbuches in
der Ikonographie sowie in der Theologiegeschichte hervor. Zugleich
stellt er aber fest, dass die Überlieferung des lateinischen Textes nur
noch bruchstückhaft vorhanden ist. Deswegen habe man bei der
Rekonstruktion des Textes auch biblische Zitate und Hinweise bei
den lateinischen und ins Lateinische übersetzten Kirchenschriftstellern
und anderen antiken christlichen Autoren herangezogen
(Kapitel 1). Der vergleichende Blick auf die griechische Texttradition
der Septuaginta und des Theodotion bestätigt die Bedeutung
der altlateinischen Überlieferung (Kapitel 2). Auffällig ist, dass das
Danielbuch in den altlateinischen Texten einen Aufbau hat, der sich
an den zwölf Visionen orientiert, erst in späterer Zeit werden andere
Gliederungen erkennbar (Kapitel 3). Große Bedeutung für die
theologische Wirkungsgeschichte des Buches, insbesondere für die
gottesdienstliche Liturgie, haben die Lieder des Danielbuches, die
in der altlateinischen Textüberlieferung auch einzeln tradiert wurden
(Kapitel 4). Ausgehend vom Lied Asarjas unterscheidet der Herausgeber
vier altlateinische Texttypen, deren älteste in das 2./3 Jh.
zurückreicht, wie lateinische Übersetzungen des Barnabasbriefes
und des Hermas belegen. Zwei unterschiedliche afrikanische Überlieferungslinien
zeigen sich bei Tertullian, Cyprian und anderen
Autoren (Tyconius, Optatus von Mileve, Quodvultdeus). Eine europäische
Textüberlieferung wird im 4./5. Jh. bei Lucifer von Calaris
und Hilarius von Poitiers sowie beim Ambrosiaster und Salvian von
Marseille erkennbar. Augustin und Hieronymus werden als eigenständige
Überlieferungstraditionen vorgestellt (Kapitel 5).
Anzuzeigen ist weiterhin der Fortgang der Edition des Buches
Sirach . Die vorliegende Teillieferung enthält den Text der Kapitel
28,25–33,26. Wie an früherer Stelle bereits berichtet (vgl. ThLZ 144
[2019], 774–6), wurde das Editionsprojekt durch mehrere Wechsel in
der Herausgeberschaft erheblich verzögert. Unter der Leitung von
Anthony J. Forte aber ist ein neues Fundament geschaffen worden,
das auf einen zügigen Fortgang der Edition hoffen lässt.