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Ausgabe:

Juni/2022

Spalte:

567–568

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

[Horn, Friedrich Wilhelm]

Titel/Untertitel:

Paulus und Petrus. Geschichte – Theologie – Rezeption. Festschrift für Friedrich Wilhelm Horn zu seinem 60. Geburtstag. Hgg. v. H. Omerzu u. E. D. Schmidt.

Verlag:

Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2016. 369 S. = Arbeiten zur Bibel und ihrer Geschichte, 48. Geb. ISBN 9783374041442.

Rezensent:

Theo K. Heckel

Die Festschrift für Friedrich Wilhelm Horn sammelt Aufsätze zum Corpus Paulinum und zur Person des Petrus. Bernd Kollmann sammelt handbuchartig (bekannte) Daten zu den Lebensläufen von Petrus und Paulus (19-–42). Bei seiner Darstellung der Petrus-Rom-Traditionen übersieht er ApkPetr 14 (»wandere also in die Stadt des Westens«).
Dietrich-Alex Koch nimmt sich des spezielleren Themas der Begegnungen beider Apostel in Geschichte und Kult an (43–57). Oda Wischmeyer arbeitet als zweites tragendes Konzept neben der Gerechtigkeits-Thematik im Röm dessen Liebes-Konzept heraus (61–77). Udo Schnelle befasst sich mit der Sünden-Thematik des Röm (79–100). Michael Bachmann zeigt, wie Paulus das Heilshandeln Gottes an Israel im Gal aufnimmt (101–136), Ruben Zimmermann müht sich an der Grundlegung der paulinischen Ethik ab (137–159), Marco Frenschkowski fragt nach Naturrechtsgedanken bei Paulus und sieht Ansätze dazu (161–184). Richtig arbeitet er die grundlegenden Differenzen etwa zur Stoa heraus, wenn er herausstellt, dass Paulus die Bedürftigkeit des Menschen nach Erlösung nie hinterfragt. M. E. wären frühjüdische Diskurse stärker zu be­rücksichtigen, welche z. B. die Ankündigung Jer 31,31–34 als erfüllt deuten, die von der in das Herz geschrieben Tora reden. Dieter Zeller unterstreicht, dass die Thematik Tod und Sünde in 1Petr 2,24; 4,1 die Kenntnis von Röm 6,1–11 voraussetzt und nicht nur auf ähnlichen Traditionen beruht (185–194). M. E. unterstützen weitere Be­obachtungen diese These: Das seltene Verb »gleichschalten« in 1Petr 1,14 belegt ebenso eine Kenntnis des Röm (Röm 12,2) wie auch der Abschnitt zum Gehorsam gegenüber dem Staat 1Petr 2,14–17 zu Röm 13,1–7 (Th. K. Heckel, Die Briefe des Jakobus, Petrus […], NTD 10, 2019, 78–80).
Unter der Überschrift »Rezeption« finden sich Aufsätze zur Darstellung des Paulus als Visionär von 1Kor 15 bis 2Petr 1,16–18 (Konrad Huber), Petrus in lkn Perspektive (Christfried Böttrich) und den Pastoralbriefen (Jens Herzer) und andere zu Petrus (Karl-Wilhelm Niebuhr; Ulrich Volp; Friederike Nüssel). Niebuhr lenkt den Blick auf die theologische Bedeutung der Anordnung der Briefe im Neuen Testament (Die Apostel und ihre Briefe, 273–292). Sein Vorschlag, zwischen historischem und theologischem Begriff der Apostolizität zu unterscheiden, führt m. E. ins Abseits (290). Vielmehr hat die Anordnung der Briefe einen historischen Ort und einen bestimmten Apostelbegriff, besser: eine Vorstellung davon, welche im 2. Jh. vorhandenen schriftlichen Überlieferungen auf Zeugen Jesu zu­rückgehen könnten. Nach diesem Verständnis ordnet sie die nun »Taten der Apostel« überschriebene Apg zu den Zeugnissen wie Jak und 1–3Joh. Dass diese Auswahl nicht theologisch zensierte, was im 2. Jh. gegen dann aktuelle Strömungen eingesetzt werden konnte, sondern aufnahm, was vorlag, belegt z. B. der 3Joh, der weitgehend theologisch belanglos war und vielleicht ist. Volp stellt die nichtchristliche Petrusüberlieferung von ihren ersten erhaltenen Fragmenten (Kelsos um 180 n. Chr.) bis zu einem »Boom« im 4. Jh. auf Sarkophagdarstellungen mit Bildtafeln vor (293–319). Den Petrus dienst in evangelischer Sicht beleuchtet abschließend F. Nüssel (321–339). Die Festschrift bietet gute Aufsätze, die abgerundet in Handbüchern zu Petrus und Paulus auch gut wirken könnten.